Chief Sustainability Officer: Warum der Job jetzt boomt
Grüner wird’s nicht? Doch! Als Chief Sustainability Officer (CSO) hat man hervorragende Karriereaussichten. Vor allem für Kräfte mit technischem Verständnis ist der Job ein Sprungbrett in obere Führungsetagen. Gabriele Stahl, Partnerin bei Odgers Berndtson und Expertin für Sustainability im Leadership sagt, wie man als CSO aufsteigt, ob Frauen im Vorteil sind und welche Skills man mitbringen sollte.
ingenieur.de: Ist der Bedarf an Chief Sustainability Officers deutlich gestiegen?
Gabriele Stahl: Wir sehen einen signifikanten Anstieg des Bedarfes an CSOs. Zahlreiche Positionen werden derzeit mit eigenen Ressourcen, insbesondere aus operativen Funktionen besetzt.
Wie sehen die Arbeitsmarktchancen aus?
Die Position des CSO bietet durchaus interessante interne Entwicklungschancen, verbunden mit einer höheren Sichtbarkeit innerhalb der Organisation und großen Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb des Bereiches. Darüber hinaus werden aber auch immer mehr Experten extern rekrutiert. Mit Blick auf den externen Arbeitsmarkt werden wir in den nächsten Jahren sicherlich noch viel mehr Bewegung und damit auch sehr gute Entwicklungsopportunitäten in dieser Funktion sehen.
Was macht ein Chief Sustainability Officer?
Welche Fähigkeiten sollte ein CSO mitbringen?
Die Rolle des CSO ist eine der agilsten im Unternehmen. Zu seiner Kernaufgabe gehört es, gemeinsam mit dem Top-Management, eine konsequente Durchdringung des Nachhaltigkeitsgedankens sicherzustellen. In dieser Funktion ist er sowohl strategisch wie operativ zwischen Unternehmensstrategie und Prozessstrukturierung zu sehen.
Was zählt noch zu den Kernaufgaben?
Häufig zählen zu seinen Aufgaben zudem das Risikomanagement und die Prozessanpassung unter Nachhaltigkeitsaspekten. Er muss diese in die Organisation vermitteln und nachhaltigkeitsbezogene Werte und deren operative Umsetzung verantworten. Zu den Fähigkeiten eines CSO zählt deshalb auch die Kommunikation mit allen relevanten Stakeholdern. Er muss Menschen mitnehmen und begeistern können. Er muss ein Netzwerker und Integrator sein. Unter diesen Gesichtspunkten kann er Treiber und Mentor eines nachhaltigen Kulturwandels sein.
Was müssen insbesondere Ingenieurinnen und Ingenieure lernen, um als CSO zu reüssieren?
Ingenieure sind technisch versierte Manager. Sie agieren in der Regel sachlich, treffen ihre Entscheidungen basierend auf Fakten. In der Funktion eines CSO werden sie zum Multi-Stakeholder-Manager, müssen mit viel Geduld und Überzeugungskraft die Menschen in ihren Organisationen überzeugen, auch ihr eigenes Verhalten zu überdenken und zu ändern. Vorbildfunktion spielt hier eine wichtige Rolle.
Frauenanteil bei 50 Prozent
Was halten Sie von der These, dass besonders Frauen für diese Position geeignet sind?
Frauen interessieren sich sehr für Nachhaltigkeit. Sie sind eher bereit, für nachhaltiges Handeln auch einen „Preis“ zu zahlen, also auf Liebgewonnenes zu verzichten. Sie gehen mit diesem Thema emotionaler um und wollen etwas Gutes tun – auch im Hinblick auf ihre Kinder und deren sichere Zukunft. Das Tätigkeitsfeld ist daher vor allem bei jüngeren Frauen attraktiv. Eben aus den genannten Gründen, weil es eine komplexe Aufgabe ist. Unsere Befragung von 60-Top-Führungskräften aus der Industrie, dem Handel und der Konsumgüterbranche im Rahmen unserer Sustainability Studie hat jedoch ergeben, dass derzeit die Mehrheit der CSOs in den DAX- und MDAX-Unternehmen männlich ist. Doch Frauen holen vor allem in den nicht börsennotierten Unternehmen auf. Dort liegt die Frauenquote bei Nachhaltigkeitsmanagern derzeit bei 50 Prozent.
Ist diese Position ein Fahrstuhl in die Führungsetage?
Sicherlich, und gerade für Frauen. Und zwar aus zwei Gründen. Nachhaltigkeit gewinnt durch die EU-Taxonomie zunehmend an Bedeutung für die unternehmensstrategische Ausrichtung. Nachhaltigkeit kann nicht länger als Selbstzweck gesehen werden. Insofern ist es für Frauen ein gutes Sprungbrett, auf dem sie sich für die Top-Führungsebenen auch auf C-Level-Ebene bewähren können.
Nimmt der CSO künftig eine Schlüsselrolle im Unternehmen ein, weil letztlich nahezu alle Aspekte des Geschäftes Nachhaltigkeitsaspekte tangieren?
Ganz klar, ja. Denn wie erwähnt wird Nachhaltigkeit eines der entscheidenden Treiber bei der zukünftigen, strategischen Ausrichtung der Organisationen sein. Deshalb besetzen die meisten Unternehmen den CSO derzeit auch mit seniorigen Mitarbeitern, die bereits langjährig im Unternehmen vernetzt sind. Wichtig ist den Unternehmenslenkern derzeit auch, dass die CSOs aus dem Bereich Umweltmanagement kommen. Diese Fachkenntnis zählt sogar vorrangig vor Erfahrungen in der jeweiligen Branche.
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