Karrierestrategie 24.03.2023, 10:01 Uhr

Berufliche Fachkompetenz: Fachwissen für Ingenieure

Ingenieure brauchen berufliche Fachkompetenz, praktisches Können und weiche Fähigkeiten, um erfolgreich zu sein. Das klingt so einleuchtend wie banal. Aber was ist wichtiger — Fachwissen oder Soft Skills? Und welches Fachwissen benötigen Ingenieure ganz konkret? Wie bauen sie es auf? Wie weisen sie es nach? So wichtig sind berufliche Fachkompetenzen für Ingenieure.

Ingenieure brauchen nicht nur Fachwissen.

Ingenieure brauchen nicht nur Fachwissen.

Foto: panthermedia.net/lunamarina

Was ist berufliche Fachkompetenz?

Berufliche Fachkompetenzen werden neudeutsch gerne als Hard Skills tituliert. Es handelt sich um fachliche Qualifikationen, die man in der Schule, Ausbildung, Weiterbildung, im Studium oder durch die tägliche Arbeit im Job erwirbt. Fachkompetenzen sind – in weiten Teilen jedenfalls – messbar und belegbar. Und sie können erlernt werden. Fachkompetenz wird einem nicht etwa durch genetische Disposition in die Wiege gelegt. Vielmehr kann sie abgespeichert, verinnerlicht, erarbeitet und einstudiert werden.

Was sind weiche Kompetenzen?

Im Gegensatz zu den Hard Skills stehen die Soft Skills. Die weichen Fähigkeiten lassen sich wiederum in Sozialkompetenzen und Personalkompetenzen zweiteilen. Erstere sind Stärken im zwischenmenschlichen Bereich, im Umgang mit anderen Menschen, Letztere im Umgang mit sich selbst. Zu den Soft Skills zählen Eigenschaften und Tugenden wie Zuverlässigkeit, Sorgfalt, Ausdauer und Selbstdisziplin, Kommunikations- und Teamfähigkeit, Belastbarkeit, Resilienz und Durchhaltevermögen.

Persönliche Eigenschaften sind in großen Teilen angeboren, aber auch sie können selbstverständlich eingeübt, trainiert und verbessert werden. Ein Beispiel ist Kreativität. Manche Menschen mögen von Natur aus einfallsreich, innovativ und vielleicht sogar genial sein. Nichtsdestotrotz können auch vermeintlich unkreative Zeitgenossen ihrer Fantasie durch spezifische Techniken und Methoden zur Ideenfindung auf die Sprünge helfen. Wer diese Methoden beherrscht, macht aus einer butterweichen Eigenschaft eine ziemlich harte.

Was sind Kompetenzen im Job?

Die Nachfrage nach harten IT- und Ingenieurskills ist hoch. Doch ändern sich die Präferenzen der Arbeitgeber mit der Zeit. Manche Spezialkenntnisse surfen auf der Trendwelle, andere geraten aus der Mode. Zu den weltweit wichtigsten Hard Skills 2023 zählt die Businessplattform Linkedin Kenntnisse in Softwareentwicklung, Finance, den Programmiersprachen SQL, Python, Java und Javascript, Datenanalyse, Cloud Computing, Betriebsführung und Customer Relationship Management. Insgesamt sind demnach Skills in Management, Kommunikation, Kundenservice, Führung, Vertrieb, Projektmanagement, Forschung, analytische Fähigkeiten, Marketing und Teamwork am bedeutendsten.

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In der Natur der Sache liegt, dass sich jede Kompetenz wiederum in einzelne Spezialfertigkeiten unterteilen lässt. So kann die harte Kernkompetenz Datenanalyse zum Beispiel die Visualisierung von Daten, Webanalyse, Präsentation, Ressourcenmanagement oder Forecasting umfassen. Der schwammige Oberbegriff Marketing wird mit konkreten Kompetenzen wie UX Design, Grafikdesign, Pay-per-Click-Advertising, Google Analytics, A/B-Testing, Social-Media- oder E-Mail-Marketing gefüllt. Managementkompetenz kann konkret Knowhow in Projektmanagement, Verhandlungsführung, Mitarbeiterrekrutierung oder Business Development meinen.

Beispiele für Fachkompetenzen im Ingenieurswesen

Welche beruflichen Fachkompetenzen Ingenieurinnen und Ingenieure benötigen, hängt stark von ihrer Fachrichtung, Branche und vom Arbeitgeber ab. Maschinenbauer haben andere Arbeitsschwerpunkte als Bauingenieure, Umweltingenieure andere als Luft- und Raumfahrtingenieure. Dementsprechend sind die Erwartungen an ihr Skillset höchst unterschiedlich.

  • Bauingenieure sind firm in Konstruktionstechnik, Statik und Baustoffkunde. Zudem punkten sie mit Fachkenntnissen in Geotechnik, Geologie, Umwelttechnik, Bauinformatik, Wasserbau und Betriebswirtschaft.
  • Chemieingenieure verfügen über naturwissenschaftliches Grundlagenwissen in Chemie, Biologie und Physik. Auch weisen sie Kenntnisse in Verfahrenstechnik, Prozesstechnik und Automatisierungstechnik auf.
  • Elektrotechniker bringen mathematisches Verständnis und Knowhow in Technischer Informatik mit. Sie vereinen Kenntnisse in Energie-, Nachrichten-, Antriebs-, Automatisierungs-, Regelungs- und Messtechnik.
  • Maschinenbauer kennen sich mit Mechanik, Werkstoffen und Konstruktion aus. Auch nutzen sie Datenverarbeitungssystemen wie CAD — und können versiert damit umgehen.
  • Wirtschaftsingenieure stellen sich interdisziplinär auf, bündeln technisches und wirtschaftliches Wissen. Ihnen stehen Grundkenntnisse in Maschinenbau und Elektrotechnik genauso gut zu Gesicht wie in BWL und Recht.

