Vom Mittelalter bis heute: Die Entwicklung der Arbeitszeugnisse in Deutschland
Arbeitszeugnisse haben eine lange Geschichte in Deutschland und reichen bis ins Mittelalter zurück. In der heutigen Zeit dienen sie als wichtige Referenz für Arbeitgeber und sind oft ausschlaggebend für die Karriereentwicklung von Arbeitnehmern.
Arbeitszeugnisse sind heute ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitslebens. Sie dienen als Nachweis über die Leistungen und Fähigkeiten eines Arbeitnehmers und sind ein wichtiges Kriterium bei der Bewerbung um eine neue Stelle. Doch wie war es früher? Wie weit reicht die Geschichte der Arbeitszeugnisse zurück? Heute werfen wir einen Blick in die Arbeitswelt vergangener Zeiten.
Arbeitszeugnisse sind eine altbewährte Tradition in Deutschland, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Bereits vor über 500 Jahren gab es eine Grundidee von Bescheinigungen über geleistete Arbeit. Wie konnte man als Arbeitnehmer seine Fähigkeiten im Mittelalter beweisen? Im Mittelalter war die Arbeitswelt anders strukturiert als heute, und die Art und Weise, wie man seine Fähigkeiten als Arbeitnehmer bewies, hing stark vom jeweiligen Beruf ab.
In handwerklichen Berufen war es üblich, dass junge Männer in die Lehre gingen, um ihr Handwerk zu erlernen. Die Ausbildung dauerte in der Regel mehrere Jahre und schloss mit einer Prüfung ab, bei der der Lehrling seine Fähigkeiten unter Beweis stellen musste. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Lehre wurde der Geselle in die Zunft aufgenommen und konnte dann als qualifizierter Handwerker arbeiten. In den Zünften gab es oft strenge Regeln und Vorschriften, die die Qualität der Arbeit sicherstellen sollten. Um als Meister arbeiten zu können, musste man eine Meisterprüfung ablegen, bei der man seine Fähigkeiten erneut unter Beweis stellen musste.
Zunft vs. Gilde?
Eine Zunft war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine Vereinigung von Handwerkern eines bestimmten Berufsstandes, die sich zum Zweck der Interessenvertretung und zur Wahrung bestimmter Standards und Regeln zusammenschlossen. Die Zunft hatte die Kontrolle über die Berufsausbildung, die Qualität der Arbeit und die Festlegung von Preisen und Löhnen.
Im Mittelalter waren die Handwerker auch in Gilden organisiert. Im Gegensatz zur Zunft, die in der Regel auf eine bestimmte Stadt oder Region beschränkt war, waren Gilden oft überregionale Organisationen, die in verschiedenen Städten oder sogar Ländern aktiv waren. Die Gilden waren Zusammenschlüsse von Handwerkern, die sich zur Wahrung ihrer Interessen zusammengeschlossen hatten. Die Gilden waren in der Regel in Städten ansässig und hatten einen hohen Stellenwert in der damaligen Gesellschaft.
Eine wichtige Funktion der Gilden war die Ausbildung von Lehrlingen. Diese wurden von den Meistern der Gilden ausgebildet und erhielten dabei praktische Kenntnisse in ihrem Handwerk. Wenn ein Lehrling seine Ausbildung abgeschlossen hatte, wurde er zum Gesellen und konnte selbstständig arbeiten. Die Meister der Gilden waren für die Ausstellung von Arbeitszeugnissen zuständig.
Arbeitszeugnis der Gilden
Ein Arbeitszeugnis war damals jedoch keine Selbstverständlichkeit. Die Gildenmeister konnten selbst entscheiden, ob sie einem Gesellen ein Zeugnis ausstellen wollten oder nicht. In der Regel war dies jedoch üblich, um den Gesellen bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle zu unterstützen.
Das Arbeitszeugnis der Gilden war in der Regel sehr detailliert und enthielt Informationen über die Dauer der Ausbildung, die Kenntnisse und Fähigkeiten des Gesellen sowie eine Bewertung seiner Arbeit. Es war nicht nur ein Nachweis über die Fähigkeiten des Gesellen, sondern auch ein Zeichen der Qualität des Handwerks und der Gilden.
Die Ausstellung von Arbeitszeugnissen war eine Möglichkeit, die Fähigkeiten der Handwerker zu dokumentieren und ihnen bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle zu helfen.
