Wie bekomme ich Förderung im Unternehmen?
Wer am lautesten schreit, bekommt am meisten. Da unterscheidet sich die Arbeitswelt nicht von einem Kindergarten. Sprich: Wer Förderung von seinem Arbeitgeber will, sollte sein Können auch mal lauter betonen.
So stellte ein kreativer Ingenieur kürzlich in einem Rückblick zu seiner Karriere fest: Er hatte nicht laut genug getrommelt. Seine berufliche Laufbahn verlief moderat, sein Gehalt blieb bescheiden, obwohl er lang nicht der Schlechteste seines Faches ist. Förderung gab es nicht. Ich würde die Aussage des Ingenieurs doch etwas relativieren wollen. Vielleicht mag diese Aussage uneingeschränkt bei politischen Karrieren zutreffen, bei Ingenieuren muss in der Regel neben dem Trommeln auch das Fach beherrscht werden. Dennoch, ganz verkehrt mag es nicht sein, sich im eigenen Unternehmen bekannt zu machen.
Ich erinnere mich da an einen Wirtschaftsingenieur, der nach zwei Jahre den Arbeitgeber wechselte. Er tauchte regelmäßig im Werksrestaurant des Medizintechnikunternehmens auf und nahm dort recht plump Kontakt zu der einen oder anderen Führungskraft (auch aus der Geschäftsführung) auf. Er empfahl sich in diesen Gesprächen immer wieder für eine interne Förderung, indem er betonte, dass er auch „unbequeme“ Projekte für das Unternehmen ausführen würde. Tatsächlich wurde er nur ein Jahr später ins benachbarte Ausland geschickt, um dort eine Tochtergesellschaft zu sanieren. Das gelang ihm tatsächlich und er wurde wenig später von einem Personalberater als technischer Geschäftsführer eines renommierten Mittelständlers abgeworben.
Auch persönliche Ansichten können die Förderung beeinflussen
Mit welchen Mitteln auch immer die Aufmerksamkeit erreicht wird, glücklich darf sich schätzen, wer auf einen Förderer beim Arbeitgeber zurückgreifen kann. In Sachen beruflicher Förderung verläuft dann vieles umso leichter oder wird erst möglich. Während für Kollegen nicht mehr viel geht, befindet sich der Auserwählte immer noch auf der Überholspur. Stellt sich die Frage, wie man an einen Förderer kommt und wie man sich ihn erhält.
Häufig spielen Sympathien, die der Förderer, aus welchen Gründen auch immer, für den Kandidaten aufbaut, die entscheidende Rolle für die art der Förderung. So kann das persönliche Verhalten den Förderer genauso ansprechen, wie Ansichten, Hobbys, Lebenslaufstationen oder Erfahrungen usw., die er mit dem Auserwählten teilt. Die Triebfedern sind unzählig und reichen bis zum „Missionsauftrag“, z.B. „Mein Unternehmensbereich soll der erste sein, in dem ein FH-Ingenieur unter 30 eine Abteilungsleiterposition übernimmt!“
Förderung im Windschatten der Vorgesetzten
So stellt sich die Situation für den Maschinenbauingenieur dar, der im Bereich Logistik eines größeren Konzerns arbeitet. Der FH-Ingenieur ist seit 3 Jahren im Job und bringt ca. 75 Tsd. Euro p.a. nach Hause. Sein Einstiegsgehalt lag bei 40 Tsd. Euro. Eine derartige Gehaltssteigerung ist nicht schlecht und unter normalen Umständen in der kurzen Zeit kaum machbar. Betrachtet man allerdings die Aufgaben und Kompetenzen des Ingenieurs, so ist die Bezahlung durchaus gerechtfertigt. Nach kurzer Einarbeitungszeit übernahm er wichtige Projekte als Projektmanager, Moderator und Prozessbegleiter mit Budget- und Führungsverantwortung. Er bekam somit sehr schnell Förderung und Verantwortlichkeiten, nach denen sich andere Ingenieure die Hacken ablaufen und sie möglicherweise nie bekommen.