Wie kann ich Fachwissen nachweisen?

Oft stellen berufliche Fachkompetenzen sogenannte Muss-Anforderungen dar, also Voraussetzungen, die Bewerber zwingend erfüllen müssen, um eine ausgeschriebene Stelle adäquat ausfüllen zu können. Harte Fachkompetenzen, die dringend benötigt werden, binden Bewerberinnen und Bewerber daher möglichst schon im Lebenslauf stichwortartig ein. Auch im Anschreiben (sofern vonnöten) können sie jobbezogene Hard Skills nennen und thematisieren. Deutschland ist Zeugnisland — wer ein Dokument vorliegen hat, in dem Fachwissen schwarz auf weiß dokumentiert ist, fügt es besser in die Bewerbungsunterlagen ein.

Damit weisen Bewerber berufliche Fachkompetenzen nach:

  • Abschlüsse

    Relevant ist vor allem das Abschlusszeugnis der Hochschule, alternativ das Zwischenzeugnis mit Notenaufstellung. In der Notenaufstellung finden sich die thematischen Schwerpunkte während des Studiums wieder — für Arbeitgeber ist dies extrem aufschlussreich. Berufseinsteiger können zudem auf das Abitur- bzw. Schulabschlusszeugnis zurückgreifen. Auch eine abgeschlossene Berufsausbildung zählt.

  • Praktika

    Praktika und Hospitationen, die einen thematischen Bezug zur angepeilten Stelle, sind Gold wert – speziell für Berufseinsteiger. Noch besser, Kandidaten haben während ihres Praktikums wertvolle Berufskompetenzen erworben oder verfeinert. Darum Praktikumszeugnisse beilegen.

  • Zertifikate

    Weiterbildungszertifikate bei der Bewerbung nicht vergessen. Dabei kann es sich um Online-Kurse, Sprachkurse oder interne Fortbildungen handeln, die den Erwerb einer spezifischen Fähigkeit belegen.

  • Auslandsaufenthalt

    Ein längerer Aufenthalt im Ausland belegt harte Skills, nämlich Sprachkenntnisse. Konkret sind ein Auslandsstudium, Auslandssemester, aber auch ein Work-and-Travel-Jahr oder ein Au-Pair-Einsatz brauchbare Nachweise über erworbene Fremdsprachenkenntnisse.

Wie wichtig sind Fachkompetenzen?

Man kann sich die Bewerbung wie eine Pizza vorstellen. Die harten Skills sind die Basis, Teig und Tomatensauce. Ohne die geht es nicht. Obendrauf drapiert man die weichen Köstlichkeiten, Salami und Oliven, Artischocken und Champignons. Die Zutaten, die Personaler anbeißen lassen. Für Ingenieure ist demzufolge die richtige Mischung aus harten Fachkompetenzen und weichen Skills erfolgversprechend.

Sind harte oder weiche Skills wichtiger?

Unerlässlich ist für Ingenieure Grundwissen in Mathe, Physik und Elektrotechnik. Experten sprechen gerne von Hygienefaktoren, die schon im Studium die Spreu vom Weizen trennen. Im Beruf kommt das Spezialwissen hinzu, das beständig vertieft und erweitert wird. Die Soft Skills dagegen entscheiden häufig darüber, wer zur Führungskraft aufsteigt. In einer Umfrage von Personaldienstleister Gulp von 2021 antworteten auch die meisten befragten Freelancer, dass selbstständiges Arbeiten, Selbstbewusstsein, Kommunikationsfähigkeit und Flexibilität die wichtigsten Eigenschaften für beruflichen Erfolg seien. Fachwissen landete nur abgeschlagen auf dem zehnten Platz.

Für Ingenieure spielen Teamwork und Vernetzung heute eine wesentlich größere Rolle als früher. Der einsame Tüftler in der Garage ist die Ausnahme, auch er ist auf Unterstützung und Austausch angewiesen. Überdies macht die zunehmende Digitalisierung Vernetzung und eine intensivere Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Arbeitsbereichen notwendig. Dennoch ist es von entscheidendem Vorteil, Experte für das eigene Arbeitsfeld zu sein. Darauf weist eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung von 2022 hin. Ein fachliches Fundament bleibt also wichtig, auch für die Akzeptanz eines Beschäftigten. Beispielsweise sagten in einer Umfrage des IT-Dienstleisters Adesso 44 Prozent der befragten Entscheider, dass mangelendes Fachwissen der größte Hemmschuh auf dem Weg zu intelligenter Automatisierung in den Unternehmen ist. Berufliche Fachkompetenzen — sie sind und bleiben die Basis für eine erfolgreiche Karriere als Ingenieur.

Ein Beitrag von:

  • Sebastian Wolking

    Sebastian Wolking ist freier Journalist in Hamburg und schreibt seit über 15 Jahren für die VDI Nachrichten. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit den Themen Arbeitsmarkt und Karriere.

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