Homeoffice für Chefs, Büro für die Mitarbeitenden?
Viele Unternehmen drängen ihre Mitarbeitenden zurück ins Büro – doch es gibt eine spannende Beobachtung: Während Chefs auf Präsenz pochen, arbeiten sie selbst oft flexibel oder weiterhin im Homeoffice.

Chefs im Homeoffice: Flexibilität für sich, Büro für alle anderen – ein widersprüchliches Führungsmodell.
Foto: antherMedia / Andriy Popov
Für viele Beschäftigte ist Homeoffice ein entscheidendes Kriterium bei der Jobwahl – wird es angeboten, steigt die Attraktivität eines Unternehmens. Umgekehrt denken viele über einen Jobwechsel nach, wenn die Präsenzpflicht steigt. Doch wie glaubwürdig ist es, wenn Führungskräfte mehr Büropräsenz fordern, während sie selbst oft von zu Hause aus arbeiten?
Laut einer Studie nutzen Führungskräfte die Vorteile der Heimarbeit gerne für sich – trotz ihrer Skepsis gegenüber dem Modell. In einer Umfrage des Prognos-Instituts unter über 2.000 Berufstätigen gaben 68,2 % der Geschäftsführer, Firmeninhaber und Vorstände an, mobil zu arbeiten.
Chefs bleiben lieber zu Hause
Auch Führungskräfte unterhalb der obersten Ebene nutzen das Homeoffice mit knapp 54 % häufiger als ihre Teams. Bei gewöhnlichen Angestellten ohne Leitungsfunktion waren es dagegen nur etwa 40 %. Die Studie wurde von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft beauftragt.
Seit dem Ende der Corona-Pandemie fordern viele Unternehmen ihre Mitarbeitenden auf, wieder häufiger ins Büro zu kommen. Ein Hauptgrund: Viele Manager befürchten, dass die Produktivität im Homeoffice sinkt.
Das Prognos-Institut befragte 2023 insgesamt 2.010 Menschen in Bayern im Alter von 16 bis 69 Jahren – darunter 54 % Männer. Zusätzlich wurden rund 110 Unternehmen zu ihren Homeoffice-Regelungen befragt.
Nutzung des Homeoffice von der beruflichen Position abhängig
Am häufigsten nutzen Selbstständige und Freiberufler mobiles Arbeiten – über 76 % arbeiten zumindest teilweise von zu Hause oder unterwegs. Laut Prognos hängt die Nutzung des Homeoffice stark von der beruflichen Position ab.
Die Umfrage brachte noch eine weitere interessante Erkenntnis: In städtischen Regionen Bayerns ist Homeoffice weiter verbreitet als auf dem Land – obwohl Menschen in ländlichen Gebieten oft längere Pendelwege haben.
Und genau das kann ein Grund für den Jobwechsel werden. Darüber haben wir ausführlich berichtet.
Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Homeoffice-Möglichkeiten
So gaben in Oberbayern 44 % der Befragten an, mobil zu arbeiten, während es in Oberfranken nur knapp 29 % waren. Zudem zeigt die Studie einen Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Homeoffice-Möglichkeiten. „Ein höherer Bildungsabschluss führt zu besser bezahlten Jobs, die zumeist Homeoffice-fähig sind“, zitiert die dpa aus der Studie.
Die Studie untersuchte auch, wie mobiles Arbeiten den Verkehr beeinflusst. Das Ergebnis: Wer im Homeoffice arbeitet, fährt insgesamt weniger Auto, nutzt aber häufiger Bus, Bahn oder das Fahrrad. In ländlichen Regionen, wo es weniger öffentliche Verkehrsmittel gibt, bleibt der Anteil der Autofahrer höher als in den Städten. (mit dpa)
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