Arbeitswege 03.11.2023, 13:38 Uhr

Zur Arbeit pendeln: Wie bewegen sich deutsche Arbeitnehmende?

Immer mehr Berufstätige in Deutschland sind auf dem Weg zur Arbeit unterwegs und bewältigen dabei längere Entfernungen. Das Konzept des Homeoffice könnte diesen Trend zukünftig noch verstärken. Aber wie sieht eigentlich der Pendlerstrom in Deutschland aus?

Pendeln

Pendeln: Tägliche Reise zwischen Heim und Arbeit.

Foto: PantherMedia / kalinovsky

Früh morgens aufstehen, in die Bahn oder ins Auto steigen und zur Arbeit fahren – so beginnt der Tag für viele Pendler. Allerdings unter der Voraussetzung, dass die Bahn pünktlich ist und auf der Autobahn kein Stau droht. Andernfalls kann der Start in den Tag schnell stressig werden.

Pendleranzahl steigt

In Deutschland erleben wir einen kontinuierlichen Anstieg der Pendler. Laut einer Mitteilung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) stieg die Pendleranzahl innerhalb eines Jahres um etwa 700.000. Am Stichtag 30. Juni 2022 arbeiteten demnach 20,3 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nicht in ihrer Wohnkommune. Der Anteil der Pendler an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erhöhte sich leicht, um einen halben Prozentpunkt auf 60 Prozent. Die genutzten Verkehrsmittel der Pendler werden in dieser Statistik nicht aufgeführt.

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Besonders erwähnenswert ist der Anstieg der Menschen, die längere Arbeitswege in Kauf nehmen. 7,1 Millionen Menschen legten mehr als 30 Kilometer zurück, was einem Anstieg von einer halben Million im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Anzahl der Personen, die mehr als 50 Kilometer zur Arbeit fuhren, erhöhte sich von 3,6 auf 3,9 Millionen. Dies führte zu einer Erhöhung der durchschnittlichen einfachen Arbeitswegstrecke von 16,9 auf 17,2 Kilometer. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass in Zeiten des Homeoffice dieser Weg nicht zwangsläufig jeden Tag zurückgelegt wird, wie vom BBSR festgehalten.

Klein- und Mittelstädte werden für Beschäftigte als Wohnorte zunehmend attraktiv

„Vor allem im weiteren Umland der Arbeitsmarktzentren München, Stuttgart, Frankfurt am Main und Hamburg beobachteten wir nach Jahren der Stagnation wieder einen Anstieg der Pendeldistanzen“, sagte BBSR-Experte Thomas Pütz gegenüber der dpa. „Das deutet darauf hin, dass auch weiter entfernt liegende Klein- und Mittelstädte für Beschäftigte als Wohnorte zunehmend attraktiv werden – zumal Homeoffice und andere Formen der mobilen Arbeit mehr Flexibilität ermöglichen.“

München zieht mehr Pendler als andere Städte an

München zieht mehr Pendler aus anderen deutschen Großstädten an als jede andere Stadt. Die Stadt hat 444.000 Menschen, die dort zur Arbeit pendeln. Auf den Plätzen dahinter folgen Frankfurt am Main mit 397.000, Berlin mit 382.000 und Hamburg mit 378.000 Einpendlern. In München ist die Zahl der Einpendler in den letzten zehn Jahren um mehr als 100.000 gestiegen.

Die längsten Pendlerstrecken aller Kreise, Landkreise und Städte wurden im vergangenen Jahr von Menschen aus Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern zurückgelegt, die im Durchschnitt 27,4 Kilometer zur Arbeit fuhren. Unmittelbar danach folgt der Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt mit 27,3 Kilometern, gefolgt von Märkisch Oderland in Brandenburg mit 27,2 Kilometern und dem bayerischen Landsberg am Lech mit 27 Kilometern.

Pendeln – Eine Notwendigkeit des modernen Lebens

Das Pendeln ist in der modernen Welt zu einer Notwendigkeit geworden, die aus verschiedenen Gründen entstanden ist. Wirtschaftliche Entwicklungen und die Zunahme von Arbeitsplätzen in Ballungsräumen haben dazu geführt, dass immer mehr Menschen in den Städten arbeiten, während sie außerhalb der Stadtgrenzen leben. Dies hat zu einem Anstieg des Pendelns geführt, da die Arbeitnehmer täglich zwischen ihrem Wohnort und ihrem Arbeitsplatz hin und her reisen.

