Geschichte 27.01.2024, 08:45 Uhr

Arbeitskampf unter Pharao Ramses III? – Ein Blick in die Geschichte der Streiks

Deutschland erlebt eine Welle von Streiks, die scheinbar kein Ende nimmt. Ein Blick in die Geschichte offenbart, dass sogar unter dem Pharao Ramses III. eine Streikbewegung stattfand.

Ägypten

Historischer Blick auf die Arbeitsniederlegung unter Ramses III. im alten Ägypten.

Foto: PantherMedia / GekaSkr

Eine ganze Woche lang setzten Landwirte in ganz Deutschland mit vielfältigen Aktionen ihren Protest gegen die Regierung fort. Die GDL befindet sich bereits zum zweiten Mal in diesem Monat im Streik. Bei einigen löst allein das Wort „Streik“ bereits allergische Reaktionen aus. Lassen Sie uns den Blick jedoch zurück in die Vergangenheit richten und untersuchen, wie es damals mit Protestbewegungen aussah.

Arbeitsstreik unter Ramses III.

Der Arbeitsstreik, der im ägyptischen Arbeiterdorf Deir el-Medina im 29. Regierungsjahr von Ramses III. am 10. Peret II (4. November) 1159 v. Chr. ausbrach, markiert den ersten dokumentierten Streik in der Geschichte der Menschheit. Die Vorfälle sind in einem Papyrus festgehalten, der derzeit unter der Inventarnummer p1880 im Museo Egizio di Torino aufbewahrt wird.

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Während des Neuen Reiches genossen die Handwerker und Arbeiter, die an der Errichtung der Königsgräber im Tal der Könige beteiligt waren, einen speziellen Status. Alle Arbeitskräfte, sei es in den Steinbrüchen, bei der Instandhaltung von Gräbern, beim Steinschneiden oder beim Bemalen von Grabwänden, waren als Staatsangestellte tätig. Zu den Grabarbeitern zählten auch Stuckateure, Gipser, Maurer, Holzsäger und Zimmerleute. Ebenso wie diejenigen, die für die Versorgung der Totenstadt verantwortlich waren – Wäscher, Gemüsebauern, Fischer und Wasserträger – profitierten sie von staatlicher Vollversorgung.

Die Arbeiter erhielten regelmäßige Naturallohnzahlungen in Form von Getreidelieferungen, die einem einfachen Arbeiter monatlich 150 kg Spelz und 56 kg Gerste einbrachten. Das bedeutete, dass ein Arbeiter mit täglich fünf kg Spelz und 1,9 kg Gerste in der Lage war, seine Familie ausreichend mit Brot und Bier zu versorgen. Zusätzlich wurden sie regelmäßig von Hilfskräften mit Wasser, Fisch, Gemüse, Obst, Töpferwaren und Brennmaterial versorgt.

Warum streikten Bauarbeiter im Tal der Könige?

Wahrscheinlich aufgrund von Unterschlagung durch Beamte kam es unter der Herrschaft von Ramses III. zu Versorgungsproblemen, die die ersten nachweisbaren Streiks unter den Bauarbeitern im Tal der Könige auslösten. Diese Ereignisse wiederholten sich im Verlauf des Neuen Reiches regelmäßig. Die Arbeiter griffen zu gewaltfreien Arbeitsniederlegungen, Sitzstreiks und Blockaden, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen.

Am 4. November 1159 v. Chr. beendeten die Arbeiter ihre Tätigkeiten und begaben sich zum Rand der fruchtbaren Landschaft, in der Nähe der großen Totentempel. Dort angekommen, verkündeten sie, dass ihr Lohn bereits seit achtzehn Tagen überfällig sei, und riefen: „Wir sind hungrig.“ Der Streikzug setzte sich in Richtung Medinet Habu fort. Am nächsten Tag, dem 5. November 1159 v. Chr., wurden Brote geliefert.

Wer streikte im Mittelalter?

Die Geschichte der Streikbewegung erstreckt sich über Jahrhunderte und spiegelt den ständigen Kampf von Arbeitnehmern um verbesserte Arbeitsbedingungen, gerechte Entlohnung und grundlegende Rechte wider.

