Gesund im Job 12.04.2023, 08:00 Uhr

Workaholics: Studie enthüllt alarmierende Daten über Arbeitssucht

Erfolg im Job steht für viele Menschen ganz oben auf der Wunschliste. Dafür arbeiten sie viel und hart. Wird die Arbeit jedoch zum einzigen Lebensinhalt, der die Grenzen zwischen Job und Erholung verwischen lässt, ist Vorsicht geboten. Neue Studie enthüllt alarmierende Daten über Arbeitssucht.

Workaholic am Computer

Workaholic: Die schmale Grenze zwischen tüchtigem Arbeiter und krankhaftem Arbeitswahn.

Foto: panthermedia.net/AndreyPopov

Laut einer neuen Studie von Forschern des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Technischen Universität Braunschweig, die von der Hans-Böckler-Stiftung unterstützt wurde, arbeiten zehn Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland auf suchthafte Weise. Das heißt: Betroffene arbeiten nicht nur sehr lange, schnell und multitaskingfähig, sondern sie können auch nur schwer entspannen und haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie freinehmen. All das hat negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit. Körperliche oder psychosomatische Beschwerden treten bei ihnen deutlich häufiger auf, aber sie suchen deswegen seltener ärztliche Hilfe.

Studie zeigt: Arbeitssucht beeinträchtigt das Wohlbefinden von Erwerbstätigen

Die Forscher stützen sich in der Studie auf Daten des BIBB und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, für die zwischen 2017 und 2018 mehr als 8000 Erwerbstätige zu ihrem Arbeitsverhalten und Wohlbefinden befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen klar, dass suchthaftes Arbeiten in Deutschland mit einer schlechteren Gesundheit verbunden ist. Dies gilt sowohl für die subjektive Selbsteinschätzung des allgemeinen Gesundheitszustands als auch für die Anzahl der berichteten körperlichen und psychosomatischen Beschwerden. Außerdem haben die Betroffenen im Vergleich zu anderen Erwerbstätigen eine geringere Tendenz, bei gesundheitlichen Beschwerden ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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So gab fast die Hälfte (45 Prozent) der suchthaft Arbeitenden an, im Jahr vor der Befragung an keinem einzigen Tag krankheitsbedingt gefehlt zu haben, verglichen mit 36 Prozent Gelassenen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass suchthaft Arbeitende ihren gesundheitlichen Beschwerden weniger Aufmerksamkeit und Behandlung schenken als ihre gelasseneren Kollegen.

Deshalb plädieren die Forschenden, „Betriebskulturen zu etablieren, die exzessivem und zwanghaftem Arbeiten entgegenwirken“.

Was ist ein Workaholic?

Ein Workaholic ist eine Person, die ein unkontrolliertes Verlangen nach Arbeit hat. Expertinnen und Experten sprechen daher auch von Arbeitssucht. Ein Workaholic arbeitet so viel, dass der Job irgendwann zum einzigen Lebensinhalt wird. Betroffene definieren sich oftmals nur noch über ihre Arbeit beziehungsweise die Erfolge, die sie im Job erzielen.

Wie erkennt man einen Workaholic?

Es gibt einige wesentliche Anzeichen, an denen Sie einen Workaholic erkennen:

  • Kontrollverlust: Ein Workaholic verliert jegliches Gefühl für das richtige Arbeitspensum. Auch das eigene Selbstwertgefühl messen Betroffene an den Aufgaben und erreichten Zielen.
  • Gesundheitliche Beschwerden: Innere Unruhe, Angst, Panikattacken, Erschöpfung, Stimmungsschwankungen, Magen-Darm-Beschwerden oder Herz-Kreislauf-Probleme sind nur einige gesundheitliche Beschwerden, die durch eine Arbeitssucht entstehen können. Betroffene vernachlässigen ihre Gesundheit und nehmen Alarmzeichen nicht wahr.
  • Fehlende Erholung: Wer arbeitssüchtig ist, hat enorme Probleme, Pausen einzulegen und sich zu entspannen beziehungsweise zu erholen. Statt abzuschalten und neue Energie zu tanken, werden selbst an freien Tagen E-Mails gecheckt und Dinge für den Job erledigt.
  • Kein Privatleben: Da sich der gesamte Alltag nur um die Arbeit dreht, bleibt keine Zeit für andere Lebensbereiche. Betroffene ziehen sich zurück und vernachlässigen Hobbys, Familie und Freunde.
  • Konkurrenzgefühl: Ein Workaholic sieht sich immer in Konkurrenz zu anderen Kolleginnen und Kollegen und übt somit selbst zusätzlichen Druck auf sich aus. Das Gefühl, immer besser sein zu wollen oder zu müssen, ist dauerhaft vorhanden.

Warum wird man Workaholic?

Ob und wie jemand in die Arbeitssucht abrutscht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zu Beginn arbeiten Betroffene viel, übernehmen freiwillig Überstunden und identifizieren sich voll und ganz mit ihrem Job. Entsprechend gibt es dafür auch Anerkennung vom Vorgesetzten. Das Selbstwertgefühl steigt, der Wunsch nach „Mehr“ jedoch auch. Ob jemand jedoch anfängt, das Arbeitspensum immer mehr zu erhöhen und sich zum Workaholic entwickelt, hängt ganz stark vom sozialen Umfeld ab. Probleme in der Partnerschaft oder in der Familie sind häufig der Auslöser, wenn sich jemand in die Arbeit flüchtet – umso mehr, wenn man im Büro die nötige Anerkennung bekommt.

