Jobwechsel 18.07.2022, 11:17 Uhr

Macht der Job noch Sinn? Diese Fragen sollten Sie sich stellen

Immer mehr Menschen wechseln den Job – auch weil viele am Sinn ihrer aktuellen Arbeit zweifeln. Wie geht man damit um? Und was ist „Sinn“ eigentlich? Philosoph Christian Uhle hat ein Buch darüber geschrieben – und gibt Antworten im Interview.

Immer mehr Menschen stellen sich die Frage, ob ihr Job wirklich sinnstiftend ist. Foto: Panthermedia.net/Stock Photo nateemee (YAYMicro)

Immer mehr Menschen stellen sich die Frage, ob ihr Job wirklich sinnstiftend ist.

Foto: Panthermedia.net/Stock Photo nateemee (YAYMicro)

Ist Sinnsuche ein Luxusproblem?

Nein. Das ist ein sehr häufiger Trugschluss, dass Menschen erst, wenn für die Grundbedürfnisse gesorgt ist, Sinnfragen stellen. Die Suche nach Sinn begleitet Menschen seit Jahrtausenden und es gibt genügend Zeugnisse, die zeigen, dass Menschen sich auch in ganz furchtbaren Grenzsituationen Sinnfragen stellen. Sinn im Leben zu empfinden, ist ein urmenschliches Bedürfnis.

Beim Thema Job stellen immer mehr Menschen die Frage nach dem Sinn. Woran liegt das?

Insgesamt liegt es weniger daran, dass sich die Menschen so sehr verändert haben, sondern die Arbeitswelt. Der Sinn ist heute in einigen Bereichen unklarer denn je. Das hat verschiedene Gründe, so ist der ursprüngliche Sinn teilweise unter einer Steigerungslogik vergraben worden. Ein weiterer, konkreter Faktor könnte darin liegen, dass es immer mehr Computer-Arbeitsplätze gibt. Laut dem Digitalverband Bitkom wurde da jetzt erstmals die 50-Prozent-Marke geknackt. Das heißt, mehr als die Hälfte aller Menschen in diesem Land arbeiten vor allen Dingen am Computer. Das ist zumindest ein Einflussfaktor, der dazu führt, dass in manchen Bereichen die Beziehung zum eigentlichen Produkt oder zu den Kundinnen abstrakter wird. Der Sinn der Arbeit wird dann manchmal weniger greifbar.

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Du zitierst in deinem Buch aus einer Umfrage, laut der 35 Prozent der Deutschen keinen Sinn mehr in ihrer Arbeit sehen. Warum ist das so?Vielleicht lässt sich das anhand einer Anekdote erklären. Ein Freund von mir hat während des Studiums bei einem großen Telekommunikationsanbieter gearbeitet. Und da hat er mir damals eine E-Mail eines Chefs gezeigt, in der in Großbuchstaben und mit vielen Ausrufungszeichen stand: Wenn du denkst, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ein Flexvertrag her. Die Aussage war: Den könnt ihr den Leuten immer noch aufschwatzen. Es ging nur darum, möglichst viel zu verkaufen, ob das nun Sinn macht oder nicht. Mein Freund hat dann auch gekündigt. Heute ist er übrigens Ingenieur.

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Dann macht er ja wahrscheinlich etwas Sinnvolles…

Das stimmt. Theoretisch hätte er auch in seinem Studentenjob einen großen Mehrwert sehen können, indem er gesagt hätte: Ich trage als Mitarbeiter einer Telekommunikationsfirma dazu bei, dass Menschen mit ihren Liebsten sprechen können. Aber es reicht nicht, einfach sein Mindset zu ändern. Denn in dem Fall hat sein Chef hat ja etwas anderes klar gemacht: Es geht nur ums Verkaufen von Tarifen, egal, ob die Leute die brauchen oder nicht. Es kann also handfeste äußere Strukturen geben, die es erschweren, den Sinn in dem, was man tut, zu sehen.

Aber man könnte doch auch sagen: Ein Sinn, möglichst viele Handyverträge zu verkaufen, besteht darin, das Unternehmen, für das ich arbeite, erfolgreicher zu machen. Damit stärke ich die Gesamtwirtschaft und erhöhe meine eigene Kaufkraft durch die Provision, die ich bekomme. Und damit tue ich etwas für die Gesellschaft.

Es ist eine etablierte Story, dass jeder Job in jeder Branche immer einen gesellschaftlichen Mehrwert hat. Dahinter steht die Geschichte von der unsichtbaren Hand des Marktes: Selbst wenn ich komplett egoistisch agiere, ist es immer zum Vorteil aller. Aber diese Theorie hat sehr stark an Glaubwürdigkeit verloren. Einerseits, weil die Einkommensungleichheit immer größer wird und man feststellt: Wenn einige immer reicher werden, ist das eben nicht zum Vorteil aller. Und andererseits sind die Umweltauswirkungen immer stärker im Fokus. Wir sehen, dass die Art und Weise, wie wir wirtschaften, ökologisch nicht nachhaltig ist.

