Trainee-Programme
Trainee or not Trainee? Wie gelingt der Einstieg in den Beruf am besten? Sind Trainee-Programme geeignet, oder soll ich lieber den direkten Weg wählen? Auch die Kombination kann zum Erfolg führen.
Trainee-Programme werden immer populärer: Laut Staufenbiel-Institut bietet diese Einstiegsform inzwischen fast jedes zweite Unternehmen an. Für 80 % davon gilt: Trainee-Programme legen den Grundstein für die weitere Karriere. Zwingend dafür erforderlich sind sie laut Studie jedoch nicht. Lediglich 7 % der Unternehmen mit „Traineeship“-Angebot setzen die Programme für eine Laufbahn im Management voraus. Für Hochschulabsolventen gilt es abzuwägen, ob die Alternative zum Direkteinstieg eine sinnvolle Wahl ist.
„Ich wollte mehrere Facetten eines Unternehmens kennenlernen, deshalb habe ich mich für ein Traineeprogramm entschieden,“ sagt Daniel Ristow. Vor sieben Jahren begann der Wirtschaftsingenieur bei Goldbeck. Das Bauunternehmen beschäftigt rund 4600 Mitarbeiter und ist an mehr als 40 Standorten in Deutschland und dem europäischen Ausland vertreten. Inzwischen leitet Ristow den kaufmännischen Bereich der Regionalgesellschaft Süd in München.
Das häufige Vorurteil, Trainees würde wenig Verantwortung übertragen und das Einstiegsgehalt sei gering, kann der 36-Jährige nicht bestätigen.
Trainees tragen Verantwortung
Für Ristow war die Entscheidung für ein Traineeprogramm richtig. „Trainee“ ist jedoch kein geschützter Begriff; nur die Unternehmen legen Inhalt, Dauer und Vergütung der Programme fest. Walter Feichtner, Inhaber von Karrierecoach München, kennt Fallen, in die Hochschulabsolventen tappen können: „Fehlender Lehrinhalt und ein Einstiegsgehalt weit unterm Branchenschnitt sprechen gegen ein gutes Traineeprogramm“, sagt der Berater. „Trainee“ sei dann nur eine nette Beschreibung für „Dauerpraktikant“. Und das erhoffte Karrieresprungbrett entpuppt sich als unterbezahlte Aushilfsstelle.
„Ein gutes Programm bereitet einen Trainee vielmehr auf einen späteren Einsatz im Unternehmen vor und fördert dabei seine individuellen Stärken“, so Feichtner. Üblich sei eine Dauer von 15 bis 18 Monaten. „Neben Praxis ist Weiterbildung ein wichtiger Baustein“, erklärt der Diplom-Kulturwirt. Dazu zählen Seminare, in denen die Teilnehmer ihre Softskills weiterentwickeln oder Fachkenntnisse ausbauen. Als ebenso wichtig erachtet der Experte regelmäßige Feedbackgespräche. Viele Arbeitgeber stellen ihren Trainees außerdem einen Tutor oder Mentor zur Seite.
„Bisher bekamen bei uns alle Trainees einen Festvertrag“, sagt Paul Tölle. Er ist bei Goldbeck unter anderem für Traineeship zuständig. Wie Daniel Ristow arbeiten auch andere Ex-Absolventen heute in kaufmännischen Funktionen oder als Bau-, Projekt- oder Geschäftsstellenleiter. Zwei jeweils 18-monatige Programme bietet das Bielefelder Familienunternehmen für Bau- oder Wirtschaftsingenieure an. Einmal mit dem Spezialgebiete Hochbau, einmal mit kaufmännischem Schwerpunkt. Dabei verzichtet die Firma bei der Bewerber-Auswahl auf Assessment-Center. Stattdessen treffen Fachbereich und Personalentwicklung eine Vorentscheidung und laden Interessenten zum Gespräch ein.
Gute Studienergebnisse und Praxiserfahrung erhöhen die Chancen
„Wir möchten die Bewerber so authentisch wie möglich erleben“, sagt Tölle, und weiter: „Neben fachlichen Aspekten legen wir besonderen Wert auf Menschlichkeit.“ Denn jeder neue Mitarbeiter müsse zu den Werten passen, die im Unternehmen gelebt werden. Besteht nach zwei Gesprächsrunden noch Unsicherheit beim Bewerber, kann dieser einen oder mehrere Tage in die Goldbeck-Welt hineinschnuppern. Die besten Chancen auf ein Traineeship hat laut Tölle, wer gute Studienergebnisse erreicht hat, Praxiserfahrung nachweisen kann und flexibel ist.
Wie beim Familienbetrieb die Karrierechancen von Trainees im Vergleich zu Direkteinsteigern liegen, mag Tölle nicht beurteilen. Karriere im Unternehmen sei über beide Wege möglich. Es käme auch vor, dass sich Hochschulabsolventen auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben und gleichzeitig als Trainee, erzählt der Personalmann. Ein Nachteil sei das nicht, ganz im Gegenteil: Kommt es zum Vorstellungsgespräch, können so beide Seiten prüfen, welcher Einstieg der geeignetere ist.
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