KI und die Arbeitswelt: Studie bestätigt Angst vor KI-Jobverlust
Generative künstliche Intelligenz (KI), wie beispielsweise ChatGPT, hat das Potenzial, das Arbeitsumfeld, wie wir es heute kennen, erheblich zu verändern. Das stand schon lange fest. Allerdings wurde immer wieder behauptet, dass die KI die Mitarbeitenden bei ihren Aufgaben unterstützt und nicht ersetzt. Einige haben aber Angst, abgehängt zu werden.
Inhaltsverzeichnis
- Jobverlust durch KI: Ein Blick auf die Zahlen
- Bittere Wahrheit rund um KI
- Diese Berufsgruppen sind besonders betroffen
- Der automatica Trendindex: Sollen ChatGPT und Roboter am Arbeitsplatz unterstützen?
- Lösungsansatz gegen Fachkräftemangel?
- Die meisten Arbeitsplätze werden durch die KI beeinflusst
- 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätze weltweit betroffen
- Hat ChatGPT Auswirkungen auf das Klima?
- KI-Einsatz ist auch bei kleinen und mittleren Unternehmen wichtig
- KI als „ein digitales Werkzeug“
- KI in der Arbeitswelt: Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig
- Beispiele des KI-Einsatzes können die Akzeptanz erhöhen
- Einige Beispiele, die ifaa gesammelt hat:
- Arbeitswelt steht vor großen Veränderungen
- PwC-Umfrage zur KI-Nutzung am Arbeitsplatz
- Angst, durch KI „abgehängt und nutzlos“ zu werden
Die Ergebnisse des Berichts „KI am Arbeitsplatz“ zeigen, dass ein signifikanter Anteil der Arbeitnehmer (71 %) bereits Künstliche Intelligenz (KI) nutzt. Die Studie ergab außerdem, dass die Angst vor Arbeitsplatzverlust durch die Integration von KI berechtigt ist, da 25 % der Befragten angaben, aufgrund von KI ihren Arbeitsplatz verloren zu haben.
Der Bericht, veröffentlicht von Zety®, einem Anbieter von Karriere- und Lebenslaufservices, basiert auf einer Umfrage unter 1.150 Personen und zeigt hohe Akzeptanzraten von KI am Arbeitsplatz. Ein großer Prozentsatz der Befragten setzt KI bereits in ihrem Beruf ein. Berücksichtigt man die private Nutzung, ist die Nutzung von KI unter den Teilnehmern sogar noch höher.
Jobverlust durch KI: Ein Blick auf die Zahlen
- 23 % nutzen KI sowohl beruflich als auch privat
- 48 % nutzen KI nur beruflich
- 28 % nutzen KI nur privat
- Nur 1 % der Befragten nutzt aktuell keine KI
Interessant ist auch zu wissen, dass neben der zunehmenden Nutzung von KI die Sorge um den Verlust des Arbeitsplatzes durch diese Technologie groß ist. Von den 89 % der Befragten, die angaben, Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes durch KI zu haben, hat ein Viertel dieser Befragten diesen bereits erlebt.
„Der Gedanke, seinen Job zu verlieren, weil Unternehmen KI in ihre täglichen Aktivitäten integrieren, ist ein regelmäßiges Diskussionsthema und eine wachsende Sorge unter den Arbeitnehmern“, kommentiert Dominika Kowalska, Karriereexpertin bei Zety. „Das Aufkommen von KI ist noch eine relativ neue Entwicklung, und es ist alarmierend, dass so viele Teilnehmer der Umfrage bereits das schlimmste Szenario erlebt haben, wenn es um KI geht – durch Technologie ersetzt zu werden und sich einen neuen Job suchen zu müssen.“
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass jüngere Arbeitnehmer, besonders in Einstiegspositionen, am meisten von einem KI-bedingten Arbeitsplatzverlust betroffen sind. Von den Studienteilnehmern im Alter von 25 Jahren oder jünger gaben 43 % an, dass sie ihren Arbeitsplatz bereits wegen KI verloren haben. Bei den 26- bis 40-Jährigen waren es 27 %, und bei den über 41-Jährigen gaben 19 % an, aufgrund von KI ihren Arbeitsplatz verloren zu haben.