Bedingungsloses Grundeinkommen: Kann es Realität werden?

Der Begriff „Bullshit Jobs“ war vor einigen Jahren populär. Du gehst in deinem Buch davon aus, dass es solche Jobs tatsächlich gibt.

Ich übernehme diese Bezeichnung vom Anthropologen David Graeber, der für seine Forschung mit vielen Menschen gesprochen hat, die ihren eigenen Job auf diese Weise beschrieben haben. Das finde ich an dieser Stelle wichtig, zu erwähnen, dass das eine Selbstbeschreibung von Menschen ist. Ein Grund dafür, dass es Jobs gibt, die zumindest teilweise keinen Sinn haben, liegt darin, dass der rasante technologische Fortschritt seit der Industriellen Revolution nur zu einem kleinen Teil dazu geführt hat, dass wir tatsächlich weniger arbeiten. Einige Ökonomen wie John Maynard Keynes oder John Stuart Mill gingen ja davon aus, dass die Produktivitätsfortschritte dafür sorgen, dass die Wirtschaft irgendwann nicht mehr wachsen muss und wir immer weniger arbeiten. Aber das passiert nicht, die Wirtschaft wächst weiterhin und ein großer Teil der Produktivitätsgewinne wurde nicht genutzt, um uns zu entlasten, sondern um noch mehr zu wachsen. Einzelne Prozesse werden immer effizienter, gleichzeitig wächst aber der Überbau aus Verwaltung, Absprachen und Controlling. Und immer häufiger gehen Menschen eben Aufgaben nach, die sie selbst als Bullshit empfinden, und die deshalb innerlich schon gekündigt haben.

Lanz und Precht über Zukunft der Arbeit

Also gibt es zu wenig sinnvolle Arbeit für alle?

Nein, so kann man das nicht sagen. Es gibt ja einen massiven Mangel an Arbeitskräften in vielen eindeutig sinnvollen Jobs. Zum Beispiel im Care-Sektor. Aber es ist meines Erachtens ein Problem, dass am Konzept der Vollarbeitszeit festgehalten wird. Dass sehr viele Menschen pro Zeit bezahlt werden und nicht für ein Produkt oder eine bestimmte Leistung, ist ein Konzept, das sich im Zuge der Industriellen Revolution entwickelt hat. Ich glaube, wie müssen uns fragen, ob das so heute noch sinnvoll ist. So wie es jetzt ist, kann man sagen: Innerhalb eines 40-Stunden-Wochen-Rahmens gibt es in einigen Bereichen nicht genug sinnvolle Arbeit.

Was würdest du denn jemandem raten, der sich jetzt die Frage stellt: Kündigen oder nicht?

Es kann darauf keine pauschale Antwort geben. Circa zehn Millionen Menschen in Deutschland sehen keinen Sinn in Ihrer Arbeit, in ganz unterschiedlichen Branchen, aus ganz unterschiedlichen Situationen und Positionen heraus. Daran wird deutlich, es gibt wirklich eklatanten Handlungsbedarf. Wir müssen Arbeit neu denken. Aber ich möchte einen Punkt aufgreifen, der eng mit deiner Frage zusammenhängt. Ich habe den Eindruck, dass Leute auch deshalb manchmal unzufrieden und in inneren Konflikten sind, weil sie das Gefühl haben, nur einen halbherzigen Kompromiss zu fahren. Dass sie nur ein paar tatsächlich spannende und sinnvolle Aufgaben erfüllen, sich eigentlich mehr erhoffen würden, aber der Sicherheit wegen nicht kündigen. Dieses Gefühl eines faulen Kompromisses hat teils gesellschaftliche Gründe und hat oft gar nicht so viel mit der konkreten beruflichen Situation zu tun. In spätmodernen Gesellschaften werden zwei konkurrierende Ideale an uns herangetragen: Das der individuellen Selbstverwirklichung auf der einen Seite und das der bürgerlichen Sicherheit auf der anderen Seite. Das erzeugt automatisch eine Spannung. Es wird uns suggeriert, wir müssten diese Ideale perfekt vereinen, dabei widersprechen sie sich an vielen Stellen schlicht und das geht überhaupt nicht. Insofern sollte man sich vielleicht auch mal sagen: Ich habe es geschafft, zwischen diesen total widersprüchlichen Erwartungen einen guten Kompromiss zu finden und das ist eigentlich gut. Wenn man aber merkt, dass es eben doch wirklich der Job ist, der einem gar kein Sinngefühl gibt, dann ist es vielleicht Zeit, sich anders zu orientieren.

Ein Beitrag von:

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

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