Von Coaching bis Ingenieurwesen – wo lohnt sich Freelancing finanziell?
Wer sind eigentlich die Menschen, die heute als Freelancer arbeiten – und in welchen Bereichen sind sie besonders stark vertreten? Wie wirkt sich der Einsatz von KI-Tools und der Gender Pay Gap auf ihren Berufsalltag aus?

So unterschiedlich verdienen Freelancer – je nach Branche und Geschlecht.
Foto: PantherMedia / Randolf Berold
Die Freelancer von heute sind überwiegend männlich (78 %) und zwischen 40 und 59 Jahre alt. Frauen arbeiten vor allem in den Bereichen Marketing, Kommunikation und Personalwesen (HR), während Männer stärker in den technischen MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) vertreten sind. Die häufigsten Fachrichtungen, in denen Freelancer tätig sind, sind IT mit 44 %, Ingenieurwesen mit 14 % und Marketing mit 10 %.
Was verdienen die Freelancer?
Der durchschnittliche Stundensatz liegt bei 100,55 € und ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Besonders hoch sind die Sätze bei Bildungsexperten, Coaches und Trainern, die mit 124,27 € verdienen. Am niedrigsten sind die Stundensätze in der Verwaltung, wo nur 69,22 € pro Stunde erzielt werden. Die meisten Freelancer berechnen ihre Leistungen auf Stundenbasis (66 %), während 25 % mit Tagessätzen und 9 % mit Arbeitspaketen abrechnen.
Es gibt weiterhin einen Gender Pay Gap: Männer verdienen im Schnitt 102,29 € pro Stunde, Frauen nur 94,24 €, was einem Unterschied von rund 11 % entspricht – ähnlich wie in den Vorjahren. In den letzten 12 Monaten haben 27 % der Freelancer ihre Stundensätze erhöht, 62 % haben sie beibehalten und 11 % haben sogar ihre Preise gesenkt.
Ein interessanter Aspekt, der in den Diskussionen über den Gender Pay Gap immer wieder auftaucht, ist der sogenannte umgekehrte Gender Pay Gap. Dabei verdienen in bestimmten Branchen oder bei bestimmten Tätigkeiten Frauen mehr als Männer. Dies kommt zwar seltener vor, aber es gibt durchaus Beispiele, bei denen Frauen in bestimmten Bereichen oder Positionen besser bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen.
Laut der Studie von freelance.de gibt es tatsächlich eine Branche, in der Frauen als Freelancer mehr pro Stunde bekommen als Männer: die IT. Demnach liegt der Stundensatz von Freelancerinnen bei 109 Euro, während Männer nur 100 Euro bekommen.
Im Ingenieurwesen verdienen die Frauen knapp 88 Euro pro Stunde. Die Männer – 94.
Ein Viertel der Freelancer erzielt einen Jahresgewinn von weniger als 25.000 €, während 19 % mehr als 125.000 € verdienen. Doch die Zufriedenheit mit der finanziellen Situation geht zurück: Seit 2023 ist die Zahl der zufriedenen Freelancer um 24 % gesunken – das entspricht einem Rückgang von 17 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Projektakquise als größte Herausforderung
Freelancer sehen sich einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber. Besonders negative Auswirkungen haben Faktoren wie Inflation, geopolitische Spannungen und rechtliche Unsicherheiten, die überwiegend kritisch bewertet werden. Im Gegensatz dazu werden Trends wie New Work, Künstliche Intelligenz (KI) und der demografische Wandel eher neutral oder sogar positiv eingeschätzt.
Die größten Herausforderungen in der Selbstständigkeit sind klar: Projektakquise (61 %), Steuerbelastung (47 %) und wirtschaftliche Abhängigkeit (45 %) machen den Freelancern am meisten zu schaffen. Besonders die politischen Rahmenbedingungen werden von vielen als problematisch empfunden. Zwei Drittel der Befragten geben an, dass sie sich von der Politik nicht ausreichend unterstützt fühlen – ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr.
KI-Tools und Freelancer
KI-Tools sind mittlerweile ein fester Bestandteil im Arbeitsalltag: 59 % der Freelancer nutzen sie regelmäßig, davon sogar 51 % täglich – im Vergleich zum letzten Jahr, als nur 19 % täglich auf KI zurückgriffen. Die häufigsten Einsatzgebiete sind Informationssuche, Brainstorming und Content-Erstellung. Die meisten Freelancer sehen KI als eine Ergänzung zu ihren eigenen Fähigkeiten und nicht als Ersatz. Trotzdem gibt es Bedenken in Bezug auf Urheberrechte, Datenschutz und Haftung. Besonders Datenschutzverletzungen werden von 48 % der Freelancer als eines der größten Risiken angesehen.
Die Freelancer-Studie 2025 von freelance.de bietet aktuelle Einblicke in die Situation von Selbstständigen in Deutschland. Über 2.800 Freelancer nahmen zwischen dem 28. Januar und dem 2. März 2025 an der Befragung teil. Im Fokus standen Themen wie Stundensätze, Arbeitsmodelle, Projektakquise, wirtschaftliche Entwicklungen, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und die Internationalisierung der Arbeitswelt.
Ein Beitrag von: