Selbstmarketing im Internet: Wie Ingenieure das Netz fürs Image nutzen
Ob Arbeitnehmer oder Freiberufler, Ingenieure sollten das Internet gezielt zur Imagepflege einsetzen. Über Tools wie Business-Netzwerke, soziale Netzwerke und eine Homepage können sie Fachkompetenz präsentieren und ein Bild ihrer Persönlichkeit zeichnen.
- Warum Ingenieure online gehen sollten
- Internet-Tools: Ein Überblick
- Das Image pflegen
- Was tun bei Shitstorm und Rufschädigung?
Warum Ingenieure online gehen sollten
Egal ob selbstständig oder angestellt: Wer sich heutzutage über einen Ingenieur oder Informatiker informieren will, nutzt das Internet. Das gilt zum Beispiel für Unternehmen, die einen Bewerber genau unter die Lupe nehmen wollen. Aber auch für Kunden, die online nach einem passenden Experten für ihr Problem suchen. Umso wichtiger ist es, das eigene Image im Internet zu pflegen. Die Suchmaschinen sind quasi die digitale Visitenkarte des Ingenieurs oder Informatikers.
Das bedeutet aber auch: Die ersten Einträge der Suchmaschinen sind entscheidend. Sie sollten ein möglichst positives Bild des Gesuchten zeichnen. Allen voran bei Google. Denn auch, wenn es viele verschiedene Suchmaschinen gibt – am US-Giganten kommt keiner vorbei. 9 von 10 Internetsuchanfragen in Deutschland gehen an die Suchmaschine mit Sitz im kalifornischen Mountain View. Zudem kommen 9 von 10 Nutzer niemals über die erste Seite der Suchergebnisse hinaus. Kaum einer schaut auf Seite 2. Und 2 Drittel dieser 9 Nutzer beschränken sich sogar auf die ersten 5 Ergebnisse.
Das Internet hat eine immense Bedeutung. Das zeigt sich auch daran, wie sehr die Menschen den aus den Algorithmen der Suchmaschinen berechneten Ergebnissen vertrauen. Rund 90 % aller Internetuser in Deutschland nutzen das Web zur Produktrecherche, 85 % vertrauen den Informationen und Empfehlungen in Bewertungsportalen. Gerade die letzte Zahl macht deutlich, wie wichtig ein gutes Online-Image ist. Die Reputation im Netz entscheidet heutzutage schnell über Erfolg und Misserfolg.
Internet-Tools: Ein Überblick
Um ihr Image im Internet zu pflegen, haben Ingenieure und Informatiker verschiedene Möglichkeiten. Sie können Businessportale, soziale Netzwerke, Blogs oder eine eigene Homepage nutzen. Nicht jeder muss dabei jedes Tool einsetzen. So ist für Angestellte eine eigene Webseite meist obsolet, für Selbstständige aber Pflicht. Hier ein Überblick:
Business-Netzwerke
Zu den bekanntesten gehören Xing und LinkedIn. Kleinere, weniger bekannte Plattformen sind meetup, brainGuide, CIO Magazin und Competence Site. Die letztgenannten, kleineren Portale bieten eher spezielle Eigenschaften und Funktionen, während die großen Business-Netzwerke für alle Berufsgruppen offen sind. Gerade Einsteiger sollten daher die bekannteren Netzwerke nutzen, denn dort tummeln sich entsprechend mehr mögliche Kontakte. Finden Sie gleich heraus, welches Business-Netzwerk zu Ihnen passt.
Die Funktionen der beiden großen Portale Xing und LinkedIn ähneln sich stark, es gibt jedoch Unterschiede im Verbreitungsgebiet. Während Xing vorwiegend auf den deutschsprachigen Raum beschränkt ist, gilt LinkedIn als internationales Portal. Dies sollten Ingenieure und Informatiker bedenken, wenn sie sich für ein Portal entscheiden wollen. Es ist jedoch durchaus möglich, beide Business-Netzwerke parallel für sich zu nutzen.
Soziale Netzwerke
Twitter, Facebook, YouTube, Instagram, Pinterest – es gibt unzählige Möglichkeiten, sich im Internet zu präsentieren. Egal ob Fachkompetenz oder Meinung, Foto oder Video. Für alles gibt es eigene Netzwerke. Doch gerade Ingenieure und Informatiker, die im Berufsleben ernstgenommen werden wollen, sollten sich genau überlegen, inwieweit sie soziale Netzwerke für die Imagepflege nutzen oder diesen Bereich des Internets privat belassen wollen. Denn gerade in den sozialen Netzwerken geht es eher locker zu. Sie dürfen trotzdem nicht unterschätzt werden, wenn es um den Aufbau der positiven Online-Reputation geht. Ein Ingenieur kann dort seine persönlichen Interessen darstellen, muss aber darauf achten, dass er sich bei Bildern und Texten seriös und verantwortungsvoll präsentiert. Wer die Netzwerke beruflich nutzen will, sollte sich also einen eigenen beruflichen Account zulegen und mit diesem nur Content teilen, der mit dem Beruf im Zusammenhang steht. Das private Profil sollte entsprechend so eingestellt sein, dass ausschließlich Freunde die Inhalte sehen können – sodass mögliche flapsige Äußerungen aus dem Privatbereich nicht von Geschäftspartnern fehlinterpretiert werden können.