Die Ergebnisse stammen aus einer Umfrage, die am 11. und 12. März 2024 unter 1.150 Personen durchgeführt wurde. Die Teilnehmer wurden zu Themen rund um KI und Arbeitssuche befragt und beantworteten verschiedene Fragetypen, darunter Ja/Nein-Fragen, offene Fragen, skalenbasierte Fragen zur Messung des Zustimmungsgrads sowie Fragen, bei denen mehrere Antworten aus einer Liste ausgewählt werden konnten.
Bittere Wahrheit rund um KI
Sam Altman, CEO von OpenAI und Erfinder von ChatGPT ist davon überzeugt, dass einige Arbeitsplätze dadurch verschwinden werden, berichtet T3N in Bezug auf sein Interview mit The Atlantic. So sagte er nicht mehr und nicht weniger: „Viele Leute, die an KI arbeiten, tun so, als ob sie nur gut sein wird; sie wird nur eine Ergänzung sein; niemand wird jemals ersetzt. Arbeitsplätze werden definitiv verschwinden, Punkt.“
Und das ist die bittere Wahrheit, mit der viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer noch verstärkt konfrontiert werden. Sicher ist, man muss sich an die neuen Arbeitsbedingungen anpassen und sich ständig weiterbilden. Denn: Obwohl Altman besorgniserregende Aspekte sieht, betont er gleichzeitig, dass künstliche Intelligenz (KI) nicht nur bestehende Arbeitsplätze gefährdet, sondern auch neue Möglichkeiten schafft. Er ist optimistisch, dass diese neu entstehenden Jobs potenziell sogar besser bezahlt sein könnten als viele derjenigen, die aufgrund der KI-Entwicklung verschwinden.
Allerdings entsteht hier die berechtigte Frage, ob die Personen, die ihre Arbeitsplätze verlieren, auch von den neuen entstehenden Beschäftigungsmöglichkeiten profitieren können. Das werden sicherlich nicht alle schaffen.
Diese Berufsgruppen sind besonders betroffen
Derzeit erleben Werkzeuge der Künstlichen Intelligenz wie ChatGPT einen regelrechten Umbruch in der High-Tech-Branche. Doch die Auswirkungen des Technologie-Erdbebens sind nicht nur in Silicon Valley spürbar, sondern der ganze Arbeitsalltag vieler Menschen wurde dadurch jetzt schon grundlegend verändert. Das ergibt sich aus mehreren Studien, die sich mit den Folgen der KI-Revolution auf die Arbeitswelt befassen.
Eine der Studien wurde von den Entwicklern von ChatGPT selbst durchgeführt. Wie die dpa berichtet, haben sich die Forschenden des Start-up-Unternehmens OpenAI mit Wissenschaftlern der University of Pennsylvania zusammengeschlossen, um herauszufinden, welche Jobs am stärksten von ChatGPT beeinflusst werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass beispielsweise Buchhalter zu den Berufsgruppen gehören, die am stärksten von den Möglichkeiten der generativen künstlichen Intelligenz betroffen sind. Denn: ChatGPT könnte mindestens die Hälfte der Aufgaben in der Buchhaltung deutlich schneller erledigen.
Laut der Studie müssen auch Mathematiker, Programmierer, Dolmetscher, Schriftsteller und Journalisten damit rechnen, dass künstliche Intelligenz zumindest einen Teil ihrer bisherigen Aufgaben übernehmen kann und wird. Die KI-Systeme können derzeit bei ihren Antworten zwar oft noch fehlerhafte Fakten generieren und müssten dringend überprüft werden, aber auch jetzt schon erzielen sie beachtliche Ergebnisse bei Aufgaben wie Übersetzung, Klassifizierung, Schreiben und Generierung von Computercodes.
Gerade das sorgt teilweise für Ängste und Unruhe, wenn der eigene Job plötzlich überflüssig wird. Allerdings müsste man diese Veränderungen positiv sehen und sie anwenden können. Denn: So wie es aussieht, können diejenigen ihren Job verlieren, die gerade die Möglichkeiten der KI ignorieren und sie nicht nutzen, um die eigene Leistung zu steigern. Durch den Einsatz von ChatGPT kann man viel Zeit gewinnen und sich den anderen kreativeren Aufgaben widmen.
Der automatica Trendindex: Sollen ChatGPT und Roboter am Arbeitsplatz unterstützen?
Laut dem automatica Trendindex 2023 der Messe München sind 67 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland der Meinung, dass der zukünftige Einsatz von künstlicher Intelligenz-Software wie ChatGPT eine hilfreiche Unterstützung bei der Entscheidungsfindung am Arbeitsplatz darstellen könnte. Eine deutliche Mehrheit von 85 Prozent fordert jedoch, dass digitale Technologien und KI jederzeit als Maschinen erkennbar sind. Diese Ergebnisse basieren auf einer Befragung von 1.000 Arbeitnehmern in Deutschland durch ein Marktforschungsinstitut.
45 Prozent der befragten Deutschen sind fest davon überzeugt, dass die Kontrolle am Arbeitsplatz immer in den Händen der Menschen bleiben sollte, wenn Maschinen mit digitaler Technologie eingesetzt werden. Im internationalen Vergleich ist dieses Ergebnis bemerkenswert: In Japan sprechen sich beispielsweise weniger als die Hälfte (18 Prozent) für einen solch strikten Ansatz aus. In China (35 Prozent) und den USA (38 Prozent) sind die Forderungen nach menschlicher Kontrolle ebenfalls schwächer ausgeprägt als bei den deutschen Arbeitnehmern.
Dieser Standpunkt steht im Einklang mit der ‚Good Work Charter‘ der europäischen Robotikindustrie, die den Menschen bei der Automatisierung mit Robotik stets in den Mittelpunkt stellt.
„Robotik und KI-Software wie ChatGPT prägen die Arbeitsplätze der Zukunft. Wenn wir diese Technologien richtig einsetzen, können wir die Arbeitsbedingungen enorm verbessern“, kommentierte Patrick Schwarzkopf, Beiratsmitglied der automatica bei der Messe München die Ergebnisse der Befragung.
Lösungsansatz gegen Fachkräftemangel?
Nahezu die Hälfte der Befragten in Deutschland erkennt den Einsatz von Robotern als einen wichtigen bis sehr wichtigen Lösungsansatz, um den Fachkräftemangel in der Industrie zu beheben. 68 Prozent unterstützen die Idee, dass Roboter Arbeitnehmer dabei unterstützen, dass ältere Menschen länger in Beschäftigung bleiben können. Darüber hinaus sind 84 Prozent der Meinung, dass Fachkräfte am Arbeitsplatz entlastet werden, indem Maschinen gefährliche oder gesundheitsschädliche Arbeiten übernehmen. 72 Prozent der Arbeitnehmer sehen außerdem den Vorteil, dass der Einsatz von Robotik eine Verlagerung der Industrieproduktion ins Ausland verhindern kann.
Für 72 Prozent der Beschäftigten stellt die verstärkte Herstellung von GreenTech-Produkten eine große Chance für den Industriestandort Deutschland dar. Aus ihrer Sicht trägt die Technologie, die dabei hilft, Energie zu sparen, Emissionen zu reduzieren und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, dazu bei, Fabrikarbeitsplätze attraktiver zu machen. Tatsächlich geben 74 Prozent an, dass die Produktion von GreenTech ihrer Arbeit einen besonderen Sinn verleiht.
Die Mehrheit der Befragten sieht im Einsatz von Industrierobotern eine Möglichkeit, die Massenfertigung von grünen Technologien zu skalieren. Dieser Ansatz wird von 82 Prozent unterstützt. Hierzu zählen beispielsweise Solarpaneele, Batterien für Elektrofahrzeuge oder umweltfreundliche Wärmepumpenheizungen „Made in Germany“, die zukünftig kostengünstig in großen Stückzahlen mithilfe von Robotik und Automatisierung hergestellt werden können.
„Auf der automatica 2023 zeigen wir unseren Messebesuchern das neueste Spektrum an intelligenter Robotik und Automation“, sagte Dr. Reinhard Pfeiffer, Geschäftsführer der Messe München. „Die Messe bündelt das weltweit größte Angebot an Industrie- und Servicerobotik, Montageanlagen, industriellen Bildverarbeitungssystemen und Komponenten. Unternehmen aus allen Industriebranchen haben hier Zugang zu Innovationen, Wissen und Trends mit besonderer Relevanz für den Wettbewerb.“
Der automatica Trendindex wurde von der Messe München in Zusammenarbeit mit einem renommierten Marktforschungsinstitut im Rahmen der „automatica 2023“, der führenden Messe für intelligente Automation und Robotik, durchgeführt. Insgesamt nahmen 5.000 Personen aus fünf verschiedenen Ländern an der Umfrage teil. Dabei wurden bevölkerungsrepräsentative Stichproben aus den USA (N=1.000), China (N=1.000), Japan (N=1.000), Großbritannien (N=1.000) und Deutschland (N=1.000) befragt. Ziel war es, die Auswirkungen von Robotern und Digitalisierung auf die Arbeitswelt zu untersuchen.
Die meisten Arbeitsplätze werden durch die KI beeinflusst
Forschende von OpenAI und der University of Pennsylvania gehen davon aus, dass die meisten Arbeitsplätze durch KI-Sprachmodelle in irgendeiner Form beeinflusst werden. Etwa 80 Prozent der Arbeitnehmer in den USA arbeiten in Berufen, in denen mindestens eine Aufgabe durch generative KI schneller erledigt werden könnte. Allerdings gibt es auch Berufe, bei denen künstliche Intelligenz nur eine untergeordnete Rolle spielt – zum Beispiel bei Köchen, Kfz-Mechanikern und Jobs in der Öl- und Gasförderung sowie in der Forst- und Landwirtschaft.
Eine weitere Studie zu diesem Thema wurde von der Forschungsabteilung der Investmentbank Goldman Sachs durchgeführt. Die Wissenschaftler haben auch untersucht, welche Auswirkungen die Entwicklung der sogenannten generativen KI auf den Arbeitsmarkt haben könnte. Generative KI-Systeme sind Computerprogramme, die in der Lage sind, neue Ideen, Inhalte oder Lösungen zu erstellen, anstatt nur vordefinierte Regeln oder Anweisungen abzuarbeiten.
300 Millionen Vollzeitarbeitsplätze weltweit betroffen
Diese Technologie könnte laut Goldman Sachs zu erheblichen Störungen auf dem Arbeitsmarkt führen. Etwa zwei Drittel der derzeitigen Arbeitsplätze sind bereits einem gewissen Grad der KI-Automatisierung ausgesetzt, und die generative KI könnte bis zu einem Viertel der derzeitigen Arbeit ersetzen. Und nun kommen wir zu einer Zahl, die die Bedeutung und das Ausmaß des KI-Einsatzes erstmal deutlich macht: Weltweit könnten bis zu 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätze von der Automatisierung durch generative KI betroffen sein, so die Schätzung von Goldman Sachs.
Hinrich Schütze, Direktor des Centrums für Informations- und Sprachverarbeitung an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hat die Entwicklung der generativen KI als eine Revolution bezeichnet – technologisch mit dem Internet oder dem Smartphone vergleichbar.
Dennoch seien die Folgen schon jetzt enorm: „Es werden sich große Veränderungen darin ergeben, wie wir schreiben, wann immer wir Texte verfassen, wie wir programmieren“, zitiert die dpa seine Worte. Das habe auch große Folgen auf den Arbeitsalltag. „Ganz viele Berufe werden wegfallen, wenn es einfach nur darum geht, Zusammenfassungen zu schreiben, Wissen zu sammeln und zu verdichten.“
Der Münchner KI-Experte warnte aber zugleich, der künstlichen Intelligenz zu viel Aktionsradius bei den Entscheidungen einzuräumen, etwa in der Justiz, der Medizin, der Steuerberatung, oder Vermögensverwaltung. „Der Mensch denkt, das muss ja stimmen, wenn sich das Modell so sicher ist. Aber in Wirklichkeit kann das Modell seine eigene Sicherheit nicht einschätzen. Das ist eines der großen Probleme, die wir haben.“
Und da landen wir wieder bei dem Datenschutz. Auch da sei Vorsicht geboten.
Hat ChatGPT Auswirkungen auf das Klima?