Besonders gut ist die Situation dann, wenn der Förderer im Unternehmen selbst noch im Karrierefahrstuhl sitzt. In seinem Windschatten segelt es sich leicht mit. Diese Erfahrung macht ein eher „blasser“ promovierter Ingenieur der Nachrichtentechnik in einem Elektronikkonzern. Der im Aufwind befindliche Vorgesetzte zerrt ihn quasi auf seinem Weg mit nach Oben. Der Grund der Förderung liegt darin, dass der Vorgesetzte die Arbeit des Dr.-Ing. schätzt, insbesondere seine Art, sich schnell in neue Aufgabengebiete einzuarbeiten und völlig neue Aufgaben und Projekte erfolgreich zu bewältigen und abzuschließen. Der Vorgesetzte sieht den Ingenieur in der Rolle des Zuarbeiters als wichtiges Werkzeug seines eigenen Erfolges.
Förderung aufgrund der Arbeitsleistung ist selten
Weitaus seltener ergibt sich eine Förderung aufgrund überdurchschnittlicher Arbeitsleistungen. Am wahrscheinlichsten resultiert sie noch dann, wenn es dem Kandidaten gelingt, dem potenziellen Förderer in Gesprächen Gemeinsamkeiten aufzuzeigen und anzusprechen, was er für ihn beruflich oder persönlich tun kann. Dies setzt voraus, dass der Kandidat mit viel psychologischem Geschick Informationen zu Motivationen, Befindlichkeiten und Interessen beim potenziellen Förderer oder dessen Umfeld in Erfahrung bringt.
Wie dem auch sei, Förderer müssen gepflegt werden, um sich deren Förderung zu erhalten. In erster Linie erwarten Förderer absolute Loyalität und Ergebenheit von ihren Ziehtöchtern und -söhnen. Ernsthafte Kritik am Förderer darf weder unter vier Augen und noch weniger in der Öffentlichkeit stattfinden. Abwanderungsgedanken sollte der Geförderte völlig für sich behalten. Bei den Arbeitsleistungen reicht Durchschnittliches aus. Der Förderer betrachtet alles durch eine rosarote Brille und neigt dazu, auch Mittelmaß zu glorifizieren, zumindest solange, wie es seinem eigenen Image bei Vorgesetzten oder etwa Gesellschaftern nicht schadet. Faktisch heißt das, dass der geförderte Kandidat seine mäßigen Leistungen zumindest nach Außen gut verkaufen können muss.
Förderung ist keine Selbstverständlichkeit
Teilweise entsteht ein blindes und durch Leistungen kaum zu rechtfertigendes Vertrauen des Förderers zu seinem Günstling, das allerdings nach erfolgter Förderung nicht enttäuscht werden darf. Wird es enttäuscht, wird der Geförderte fallen gelassen wie die berühmte heiße Kartoffel und es bleibt ihm meist nur übrig, schnellstmöglich aus dem Unternehmen oder zumindest dem Dunstkreis des Förderers zu verschwinden. Dass Förderer gelegentlich enttäuscht werden, liegt in der Natur der Sache. Das Selbstbewusstsein des Geförderten wird durch seine Ausnahmeposition stark aufgebaut.
Er darf sich mehr erlauben als andere. Viele Geförderte verlieren dadurch den Blick für die Realität. Sie nutzen den Förderer aus, fühlen sich zu noch Höherem berufen, beginnen möglicherweise am Stuhl des Förderers zu sägen, tragen sich öffentlich mit Abwanderungsgedanken, womit sie den Förderer lächerlich machen, versuchen ihn „zu managen“ oder im Extremfall zu erpressen. Die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu überschätzen und die Förderung als selbstverständlich statt außergewöhnlich zu betrachten, sind die größten Feinde des Geförderten und können zum schnellen Karriereaus führen.
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