Es gibt auch Hinweise, dass die Gründe dafür, warum jemand zum Workaholic wird, in der Kindheit liegen: So sind oft Menschen betroffen, die von ihren Eltern als Kind nur Liebe und Anerkennung bekommen haben, wenn sie etwas geleistet haben. Sie entwickeln im Laufe des Lebens einen Ehrgeiz, der sie später im Job in die Sackgasse führen kann.

Außerdem gibt es Arbeitsfelder, in denen das Risiko für eine Arbeitssucht größer ist. Das sind insbesondere Branchen, in denen es keine festen Arbeitszeiten gibt, sondern Überstunden an der Tagesordnung stehen. Auch Selbstständige und Freiberufler haben durch ihr selbstbestimmtes Arbeiten ein höheres Risiko, zum Workaholic zu werden.

Welche Folgen kann Arbeitssucht haben?

Die Folgen von Arbeitssucht zeigen sich auf unterschiedlichen Ebenen: Durch die permanente Überlastung leidet die Gesundheit von Workaholics. Schlafstörungen, Bluthochdruck, Magengeschwüre und psychische Erkrankungen wie Depressionen sind nur einige Beschwerden, die durch eine Arbeitssucht entstehen können. Mit der Zeit sinken auch Konzentration und Belastbarkeit. Insgesamt steigt dadurch auch das Risiko für einen Burnout.

Das hohe Arbeitspensum hat natürlich auch Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen. Ein Workaholic zieht sich immer mehr zurück, sodass auch die sozialen Kontakte unter der Arbeitssucht leiden. Für Familie und Freunde bleibt am Ende des Tages keine Zeit mehr.

Was können Angehörige tun?

Die Arbeitssucht ist ein Teufelskreis, der sich schwer durchbrechen lässt. Wird ein Workaholic von einem Angehörigen auf sein Arbeitspensum angesprochen, reagiert er oder sie gereizt und leugnet die Vorwürfe. Für Familie, Freunde oder den Partner beziehungsweise die Partnerin ist es oftmals kaum möglich, die Probleme mit dem Betroffenen gemeinsam anzugehen. Dennoch darf die Arbeitssucht nicht verharmlost werden. Angehörige sollten daher immer wieder ein Gespräch suchen und Hilfe vorschlagen. Die erste Anlaufstelle ist der Hausarzt oder die Hausärztin. Er oder sie überweist an einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin. Auch Selbsthilfegruppen stehen Angehörigen mit Rat zur Seite. Um das Suchtverhalten nicht zu unterstützen, sollte folgendes Verhalten unbedingt vermieden werden:

  • Problem verdrängen: Angehörige versuchen oft unbewusst, sich selbst zu schützen, indem sie die Arbeitssucht des anderen leugnen, verharmlosen oder verdrängen. Doch genau das ist kontraproduktiv.
  • Verantwortung übernehmen: Häufig übernehmen Angehörige auch viele Alltagspflichten der Betroffenen. Das Problem: Der Workaholic erkennt die Sucht beziehungsweise die negativen Folgen nicht und setzt sich nicht mit dem Problem auseinander.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Das Wichtigste ist zunächst, dass die betroffene Person ihre Sucht erkennt und bereit ist, etwas dagegen zu tun. Ist der erste Schritt getan, können diese Maßnahmen helfen:

  • Freizeit gestalten: Wer sich außerhalb des Büros leer fühlt und mit seiner Freizeit nichts anzufangen weiß, sollte sich zum Beispiel feste Zeiten für ein Hobby setzen. Auch regelmäßige Verabredungen mit Freunden oder gemeinsame Zeit mit dem Partner beziehungsweise der Partnerin helfen, den Feierabend wieder schätzen zu lernen.
  • Gespräch mit dem Chef oder der Chefin: Sprechen Sie mit Vorgesetzten über Ihr Problem und bitten darum, Ihnen bei der Arbeitsorganisation zu helfen. Machen Sie deutlich, dass Sie kaum oder besser keine Überstunden mehr machen können und wollen. Auch Sonderaufträge sollten Sie zunächst nicht mehr annehmen.
  • Pausen nutzen: Halten Sie Ihre Pausen ein und versuchen Sie in der Zeit, etwas für Ihre Gesundheit zu tun: Gehen Sie spazieren, machen Sie Lockerungs- oder Dehnübungen oder hören Sie Musik. Danach sind Sie wieder aufnahmefähig und können mehr leisten.
  • Gesundheit fördern: Ein Workaholic hat jegliches Gespür für seine Gesundheit verloren. Hören Sie nun wieder auf die Signale Ihres Körpers. Treiben Sie Sport, beginnen Sie mit Meditation und tun Sie etwas Gutes für Körper und Geist.
  • Soziale Kontakte: Wie wichtig soziale Kontakte sind, merken Workaholics oft erst dann, wenn sie keine mehr haben. Tun Sie etwas dagegen und pflegen Sie Freundschaften, die Beziehung zu Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin und andere Kontakte. Schon regelmäßige Gespräche tun gut und stärken das Selbstwertgefühl.
  • Therapie: Wenn Sie merken, dass Sie es nicht alleine schaffen, sollten Sie gegen die Arbeitssucht mit professioneller Hilfe angehen. Ein Psychotherapeut beziehungsweise eine Psychotherapeutin hilft Ihnen, Ihr Arbeitspensum zurückzuschrauben und sich auch wieder auf andere Dinge im Leben einlassen zu können.

 

 

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

  • Justine Holzwarth

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