Blog
Ein eigenes Blog eignet sich sowohl für festangestellte, als auch für selbstständige Ingenieure und Informatiker. Sie können dabei mit Fachkompetenz punkten. Ein Blog bietet eine gute Möglichkeit, sein Image im Netz positiv zu beeinflussen. Mögliche Inhalte für ein Blog sind Projekte, die man darin schriftlich begleitet, Kommentare zu aktuellen Ereignissen in der eigenen Branche oder auch mal ein Blick hinter die Kulissen der eigenen Arbeit. Eben alles, was zeigt, dass man in seinem Fachgebiet über Können und Erfahrung verfügt.
Wer ein eigenes Blog zu viel Arbeit ist, der kann sich auch an Diskussionen beteiligen, die in sozialen Netzwerken oder Foren laufen. Auch hier können Sie sich als Experte einbringen und auf sich aufmerksam machen.
Webseite
Für selbstständige Ingenieure und Informatiker ein Muss. Die Webseite ist gleichsam die Visitenkarte des Ingenieurbüros im Netz. Dort sind nicht nur Kontaktmöglichkeiten, sondern auch Leistungen und Referenzen einzusehen. Eine kurze Vorstellung des Inhabers oder des gesamten Teams wirken sympathisch und professionell – aber bitte nicht mit selbst gemachten Handyfotos, das dürfte sich definitiv negativ auf die Reputation auswirken. Die Seite sollte in Online-Branchenbücher eingetragen sein und natürlich bei den gängigen Suchmaschinen angemeldet werden.
Das Image pflegen
Dass die Web-Adressen der Internetauftritte auf die Geschäftskarten gehören, versteht sich von selbst. Dabei sollte eine gewisse Priorität beachtet werden. Wer den Fokus für die Imagepflege auf die eigene Internetseite legt und nur selten in Businessportalen aktiv ist, sollte sich auf die Adresse der Webseite beschränken. Überhaupt sollte man nur diejenigen Kontaktmöglichkeiten nennen, die man regelmäßig pflegt. Denn eine gute Reputation im Internet erreicht nur, wer seine Auftritte regelmäßig bedient und aktualisiert.
Allein deshalb sollte man für den Aufbau eines positiven Images bedenken, dass man nicht auf allen Hochzeiten tanzen kann. Wer gleichzeitig in 5 sozialen Netzwerken und bei 2 Businessportalen aktiv ist, 3 eigene Blogs betreibt und die Internetseite seines eigenen Unternehmens pflegen muss, dürfte in kürzester Zeit überfordert sein. Das führt in diesem Fall schnell zu einem negativen Image. Nicht gepflegte Profile erwecken den Eindruck, dass sich Ingenieure oder Informatiker übernommen haben. Wird man so jemandem einen Auftrag anvertrauen? Eher nicht.
Wer es dennoch schafft, eine solche Masse an Profilen regelmäßig zu pflegen, erweckt trotzdem nicht unbedingt einen positiven Eindruck. Es könnte schnell das Image entstehen, dass man sich mehr um den eigenen Glanz nach außen kümmert als um die eigentliche Arbeit. Es gilt also, vorab zu überlegen, wie man sein Image im Internet pflegen will. Denn das Erarbeiten einer guten Online-Reputation benötigt Zeit.
Eine eigene Webseite muss regelmäßig gepflegt, gewartet und mit aktuellen Inhalten befüllt werden. Gleiches gilt für ein Blog. Viele Blogs bieten ihren Lesern die Möglichkeit, Beiträge zu kommentieren. Das ist hervorragend, weil man so sein Netzwerk erweitern kann. Hat man aber nicht die Zeit, regelmäßig die Kommentare zu moderieren und zu beantworten, schadet man seiner Reputation.
Gleiches gilt für Profile bei Businessportalen und sozialen Netzwerken. Das Profil allein reicht nicht aus, es muss regelmäßig aktualisiert werden (Businessportale) oder Content liefern (soziale Netzwerke). Wer nur alle paar Monate etwas in seinen sozialen Profilen postet, bekommt a) keine Follower und b) entsprechend wenige Likes. Diese aber sind die Währung in den sozialen Netzwerken. Je mehr, desto besser. Denn entsprechend öfter werden die Beiträge in den Chroniken anderer Nutzer gelistet.
