Berufsbild 02.01.2019, 13:01 Uhr

Was macht ein Ingenieur?

Ingenieure sind gefragte Fachkräfte mit Aussichten auf ein sehr gutes Gehalt. Doch welche Fähigkeiten müssen Anwärter auf den Ingenieurberuf mitbringen? Und wer darf sich überhaupt Ingenieur nennen?

Blick durch eine Zahnradachse auf zwei Männer im blauen Overall und weißen Sicherheitshelmen

Foto: panthermedia.net/lagereek

Je stärker Technik im Berufsleben und in unserem Alltag an Bedeutung gewinnt, desto mehr Gewicht erhält das Berufsbild des Ingenieurs. Ein gutes Beispiel ist die zunehmende Digitalisierung, die neue Möglichkeiten mit sich bringt und daher gleichzeitig den Bedarf an Forschung und Entwicklung erhöht. Einige aktuelle Beispiele, in denen Ingenieure gefragt sind, um Innovationen zu schaffen:

  1. Weiterentwicklung der Drohnentechnologie
  2. Forschung für die Elektromobilität
  3. Anwendungen im Bereich Smart Home und Internet der Dinge
  4. Entwicklung autonomer Fahrzeuge
  5. Fortschritte in der Mikrorobotik
  6. Speichersysteme für Strom aus erneuerbaren Energien
  7. Innovationen in der Nanotechnologie
  8. Lösungen für die Prozessautomatisierung

Diese wenigen Beispiele geben nur einen kleinen Ausschnitt der vielfältigen Einsatzbereiche wieder, die auf Sie als Ingenieur warten. Entsprechend der vielfältigen Berufsbilder gibt es zahlreiche Studiengänge mit unterschiedlichen Spezialisierungen, allen voran Bauingenieurwesen, Maschinenbau, Mechatronik, Chemieingenieurwesen, Verfahrenstechnik, erneuerbare Energien, Luft- und Raumfahrttechnik, Fahrzeugtechnik sowie Elektrotechnik. Unabhängig von der jeweiligen Branche ähneln sich die grundsätzlichen Aufgaben jedoch.

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Welche Aufgaben haben Ingenieure?

Dazu werfen wir zunächst einen Blick auf die wichtigsten Bereiche, in denen Ingenieure tätig werden:

Forschung und Entwicklung: Angefangen bei der Biotechnologie, über die Fahrzeugtechnik bis hin zu neuen Lösungen für die Datenübertragung – Ingenieure sorgen für Fortschritt. Sie sind in der Grundlagenforschung tätig, wo sie Zusammenhängen auf die Spur kommen. Sie arbeiten aber auch anwendungsorientiert, um konkrete Produkte und Prozesse zu verbessern oder neue zu entwickeln. Jobs für Ingenieure in F&E

Konstruktion: Produkte, Werkzeuge, Betriebsmittel, Maschinen und Anlagen – Ingenieure verbessern Prozesse, indem sie Ideen entwickeln, die entsprechenden Komponenten anpassen und schließlich für die Umsetzung sorgen. Dabei findet heute mehr Arbeit als früher am Rechner statt, weil digitale Simulationen zunehmend reale Testläufe ersetzen. Jobs für Ingenieure in der Konstruktion

Produktion und Instandhaltung: In der Produktion sind Ingenieure unverzichtbar – sie gestalten Prozesse effizienter, kümmern sich um Sicherheitsaspekte und um die Qualitätssicherung. Jobs für Ingenieure in der Produktion

Montage und Inbetriebnahme: Eines der traditionellen Arbeitsfelder für Ingenieure sind Aufbau und Inbetriebnahme einzelner Maschinen oder ganzer Anlagen. In erster Linie überwachen sie die Arbeiten, damit alles korrekt ineinandergreift. Bauingenieure übernehmen diese Aufgaben beim Bau von Gebäuden. Jobs für Ingenieure im Maschinen- und Anlagenbau sowie Jobs für Ingenieure im Bauwesen

Vertrieb: Ein guter Verkäufer kennt die Details des Produktes und kann den Kunden umfassend dazu beraten, was genau er benötigt – Ingenieure übernehmen daher auch Vertriebsaufgaben im technischen Bereich. Jobs für Ingenieure im Vertrieb

Marketing und Produktmanagement: Ähnlich wie im Vertrieb ist auch im Marketing und im Produktmanagement technisches Hintergrundwissen zu den Produkten gefragt, damit sie angemessen beworben und platziert werden können. Jobs für Ingenieure im Produktmanagement

Controlling: Das Controlling ist eine klassische Tätigkeit für Wirtschaftsingenieure, die an der Schnittstelle zwischen Technik und Wirtschaft eingesetzt sind und beiden Seiten gerecht werden müssen, indem sie Investitionen, Kosten und Einnahmen im Blick behalten. Jobs für Ingenieure in der Verwaltung

Einkauf: Auch im Einkauf arbeiten häufig Wirtschaftsingenieure. Sie beschaffen Rohstoffe, Materialien und Produktionsmittel. Durch ihre Ausbildung können sie sowohl die fachlichen Anforderungen als auch die Kosten beurteilen. Jobs für Ingenieure im technischen Einkauf

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Beratung und Gutachtertätigkeiten: In diesem Bereich arbeiten viele Ingenieure selbstständig und bieten ihren Auftraggebern den oft notwendigen Blick von außen, indem sie Systeme, Prozesse und Objekte analysieren, optimieren und ihre Expertise hierzu abgeben.

Welche Fähigkeiten brauchen Ingenieure?

Die Aufgaben eines Ingenieurs liegen hauptsächlich im Bereich Technik. Selbst Aufgaben im Vertrieb, im Einkauf oder im Marketing setzen Grundwissen der technischen Zusammenhänge voraus. Wer Ingenieur werden möchte, braucht also vor allem folgende Fähigkeiten:

Verständnis für technische Zusammenhänge: Interesse an Technik sollte bei angehenden Ingenieuren selbstverständlich sein. Sie müssen darüber hinaus aber die Fähigkeit besitzen, Zusammenhänge und Abläufe zu verstehen.

Mathematik: Ingenieure müssen Zusammenhänge nicht nur verstehen, sondern sie auch berechnen können. Computersimulationen gehören zunehmend zu diesem Beruf. Die Fähigkeit, mathematische Algorithmen für Software entwickeln zu können, ist daher immer stärker gefragt.

Analytisches und konzeptionelles Denken: Ingenieure benötigen die Fähigkeit, Prozesse und Systeme zu analysieren und, vereinfacht gesagt, neu zusammenzusetzen. Logisches Denken ist dafür eine Grundvoraussetzung.

Mehr zum Top-Skill analytisches und systematisches Denken

Welche Soft Skills brauchen Ingenieure?

Darüber hinaus gibt es etliche Soft Skills, die für Ingenieure wichtig sein können. Diese lassen sich bei Bedarf über entsprechende Kurse und Workshops ausbauen. Das sind die wichtigsten:

  • Teamfähigkeit: Ingenieure basteln nicht im Keller alleine vor sich hin, sondern arbeiten eng mit Kollegen in Teams zusammen, meistens auch interdisziplinär mit Experten aus anderen Berufsfeldern.
  • Kommunikation: Der Bedarf an Kommunikationsfähigkeiten ist nicht in jedem Einsatzbereich für Ingenieure gleich hoch. In Beratung und Vertrieb ist diese Fähigkeit beispielsweise absolut unverzichtbar, während es in Forschung und Entwicklung vor allem darauf ankommt, anderen neue Ansätze verständlich machen zu können. Die Kommunikationsfähigkeit darf hier also geringer ausgeprägt sein.
  • Kreativität: Wer Prozesse verbessern oder gar neue Produkte entwickeln will, braucht Ideen, also die Fähigkeit, abseits der eingetretenen Pfade zu denken. Fehlt dieser Soft Skill, können sich Ingenieure jedoch stärker auf ausführende Aufgaben konzentrieren.
  • Englisch: Die Bedeutung von Sprachkenntnissen wird häufig unterschätzt. Sie sind für Ingenieure jedoch sehr wichtig. Denn in diesem Beruf findet schon ein großer Teil von Forschung und Lehre auf Englisch statt. Später kommt die Zusammenarbeit in internationalen Teams, mit Kunden und Dienstleistern auf der ganzen Welt hinzu.

