Welche Vorteile bieten zusätzliche Studienabschlüsse?
In Deutschland werden auffallend viele Studienabschlüsse „gesammelt“. Da stellt sich die Frage: Bringen die vielen Aufbau- und berufsbegleitenden Studiengänge wirklich Vorteile im Berufsleben?
Betrachtet man einmal die Studiengebühren, die etwa bei 10.000 Euro aufwärts liegen, profitieren ganz sicher die Weiterbildungsanbieter. Den Absolventen bleibt immerhin eine zusätzliche Urkunde für die Zeugnissammlung.
Geht man davon aus, dass das Studium meist berufsbegleitend absolviert wird, steckt neben dem Geld auch eine ordentliche Portion Energie und Zeit in dem zusätzlichen Abschluss. Für manchen, der eine anspruchsvolle Freizeitgestaltung sucht, ist solch ein Studium sicherlich eine sinnvolle Abend- und Wochenendbeschäftigung. Doch die meisten Freizeit-Studierenden hoffen auf einen großen Karriereschritt nach vorn. Dieser mag im Einzelfall tatsächlich möglich sein, der Regelfall ist dies aber nicht.
Vorbei sind die Zeiten, als Personalverantwortliche zu einem Ingenieur mit zusätzlichem Masterabschluss einer Managementschool ehrfürchtig aufblickten. Den Automatismus, dass ein zusätzlicher Bildungsabschluss einen Karriereschub mit sich bringt, gibt es nicht. Dies beweisen viele Lebensläufe von Ingenieuren. Im Normalfall hängt es allein vom frischgebackenen Bachelor oder Master selbst ab, ob aus dem zusätzlichen Bildungsabschluss wirkliche Vorteile entstehen.
So sollte idealerweise spätestens die Diplom- bzw. Abschlussarbeit auf den eigenen Arbeitgeber abgestimmt sein, indem etwa ein Thema von großer Relevanz für das Unternehmen gewählt wird. Hierzu begibt man sich möglicherweise auf die Suche nach einem Mentor beim Arbeitgeber, der die Abschlussarbeit begleitet. Bestenfalls handelt es sich hier selbstverständlich um eine einflussreiche Persönlichkeit, die das Thema „unter die Kollegen“ bringt. Sicherlich müssen auch viele Informationen bei anderen Führungskräften eingeholt werden. Mit viel Glück springt eine der Schlüsselfiguren im Unternehmen auf das „Projekt“ auf. Nicht selten entstehen in den Köpfen der Manager oder der Personalabteilung daraufhin Ideen, wo man den zukünftigen Absolventen künftig besser einsetzen könnte als auf seiner aktuellen Position.
Noch was tun, wenn der ausgeworfene Köder nicht zieht, weil kein wirklich gutes Thema für die Abschlussarbeit gefunden wurde oder sich das Interesse einfach doch in Grenzen hält? Wichtig ist es auf jeden Fall, den Vorgesetzten den erfolgreichen Studienabschluss zu vermelden. Zudem sollte eine Kopie des Abschlusses an die Personalabteilung zum Verbleib in der Personalakte weitergereicht werden. Auf keinen Fall vergessen: Bei den Vorgesetzten und der Personalabteilung andeuten, dass man darauf brennt, das Know-how aus dem Studium auch bei zukünftigen Aufgaben oder Projekten anwenden zu können. Das Ausloten der internen Möglichkeiten ist also wichtig. Es gilt das Prinzip: Tue Gutes und rede darüber!
Passiert jedoch in den nächsten sechs bis zwölf Monaten nach Studienabschluss nichts Nennenswertes, ist es an der Zeit, sich mit dem zusätzlichen Abschluss dem externen Arbeitsmarkt zu präsentieren. Dazu gehört, das Aufbaustudium im Lebenslauf und Anschreiben entsprechend darzustellen. Die Argumentation für einen Stellenwechsel liegt auf der Hand: Es wird eine berufliche Veränderung gesucht, um das Wissen aus dem Zusatzstudium in die Praxis umsetzen zu können. Bei der momentanen Situation auf dem Arbeitsmarkt und mit der richtigen Bewerbungsstrategie dürfte es über kurz oder lang tatsächlich zu einem Arbeitgeberwechsel kommen. Der bisherige Arbeitgeber kann sich bei der nun folgenden Kündigung nicht beklagen (was auch für das anstehende Arbeitszeugnis wichtig ist). Schließlich konnte er keine entsprechenden neuen Arbeitsplatzangebote unterbreiten.
Und wie lang kann der zusätzliche Abschluss für eine berufliche Veränderung in diesem Sinne genutzt werden? Spätestens nach zwei Jahren dürfte der Abschluss „verbrannt“ sein. Ist dann weder intern noch extern beruflich etwas Entscheidendes passiert, war der Abschluss immerhin eine schöne und teure Freizeitbeschäftigung. Die Investition hat sich allerdings rein wirtschaftlich betrachtet nicht amortisiert.
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