Im späten Mittelalter wurden die ersten Streiks im Bergbau und Handwerk im deutschsprachigen Raum verzeichnet. Im Jahr 1329 einigten sich die Gürtlergesellen (Messingschlosser) in Breslau darauf, ein ganzes Jahr lang nicht für einen Breslauer Meister zu arbeiten. Der genaue Grund für diese Entscheidung bleibt unbekannt. Im Jahr 1351 legten die Tuchweberknechte in Speyer aus Protest gegen ihre niedrigen Löhne die Arbeit nieder, gefolgt von den Schneidergesellen in Konstanz im Jahr 1389 und den Bergleuten im sächsischen Altenberg im Jahr 1469.

Streik der Augsburger Schuhknechte

Im 18. Jahrhundert traten Streiks von Handwerksgesellen innerhalb der Zünfte regelmäßig auf. Gemäß den Informationen von „Planet Wissen“ breiteten sich im 18. Jahrhundert Streiks im Handwerk aus. Es sind über 500 solcher Fälle in deutschen Städten dokumentiert. Einige dieser Streiks erstreckten sich über einen längeren Zeitraum, wie zum Beispiel der 14-wöchige Streik der Augsburger Schuhknechte im Jahr 1726. Dennoch waren nur wenige dieser Streiks von Erfolg gekrönt.

Die Streikbewegung lässt sich auch in der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts finden, als Arbeiter mit den zunehmenden Herausforderungen der sich entwickelnden Fabrikarbeit konfrontiert wurden. Während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert erstreckte sich die Arbeitswoche oft über bis zu 80 Stunden, wobei die Arbeiter häufig schlecht entlohnt wurden und unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiteten. Dies führte dazu, dass bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten bedeutenden Arbeitsniederlegungen stattfanden.

1873 kam es zu einem der ersten längeren Streiks, bei dem Buchdrucker insgesamt vier Monate lang für verbesserte Arbeitsbedingungen kämpften. Mit Erfolg: Die Arbeiter erreichten den ersten Tarifvertrag, der verschiedene Regelungen festlegte, darunter das Recht auf einen Mindestlohn, eine zehnstündige Arbeitszeit, Überstundenzuschläge und eine Kündigungsfrist von vierzehn Tagen.

Massenstreik der Bergarbeiter im Ruhrgebiet und der Kaiser

Aus einer anfänglich spontanen Streikbewegung entwickelte sich nach dem 01. Mai 1889 der erste Massenstreik der Bergarbeiter im Ruhrgebiet, der ohne die Beteiligung von Gewerkschaften stattfand. Die Bergleute setzten sich dabei für die Einführung der Acht-Stunden-Schicht, eine Lohnerhöhung von 15 Prozent, die Abschaffung von Lohnabzugssystemen und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein. Am 10. Mai 1889 befanden sich über 80.000 Bergarbeiter im Streik, was knapp 80 Prozent aller in den Zechen beschäftigten Bergleute entsprach. Die Streikbewegung griff auch auf Schlesien, den Aachener Raum und Sachsen über. Die Regierung setzte gegen die Streikenden Militär ein, was zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Todesopfern und Verletzten führte.

Da der Streik sich nicht gewaltsam unterdrücken ließ, empfing der Kaiser auf dem Höhepunkt des Streiks drei Delegierte. Nach dieser Audienz schwächte sich der Streik infolge der Verhaftung von Streikleitungen und mangelnder Einmütigkeit immer weiter ab. Einzelne Belegschaften hielten ihren Streik noch bis Anfang Juni aufrecht.

Doch zurück zu der Gegenwart. Der bisher längste Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn hat begonnen. Bis zum kommenden Montagabend legen die Lokführer, die Mitglieder der Gewerkschaft GDL sind, ihre Arbeit nieder. Für beinahe sechs Tage werden sowohl Fahrgäste als auch die Wirtschaft mit erheblichen Beeinträchtigungen im Fern-, Regional- und Güterverkehr rechnen müssen. Ob die Mitarbeiter der Bahn mit ihrem Vorgehen Erfolg haben werden, bleibt der Zeit vorbehalten. Gleichzeitig wird dieser Streik höchstwahrscheinlich einen bleibenden Platz in der Geschichte der Streikbewegung einnehmen.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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