Der Potsdamer Informatik-Professor Christoph Meinel wies auf ein weiteres Problem für den flächendeckenden Durchbruch der KI in der Arbeitswelt. Denn: Diese Systeme benötigen gewaltige Rechnerkapazitäten und erfordern damit auch riesige Mengen an Energie. „Viele Erwartungen an die KI erscheinen mir überzogen und im Hinblick auf deren Energieverbrauch auch unrealistisch“, sagte der scheidende Direktor des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) gegenüber dpa.
Von daher wäre es deshalb für das Klima und die Erreichung der Klimaziele fatal. „Wir müssen erst deutlich energieeffizientere KI-Systeme entwickeln.“
KI-Einsatz ist auch bei kleinen und mittleren Unternehmen wichtig
Dass aber die Arbeitswelt vor großen Veränderungen steht, ist unbestritten. Das ifaa-Trendbarometer „Arbeitswelt“ zeigte vor einigen Monaten, dass die Hemmschwelle für den Einsatz von KI in Unternehmen sinkt (wir haben darüber ausführlich berichtet).
Im ifaa-Trendbarometer „Arbeitswelt“ wurden Führungskräfte dazu befragt und 31 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass KI 2023 eine höhere Bedeutung erlangen wird. „Laut unserer aktuellen Studie sehen 31 Prozent der Führungskräfte in künstlicher Intelligenz (KI) eine sehr wichtige Bedeutung für den Einsatz in Unternehmen in 2023,“ kommentierte Prof. Dr.-Ing. Sascha Stowasser, Direktor des ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft die Ergebnisse der Befragung. Dabei ist Stowasser sicher: „KI bietet den Unternehmen und den Beschäftigten in Deutschland allerhand Chancen. Wichtig ist, dass besonders kleine und mittlere Unternehmen sich mit der Integration von KI-Anwendungen in den Betrieb beschäftigen.“
Auch Beschäftigte ohne Führungsverantwortung meinen dieser Befragung zufolge, dass diese Themen auch in der Zukunft an Bedeutung gewinnen werden. Aber an die erste Stelle haben sie die arbeitsbezogene psychische Belastung gestellt. Vor allem was den Umgang mit der Technik und deren Folgen auch für sie persönlich bedeutet. „Diese Bewertung zeigt unserer Meinung nach, dass der Fokus allein auf technische Konzepte nicht reicht. Gleichzeitig sind insbesondere Transparenz, Beteiligung der Betroffenen und der Einsatz von Lernkonzepten notwendig“, sagte Stowasser dazu.
Und gerade das ist der springende Punkt. Viele sind schlicht und einfach nicht darauf vorbereitet und von daher nehmen sie den Einsatz der neuen Technologien zunächst nur sehr vorsichtig an. Ein Beispiel dafür sei auch die zunehmende Robotisierung. Dass Roboter in der Zukunft eine große Rolle im Arbeitsleben spielen werden, hat auch die KUKA (Abkürzung von Keller und Knappich Augsburg) Zukunftsumfrage gezeigt. Wir haben auch darüber berichtet: Darauf müssen sich die Fachkräfte von morgen vorbereiten – und zwar sowohl aus dem Bedienerumfeld als auch aus dem Programmierungsumfeld. Mit anderen Worten: Auch Fachkräfte ohne Führungsverantwortung müssten rechtzeitig abgeholt und mit dem Thema Robotik vertraut gemacht werden. Das betrifft auch die KI.
KI als „ein digitales Werkzeug“
Doch bevor man sich den Beispielen und Anwendungen widmet, muss man generell verstehen, was man unter KI zu verstehen hat.
„KI-Technologien sind als Methoden und Verfahren zu verstehen, die es technischen Systemen ermöglichen, ihre Umwelt wahrzunehmen, das Wahrgenommene zu verarbeiten, selbstständig Probleme zu lösen, Entscheidungen zu treffen, zu handeln und aus den Konsequenzen dieser Entscheidungen und Handlungen zu lernen“, so lautet die ifaa – Institut-Definition.
Wichtig dabei zu wissen, dass die KI keine menschlichen Fähigkeiten entwickelt. Sie erfüllt spezielle Aufgaben. Die KI kann beispielsweise mit hoher Rechenkapazität Datenmengen verarbeiten, die keiner von uns in dieser Zeit bearbeiten könnte. KI sei in diesem Sinne „ein digitales Werkzeug“.
KI in der Arbeitswelt: Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig
Aber wo kann man dieses digitale Werkzeug verwenden? Nach Beispielen aus der Praxis braucht man nicht lange zu suchen. In den Medien wird tagtäglich von diversen Einsatzmöglichkeiten berichtet und ausgiebig diskutiert. Für viel Wirbel sorgte auch die Nachricht, dass das Mainzer Unternehmen Biontech angekündigt hat, 410 Millionen Euro für die Übernahme eines auf künstliche Intelligenz spezialisierten britischen Start-ups auszugeben. Warum wohl? KI hat auch in der Medizin viele mögliche Einsatzgebiete. Die Ärzte und Ärztinnen können damit viel besser und schneller Erkrankungen diagnostizieren, individuell Therapien auswählen oder diese Technologie bei chirurgischen Eingriffen einsetzen. Damit werten sie große Datenmengen aus und passen Behandlungsoptionen individuell an Patienten an.
Werfen wir einen Blick auf die Baustellen. Dort sind längst „Intelligente“ Roboter anzutreffen. Damit können Sicherheit, Ergonomie und Produktivität in der Bauindustrie gesteigert werden.
Beispiele des KI-Einsatzes können die Akzeptanz erhöhen
Doch zurück zu KI: Es gibt auch viele Beispiele dafür, dass die Bedeutung der KI für die Unternehmen und Geschäfts¬modelle zunehmend erkannt wird. Aber bisher entwickeln nur die wenigsten Unternehmen KI-Anwendungen oder erproben die Technologie in Pilotprojekten. Das haben einige Studien gezeigt. Von daher sind gute Beispiele wichtig, um deren Akzeptanz zu erhöhen und Hemmschwellen abzubauen, KI im eigenen Unternehmen anzuwenden.
Ifaa hat interessante und pragmatische Anwendungsbeispiele aus kleinen und mittleren Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie gesammelt und in einer Broschüre zusammengeführt. Denn:
„Künstliche Intelligenz (KI) wird die prägende Universaltechnologie des Jahrhunderts. KI bietet nicht nur allerhand Chancen für innovative Geschäftsmodelle von Unternehmen und Institutionen. Die Arbeitswelt in den Unternehmen erfährt ebenfalls umwälzende Veränderungen“, so die ifaa-Position. Die Arbeitswelt werde durch KI-Instrumente und Arbeitssysteme mit intelligenter Assistenz, lernende Roboter und benutzeroptimierte Informationsbereitstellung bereichert. Auch für die Beschäftigten bedeute deren Einsatz mehr Flexibilität, anspruchsvollere Tätigkeiten und individuell angepasste Informationen. Die monotonen Routinetätigkeiten werden dadurch ebenso erleichtert.
Einige Beispiele, die ifaa gesammelt hat:
Einer der großen deutschen Hersteller von Sensortechnik – die Balluff GmbH in Neuhausen auf den Fildern berichtet, wie das Unternehmen durch den KI-Einsatz auch komplexe Analyseprobleme handhabbar machen konnte.
Die Drehtechnik Jakusch GmbH in Saalfeld – Hersteller von Drehteilen sowie Metall- und Kunststoff- Baugruppen setzte KI ein, um ein komplexes und innovatives Schichtplanungssystem zu erarbeiten. So konnte man bei Mitarbeitenden Leerlauf- und Bereitschaftszeiten sinnvoller planen.
Bei der SICK AG in Waldkirch werden neue KI-Technologien wie das Deep Learning verwendet. Damit hat man innovative Machine-Vision-Systeme für Anwendungen in der Logistik entwickelt.