Mehr zu Soft Skills für Ingenieure und wie man sie in einer Bewerbung platziert

Wie hoch ist das Gehalt, das Ingenieure beziehen?

Umfangreiche Fähigkeiten werden gut bezahlt. Ingenieure können daher mit einem überdurchschnittlich hohen Gehalt rechnen. Zum Berufseinstieg hängt es vor allem vom akademischen Abschluss des Ingenieurs und der gewählten Branche ab. Laut der aktuellen Gehaltsstudie von ingenieur.de liegt das durchschnittliche Einstiegsgehalt eines Ingenieurs mit einem Fachhochschulabschluss bei 46.800 Euro brutto im Jahr. Mit einem Universitätsabschluss kann der Ingenieur zu Beginn im Durchschnitt mit 48.996 Euro rechnen. Promovierte Ingenieure steigen sogar mit 63.840 Euro ein, verfügen durch die Promotion aber auch über Berufserfahrung.

Am meisten wird Berufseinsteigern in der Chemie- und Pharmaindustrie gezahlt, das Baugewerbe liegt am unteren Ende der Skala. Einfluss auf die Höhe des Gehalts hat neben dem Hochschulabschluss die Unternehmensgröße – große Firmen zahlen Ingenieuren tendenziell mehr Gehalt. Außerdem gibt es regionale Unterschiede. Unter anderem sind die Durchschnittsgehälter in Ostdeutschland niedriger als im Westen.

Mehr zu Einstiegsgehältern für Ingenieure und welche Faktoren das Einstiegsgehalt beeinflussen.

Wer darf sich Ingenieur nennen?

Bleibt noch eine Frage offen: Wer darf sich bei dieser Vielfalt an Aufgaben und Studiengängen überhaupt Ingenieur nennen? Das ist auf der einen Seite sehr klar geregelt. Der Begriff ist nämlich gesetzlich geschützt, es gibt also klare Kriterien, die festlegen, unter welchen Umständen sich jemand als Ingenieur bezeichnen darf – festgeschrieben ist das in den Ingenieurgesetzen. Auf der anderen Seite herrscht doch wieder Unklarheit. Denn in Deutschland legt, dank der Kulturhoheit der Länder, jedes Bundesland seine Regeln selbst fest. Es gibt also insgesamt 16 Ingenieurgesetze der Länder.

Einheitlich ist lediglich das absolute Mindestmaß für die Berufsbezeichnung Ingenieur. Das ist von der Wirtschaftsministerkonferenz im Juni 2018 bestimmt worden. Demnach darf sich Ingenieur nennen, wer ein „technisch-naturwissenschaftliches Studium mit einer Regelstudienzeit von mindestens sechs Semestern und einer Bewertung des Studiums mit mindestens 180 ECTS-Punkten an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule oder als gleichwertig anerkannten Bildungseinrichtung in der Bundesrepublik Deutschland mit Erfolg abgeschlossen hat, wobei dieses Studium zu einem ersten berufsqualifizierenden Abschluss führen und überwiegend Studieninhalte sowohl der Mathematik als auch der Informatik, Naturwissenschaft und Technik (Mint-Anteil) beinhalten muss“.

