Cramer-Klett-Preis 2024: Auszeichnung für junge Maschinenbau-Ingenieurin
Die Ingenieurin Nora Reinhardt revolutionierte die Passsteinproduktion in der Kalksandsteinindustrie mit einem automatisierten, präzisen Werkzeug. Dafür erhielt sie 2024 den Theodor von Cramer-Klett-Preis des VDI-Bezirksvereins Bayern Nord-Ost e. V. (VDI-BNO).
Der Theodor von Cramer-Klett-Preis (vCKP) des VDI-Bezirksvereins Bayern Nord-Ost e. V. (VDI-BNO) des Jahres 2024 ging an Nora Reinhardt (31) von der LASCO Umformtechnik GmbH aus Coburg. Die Ingenieurin hat mit ihrem Team ein neuartiges, flexibles, und automatisiertes Werkzeug für die Passsteinproduktion in der Kalksandsteinindustrie entwickelt; das Werkzeug hat sich im Betrieb bewährt und wurde bereits zum Patent angemeldet.
Vom Standardstein zum individuell gefertigten Passstein
Wie Kalksandsteine (KS) industriell hergestellt werden, ist bekannt: Branntkalk (Calciumoxid) und Sand (überwiegend Quarzsand) werden im Verhältnis von 1:12 unter Zugabe von Wasser gemischt und in Reaktoren geleitet. Danach wird das Gemisch hydraulisch zu standardisierten Rohlingen gepresst und bei ca. 200 °C ausgehärtet. KS allein ist also schon mehr als „nur“ ein Kalk-Sand-Gemisch.
Doch noch etwas aufwändiger ist die Herstellung von so genannten Passsteinen: Das sind Elemente, die als Abschlüsse auf die Länge und Steinbreite der jeweiligen Mauer bedarfsgerecht hergestellt werden. Passsteine werden deshalb individuell gefertigt, in bislang recht aufwändigen Verfahren.
Den Herstellprozess von Kalksandstein-Passsteinen revolutioniert
Doch Nora Reinhardt habe dank ihrer „exzellenten ingenieurtechnischen Kompetenz den Herstellprozess von Kalksandstein-Passsteinen revolutioniert“, wie VDI-BNO-Jury-Vorsitzender Holk Traschewski zur Begründung für die Preisvergabe ausführte. Zumal die Bedeutung der Entwicklung für die Produktionsprozesse von KS-Werken immens sei. So hob der Laudator besonders den, dank Nora Reinhardt nun automatisiert möglichen Wechsel der Verschleißplatten im Werkzeug hervor, durch welchen die Produktionszeiten der im Massivbau in zahlreichen Größen notwendigen Bauelemente erheblich reduziert würden.
Gerade mal zwei Jahre – von der Idee im April 2021 bis zur im Mai 2023 stattgefundenen Inbetriebnahme der Erst-Anlage bei einem Kalksandstein-Produzenten – habe die Entwicklung des Werkzeugs gedauert. Deshalb lobte Traschewski auch „Ihre bewiesene Fähigkeit, komplexe Projekte erfolgreich im Team zu managen“.
Preisträgerin Nora Reinhardt stellte selbst vor, was ihre ausgezeichnete Entwicklung genau ausmacht. Früher seien die, in einem konventionellen Werkzeug hergestellten Passsteine auf der Baustelle passgenau zugeschnitten worden. Mit dem neuen Verfahren werden die Passsteine mit ihren oft schrägen Kanten nun mit Toleranzen in der Höhe auf 0,2 mm, in der Breite auf 0,6 mm genau gepresst.
Und der Wechsel der Werkzeuge für die passgenauen Steine in ihren verschiedenen Normformaten erfolge automatisch und deshalb viel schneller als bislang.
Steine werden bedarfsgerecht gefertigt und mit Barcode durchnummeriert
Nora Reinhardt betonte anlässlich der Feierstunde aber auch, dass sie die Entwicklung nicht alleine gestemmt habe. Deshalb standen ihr bei der Preisverleihung ihre Lasco-Kollegen Sebastian Frank und Lars Ehrlicher zur Seite. Letzterer berichtete Interessantes über diese Bauweise wie zum Beispiel: „Die Steine werden bedarfsgerecht gefertigt und mit Barcode durchnummeriert. So können sie auf der Baustelle nach Plan verarbeitet werden.“ Das dürfte kaum einem der Anwesenden vorher bekannt gewesen sein.
Der Theodor von Cramer-Klett-Preis ist (vCKP) die höchste Auszeichnung, die der VDI-Bezirksverein Bayern Nordost e. V. vergibt. Alle zwei Jahre zeichnet die regionale Organisation des Vereins Deutscher Ingenieure junge Ingenieur*innen für innovative Leistungen damit aus. Neben der reinen „Ehre“ ist der vCKP auch Sachpreis dotiert; dieses wird jedoch der oder dem jeweiligen Ausgezeichneten in Form eines nicht alltäglichen technischen Erlebnisses zur Verfügung gestellt.
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