Ist eine verlorene Führungsverantwortung problematisch bei der Bewerbung?
Frage: Ihre Karriereberatung schätze ich nun schon seit über zwanzig Jahren und ich habe mich, wann immer möglich, an Ihren Empfehlungen orientiert. Top Stellenangebote Zur Jobbörse Slider zurück scrollen Slider weiter scrollen Abteilungsleitung Bauen als Ortsbaumeister*in Stadt Karlsruhe Karlsruhe Zum Job Bauingenieur Tiefbau (m/w/d) als Bereichsleitung Bau & Service Oberursel (BSO) Oberursel (Taunus) Zum Job Fachingenieure Elektro- oder Versorgungs- oder Gebäude- und Energie- oder Umwelttechnik (w/m/d) als Grundsatz-Sachbearbeiter Energiemanagement Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen Potsdam, Brandenburg an der Havel, Cottbus oder Frankfurt (Oder) Zum Job Professur für Digitalisierung und KI im Maschinenbau Hochschule Ravensburg-Weingarten Weingarten Zum Job SCADA Projektingenieur (m/w/d) NORDEX GROUP Hamburg, Rostock Zum Job Ingenieurinnen / Ingenieure (w/m/d) für Versorgungstechnik bzw. 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Nachdem wieder einige Jahre vergangen sind, möchte ich mich extern bewerben und ein Zwischenzeugnis beantragen. Es stellt sich mir die Frage: Sollte das Intermezzo „Personalführung“ im Zwischen- oder später auch im Endzeugnis (und dann auch in der Bewerbung) besser nicht erwähnt werden, um auf diesen Karriereknick nicht extra hinzuweisen? Ich möchte meine weitere berufliche Laufbahn nicht wieder in Richtung „Führung“ lenken. Meine Zweifel: In einem Bewerbungsgespräch könnte das Thema zur Sprache kommen – was über soziale und berufliche Netzwerke irgendwohin durchsickert, hat man schon lange nicht mehr selbst in der Hand. Wie ist Ihre Meinung und welche Empfehlung geben Sie, damit ich unbeschadet aus diesem Dilemma herauskomme? PS: In unserem Konzern kommt es relativ häufig vor, dass durch Umstrukturierungen die unteren Leitungspositionen obsolet werden und sich diese Kollegen wieder technischen oder Projektleitungsaufgaben widmen. Meine derzeitigen Vorgesetzten bewerten meinen „Karriereknick“ deshalb auch nicht als solchen. Antwort: Zunächst eine allgemeine Antwort zum Thema, losgelöst vom konkreten Einzelfall: Ein weiterhin auf Karriere und insbesondere Personalführung ausgerichteter Mitarbeiter darf sich eine solche „Degradierung“ nicht einfach gefallen lassen. Die Wegnahme einer einmal errungenen Personalverantwortung ist für ihn schlimmer als es der niemals geschaffte Aufstieg gewesen wäre. Nur zu leicht hat ein späterer Leser der externen Bewerbung oder der internen Personalakte den Verdacht, hier wäre „gewogen und zu leicht befunden“ worden. Die Regeln sehen vor, dass ein betroffener Mitarbeiter des Aufstiegstyps, dem man ja etwas wegnimmt, was seiner Zielsetzung genau entsprochen hatte, daraufhin die Abteilung oder das Unternehmen wechselt, um seine so hoffnungsvoll begonnene Laufbahn anderweitig erfolgreich fortzusetzen. Da geht es nicht nur um die Überlegungen, was im Zeugnis stehen mag, sondern auch um Fragen des Images im Hause (Kollegenkreis), um Selbstachtung sowie um das glaubhafte Vertreten eigener Ansprüche. Man bewirbt sich noch aus der Führungsposition heraus und gibt als Begründung an, dass die eigene Ebene gestrichen werden soll. Das wird akzeptiert. Verfährt der Mitarbeiter nicht so, besteht die Gefahr, dass er den Anspruch auf Führung dauerhaft aufgibt. Lesen Sie auch: Konferenztools Microsoft Teams kostenlos nutzen: Tipps und Tricks Alles zu Anspruch und Höhe Abfindung: So bekommen Sie mehr – Tipps und Beispiele Wer an dieser Strategie zweifelt, versuche einmal, den Gewerkschaften bei der nächsten Tarifverhandlung oder dem Betriebsrat bei der nächsten Betriebsvereinbarung etwas wieder wegzunehmen, was man ihnen für die letzten zwei Jahre bereits zugestanden hatte. Da kann man etwas über zielgerichtete Unbeugsamkeit lernen. Nun zum anders gelagerten Fall unseres Einsenders: Er hat es ausprobiert und sich entschieden, nicht mehr führen zu wollen. Das „Intermezzo“ ist viele Jahre her, auch die jetzt beabsichtigte Bewerbung richtet sich wieder auf Positionen ohne Personalführung. Die wenigsten Probleme bekommt er, wenn sich der Arbeitgeber bereit erklärt, die zwischenzeitliche Führung gar nicht zu erwähnen. Ist das nicht machbar, so sollte er im Lebenslauf (der eher gelesen wird und wichtiger ist als das Zeugnis, zumindest im Bereich der Fakten) die Phase einfach weglassen – Tiefstapelei ist nicht annähernd so anrüchig wie das kriminelle Hochstapeln, es gibt keine verurteilten Tiefstapler in Gefängnissen. Ich glaube, dass im vorliegenden Fall die Gefahr, es könnte etwas über die sozialen Medien durchsickern, überschätzt wird. Im Vorstellungsgespräch übrigens – dann schläft man anschließend besser – kann man die Geschichte auch dann erwähnen, wenn sie nicht im Zeugnis vorkommt: „Zwischendurch, etwa von 20XX bis 20YY, hatte man mir auch eine Position als Leiter ABC übertragen, aber man strich dann diese Führungsebene konzernweit. Für mich war das eine wertvolle Erfahrung. Ich habe erkannt, dass meine Begabung viel mehr in der eigenständigen Bearbeitung technischer Aufgaben ohne Personalverantwortung liegt. Ich bin auf diesem Gebiet seitdem wieder mit großer Zufriedenheit und voller Anerkennung durch meine Vorgesetzten tätig.“ Damit kommt man durch. Übrigens auch die Vorgesetzten des Einsenders haben gemerkt, dass man diesen Mitarbeiter besser nicht führen lässt. Deren Beschwichtigungsversuch, der „Karriereknick“ sei gar keiner, deutet unbedingt darauf hin. Aber auch darauf, dass der Mitarbeiter auf der Ausführungsebene sehr geschätzt wird. Wer nach einem zurückliegenden Intermezzo im Führungsbereich inzwischen wieder vollmotiviert als Sachbearbeiter tätig ist und das auch bleiben will, hat eigentlich keine besonderen Probleme zu erwarten. Ggf. könnte die gehaltliche Einstufung zu Diskussionen führen. Service für Querleser: Wer in der Führungslaufbahn weiter aufsteigen will, sollte besser keine „Degradierung“ in seinen Unterlagen aufweisen. Zumindest keine, die er klaglos hinnimmt. Eine angemessene Reaktion wäre ein Arbeitgeberwechsel. Frage-Nr.: 3.027 Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 36 Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2019-09-06
Frage:
Ihre Karriereberatung schätze ich nun schon seit über zwanzig Jahren und ich habe mich, wann immer möglich, an Ihren Empfehlungen orientiert.
Somit habe ich auch darauf hingearbeitet – und es ist mir auch gelungen –, im technischen Umfeld eines Konzerns Personalverantwortung zu übernehmen. Diese Funktion hat mir aber wider Erwarten überhaupt keine Zufriedenheit gebracht. Nach knapp zwei Jahren fiel sie der Umstellung auf flache Hierarchien zum Opfer, was mir sehr gelegen kam: Ich konnte mich wieder voll im technischen Bereich engagieren.
Nachdem wieder einige Jahre vergangen sind, möchte ich mich extern bewerben und ein Zwischenzeugnis beantragen. Es stellt sich mir die Frage: Sollte das Intermezzo „Personalführung“ im Zwischen- oder später auch im Endzeugnis (und dann auch in der Bewerbung) besser nicht erwähnt werden, um auf diesen Karriereknick nicht extra hinzuweisen? Ich möchte meine weitere berufliche Laufbahn nicht wieder in Richtung „Führung“ lenken.
Meine Zweifel: In einem Bewerbungsgespräch könnte das Thema zur Sprache kommen – was über soziale und berufliche Netzwerke irgendwohin durchsickert, hat man schon lange nicht mehr selbst in der Hand.
Wie ist Ihre Meinung und welche Empfehlung geben Sie, damit ich unbeschadet aus diesem Dilemma herauskomme?
PS: In unserem Konzern kommt es relativ häufig vor, dass durch Umstrukturierungen die unteren Leitungspositionen obsolet werden und sich diese Kollegen wieder technischen oder Projektleitungsaufgaben widmen. Meine derzeitigen Vorgesetzten bewerten meinen „Karriereknick“ deshalb auch nicht als solchen.