Ebenso wichtig wie Reaktionen auf eigene Inhalte ist das Reagieren auf die Inhalte von Kollegen und Geschäftspartnern. Denn nur wer gibt, wird auch selbst Reaktionen bekommen. Für die Imagepflege im Internet ist es also ebenso wichtig, auf Informationen im Netz zu reagieren. Dazu gehört es, Einträge von Kollegen zu kommentieren und so an fachlichen Diskussionen teilzunehmen.
Was tun bei Shitstorm und Rufschädigung?
Die Nutzung des Internets birgt bei allen Chancen auch Risiken. Die Verbreitung der Informationen geschieht in Sekundenschnelle und ebenso schnell sind Zitate aus dem Kontext gerissen und falsche Informationen per Mausklick in Millisekunden global verbreitet. Hinzu kommt: Das Internet vergisst nicht. An diesem Spruch ist viel Wahres dran. Aus dem Kontext gerissene Zitate, die sich negativ auswirken, stehen mitunter über Jahre an der ersten Stelle bei Suchmaschinen. Sie schaden der Reputation der Betroffenen massiv. Das kann verheerende wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen.
Noch schlimmer ist bewusster Rufmord, der beispielsweise über Bewertungsportale fremdbestimmt erfolgt und vom Betroffenen kaum beeinflussbar ist. Eine solche Negativkampagne hat nicht nur Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation, sondern mitunter auch auf private und geschäftliche Kontakte haben.
Gerade Ingenieure und Informatiker, die ein Blog betreiben, werden vermutlich zeitnah mit Kritik konfrontiert. Denn wer sich in die Online-Öffentlichkeit begibt, muss mit kritischen Kommentaren rechnen (gleiches gilt übrigens für Beiträge in sozialen Netzwerken). Dann ist Gelassenheit gefragt. Unter Bloggern gilt das Credo: Wer mit Leserfeedback nicht umgehen kann, sollte im Zweifelsfall lieber aufs Bloggen verzichten als auf die Kommentarfunktion.
Natürlich kann man als Administrator eines Blogs kritische Kommentare einfach löschen. Aber es ist zu bedenken, welches Image man sich damit aufbaut: Das eines nicht kritikfähigen Menschen, der Zensur ausübt und Kritik kommentarlos entfernt. Besser: Sachlich auf die Kritik eingehen. Konstruktiv antworten – das zeichnet auch für andere Leser ein positives Bild. Beleidigungen, so sie nicht rufschädigend sind, ignoriert man am besten. Der Schreiber disqualifiziert sich mit solchen Äußerungen selbst. Erfahren Sie hier, wie Sie konstruktive Kritik äußern.
Doch was tun, wenn im Internet beispielsweise ein Shitstorm gegen den Ingenieur oder Informatiker läuft oder wenn Einzelpersonen bewusst versuchen, den Ruf zu schädigen? Justiziable oder rufschädigende Kommentare unter Postings in sozialen Netzwerken oder Blogbeiträgen sollte man tatsächlich löschen. Das hat dann nichts mehr mit mangelnder Kritikfähigkeit zu tun, sondern mit Schadensbegrenzung. Geraten Blog oder Webseite auf anderen Internetseiten, etwa Bewertungsportalen, ins Fadenkreuz, kann man zunächst selbst die Betreiber kontaktieren und um Löschung bitten.
Die Verbreitung image-schädigender Zitate, Fotos und Videos verbieten zu wollen, gegebenenfalls sogar mit anwaltlicher Hilfe kann gerade im Internet nach hinten losgehen. Die Online-Community ist viel zu groß und lässt sich ungern etwas verbieten. Im Gegenteil: Umso schneller verbreiten sich die negativen Botschaften.
Diese Erfahrung mussten auch schon große Unternehmen wie Nestlé, die Essener Verkehrsbetriebe oder BP machen. Dabei gilt es immer, abzuwägen: Manch ein Reputationsschaden verschwindet eher, wenn man ihn ignoriert und nicht vorschnell überreagiert. Relevanter ist es, in solchen Fällen dafür zu sorgen, dass zügig wieder positive Einträge auf den ersten Plätzen der Suchmaschinen erscheinen, um das Image zu verbessern.
Darüber hinaus gibt es im Internet zahlreiche Anbieter für Online-Reputationsmanagement, die damit werben, negative Kommentare und rufschädigende Äußerungen im Netz entfernen zu können. Dies ist zuweilen aber nur schwer bis gar nicht möglich. Seriöse Anbieter, die beim Aufbau und der Pflege einer positiven Online-Reputation helfen, erkennt man daran, dass sie eben nicht das unmögliche Versprechen, sondern stattdessen konstruktive Hilfe bei Reputationsverlust, bei der Risikokommunikation und der Krisen-PR bieten.
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