Automatisierungstechnik: Diese Skills brauchen Ingenieure dringend
Künstliche Intelligenz hält Einzug in die Automatisierungstechnik. Damit ändern sich auch die Anforderungen an Ingenieure und Ingenieurinnen. Welches Skillset gefordert ist.
Maschinen werden komplexer und intelligenter. Das bleibt nicht ohne Folgen für Ingenieurinnen und Ingenieure. Welche neuen Fähigkeiten benötigen Automatisierungs- und Fertigungstechniker? Wie stehen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt? Welche Technik-Trends gibt es? Katharina Hain, Senior Department Manager der Personalvermittlung Hays, gibt Antworten.
ingenieur.de: Welche Arbeitsmarkt- und Techniktrends sehen Sie im Bereich Automatisierungs- und Fertigungstechnik?
Katharina Hain: Wenn es um Trends in der Automatisierung und Fertigungstechnik geht, sehen wir aktuell eine starke Entwicklung in Richtung des Einsatzes von künstlicher Intelligenz. Konkret geht es um intelligente Wartungssysteme, also vorausschauende Instandhaltung von Maschinen. Werden Probleme hier nicht rechtzeitig erkannt, kommt es nicht nur zu hohen Wartungs- und Reparaturkosten, sondern möglicherweise sogar zu Produktionsausfällen in Millionenhöhe. Wer hier rechtzeitig auf Daten-Analyse (Predictive Maintenance) oder selbstlernende Systeme wie die künstliche Intelligenz setzt, wirtschaftet langfristig effizienter und riskiert keine Kostenexplosion. Bei den aggregierten Daten in der Fertigung handelt es sich im Wesentlichen um große Mengen von Sensordaten, die analysiert werden müssen, um frühzeitig erkennen zu können, welche Bauteile an einer Anlage, beispielsweise am Lüfter, ausgetauscht werden müssen. Aber auch virtuelle Inbetriebnahme über Simulationstechniken vor der On-Site-Inbetriebnahme sind Entwicklungen, die klar auf dem Vormarsch sind.
Skillset ändert sich für Fertigungsingenieure
Welche Kräfte sind besonders gesucht?
Aus unseren Fachkräfte-Indices wissen wir, dass Fertigungsingenieurinnen und -ingenieure nach wie vor gesucht werden. Allerdings verändert sich das gesuchte Skillset sukzessive. Die steigende Komplexität und Intelligenz von Maschinen mitsamt deren Mess- und Steuerungsmöglichkeiten stellt vor allem die involvierten Fachkräfte im Bereich Fertigungsplanung und -steuerung vor neue Herausforderungen, bei dem was sie tun. Ihr Fachwissen allein wird künftig nicht mehr ausreichen. Sie müssen sich zunehmend mit neuen Aufgabenfeldern „anfreunden“.
An welche neuen Aufgaben denken Sie?
Um Maschinen zu vernetzen und entsprechende Systemwelten dafür zu entwickeln, brauchen sie zunehmend integriertes Wissen aus den Disziplinen Software-Entwicklung und Ingenieurswesen. Diese Berufsbilder werden früher oder später zusammenlaufen, womit sich ihre jeweilige Qualifizierung auch deutlich verändern dürfte. Der Fertigungsingenieur muss den Prozess überwachen und managen, braucht aber auch Kenntnisse zur Entwicklung einer Maschine. Der Software-Entwickler programmiert, aber muss gleichzeitig auch die Kundenerwartungen managen können. So könnte sich dazu Szenario bei der Fertigung in der digitalen Fabrik der Zukunft etablieren.
Was ist ein/e Automatisierungsingenieur/in?
Fachkräfte sollten Querschnittswissen mitbringen
Welche neuen Fähigkeiten müssen Fachkräfte mitbringen, um auf diesem Gebiet Fuß zu fassen?
Es ist nicht so, dass eine Ingenieurin oder ein Ingenieur am Ende ein Software-Entwickler wird. Aber wenn es um die automatisierte Steuerung großer Anlagen geht, sollten alle am Projekt beteiligten Ingenieurinnen und Ingenieure, IT-Experten und Datenanalysten Querschnittswissen aus den jeweils anderen Disziplinen mitbringen, zum Beispiel im Bereich Embedded Softwareprograming oder Engineering Robotics oder auch natürlich aus dem Bereich der Datenanalyse. Damit einher gehen natürlich auch Soft Skills wie interkulturelle Kompetenzen und Sprachkenntnisse sowie agiles Denken und Handeln. Denn die Steuerung großer Anlagen wird meist von internationalen Teams verantwortet.
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Welche Trends werden möglicherweise unterschätzt? Gibt es Fähigkeiten, die künftig gefragt sein werden, aber aktuell noch kaum eine Rolle spielen?
Wenn es um die ganz konkreten Auswirkungen der Digitalisierung auf die langfristige Beschäftigungsfähigkeit geht, werden unserer Ansicht nach jetzt die Abhängigkeiten zwischen technologischer Reife (etwa in der Automation) und Beschäftigungswirkung wichtig. Konkret: flächendeckende Automatisierung reduziert die Anzahl der Beschäftigten. Demgegenüber entstehen allerdings wieder neue, höherwertige Tätigkeiten. Allerdings nicht in gleichem Maße. Dieses Spannungsfeld sollte jetzt schon stärker in den Fokus gerückt werden, um entsprechende Weiterbildungsangebote zu entwickeln. Auch für die höherwertigen Tätigkeiten brauchen Unternehmen Kompetenzen, die sie dort jetzt noch nicht zur Verfügung haben.
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Was lässt sich zum Gehaltsniveau im Vergleich zu anderen technischen Berufen sagen?
Aktuell werden Projekt-, Betriebs-, und Automatisierungsingenieure stark nachgefragt. Sie liegen daher schon beim Einstieggehalt leicht über anderen technischen Berufen. Verfügen die Ingenieurinnen und Ingenieure dann noch über eine Zusatzqualifikation, beispielsweise im IT- oder Robotics-Umfeld, verbessert das natürlich nochmals ihre Gehaltssituation. Für die Fertigungsindustrie, die sich mitten im Strukturwandel befindet, geht es jetzt darum, wettbewerbsfähige Gehälter für Ingenieurinnen und Ingenieure aber auch Informatiker zu zahlen, um die digitale Transformation mit fähigen Talenten überhaupt zu meistern.
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