Klar, es gibt viel mehr Beispiele, wie man die KI in der Praxis erfolgreich einsetzten kann und wie sie die Arbeit beschleunigt und erleichtert. In der Praxisbroschüre werden u.a. auch folgende KI-Anwendungen aufgeführt:
- Predictive Analytics
- Optimiertes Ressourcenmanagement
- Qualitätskontrolle
- Wissensmanagement
- Intelligente Assistenzsysteme
- Robotik
- Autonomes Fahren
- Intelligente Automatisierung
- Intelligente Sensorik
Arbeitswelt steht vor großen Veränderungen
Die ifaa-Untersuchung zeigte deutlich, dass viele Unternehmen theoretische Kenntnisse zum KI-Einsatz haben, es fehlen aber praktische Ansätze. Von daher sind solche Beispiele wichtig, um plakativ zu zeigen, wie KI-Lösungen in der Praxis mit einfachen Mitteln im eigenen Unternehmen selbst entwickelt werden können und welche Effekte es für die Arbeitsorganisation darstellen kann.
Ja, es scheint, es ist noch ein langer Weg, bis die KI flächenübergreifend auch in der Arbeitswelt eingesetzt wird. Sicher ist aber, dass dieser Weg nicht mehr zu vermeiden ist – wir alle werden ihn gehen müssen. Allerdings muss jeder für sich (das trifft sowohl Führungskräfte als auch Angestellte) entscheiden, mit welcher Einstellung zur KI er oder sie diesen Weg geht.
PwC-Umfrage zur KI-Nutzung am Arbeitsplatz
Viele Berufstätige nutzen bereits künstliche Intelligenz, um sich bei der Arbeit zu unterstützen. Neben den Vorteilen erkennen sie jedoch auch Risiken und äußern den Wunsch nach Schulungen.
Künstliche Intelligenz (KI) ist bereits fest im Arbeitsalltag vieler deutscher Unternehmen verankert und wird von den Beschäftigten überwiegend als nützlich empfunden. Laut einer Umfrage im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC nutzen fast vier von zehn Beschäftigten (38 %) generative KI-Anwendungen im Job. Auf Unternehmensseite setzen bereits 45 % auf Tools wie ChatGPT, DeepL oder Microsoft Copilot.
Aufgaben werden schneller erledigt
85 % der Befragten, in deren Unternehmen KI bereits im Einsatz ist, berichten, dass sie durch diese Technologien Aufgaben schneller erledigen können. Zudem geben 83 % an, dass sie bei der Erstellung von Inhalten durch KI kreativer sind. Laut Umfrage werden die Technologien am häufigsten zur Texterstellung (43 %) und für Übersetzungen (38 %) genutzt. Etwa ein Drittel (32 %) setzt KI für Recherchen, im Kundensupport oder zur Beantwortung von E-Mails ein. Rund jedes vierte Unternehmen verwendet KI-Tools zur Erstellung von Berichten oder zum Management von Social-Media-Kanälen.
Hendrik Reese, KI-Experte bei PwC betonte, dass fast jedes zweite Unternehmen solche Anwendungen nutze, was im Umkehrschluss jedoch bedeute, „dass die andere Hälfte viele Potenziale für mehr Effizienz oder digitale Geschäftsmodelle noch nicht hebt“, zitiert die dpa seine Worte.
Der Mittelstand agiert bislang eher zurückhaltend in Bezug auf KI. „Hier sind KI-Lösungen oft erst punktuell implementiert“, sagte Uwe Rittmann, der den Bereich Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC Deutschland leitet.
Angst, durch KI „abgehängt und nutzlos“ zu werden
Es gibt auch Bedenken. Fast die Hälfte der Befragten (46 %) befürchtet, dass KI missbraucht werden könnte. 22 % haben Angst, durch KI „abgehängt und nutzlos“ zu werden. Diese Sorge ist besonders bei den 18- bis 29-Jährigen verbreitet (27 %), während nur 17 % der 60- bis 65-Jährigen ähnliche Bedenken haben.
Die Umfrage zeigt, dass viele bereit sind, sich in Bezug auf KI-Tools weiterzubilden, aber es besteht noch großer Nachholbedarf. Erst 28 % der Befragten haben eine oder mehrere Schulungen zu generativer KI absolviert. Rund ein Drittel (33 %) schätzt seine Kenntnisse als gut oder sehr gut ein, 32 % halten sie für ausreichend. Fast ein Viertel (24 %) gibt an, nur geringe Kenntnisse zu haben, und 11 % haben keinerlei Wissen auf diesem Gebiet.
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