Astronaut(in) gesucht: Revolution bei Weltraumbehörde
Erstmals seit 2008 sucht die Esa neue Astronauten und Astronautinnen. Diversität ist diesmal ein großes Thema. Ein Programm der Esa kommt gar einer überfälligen Revolution gleich.
Once in a blue moon: Die Chance, Astronautin oder Astronaut zu werden, gibt es nicht oft. Die Esa sucht jetzt zum ersten Mal seit 2008 nach neuen Kandidatinnen und Kandidaten für das neue Astronautencorps.
Ab dem 31. März bis zum 28. Mai 2021 können sich angehende Bewerberinnen und Bewerber bei der Esa melden. Nach einem umfangreichen Auswahlverfahren, in dessen Verlauf sechs Runden durchlaufen werden, soll feststehen, wer zu den wenigen Europäern zählt, die künftig die Chance haben, ins All zu fliegen. Nächste Woche will die Esa Details zu den Einstellungsvoraussetzungen mitteilen. Doch schon jetzt kündigte die Europäische Weltraumbehörde an: Es wird diesmal einige Besonderheiten geben.
Astronaut oder Astronautin: „Ein Bestreben, das wir sehr ernst nehmen“
So sagte David Parker, Esa-Direktor für Astronautische und Robotische Exploration: „Sämtliche Gruppen unserer Gesellschaft abzubilden, ist ein Bestreben, das wir sehr ernst nehmen.“ Klingt erst einmal selbstverständlich. Aber die Esa war lange Zeit für eine tendenziell eher konservative Personalpolitik bekannt.
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Im aktuellen Astronauten-Korps ist mit der italienischen Pilotin Samantha Cristoforetti nur eine einzige Frau – eine deutsche Astronautin gab es übrigens noch nie. Zum Vergleich: Bei der Nasa sind fast genauso viele Frauen wie Männer im Astronautenteam.
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Doch spätestens seit Ingenieur Jan Wörner Generaldirektor der Esa ist, herrscht ein etwas anderer Wind. Er übernahm die Position 2015 und machte Diversität und Inklusivität zu Top-Themen: „Die Esa verstärkt auch ihre Bemühungen, ein modernes, integratives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem die Menschen die Vielfalt in Teams schätzen, die Perspektiven anderer berücksichtigen und sich wohl fühlen – unabhängig von Geschlecht, Geschlechtsidentität und -ausdruck“, so Wörner. Jüngst wurden immerhin 40 Prozent der neuen Stellen in der Behörde mit Frauen besetzt – in den Spitzenpositionen allerdings sieht es immer noch anders aus: Die zehn Direktorposten haben neun Männer inne.
„Die Frage ist: Warum haben sich so wenige Frauen beworben?“
2008 hatten auf die Astronauten-Stellenausschreibung der Esa nur 16 Prozent Frauen reagiert. Eine von ihnen war Astrophysikerin Suzanna Randall, die sich inzwischen bei der privaten Initiative „Die Astronautin“ auf einen möglichen Flug zur ISS in einer SpaceX-Rakete vorbereitet. „Die Frage ist: Warum haben sich so wenige Frauen beworben? Das fängt schon damit an, dass in der Bewerbungsausschreibung fast nur Männerfotos abgebildet waren. Frauen fühlen sich von einer solchen Ausschreibung sicherlich weniger angesprochen“, glaubt sie. In diesem Jahr könnte das anders aussehen.
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Ganz neu ist dieser Vorstoß bei der Esa: „Dabei sollte die Diversität bei der ESA nicht nur auf die Herkunft, das Alter, den Hintergrund oder das Geschlecht unserer Astronautinnen und Astronauten abzielen, sondern eventuell auch auf Menschen mit körperlichen Behinderungen“, kündigt David Parker an. „Um diesen Traum wahr werden zu lassen, starte ich parallel zur Rekrutierung neuer Astronautinnen und Astronauten auch das so genannte Parastronaut Feasibility Project – für dieses innovative Unterfangen ist es nun an der Zeit.“
Wer wird Astronaut? Die Anforderungen waren zuletzt hoch
Wie genau dieses Projekt aussehen wird, erfahren wir wohl nächste Woche, wenn die Esa weitere Details bekannt gibt. Esa-Generaldirektor Jan Wörner sagte im Vorfeld: „Dank des starken Mandats, das uns die ESA-Mitgliedsstaaten auf unserem letzten Ministerratstreffen im Jahr 2019 gegeben haben, nimmt Europa seinen Platz in der Weltraumforschung ein. Um noch weiter gehen zu können als je zuvor, müssen wir auch unseren eigenen Horizont so stark erweitern wie noch nie zuvor. Dieses Auswahlverfahren ist der erste Schritt dafür. Ich freue mich schon sehr darauf, mit anzusehen, wie sich ESA in den nächsten Jahren mit unseren internationalen Partnern in allen Bereichen der Weltraumforschung und der Innovation entwickeln wird.“
Astronauten: Ausbildung und Herausforderungen
Grundsätzlich dürften bei der Kandidatensuche aber zumindest ähnliche Voraussetzungen gewünscht sein wie 2008. Damals suchte die Esa Menschen, die ihre Studienfach überdurchschnittlich gut abgeschlossen hatten – am liebsten im Bereich der Naturwissenschaften, Ingenieurswissenschaft oder Medizin. Auch erfahrene Pilotinnen oder Piloten waren gern gesehen, generell wünschten sich die Esa-Recruiter mindestens drei Jahre einschlägige Berufserfahrung von den angehenden Astronauten und Astronautinnen. Raucherinnen und Raucher hatten keine Chance, das dürfte auch heute gelten. Bewerber mussten zudem fließend Englisch sprechen. Damals suchte die Esa nach recht jungen Kandidaten im Alter von 27 bis 37 Jahren. Ob das auch 2021 noch so ist, ist noch unklar.
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