Mechatroniker und Automatisierungstechniker sind ideale IoT-Ingenieure
Das Internet der Dinge nimmt langsam Fahrt auf. Aber vielerorts fehlen noch die Fachkräfte. Mechatroniker und Automatisierungstechniker bringen die idealen Voraussetzungen mit. Denn im Studium lernen sie, was ein IoT-Experte an Grundlagenwissen benötigt.
Umgangssprachlich wird häufig vom Ingenieur für Internet of Things (IoT) oder vom IoT-Ingenieur gesprochen. Dabei gibt es den Beruf in dieser Form gar nicht. „Zum einen ist dieser ganze Bereich noch so neu, dass es so gut wie keine festen Berufsbezeichnungen für die spezialisierten Ingenieure gibt. Zum anderen ist das IoT-Umfeld sehr komplex. Eine Person kann unmöglich alle Tätigkeiten alleine abdecken“, erklärt Uwe Hübler, Geschäftsführer bei InovoLabs und Maschinenbauingenieur mit Schwerpunkt Feinwerktechnik. Das Unternehmen der Francotyp-Postalia-Gruppe stellt End-to-End-Lösungen für das Industrial Internet of Things, den sogenannten IIoT-Bereich her – von der Sensorik an der Datenquelle bis hin zur Auswertung in einer IT-Lösung, zum Beispiel in einer Cloud.
Aufgaben von IoT-Ingenieuren – wenn der Sensor Fehler meldet
Wie sieht die Arbeit aber nun konkret aus? Das Berliner Unternehmen hat für einen Hersteller für Ölfiltersysteme eine cloudbasierte Lösung entwickelt, die den Ist-Zustand des Öls, bzw. der Filtersysteme analysiert und ihn an die IT-Systeme des Kunden übermittelt. „Der Kunde ist somit stets im Bilde und kann seinen Kunden wiederum verschiedene Überwachungs- und Wartungsservices anbieten“, so Hübler.
Um eine solche Lösung zu entwickeln, ist Teamarbeit gefragt. In den Teams arbeiten unter anderem Konstrukteure. Sie entwickeln die für die Projekte notwendigen Gehäuse und Sensoren. Testingenieure und Softwareentwickler sind ebenfalls mit von der Partie. Die Softwareentwickler programmieren Datenbanken, kümmern sich um den Daten- und Integrationsschutz oder entwickeln Dashboards, in denen die gesammelten Daten für den Kunden visualisiert werden.
Eine entscheidende Funktion nimmt der sogenannte Account Manager IoT ein. „Der Account Manager IoT bespricht mit dem Kunden vor Ort den Anwendungsfall und entwickelt gemeinsam mit dem Team eine Lösung“, erklärt Karsten von der Waydbrink, Projektmanager des Geschäftsfelds Industrial IoT bei InovoLabs. „Er muss nicht nur in der Lage sein, die Anforderungen des Kunden zu verstehen und in eine technische Lösung umzusetzen. Gleichzeitig muss er den Business Case auch weiterdenken und eine Vision für weitere Anwendungsfälle und Geschäftsmodelle entwickeln können.“ Das heißt, er ist Account Manager, Entwickler und Consultant in einer Person.
Mechatroniker sind im IoT-Umfeld klar im Vorteil
Der Diplom-Ingenieur hat diesen Beruf nicht gesucht. Der Beruf hat ihn gefunden. Vor seiner Tätigkeit im Industrial-IoT-Umfeld arbeitete er zehn Jahre lang in der Entwicklungsabteilung des Bereichs Frankiermaschinen, in dem die Muttergesellschaft noch heute aktiv ist. „Im Grunde ist eine Frankiermaschine auch ein IoT-Device. Sie verfügt über ein Eingabefeld, ein Display, über Schalter, Tasten und Sensoren sowie über ein Gateway“, so von der Waydbrink. Als das Unternehmen das Geschäftsfeld Industrial IoT erschlossen hat, bekam er das Angebot, den neuen Bereich zu leiten. Mit seinem Mechatronikstudium brachte von der Waydbrink bereits die passenden Voraussetzungen mit.
Die Mechatronik ist interdisziplinär und umfasst grob zusammengefasst die Bereiche Elektronik, Mechanik und Informatik. Darüber hinaus beschäftigt man sich im Studium auch mit SPS-Programmierung, Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik. Der Studiengang Mechatronik deckt somit im Prinzip alle notwendigen Grundlagen ab, die im Bereich der Industrial IoT benötigt werden. Aber auch Ingenieure mit einem Schwerpunkt im Bereich Automatisierungstechnik, Maschinenbau und Elektrotechnik würden von der Waydbrink zufolge gute Voraussetzungen mitbringen.
Hochschulen bereiten sich auf die Industrie 4.0 vor
Spezialisierte Studiengänge für das Internet der Dinge gibt es bisher nur wenige. Zwei Hochschulen aber machen in dieser Hinsicht gemeinsame Sache: Die Hochschule Aalen bietet in Kooperation mit der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch-Gmünd den akkreditierten Bachelorstudiengang „Internet der Dinge – Digitale Technologien in der Anwendung“. Den technischen sowie Informatik-Input liefert die Hochschule Aalen, die gestalterischen Skills die HfG Schwäbsich-Gmünd. Der IoT-Studiengang findet auf dem Campus der HfG statt, der Studienabschluss Bachelor of Engineering wird aber von der Hochschule Aalen ausgestellt. Weitere Hochschulen reagieren immerhin auf die Entwicklung und versuchen ihre Studienangebote digitaler und interdisziplinärer zu gestalten.
„Eine einzelne Vorlesung zum Thema Digitalisierung reicht lange nicht aus, um unsere Absolventinnen und Absolventen auf die Welt der Industrie 4.0 vorzubereiten“, erklärt Tillmann Körner, Studiendekan des Studiengangs Allgemeiner Maschinenbau der Hochschule Aalen. „Daher haben wir das sogenannte D-Line-Konzept für unsere beiden Studiengänge entwickelt. Vom ersten bis zum letzten Semester bauen wir Wissen zur Digitalisierung auf.“ So sollen viele Vorlesungen durch Fachlabore ergänzt werden und die Vertiefungsfächer gezielter das Themenfeld Digitalisierung einbeziehen.
Gute Aussichten für Ingenieure im IoT-Umfeld
In der Industrie gewinnt das Internet der Dinge langsam aber sicher an Bedeutung. Laut der Studie „Internet der Dinge 2019“, die Tresmo gemeinsam mit IDG Research Services und weiteren Kooperationspartnern durchgeführt hat, setzen immer mehr Firmen IoT-Projekte um. Der Studie zufolge hat sich die Zahl der Unternehmen, die Vorhaben im Bereich Industrie 4.0 umsetzen innerhalb eines Jahres von 21 % auf 44 % mehr als verdoppelt. Für die Studie wurden deutschlandweit mehr als 524 Unternehmen befragt. Dabei kam auch heraus: Noch fehlen offenbar die Experten. Tresmo zufolge wird der Fachkräftemangel zum Hindernis. Experten werden händeringend gesucht.
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