Kontakte und Beziehungen waren wichtig
In anderen Berufen, wie zum Beispiel im Handel oder in der Verwaltung, waren die Anforderungen unterschiedlich. Hier war es oft wichtiger, Kontakte und Beziehungen zu haben, um eine Anstellung zu finden. Die Fähigkeiten und Erfahrungen eines Bewerbers wurden oft durch Empfehlungsschreiben und persönliche Vorstellungsgespräche überprüft.
Zu dieser Zeit wurden noch „Atteste für ordnungsgemäßes Ausscheiden“ ausgestellt, die Dienstherren ihren Knechten ausstellten. Diese bescheinigten, dass die Trennung korrekt war und mit Zustimmung des vorherigen Dienstherrn erfolgte. Es war damals nicht erlaubt, jemanden im Handwerk oder Gesindewesen zu beschäftigen, ohne ein solches Attest vorlegen zu können. Ebenso gehörte es zur Pflicht des Dienstherrn, ein derartiges Attest auszustellen. Das war auch gesetzlich dokumentiert.
Reichspolizeiordnung von 1530
Hier kommt die Reichspolizeiordnung von 1530 ins Spiel. Es war ein bedeutendes Gesetz in der Geschichte Deutschlands, das viele Aspekte des täglichen Lebens regelte, auch was die Beschäftigung von Knechten und Mägden betrifft. Die Reichspolizeiordnung von 1530 führte die Praxis der „Atteste für ordnungsgemäßes Ausscheiden“ ein. Diese Atteste dienten als Kombination aus Arbeitserlaubnis, Führungszeugnis und Reisepass. Man brauchte sie, um zu beweisen, dass ein Knecht oder eine Magd mit der Zustimmung des vorherigen Arbeitgebers eingestellt wurde. Eine wichtige Bestimmung dieser Verordnung war die Anforderung, dass kein Dienstherr Knechte oder Mägde beschäftigen durfte, die kein Zeugnis vorlegen konnten.
Diese Regelung hatte mehrere Auswirkungen auf die damalige Gesellschaft. Zum einen führte es zu einem Anstieg der Bedeutung von Arbeitszeugnissen. Zum anderen förderte sie auch die Bildung und Ausbildung von Arbeitnehmern, da nur Personen mit einem angemessenen Zeugnis eine Anstellung finden konnten. Die Anforderung, ein Zeugnis vorzulegen, hatte auch Auswirkungen auf andere Bereiche, wie zum Beispiel die Ausbildung, die Praxis der Berufung von Beamten und die Dokumentation von Eigentum.
Außerdem schützte diese Bestimmung die Rechte der Arbeitnehmer und zwang die Arbeitgeber dazu, die Fähigkeiten und Leistungen ihrer Angestellten zu dokumentieren. Dies half, eine gewisse Transparenz und Fairness im Arbeitsmarkt zu schaffen und verhinderte, dass Arbeitnehmer ausgenutzt oder unfair behandelt wurden.
Was stand im Gesindedienstbuch?
Viele Jahre später wurde das sogenannte „Gesindedienstbuches“ eingeführt und änderte ab September 1846 in Teilen Preußens und nach der Reichsgründung im März 1872 für das gesamte Staatsgebiet die Arbeitsverhältnisse. Darin musste der Dienstherr ein vollständiges Zeugnis über die Führung und das Benehmen des Gesindes (Arbeitnehmer) ausstellen. Das Dienstbotenbuch musste vor Dienstantritt bei der örtlichen Polizei vorgelegt werden. Wer ein schlechtes Zeugnis erhielt, musste zwei Jahre lang nachweisen, dass er sich tadellos verhalten hatte, um ein neues Gesindebuch zu bekommen. Da musste man im Laufe von zwei Jahren durch Tugenden wie Fleiß, Treue, Gehorsam, sittliches Betragen und Ehrlichkeit überzeugen. Die Polizei beglaubigte in dieser Zeit auch die korrekte Ausstellung des Gesindebuches.
Zeugnisse als wichtiger Bestandteil bei der Bewerbung
Im 20. Jahrhundert wurden Arbeitszeugnisse in Deutschland zu einer wichtigen Form der Beurteilung von Arbeitnehmern. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie standardisiert und entwickelten sich zu einem wichtigen Bestandteil des Arbeitsrechts.
Auch heute noch sind Arbeitszeugnisse in Deutschland ein wichtiger Bestandteil bei der Bewerbung um einen neuen Arbeitsplatz. Arbeitgeber sind weiterhin verpflichtet, ihren Mitarbeitern bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses ein Arbeitszeugnis auszustellen.
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