Antwort:
Zunächst eine allgemeine Antwort zum Thema, losgelöst vom konkreten Einzelfall: Ein weiterhin auf Karriere und insbesondere Personalführung ausgerichteter Mitarbeiter darf sich eine solche „Degradierung“ nicht einfach gefallen lassen. Die Wegnahme einer einmal errungenen Personalverantwortung ist für ihn schlimmer als es der niemals geschaffte Aufstieg gewesen wäre. Nur zu leicht hat ein späterer Leser der externen Bewerbung oder der internen Personalakte den Verdacht, hier wäre „gewogen und zu leicht befunden“ worden.
Die Regeln sehen vor, dass ein betroffener Mitarbeiter des Aufstiegstyps, dem man ja etwas wegnimmt, was seiner Zielsetzung genau entsprochen hatte, daraufhin die Abteilung oder das Unternehmen wechselt, um seine so hoffnungsvoll begonnene Laufbahn anderweitig erfolgreich fortzusetzen.
Da geht es nicht nur um die Überlegungen, was im Zeugnis stehen mag, sondern auch um Fragen des Images im Hause (Kollegenkreis), um Selbstachtung sowie um das glaubhafte Vertreten eigener Ansprüche. Man bewirbt sich noch aus der Führungsposition heraus und gibt als Begründung an, dass die eigene Ebene gestrichen werden soll. Das wird akzeptiert. Verfährt der Mitarbeiter nicht so, besteht die Gefahr, dass er den Anspruch auf Führung dauerhaft aufgibt.
Wer an dieser Strategie zweifelt, versuche einmal, den Gewerkschaften bei der nächsten Tarifverhandlung oder dem Betriebsrat bei der nächsten Betriebsvereinbarung etwas wieder wegzunehmen, was man ihnen für die letzten zwei Jahre bereits zugestanden hatte. Da kann man etwas über zielgerichtete Unbeugsamkeit lernen.
Nun zum anders gelagerten Fall unseres Einsenders: Er hat es ausprobiert und sich entschieden, nicht mehr führen zu wollen. Das „Intermezzo“ ist viele Jahre her, auch die jetzt beabsichtigte Bewerbung richtet sich wieder auf Positionen ohne Personalführung.
Die wenigsten Probleme bekommt er, wenn sich der Arbeitgeber bereit erklärt, die zwischenzeitliche Führung gar nicht zu erwähnen. Ist das nicht machbar, so sollte er im Lebenslauf (der eher gelesen wird und wichtiger ist als das Zeugnis, zumindest im Bereich der Fakten) die Phase einfach weglassen – Tiefstapelei ist nicht annähernd so anrüchig wie das kriminelle Hochstapeln, es gibt keine verurteilten Tiefstapler in Gefängnissen.
Ich glaube, dass im vorliegenden Fall die Gefahr, es könnte etwas über die sozialen Medien durchsickern, überschätzt wird. Im Vorstellungsgespräch übrigens – dann schläft man anschließend besser – kann man die Geschichte auch dann erwähnen, wenn sie nicht im Zeugnis vorkommt: „Zwischendurch, etwa von 20XX bis 20YY, hatte man mir auch eine Position als Leiter ABC übertragen, aber man strich dann diese Führungsebene konzernweit. Für mich war das eine wertvolle Erfahrung. Ich habe erkannt, dass meine Begabung viel mehr in der eigenständigen Bearbeitung technischer Aufgaben ohne Personalverantwortung liegt. Ich bin auf diesem Gebiet seitdem wieder mit großer Zufriedenheit und voller Anerkennung durch meine Vorgesetzten tätig.“
Damit kommt man durch. Übrigens auch die Vorgesetzten des Einsenders haben gemerkt, dass man diesen Mitarbeiter besser nicht führen lässt. Deren Beschwichtigungsversuch, der „Karriereknick“ sei gar keiner, deutet unbedingt darauf hin. Aber auch darauf, dass der Mitarbeiter auf der Ausführungsebene sehr geschätzt wird.
Wer nach einem zurückliegenden Intermezzo im Führungsbereich inzwischen wieder vollmotiviert als Sachbearbeiter tätig ist und das auch bleiben will, hat eigentlich keine besonderen Probleme zu erwarten. Ggf. könnte die gehaltliche Einstufung zu Diskussionen führen.
Service für Querleser:
Wer in der Führungslaufbahn weiter aufsteigen will, sollte besser keine „Degradierung“ in seinen Unterlagen aufweisen. Zumindest keine, die er klaglos hinnimmt. Eine angemessene Reaktion wäre ein Arbeitgeberwechsel.
Frage-Nr.: 3.027
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 36
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2019-09-06
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