Warum Zoom-Meetings uns erschöpfen
Es kann ermüdend sein, von einem Zoom-Meeting bzw Video-Meetings ins nächste zu springen, besonders wenn man stundenlang vor dem Bildschirm sitzt. Der Grund dafür ist jedoch überraschend – es sind nicht langweilige Gespräche oder endlose Diskussionen ohne Ergebnis, die uns erschöpfen.

Die unsichtbare Last von Videomeetings: Zoom-Müdigkeit erklärt.
Foto: PantherMedia / nenetus
Vor allem während der Corona-Pandemie sind Videomeetings und virtuelle Zusammenarbeit zu festen Bestandteilen unseres Berufslebens geworden. Plötzlich mussten viele Unternehmen und Teams von heute auf morgen auf digitale Kommunikation umsteigen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Meetings, die früher vor Ort stattfanden, wurden nun per Video abgehalten, was einerseits den Vorteil hatte, dass man von überall arbeiten konnte, aber andererseits auch neue Herausforderungen mit sich brachte. Die ständige Präsenz vor dem Bildschirm und die vielen virtuellen Treffen führten dazu, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit oft verschwammen.
Nicht vorteilhaftes Aussehen
Und je nachdem, wie die Kamera eingestellt ist, sehen wir entsprechend aus – oft aus einer Perspektive, die uns weniger vorteilhaft erscheint. Viele Menschen versuchen dann, ihr Gesicht in einer bestimmten Weise zu positionieren, um besser auszusehen, was dazu führt, dass sie während der gesamten Videokonferenz in einer Art „Kampf“ mit der Kamera sind. Sie neigen dazu, den Kopf schief zu halten, den Blick zu kontrollieren oder sogar die Mimik anzupassen, um nicht unvorteilhaft wahrgenommen zu werden. Das sorgt nicht nur für Unbehagen, sondern macht auch die ständige Selbstbeobachtung zu einer anstrengenden und ermüdenden Erfahrung. Und nun ist es wissenschaftlich bewiesen.
Unzufriedenheit über das eigene Gesichtsaussehen führt zu „Zoom-Müdigkeit“
Laut einer neuen Studie eines Forscherteams unter der Leitung von Chaeyun Lim von der Michigan State University ist dieses Gefühl, das allgemein als „Zoom-Müdigkeit“ oder Videokonferenz-Müdigkeit bekannt ist, mit Unzufriedenheit über das eigene Gesichtsaussehen verbunden.
„Übermäßige Bildschirmzeit, die Nutzung sozialer Medien und selektive Selbstpräsentation durch das Bearbeiten von Fotos vor dem Posten werden seit langem mit Unzufriedenheit über das Aussehen in Verbindung gebracht . Ähnlich kann die längere Zeit, die in virtuellen Meetings (VM) verbracht wird, negative Wahrnehmungen des Selbstbildes verstärken sowie Sorgen über kritische Bewertungen hervorrufen“, schreiben die Forschenden.
Häufiges Betrachten des eigenen Gesichts in der Kamera
Dieses Phänomen, als Zoom-Dysmorphie bekannt, beschreibt das Gefühl der Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen, das durch häufiges Betrachten des eigenen Gesichts in der Kamera entstehen kann. Die ständige Selbstbeobachtung führt zu einer verstärkten Selbstwahrnehmung, die oft zu einer negativen Bewertung des eigenen Aussehens führt. Diese Selbstfokussierung kann zu negativen Gefühlen wie Angst oder Depression führen. Während der COVID-19-Pandemie berichteten viele Menschen, dass sie aufgrund von VMs vermehrte Bedenken hinsichtlich ihres Aussehens hatten.
Lücke zwischen dem idealen und dem tatsächlichen Selbst
Das Problem entsteht durch die Lücke zwischen dem idealen und dem tatsächlichen Selbst, die durch die übermäßige Betrachtung des eigenen Gesichts in Videokonferenzen verstärkt wird. Studien zeigen, dass sich die Zeit in Videomeetings negativ auf das Aussehensempfinden auswirken kann, da die Menschen sich eher mit anderen vergleichen. In Videokonferenzen sind wir auf eine bestimmte Ansicht unseres Gesichts im Kamerarahmen beschränkt, was das Gefühl der Unzufriedenheit verstärken kann.
Auswirkungen auf die Video-Meeting-Akzeptanz
Zoom-Müdigkeit könnte eine erhebliche Barriere für die breitere Einführung von virtuellen Meetings (VMs) darstellen, so die Forschenden. Dennoch ist noch wenig darüber bekannt, wie VM-Müdigkeit mit der Unzufriedenheit über das eigene Gesichtsaussehen zusammenhängt und wie diese Müdigkeit die Akzeptanz von Videokonferenzen beeinflusst.
„Trotz der wichtigen Rolle, die VM-Müdigkeit bei der Gestaltung von Arbeitsplatzinteraktionen und digitaler Inklusion in aufkommenden virtuellen Arbeitsumgebungen spielt, sind ihre Auswirkungen auf die VM-Akzeptanz – sowie die Mechanismen, die Gesichtsaussehensbedenken, VM-Müdigkeit und VM-Akzeptanz miteinander verknüpfen – noch weitgehend unerforscht“, schreiben die Autoren.
Impression-Management ist eine wichtige Strategie am Arbeitsplatz. Diese Studie zeigt, dass verstärktes Selbstmonitoring während virtueller Meetings (VM), das zu Zoom-Müdigkeit führt, mit Unzufriedenheit über das eigene Gesichtsaussehen zusammenhängt. Forschende führten eine Umfrage mit 2.448 US-Arbeitnehmern durch und fanden heraus, dass diese Unzufriedenheit mit VM-Müdigkeit in Verbindung steht und die Bereitschaft, VM-Technologien zu nutzen, verringert, da der wahrgenommene Nutzen sinkt. Die Ergebnisse legen nahe, dass VM-Müdigkeit das Impression-Management anregt, indem Funktionen genutzt werden, die mit der Unzufriedenheit über das Gesichtsaussehen zusammenhängen.
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