Die positiven Seiten des Pendelns

Obwohl das Pendeln oft als lästig empfunden wird, hat es auch seine positiven Seiten. Zum einen ermöglicht es Menschen den Zugang zu Arbeitsmärkten und Karrieremöglichkeiten, die sie in ihrem unmittelbaren Umfeld möglicherweise nicht finden würden. Pendeln kann auch die Vielfalt des Lebens bereichern, da es den Menschen die Möglichkeit bietet, sowohl städtische als auch ländliche Lebensstile zu erleben.

Pendeln kann auch als Zeit für Selbstreflexion und Entspannung genutzt werden. Viele Menschen hören Musik, Podcasts oder lesen während ihrer Reise, was dazu beitragen kann, Stress abzubauen und den Geist zu erfrischen.

Die Herausforderungen des Pendelns

Trotz der positiven Aspekte des Pendelns gibt es auch zahlreiche Herausforderungen, denen Pendler täglich gegenüberstehen. Denn: Pendeln kann viel Zeit in Anspruch nehmen, die an anderen Stellen sinnvoller genutzt werden könnte. Darüber hinaus können lange Pendelstrecken, Verkehrsprobleme und Verspätungen im öffentlichen Verkehr zu Stress und Unzufriedenheit führen.

Nicht zu vergessen sind auch Kosten, die wegen Pendelns entstehen: seien es Kosten für die Fahrkarten oder Sprit oder Kosten für zusätzliche Verpflegung während der Pendelzeit und gegebenenfalls Parkgebühren. Außerdem kann Pendeln dazu führen, dass Menschen weniger Zeit für Familie, Freunde und Hobbys haben, was die Work-Life-Balance beeinträchtigen kann.

Und nicht zuletzt kommen die Umweltauswirkungen. Lange Pendelstrecken tragen zur Umweltverschmutzung und zum Verkehrsaufkommen bei.

In den letzten Jahren hat die COVID-19-Pandemie die Art und Weise, wie Menschen arbeiten und pendeln, stark verändert. Die Einführung von Heimarbeit und flexiblen Arbeitszeiten hat dazu geführt, dass einige Menschen weniger oder gar nicht mehr pendeln. Dies könnte dazu beitragen, die negativen Auswirkungen des Pendelns zu reduzieren und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.

Pendeln und Strukturwandel

Das Pendeln spielt eine besonders wichtige Rolle in Regionen, die sich im Strukturwandel befinden. Strukturwandel bezieht sich auf die Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur einer Region, die oft durch den Rückgang oder den Aufstieg von bestimmten Industrien und Sektoren gekennzeichnet sind.

Wie bereits erwähnt, ermöglicht es das Pendeln den Menschen in Regionen mit Strukturwandel, auf Arbeitsmärkte in benachbarten Gebieten zuzugreifen. Dies kann dazu beitragen, Arbeitslosigkeit zu reduzieren und die wirtschaftliche Stabilität der Region zu fördern. Dies ermöglicht zusätzlich, die Wirtschaft einer Region zu diversifizieren, da sie oft in verschiedenen Branchen und Sektoren arbeiten. Dadurch wird die Abhängigkeit von einer einzigen Branche verringert.

Pendler können Wissen und innovative Ideen mitbringen, was die regionale Entwicklung fördern kann.
Und nicht zuletzt die Notwendigkeit, Pendlerströme zu bewältigen, kann den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in strukturschwachen Regionen vorantreiben.

Fachkräfte wandern ab

Es kann jedoch vorkommen, dass sie in die entgegengesetzte Richtung „auswandern“ und ihre beruflichen Möglichkeiten woanders suchen, während sie weiterhin in diesen Regionen wohnen, weil es dort erschwinglich ist. In einigen Fällen kann das Pendeln dazu führen, dass gut ausgebildete Arbeitskräfte aus Regionen mit Strukturwandel abwandern, was die negativen Auswirkungen verstärken kann. Dieses Phänomen wird als „Brain Drain“ bezeichnet.

Das Pendeln kann auch zu einem Ungleichgewicht führen, da die wirtschaftliche Aktivität und die Einkommen in benachbarten Gebieten möglicherweise höher sind, was zu Spannungen und sozialen Problemen führen kann.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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