Weiterbildung: selbstverständlich und – hoffentlich – gut geplant
Ständige Weiterbildung ist für Ingenieure selbstverständlich und sie wird im Zuge der Digitalisierung immer wichtiger. Für Unternehmen und ihre Mitarbeiter gilt es, auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben bzw. durch Innovationen Marktvorteile zu sichern. Aber welche Weiterbildung, zu welchem Zeitpunkt, ist die richtige? Und wer übernimmt die Kosten?
Ziele von Weiterbildung
Wer im Beruf steckt, absolviert Weiterbildungen für gewöhnlich mit einem festen Ziel. Bei rund zwei Dritteln der Beschäftigten ist es momentan die Anpassung an neue Anforderungen, wie das Sozioökonomische Panel mit einer Umfrage herausfand. Der Wandel der Arbeitswelt verlangt von angestellten Ingenieuren etwa mehr Wissen im IT-Bereich oder Kenntnisse im disziplinenübergreifenden Projektmanagement.
Ein Drittel der Befragten nutzt Weiterbildungen aber auch, um sich für einen beruflichen Aufstieg zu qualifizieren. Weniger als zehn Prozent der Befragten dagegen wurde zur Einarbeitung an einem neuen Arbeitsplatz zur Weiterbildung geschickt.
IT-Kenntnisse
Digitalisierung und Industrie 4.0 sind nur zwei der Schlagworte, die einen radikalen Wandel der Arbeitswelten von Ingenieuren beschreiben. In deren Zuge wird nach IT-Kenntnissen bei Ingenieuren gerufen, nur, was ist damit gemeint? Ein komplettes Informatikstudium oder doch eher speziell auf die Erfordernisse des Ingenieurberufs ausgerichtetes IT-Wissen?
Ersteres wird die Ausnahme bleiben, auch wenn immer mehr Softwareingenieure in der Smart Factory beschäftigt sein werden. Sie werden aber meist einen reinen IT-Hintergrund und keine Ingenieurbefähigung mitbringen.
Daneben gibt es einige wenige Studiengänge, die sich explizit an der Schnittstelle zwischen Ingenieurwesen und IT angesiedelt haben, etwa die Ingenieurinformatik. Sie richtet sich an Ingenieure in der Entwicklung und der Produktion und schult sie im Umgang mit produktionsrelevanten Softwareprogrammen wie CAD, CAM, CFD, FEM und ERP. Klassische Studiengänge des Ingenieurwesens wie der Maschinenbaubachelor integrieren die Erfordernisse der digitalen Produktion ebenfalls immer stärker in ihre Curricula. Viele Unternehmen aber halten individuelle Weiterbildungen für die ideale Vorbereitung auf ein Arbeitsleben 4.0.
BWL-Kenntnisse und MBA
In den Curricula der meisten Ingenieurstudiengänge sind grundlegende BWL-Kenntnisse längst verankert. Zumal, wenn es sich um Studiengänge handelt, die an den Schnittstellen von Technik und Markt angesiedelt sind wie der Technische Vertrieb.
Ergänzend zum grundlegenden Ingenieurstudium und vielleicht erster Berufspraxis erhoffen sich viele Ingenieure von einem zusätzlichen – meist berufsbegleitenden – MBA-Studium die Eintrittskarte für das hohe Management. Direkt nach dem Studium einen Aufbaustudiengang zu absolvieren, führt in manchen Fällen allerdings dazu, mit dem Handicap eines sehr späten Berufseinstiegs leben zu müssen.
Es ist auch gut zu überlegen, ob die Kosten für den MBA-Abschluss sich tatsächlich auszahlen. Steht der zeitliche und finanzielle Aufwand in einem vernünftigen Verhältnis zur hinzugewonnen Qualifikation, die dann ja auch von potenziellen Arbeitgebern positiv eingeschätzt werden muss? Für viele Ingenieure sind learning on the job oder kompaktere Formen der Fortbildung im betriebswirtschaftlichen Bereich wohl auch eine Lösung.
Social Skills und Persönlichkeitsentwicklung
Wie führt man eigentlich als Vorgesetzter so ein Mitarbeitergespräch? Spätestens dann, wenn Ingenieure Teamleitungen übernehmen, spüren viele den Bedarf nach strukturierter „Nachhilfe“ in Fragen der Kommunikation allgemein und allen Bereichen der Mitarbeiterführung und -motivation. Denn wenn von Führungskräften mit Persönlichkeit gesprochen wird, ist damit meist ihre reflexive Kompetenz gemeint, die es ihnen ermöglicht zu erkennen, was sie tun und warum sie es tun. Eine wichtige Voraussetzung, um Mitarbeiter zu motivieren. Befragungen zeigen deutlich, dass das Arbeitsklima und die Freude an der Arbeit, immer wichtiger wird und sogar bis zu einem gewissen Punkt monetäre Anreize überstrahlt.
Wer zahlt für die Weiterbildung?
Der Etat ist knapp und das laufende Geschäft geht vor. Wenn Vorgesetzte Mitarbeitern mit diesem Argument die Kostenübernahme für eine Weiterbildung verweigern, können sie ein Eigentor schießen. Motivation geht verloren, vielleicht auch für die Firma wichtiges Know-how wird nicht erneuert.
Auf die betrieblichen Bedürfnisse eines Unternehmens abgestimmte Weiterbildungen sollten auch von den Unternehmen finanziert werden. Die Bindung an das Unternehmen, die Zufriedenheit mit dem Job und die Leistungsbereitschaft wird auch und nicht zuletzt durch die individuelle Förderung der Arbeitnehmer beeinflusst. Weiterbildungsangebote sind bereits in der Recruitingphase ein wichtiges Argument. Bewerber schauen selbstverständlich darauf, welche Entwicklungsmöglichkeiten ein Unternehmen ihnen bietet.
Finanzielle Förderung
Wenn die Weiterbildung vor allem der persönlichen Entwicklung und damit auch der Karriereplanung der Ingenieure selbst dient, ist eher Eigeninitiative und auch finanzielles Engagement gefragt. Wer beruflich in eine Sackgasse geraten ist und vielleicht nach langen Berufsjahren durch Weiterbildung seine Qualifikation neu aufbauen möchte, muss sich natürlich über die Kosten Gedanken machen.
Eine öffentliche Förderung, etwa bei Arbeitslosigkeit, wird derzeit nur selten gewährt. Grund ist die offiziell gute Arbeitsmarktlage für Ingenieure, wie die Lehr- und Versuchsgesellschaft für Qualität (LVQ) darlegt.
Trend zu Inhouse-Schulungen besteht weiter
Grundsätzlich gibt es in den Unternehmen schon länger den Trend, Trainings, Schulungen etc. als Inhouse-Veranstaltungen durchzuführen, um möglichst zeit- und kostensparend arbeiten zu können. Aber auch die Möglichkeiten der Technik (Stichwort E-Learning) werden voll genutzt und altersspezifische Lehrmethoden verfeinert, um den Bedürfnissen älterer Mitarbeiter gerecht zu werden.
Konzerne und größere Mittelständler haben häufig ihre Weiterbildungseinrichtungen nach amerikanischem Vorbild in sogenannte Corporate Universities umgewandelt. Diese Akademien sind aber mit staatlichen Hochschulen nicht zu vergleichen, da ja allein den Unternehmensinteressen entsprechend weiter- und ausgebildet wird. Große Konzerne kooperieren meist mit besonders renommierten internationalen Ausbildungsstätten wie dem MIT (Massachusetts Institute of Technology), um ihrem Spitzenpersonal deren Ausbildungsstandard bieten zu können.
Mit den Hochschulen verbundene Weiterbildungseinrichtungen
Im Zuge ihrer marktorientierten Neuausrichtung hatten auch die staatlichen Universitäten und Fachhochschulen das Thema Weiterbildung als Geschäftsmodell vorangetrieben, um eigene Manpower und Infrastrukturen gewinnbringend nutzen zu können. Seitdem sind viele Einrichtungen entstanden, die Ingenieuren zielgerichtete Angebote für Weiterqualifikationen anbieten. Für die inhaltliche Kompetenz spricht die personelle und räumliche Nähe zu Forschung und Lehre sowie zur regionalen Wirtschaft.
Einen Überblick über ingenieurspezifische Angebote zur akademischen Weiterbildung in den fachlichen Themengebieten, aber auch im Managementbereich bietet ingacedemy.de, das Weiterbildungsportal für Ingenieure.
Zeitbedarf der Weiterbildung richtig einschätzen
Zeit ist Geld, heißt es so schön. Aber seine Zeit neben dem Beruf für Weiterbildung zu nutzen, bedeutet meist, dass Familie und Freunde zu kurz kommen, der eigene, auch notwendige, Müßiggang weg fällt. Darüber muss man sich im Klaren sein, soll es nicht zu Überlastung und Frustrationen kommen. Mit Widerwillen und angezogener Handbremse zur Fortbildung zu gehen, macht wenig Sinn.
Realistische Planung, ein gutes Zeitmanagement und ehrliche Absprachen mit dem Lebenspartner und je nach Situation auch mit dem Arbeitgeber verhindern hoffentlich Ärger und Frust. Sodass dem Lernerfolg nichts im Wege steht.
Tipp:
Programmieren lernen in Online-Kursen
So finden Sie als Ingenieur die richtige Weiterbildung
Ein Beitrag von: