67 nicht genug? Arbeitgeber fordern weitere Anhebung des Rentenalters
Die Rente mit 67 ist längst beschlossen – doch reicht das aus? Angesichts der steigenden Lebenserwartung und des Fachkräftemangels fordern Arbeitgeber eine flexible Anpassung des Rentenalters.
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Debatte um die Anhebung des Rentenalters: Ist ein längeres Arbeitsleben unvermeidlich?
Foto: PantherMedia / Yuri Arcurs
Zwei Wochen vor der Bundestagswahl fordern Deutschlands Arbeitgeber, das Rentenalter an die Lebenserwartung anzupassen.
„In den Wahlprogrammen und im Wahlkampf kommen die Sozialsysteme zu kurz“, wird der Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger von der dpa zitiert.
Dulger betonte, dass eine stabile Einnahmebasis notwendig sei und sprach sich daher für eine Dynamisierung des Rentenalters aus. In der Vergangenheit hatten ähnliche Forderungen der Arbeitgeber bereits starke Reaktionen ausgelöst. Nach geltendem Recht steigt die Altersgrenze für die Regelaltersrente ohne Abschläge bis 2031 schrittweise auf 67 Jahre. Seit 2024 erfolgt die Anhebung für den Geburtsjahrgang 1959 in Zwei-Monats-Schritten. Für Versicherte ab dem Jahrgang 1964 gilt dann die Regelaltersgrenze von 67 Jahren.
Anreize für längere Arbeit schaffen
Dulger sprach sich dafür aus, Anreize zu schaffen, damit Menschen auch nach Erreichen des Rentenalters weiterhin arbeiten. „Viele würden gern länger arbeiten, auch, weil sich Menschen über regelmäßigen Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen freuen. Etwa wenn die Kinder aus dem Haus sind.“
Er nannte als Beispiel eine Person, die 40 Jahre lang Fliesen gelegt habe. Diese Person könne zwar nicht mehr körperlich hart arbeiten, habe jedoch viel Erfahrung, die sich gut für Aufgaben wie Arbeitsvorbereitung und Einkauf eignen würde. Aus diesem Grund sei er für eine Dynamisierung des Renteneintrittsalters, da diese den Menschen besser gerecht werde.
Sozialsysteme müssen reformiert werden
„Ich will keine Diskussion, dass es jetzt X, Y oder Z Jahre bis zum Renteneintritt sein sollen. Wir sollten uns ernsthaft damit auseinandersetzen, die Rente an die durchschnittliche Lebenserwartung zu koppeln“, erklärte Rainer Dulger.
Dulger fordert im sozialen Bereich Maßnahmen zur Begrenzung der „ständig steigenden Lohnzusatzkosten“, da diese das Nettoeinkommen der Beschäftigten verringern. „Unsere Sozialsysteme müssen dringend reformiert werden. Wir alle wissen, dass wir immer älter werden. Wir alle wissen, dass wir immer mehr Leistungsempfänger haben werden – und immer weniger Einzahlende.“ (mit dpa)
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