Wichtig ist dabei, dass die Bezeichnung des Studiengangs nicht entscheidend ist, solange er die erforderlichen Inhalte vermittelt. Mit anderen Worten: Auch Informatiker werden mittlerweile vielerorts als Ingenieure bezeichnet und dürfen diese Bezeichnung in vielen Fällen im Titel führen. Das Gleiche gilt für Studiengänge, bei denen es sich dem Namen nach um naturwissenschaftliche Fächer zu handeln scheint, die aber alle erforderlichen Mint-Anteile enthalten. Ein Beispiel wäre Biologie mit dem Schwerpunkt „Bio-Engineering“. Natürlich reicht es nicht, wenn die Mint-Fächer lediglich gestreift werden. Ihr Anteil muss bei mindestens 50% liegen. Das fordert unter anderem der Verein Deutscher Ingenieure, kurz VDI. So soll die Qualität der Berufsbezeichnung Ingenieur gesichert werden. Aktuell ist es Aufgabe der jeweiligen Länder, ihre Ingenieurgesetze zu überarbeiten und zu entscheiden, ob sie über dieses Mindestmaß hinausgehen. Für einige sind die 50% gerade einmal die Grundvoraussetzung, die Ingenieurkammern etwa fordern einen Mint-Anteil von 70%.

Welche akademischen Titel führen Ingenieure?

Ingenieure können verschiedene akademische Titel führen:

  1. Bachelor of Engineering (B.Eng.)
  2. Bachelor of Science (B.Sc.)
  3. Master of Engineering (M.Sc.)
  4. Master of Science (M.Sc.)
  5. Diplom-Ingenieur (Dipl.-Ing.)
  6. Diplom-Informatiker (Dipl.-Inf.)

 

Hinzu kommt natürlich ein möglicher Doktortitel nach einer Promotion. Der Diplom-Ingenieur ist übrigens eine deutsche Besonderheit, die es in keinem anderen Land gibt. Ursprünglich war geplant, sie im Zuge der Vereinheitlichung des europäischen Hochschulraums (Bologna-Prozess) abzuschaffen und durch Bachelor- und Masterabschlüsse zu ersetzen. Doch auch im Jahr 2018 bieten einige Hochschulen weiterhin oder wieder Diplom-Studiengänge an, parallel zu Bachelor- und Masterangeboten.

Was ist die Definition für einen Wirtschaftsingenieur?

Für den Titel Wirtschaftsingenieur gelten Sonderregeln. Es handelt sich um ein eigenständiges Berufsbild. Das Studium setzt sich aus ingenieurwissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Anteilen zusammen. Wirtschaftsingenieure arbeiten also an der Schnittstelle zwischen Technik und Wirtschaft. Sie befassen sich vor allem mit Betriebsabläufen und setzen ihre Kenntnisse ein, um diese zu optimieren. Das Wirtschaftsingenieurwesen ist mittlerweile der viertgrößte Studiengang in Deutschland. Da die Absolventen zwar technisches Wissen brauchen, um Prozesse zu verstehen, sie aber nicht selbst entwerfen, gelten hier andere Regeln: Der Mint-Anteil im Studium ist für die Bezeichnung Wirtschaftsingenieur nicht festgelegt.

Wie können Sie als Ingenieur Karriere machen?

Ingenieure sind gefragte Fachkräfte. Trotzdem stoßen sie bei Bewerbungsverfahren natürlich auf Konkurrenz. Ingenieur.de hat daher zahlreiche Karrieretipps für Ingenieure zusammengestellt. Außerdem finden Sie in unserer Jobbörse und in unserer Praktikumsbörse aktuelle Stellenanzeigen.

 

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Ein Beitrag von:

  • Nicole Lücke

    Nicole Lücke macht Wissenschaftsjournalismus für Forschungszentren und Hochschulen, berichtet von medizinischen Fachkongressen und betreut Kundenmagazine für Energieversorger. Sie ist Gesellschafterin von Content Qualitäten. Ihre Themen: Energie, Technik, Nachhaltigkeit, Medizin/Medizintechnik.

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