Vollzeitjobs: Gehören sie der Vergangenheit an?
Während Vollzeitjobs mit fest definierten Arbeitszeiten oft höhere Stabilität und Vorteile bieten, wünschen sich viele Befragte, insbesondere bei jüngeren Kindern im Haushalt, flexible Arbeitszeiten, um Beruf und Privatleben besser vereinbaren zu können.
Eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur wenige Menschen feste Arbeitszeiten bevorzugen. Diese Erkenntnis wirft die Frage auf, ob Vollzeitjobs noch den aktuellen Bedürfnissen und Erwartungen der Arbeitswelt entsprechen. Sind traditionelle Vollzeitstellen überhaupt noch zeitgemäß, oder ist es an der Zeit, flexiblere Arbeitsmodelle stärker in den Fokus zu rücken?
Vollzeitbeschäftigte arbeiten in der Regel an fünf Tagen in der Woche und leisten eine festgelegte Anzahl von Stunden pro Tag, meist von Montag bis Freitag. In vielen Ländern liegt diese Grenze bei etwa 35 bis 40 Stunden pro Woche.
Vollzeitjobs bieten in der Regel eine höhere Beschäftigungsstabilität und oft auch zusätzliche Vorteile wie umfassendere Sozialleistungen oder höhere Gehälter im Vergleich zu Teilzeitstellen. Allerdings fehlt dabei die Flexibilität. Und das ist der springende Punkt.
Nachfrage nach flexiblen Arbeitszeiten
Denn: Die Ergebnisse der Umfrage unter rund 2500 Männern und Frauen zeigen eine hohe Nachfrage nach flexiblen Arbeitszeiten. Nur etwa 25 % der Frauen und 29 % der Männer würden sich für eine Stelle mit festen Arbeitszeiten entscheiden. Bei der Befragung, bei der die Teilnehmer im Alter von 18 bis 65 Jahren fiktive Stellenanzeigen bewerten sollten, wurde die Attraktivität von Arbeitszeitmodellen ermittelt.
Etwa 50 % der Frauen, unabhängig davon, ob sie Kinder zu Hause haben oder nicht, ziehen Arbeitsplätze vor, die Flexibilität bei der Stundenzahl ermöglichen. Auch flexible Arbeitszeiten, bei denen die tägliche Arbeitszeit variabel ist, sind beliebt. Entsprechend bevorzugen weniger als 30 % der Befragten Stellen mit festen Arbeitszeiten.
Wenn jüngere Kinder im Haushalt sind, wünschen sich nur etwa 38 % der Männer eine Vollzeitstelle. Die Stiftung betonte, dass Arbeitszeiten flexibler an die Bedürfnisse der Familien angepasst werden sollten. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen gibt es große Zustimmung zu vollständig flexiblen Arbeitszeiten ohne feste Kernzeiten. Außerdem wurde festgestellt, dass Stellenangebote durch Familienfreundlichkeit deutlich attraktiver werden.
Die Befragten sollten Muster-Stellenanzeigen bewerten, besonders hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 48,9 % der Frauen und 47,6 % der Männer bevorzugen Stellen, bei denen sie sowohl Vollzeit als auch Teilzeit arbeiten können. Im Vergleich dazu ziehen deutlich weniger Personen reine Vollzeitstellen vor. Bei jüngeren Kindern im Haushalt entscheiden sich nur 21,3 % der Frauen und 38,1 % der Männer für Vollzeitjobs. „Hier deutet sich an: Paare wollen heutzutage Erwerbs- und Sorgearbeit anders aufteilen. Dazu müssen sie Arbeitszeiten flexibler an ihre Bedürfnisse anpassen können“, sagt Michaela Hermann, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung.
Berufliches und Privates besser miteinander vereinbaren
Vollständig flexible Arbeitszeiten ohne feste Kernzeiten sind ebenfalls sehr gefragt. 45 % der Befragten, sowohl Frauen als auch Männer, bevorzugen dieses Modell. Im Gegensatz dazu ist die Zustimmung zu festen Arbeitszeiten wesentlich geringer: Nur etwa ein Viertel der Frauen (24,8 %) und 29,2 % der Männer würden eine Stelle mit starren Arbeitszeiten wählen.
„Flexible Arbeitszeiten bieten die Chance, Berufliches und Privates besser miteinander zu vereinbaren“, sagt Michaela Hermann. „Diese Flexibilität schafft mehr Räume, auf dem Arbeitsmarkt aktiv zu sein. Mitarbeiterorientierte flexible Arbeitszeitmodelle nützen so auch den Arbeitgebern.“
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