ITler und Programmierer: Deutschland steht vor einem gewaltigen Problem
Die IT-Fachkräftelücke wird immer größer: 96.000 Stellen waren 2021 unbesetzt. Gerade im Öffentlichen Dienst mangelt es an Expertinnen und Experten – ausgerechnet da geht es um kritische Infrastruktur.
Digitale Transformation – so lautet die Zauberformel, mit der immer mehr Unternehmen ihren eigenen Zukunftserfolg beschwören. Nur: Es fehlt an Menschen, die die Formel umsetzen könnten. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Studie des Branchenverbands Bitkom zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte. Demnach ist branchenübergreifend die Zahl freier Stellen für ITler 2021 auf 96.000 gestiegen. Das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahr (2020 blieben quer durch alle Branchen 86.000 Jobs unbesetzt). Grundlage der Studie ist laut Bitkom eine repräsentative Befragung von mehr als 850 Unternehmen.
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Seit der Ersterhebung 2011 war die Anzahl vakanter Stellen nur ein einziges Mal höher: Das war vor Corona. Im Jahr 2019 waren 124.000 Jobs im IT-Bereich frei. Für Ende 2021 konstatieren laut Bitkom-Studie zwei Drittel der Unternehmen einen Mangel an IT-Fachkräften. Ebenso viele erwarten, dass sich der IT-Fachkräftemangel in Zukunft noch weiter verschärfen wird.
Immer mehr Aufgaben für ITler – aber immer weniger Fachkräfte
„Digitalisierung ist die Antwort auf Pandemie, Standortwettbewerb und Klimakrise, aber es fehlt an Expertinnen und Experten, um die Digitalisierung zu gestalten und zu treiben. Der IT-Fachkräftemangel trifft im Übrigen nicht nur die Wirtschaft, sondern auch den Staat, der bei der Besetzung von IT-Jobs oft das Nachsehen hat“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Tatsächlich gibt es im Öffentlichen Dienst immer mehr Aufgaben für ITler, weil der Staat beim Schutz kritischer Infrastrukturen unterstützt und in Verwaltung, bei der Polizei oder der Verteidigung immer mehr IT-Mittel eingesetzt werden. Gerade im Bereich der IT-Sicherheit fehlt es deutlich an Expertinnen und Experten, heißt es schon in einer Studie der Stiftung Neue Verantwortung von 2018. Das kann fatal sein, wie zuletzt die Log4-J-Sicherheitslücke gezeigt hat.
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Ein Grund für den Mangel: Für Spezialistinnen und Spezialisten sind die starren Gehaltsstrukturen im Öffentlichen Dienst offenbar wenig attraktiv. Die geplante Lösung trägt den Bandwurmnamen Besoldungsstrukturenmodernisierungsgesetz: Damit will der Bund es Behörden erleichtern, rares Fachpersonal anzuwerben und zu halten, etwa mittels saftiger Prämienzahlungen gleich zum Dienstantritt.
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Doch auch die freie Wirtschaft hat ein massives Problem mit unbesetzten Stellen. Die Zahl an IT-Fachkräften ist hierzulande schlicht zu gering. „Die angespannte Situation auf dem IT-Arbeitsmarkt bremst die Digitalisierung. In Corona-Zeiten ist überall spürbar geworden, dass wir an Tempo zulegen müssen. Umso ernüchternder ist es, dass dafür an vielen Stellen Fachkräfte und Know-how fehlen“, so Bitkom-Chef Achim Berg. Der Branchenverband fordert eine bessere Aus- und Weiterbildung, die Förderung qualifizierter Zuwanderung und eine Stärkung von Frauen in der IT-Branche. Da ist zahlenmäßig in der Tat deutlich Luft nach oben: Nur zwischen 15 und 18 Prozent der Beschäftigten in der deutschen IT-Branche sind Frauen.
Programmierer und IT-Administratorinnen sind besonders gefragt
Software-Spezialistinnen und -Spezialisten sind laut Bitkom mit Abstand die gefragtesten IT-Fachkräfte. Vier von zehn Unternehmen mit vakanten IT-Jobs suchen Software-Entwicklerinnen beziehungsweise Software-Architekten. Dahinter folgen IT-Projektmanagerinnen und -Manager (jedes sechste Unternehmen mit freien IT-Stellen sucht nach diesen Spezialisten). 13 Prozent suchen IT-Admins, 7 Prozent Data Scientists beziehungsweise Big Data Experts. In jeweils 4 Prozent dieser Unternehmen sind Stellen für Datenschutz-Profis mit IT-Qualifikation sowie IT-Sicherheitsexpertinnen und -experten vakant. Bitkom-Präsident Achim Berg appelliert an die neue Bundesregierung: „Der sich verschärfende Mangel an IT-Spezialistinnen und -Spezialisten wächst sich zu einer ganz realen Bedrohung für Deutschlands große Transformationsaufgaben aus. Das Thema digitale Bildung gehört ganz oben auf die Prioritätenliste der neuen Bundesregierung.“
So bekommen Sie das nötige IT-Know-how
Ein eigenes Digitalministerium wird es in der neuen Regierung – anders als ursprünglich angedacht – indes nicht geben. Vielmehr liegen diese Aufgaben künftig beim Ressort von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP).
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