Kritikfähigkeit – wie Sie mit Kritik richtig umgehen
Kritik annehmen und daraus lernen ist keine einfache Sache. Aber diese Fähigkeit ist wichtig für Beruf und Karriere und man kann sie lernen. Hier erfahren Sie, wie Sie mit Kritik von Kollegen und Vorgesetzten richtig umgehen.
- Erstmal Kritik und Kritiker hinterfragen
- So reagiert man richtig auf Kritik
- Verschiedene Typen von Kritiknehmern
Kritikfähigkeit bedeutet, Kritik von anderen anzunehmen, sie zu analysieren und gegebenenfalls das eigene Handeln zu überdenken. Anstatt auf jegliche Kritik abwehrend zu reagieren, lohnt es sich, konstruktive Kritik von demotivierender oder destruktiver Kritik zu trennen. Erstere sollen Sie aktiv einholen und für Ihre Ziele nutzen.
Erstmal Kritik und Kritiker hinterfragen
Wer lernen möchte, richtig mit Kritik umzugehen, der sollte im ersten Schritt immer die Kritik selbst, den Kritiker und seine möglichen Motive analysieren und hinterfragen. Positive Kritik kann zum Beispiel sein, wenn ein Kollege Sie im Sinne eines guten Rates freundlich auf einen Fehler hinweist und Ihnen dadurch die Chance gibt, diesen zu korrigieren. Doch selbst wenn diese Kritik fachlich, neutral und wohlwollend gemeint ist, führt sie beim Kritisierten zu einer subjektiven Bewertung.
Will heißen: Jede noch so gut gemeinte Kritik kann unterschwellig die Frage aufwerfen, ob der jeweilige Kollege oder Vorgesetzte nicht doch was gegen den Kritisierten hat. Hinzu kommt, dass eine Kritik auch immer eine Beurteilung ist. Und wenn andere Sie beurteilen, werden sie ihnen dabei nicht immer sympathisch erscheinen. Wenn ihnen ein Kollege durch seine An- und Einsichten die eigenen Unzulänglichkeiten vor Augen führt, löst das bei ihnen im Zweifel Minderwertigkeitsgefühle und Rachegelüste aus.
Kritikfähigkeit üben: So reagiert man richtig auf Kritik
Selbst bei konstruktiver Kritik ist der Umgang damit nicht leicht. Keinen lässt es kalt, wenn er für sein Verhalten, seine Entscheidung oder seine Leistungen kritisiert wird. Allzu schnell kochen die Emotionen hoch und man möchte seinem Gegenüber die Kritik buchstäblich um die Ohren hauen. Aber bereits hier beginnt der richtige, sprich professionelle und zielführende Umgang mit Kritik – eine Kritikfähigkeit, die Sie tatsächlich üben können.
Um impulsives Verhalten zu vermeiden, sollten Sie erstmal nach einem einfachen Reaktionsschema vorgehen:
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Erstmal in Ruhe zuhören
Was leicht klingt, ist in der Realität eine echte Disziplinleistung. Wenn jemand Kritik an Ihnen äußert, so haben Sie mit einiger Wahrscheinlichkeit den Impuls, sofort einzuschreiten, zu korrigieren, Äußerungen zu unterbinden, dagegenzureden oder schlicht aus der Haut zu fahren. Besser ist es hier im Sinne der Kritikfähigkeit, wenn Sie Ihren Kritiker erstmal ausreden lassen und sich seine Argumente in Ruhe anhören. Sie können sich zu einzelnen Punkten auch gerne Notizen machen, um später darauf einzugehen. Nur wenn Sie in Ruhe zuhören, können Sie feststellen, ob die geübte Kritik berechtigt ist – oder nicht.
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Gezielt, sachlich und freundlich nachfragen
Sie sind sich nicht sicher, ob Sie alles richtig verstanden haben? Dann fragen Sie unbedingt nach, aber bitte freundlich und sachlich. Sarkastische oder anklagende Untertöne gehören nicht zu einer guten Kritikfähigkeit – auch wenn ihr Gegenüber diese Töne angeschlagen hat. Indem Sie Fragen stellen, beginnen Sie einen Dialog mit Ihrem Kritiker. So zeigen Sie, dass Sie die Kritik ernst nehmen. Auch Missverständnisse können so ausgeräumt werden.
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Kritik annehmen
Mit Kritik umgehen bedeutet auch, Kritik anzunehmen – der nächste und vielleicht schwierigste Schritt. Dazu gehört, dass Sie die geübte Kritik nicht runterspielen oder als Schwachsinn abtun. Manchmal ist es sogar gut, sich für die geäußerte Kritik zu bedanken – natürlich nur, wenn es sich um konstruktive Kritik handelt. Schließlich hat sich Ihr Gegenüber die Zeit genommen, Ihnen seine Sichtweise mitzuteilen. So haben Sie die Chance, Ihr Verhalten oder Ihre Arbeitsergebnisse zu verbessern.
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Die eigene Position darstellen
Mit Kritik richtig umgehen und diese annehmen bedeutet keinesfalls, geäußerter Kritik immer vollständig zustimmen zu müssen. Sie sollten ganz im Gegenteil Ihre eigene Meinung und Position sachlich und freundlich äußern. Auch das gehört zu guter Kritikfähigkeit. Vielleicht hat der Kritiker Ihre Beweggründe oder Ihr Verhalten schlicht missverstanden oder die Kritik ist aus nachvollziehbaren Gründen nicht berechtigt. Auch gilt es, niemals ausfallend oder beleidigend zu werden.
Verschiedene Typen von Kritiknehmern
Beim Umgang mit Kritik gibt es übrigens verschiedene Typen von Kritiknehmern. Hier kann es hilfreich sein, zu wissen, welchem Typ Sie am ehesten entsprechen:
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Kompetenter Kritiknehmer
Für den kompetenten Kritiknehmer sind Lob und Kritik 2 Seiten derselben Medaille. Er sieht Kritik als persönliche Entwicklungschance und geht konstruktiv mit ihr um. In Diskussionen stellt er seinen eigenen Standpunkt durchaus dar, hält aber nicht zwingend daran fest. Er will einen für das Unternehmen sinnvollen Kompromiss aushandeln.
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Kooperativer Kritiknehmer
Im Extremfall handelt es sich beim kooperativen Kritiknehmer um einen notorischen Jasager, der allem und jedem zustimmt. In Konflikten stimmt er oft zu schnell der Meinung anderer zu. Zudem neigt er dazu, Kritik nicht zu hinterfragen, wenn sie vehement geäußert wird. Menschen, die diesem Typ entsprechen, fehlt oft die nötige Zielstrebigkeit. Außerdem ändern sie ihr Verhalten häufiger.
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Konfliktärer Kritiknehmer
Der konfliktäre Kritiknehmer reagiert sehr sensibel auf Kritik, da Kritik – egal wie wohlmeinend sie gedacht und geäußert wird – den Kritisierten immer ein Stück weit herabsetzt. Er wird Kritik oft als Bevormundung verstehen, was die Lösung von Konflikten erschwert. Konfliktäre Kritiknehmer sind an eigensinnigem oder unbelehrbarem Verhalten zu erkennen. Sie bleiben aus Prinzip bei ihrem Standpunkt, selbst wenn dieser offensichtlich falsch ist.
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Unabhängiger Kritiknehmer
Der unabhängige Kritiknehmer erscheint nach außen kooperationsbereit und nimmt Kritik vermeintlich offen und positiv auf. In Wirklichkeit hält er die eigene Meinung für die bessere. Selbst sehr konstruktive Kritik führt nicht dazu, sich zu ändern oder weiterzuentwickeln. Dieser Typ neigt zu unterschwelliger Besserwisserei, die er oft als Humor verkleidet.
Wer nach selbstkritischer Einschätzung eher zu den konfliktären, kooperativen oder unabhängigen Kritiknehmern gehört, sollte das ändern. Um seine Kritikfähigkeit zu verbessern und die positiven Aspekte konstruktiver Kritik besser nutzen zu können, braucht es eine andere Haltung.
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