10 kuriose Jobtitel und was dahintersteckt
Kennen Sie schon den Director of First Impressions? Und was macht eigentlich ein Planetary Protection Officer? INGENIEUR.de zeigt Ihnen 10 kuriose Jobtitel – und was sie bedeuten.
Früher war die Welt einfach. Da gab es den Maschinenbauingenieur, den Elektrotechniker, den Personalleiter und den Programmierer. Klare Namen für klare Jobs. Heute scheint es bisweilen so, als hätten die Unternehmen ihre Jobtitel bei Scrabble zusammengelegt. In den Büros treiben sich Chief Happiness Officer herum, die das Wohlergehen der Mitarbeiter optimieren wollen, und Welcome Manager, die Neulingen einen roten Teppich ausrollen. In der IT-Abteilung tummeln sich Scrum Master und Full Stack Developer. Der Kundenberater heißt heute Key Account Manager, der Personalmitarbeiter Human Resources Manager.
Wer mit offenen Augen durch die Arbeitswelt geht, entdeckt noch viele weitere Perlen. INGENIEUR.de präsentiert Ihnen 10 kuriose Jobtitel, die Sie (vielleicht) noch nicht kannten:
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Plant Manager
Ein grüner Daumen steht nicht im Anforderungsprofil eines Plant Managers. Ohnehin muss er mit Pflanzen rein gar nichts am Hut haben. Plant steht in diesem Fall für Anlage, nicht für Pflanze. Der Plant Manager ist der Herr über die Anlage. Früher hätte man ihn ganz trocken als Werksleiter tituliert, oder als Betriebsleiter, manchmal auch als Kraftwerksmanager. Der Plant Manager hat alle Prozesse der Anlage im Blick – von der Wartung bis zu den Produktionskosten. Wer sich für den Beruf näher interessiert, ingenieur.de hat den Plant Manager bereits näher vorgestellt.
Was ein Plant Manager macht, erfahren Sie auch in dieser Podcast-Folge:
Frank Scholtka ist Ingenieur und Kraftwerkleiter des Offshore-Windpark Arkona vor der Insel Rügen. 35 Kiloemter östlich vor der deutschen Urlaubsinsel liegend, versorgt der Windpark 400.000 Haushalte im Nordosten Deutschlands, darunter auch Teile Berlins. Der Plant Manager berichtet im Podcast über seinen Arbeitsalltag.
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Director of First Impressions
Waghalsige Euphemismen begegnen einem nicht erst im mittleren Management. Schon wenn man zur Eingangstür hineinkommt, steht man manchmal direkt vor ihnen. So ist der Director of First Impressions eine Umschreibung für Rezeptionist oder Empfangskraft. Wörtlich übersetzen lässt sich der kuriose Jobtitel nur sehr holprig oder unfreiwillig komisch mit „Direktor des ersten Eindrucks“ oder „Oberster Leiter erster Eindrücke“ oder „Erster-Eindrucks-Manager“. Im deutschsprachigen Raum hat sich der Director of First Impressions gleichwohl noch nicht durchgesetzt – und wird es aller Voraussicht nach auch niemals tun. In US-amerikanischen Stellenbörsen stößt man dagegen in schöner Regelmäßigkeit auf ihn, obwohl auch der englische Receptionist deutlich kürzer ist.
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Data Steward
Der Jobtitel weckt Assoziationen mit der Luftfahrt. Zum Glück aber arbeitet der Data Steward nicht über den Wolken, sonst wäre sein Arbeitsplatz in Folge der Corona-Pandemie akut bedroht. Vielmehr gibt es den Data Steward in der Pharma- und Konsumgüterindustrie, in Handel und Bildungseinrichtungen, eigentlich überall, wo die Datenberge wachsen und wachsen. Banken und Versicherungen präferieren bisweilen den Finance Data Steward. Auch gibt es in deutschen Unternehmen Mitarbeiter, die sich mit Titeln wie Data Quality Steward, Master Data Steward, Expert Business Data Steward oder Global Expert Data Steward schmücken. Viele von ihnen haben einen Abschluss in Ingenieurwissenschaften. Prinzipiell tragen Data Stewards im Unternehmen die Verantwortung für Datenqualität und -genauigkeit. Sie identifizieren die Quellen, aus denen Datenpakete stammen, analysieren Metadaten, sind Anlaufstelle für Mitarbeiter mit Datenproblemen. Die Jobbezeichnung Data Steward ist trotzdem weitgehend unbekannt. Dies gilt für andere Jobs mit Datenbezug nicht. Die Titel Data Scientist, Data Analyst und Data Engineer dürften die meisten schon einmal gehört haben.
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Growth Hacker
Der Growth Hacker ist – das sagt schon sein Jobtitel – voll auf Wachstum ausgerichtet. Mehr User mögen es doch bitte sein, die sich in den Webshop verirren und mehr Artikel, die sie dort in den Warenkorb legen. Growth Hacker lassen daher Popup-Fenster mit Gutscheinen aufblinken, um aus Besuchern Kunden zu machen. Sie binden Qualitätssiegel ein, um Vertrauen aufzubauen. Sie schreiben Gast- oder Blogbeiträge, teilen Links in sozialen Medien, holen Influencer ins Boot. Kurzum: Sie setzen Himmel und Hölle in Bewegung, um das Wachstum ihres Arbeit- oder Auftraggebers anzukurbeln. Kenner beschreiben Growth Hacker gerne als Hybridwesen, die sich mit Marketing und Datenanalyse auskennen und am besten auch noch coden können. Growth Hacking findet aber nicht ausschließlich online statt. Auch PR-Stunts, Messeauftritte oder gar Kaltanrufe per Telefon können geeignet sein, um neue Kunden zu gewinnen. Der kuriose Jobtitel Growth Hacker stammt aus Kalifornien und ließe sich, selbst wenn man wollte, nur schwer ins Deutsche übersetzen. Wachstumshacker – das klänge sonderbar, ginge dem gemeinen Mitteleuropäer allerdings wesentlich leichter von der Zunge.
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Quality Advocate
Warum Qualitätsmanager einstellen, wenn man auch einen Quality Advocate haben kann? Der Quality Advocate hält sich meist in agilen Teams auf und hat einen IT-Background. Er überwacht und optimiert Arbeitsabläufe, bringt Teammitglieder zusammen und behält immer das Gesamtbild im Blick. Er übernimmt die Qualitätssicherung, auf jeder Etappe eines Projekts. Den Jobtitel gibt es in diversen Ausprägungen. So gibt es in einigen Unternehmen Digital Quality Advocates, Customer Quality Advocates oder auch Quality Assurance Advocates.
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Technical Sourcer
Google hat sie, Facebook hat sie, Amazon auch und Uber ebenfalls. Auch das Berliner Startup-Unicorn Getyourguide beschäftigt welche. Apple sucht sie für den Standort London. Und Tesla für seine neue Gigafactory in Berlin. Die Rede ist von Technical Sourcern, die für ihre Arbeitgeber einen Teil der Personalsuche übernehmen. Technical Sourcer kennen sich mit Booleschen Suchoperatoren aus, durchkämmen damit das Internet nach geeigneten Kandidaten und liefern ihren Kollegen in der HR-Abteilung Steilvorlagen für personalpolitische Volltreffer. Vor allem technische und hochspezialisierte Fachkräfte geraten ins Visier von Technical Sourcern, Ingenieure oder Entwickler etwa. Den kuriosen Jobtitel gibt es in verschiedenen Abwandlungen, zum Beispiel als Talent Attraction Sourcer oder Technical Talent Sourcer. Technologische Affinität ist Voraussetzung für den Job, ein technisches Studium nicht.
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Policy Escalation Specialist
Videoplattform Youtube gerät weltweit immer stärker unter Druck, fragwürdigen Inhalt schnellstens wieder zu entfernen. Das besorgen die Policy Escalation Specialists der Google-Tochter. Sie sichten und prüfen die Inhalte, schmeißen Uploads wieder raus, wenn sie gegen die Youtube-Richtlinien verstoßen. Zuletzt wurde der Youtube-Channel des britischen Verschwörungstheoretikers David Icke entfernt, weil dieser die Existenz des Coronavirus geleugnet hatte. Ein Ingenieurstudium ist für den Job des Policy Escalation Specialist nicht erforderlich – sehr wohl aber die Bereitschaft, auch am Wochenende zu arbeiten. Darauf weist Youtube in seinen Stellenausschreibungen unverblümt hin.
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Function Owner
Der Product Owner hat sich auf dem deutschsprachigen Arbeitsmarkt längst etabliert. Er ist der Hauptverantwortliche für ein Projekt und hat jedes Detail, aber eben auch das große Ganze im Blick. Weniger geläufig ist der Jobtitel Function Owner. Ihn trifft man hauptsächlich in der Automobilindustrie, bei Herstellern und Zulieferern. Der Function Owner verantwortet eine Funktion im Fahrzeug. Zumeist eine Funktion, die das Fahren entweder sicherer oder angenehmer machen soll. So begegnet man im Automotive-Bereich Function Ownern für Fahrerassistenzsysteme, mobile Dienste, Radio, Navigation, Infotainment oder Schalter und Sensoren. Bei den meisten von ihnen steht ein ingenieurwissenschaftliches Studium im Lebenslauf.
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Mechanical Bull Operator
Ein typisch amerikanischer Name für einen typisch amerikanischen Job. Während mechanisches Bullenreiten in Deutschland allenfalls auf Jahrmärkten oder Volksfesten zu bestaunen ist, stehen die Rodeomaschinen in den USA in jeder zweiten Rock- und Westernbar herum. Der Mechanical Bull Operator weist die Gäste ein, hält sie bei Laune und stoppt das Gerät, wenn ein Reiter vom Sattel fällt. Der kuriose Jobtitel klingt sehr technisch und darum so, als ob man für ihn ein Ingenieurstudium mitbringen müsste. Muss man aber natürlich gar nicht.
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Planetary Protection Officer
Ein wahrhaft exklusiver Job: Der Planetary Protection Officer ist der Meister Proper des Weltalls – er hält alles schön sauber. Mehr noch, er soll die Erde sogar vor einer möglichen Alien-Invasion bewahren. Das ist kein Scherz. Ausdrückliche Aufgabe des Planetary Protection Officer ist es zu verhindern, dass Organismen oder Moleküle per Space Shuttle fremde Planeten erreichen und dass umgekehrt rückkehrende Raumfahrer sie unwissentlich auf die Erde einschleusen. Das Prinzip ist aus der Schifffahrt bekannt. Immerhin gelangen invasive Arten schon seit Jahrhunderten auf Schiffen unerkannt übers Meers auf ferne Kontinente und richten dort teils erheblichen Schaden an, so wie die asiatische Wanderratte in Europa oder das europäische Kaninchen in Australien. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa beschäftigt in Lisa Pratt eine Biogeochemikerin und Astrobiologin als Planetary Protection Officer. Ihre Stellvertreterin heißt seit Ende 2018 Elaine Seasly, eine promovierte Chemieingenieurin. Bei der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA bekleidet Gerhard Kminek, ein Physiker aus Österreich, die Position des Planetary Protection Officer.
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