Was macht ein Ingenieur im Projektmanagement?
Ob im Maschinebau oder in der Wirtschaft: Ingenieure und Ingenieurinnen sind als Projektmanager gefragt. Wir klären die wichtigsten Fragen: Aufgaben, Karrierewege, Ziele.
Projektingenieure und -ingenieurinnen werden in allen Ingenieurbranchen gebraucht. In dem Beruf kommt nie Langeweile auf, denn es gibt in Projekten immer Herausforderungen und neue Team-Konstellationen. Organisatorische, informationstechnische, technische und wirtschaftliche Problemlösungen sind gefordert. Hier gibt es alle wichtigen Antworten auf Aufgaben, Ziele und Studium.
Was versteht man unter Projektmanagement?
„Projektmanagement bezeichnet die Koordination, Planung und Steuerung aller Komponenten, die Teil eines Projektes sind. Das Projektmanagement umfasst die Gesamtheit von Führungsaufgaben, Organisation und Techniken für die erfolgreiche Abwicklung eines Projekts“, definiert Sarah Walter, Karriereexpertin von Absolventa. Sprich: Projektmanagerinnen und -manager sind als Führungspersönlichkeit für alle Vorgänge, die ein Projekt betreffen, verantwortlich.
Welche Aufgaben haben Ingenieure im Projektmanagement?
Egal, in welcher Branche oder um welches Projekt es geht. Die Aufgaben sind im Kern immer gleich: „Als Projektmanager ist man zuständig für die Planung, Umsetzung, Abnahme und Nachbereitung von Projekten“, sagt Sarah Walter. Es gehe immer darum, Aufgaben zu koordinieren und zu delegieren sowie als Bindeglied zwischen Vorgesetzten und Projektmitarbeitern zu fungieren. Dabei behält man stets das große Ganze im Blick, erklärt die Expertin: „Als Projektmanager ist man dafür zuständig, ein gut funktionierendes Projektteam zusammenzustellen und Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen.“
Welche Erfahrung braucht man?
Klar, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Allerdings sollte man auch als Berufseinsteiger schnell praktische Erfahrungen sammeln, weiß Sarah Walter: „Um als Projektmanager erfolgreich zu sein, ist Praxiserfahrung das A und O. Projektmanager müssen vorausschauend denken, mögliche Probleme frühzeitig erkennen und lösen, bevor sie zu groß werden.“ Hier hilft Erfahrung natürlich weiter. Deswegen sind Praxissemester im Studium von großem Vorteil.
Benötige ich Fremdsprachen?
Muss ich zumindest ein Semester im Ausland verbracht haben, um mich zu qualifizieren? Nicht unbedingt. Zwar ist das Projektgeschäft meist international, doch da wächst man herein. Das heißt aber auch:
„Man sollte Spaß an Fremdsprachen und fremden Kulturen haben und wenn möglich ein wenig Auslandserfahrung und interkulturelle Kompetenz mitbringen“, erklärt Walter, „Sehr gute Englischkenntnisse sind Pflicht und sollten bereits in der Bewerbung hervorgehoben werden.“
Projektmanagement: Welche Aufstiegschancen gibt es?
Als Berufseinsteigerin und -einsteiger im Projektmanagement habe man bereits eine hohe Position mit viel Führungsverantwortung erreicht, betont Walter: „Am Anfang wird man jedoch nicht gleich ein ganzes Projekt, sondern eher kleinere Teilbereiche eines Projekts betreuen.“ Nichtsdestotrotz sei man Ansprechpartner für das Projektteam oder den Teilbereich, den man verantwortet.
„Nicht selten haben Projektmanager deshalb eine 45-oder 50-Stunden-Woche“, sagt die Expertin.
Sie skizziert den möglichen Karriereweg vom Berufseinstieg als Projektmanager bis zum Projektdirektor:
Step1: Trainee
Eine ein- bis zweijährige Traineezeit eignet sich optimal, um den Einstieg als Projektmanager in einem großen Unternehmen zu finden und erste Praxiserfahrung zu sammeln.
Step 2: Assistent im Projektmanagement
Der Job als Assistent im Projektmanagement stellt häufig eine ideale Einstiegsposition dar. Als Assistent steht man unter der Leitung eines erfahrenen Projektmanagers und übernimmt in etwa die gleichen Aufgaben, trägt aber nicht die alleinige Verantwortung.
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Step 3: Teilprojektmanager
Als Teilprojektleiter leitet man kein gesamtes Projekt, sondern einen bestimmten Bereich eines größeren Projekts. Man hat die alleinige Verantwortung für einen Teilbereich, weswegen man hierfür bereits einige Jahre Berufserfahrung benötigt.
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Step 4: Projektmanager
Als Projektleiter ist man für das gesamte Projekt, das Budget und das Projektteam verantwortlich und trägt die gesamte Entscheidungsgewalt. Dafür werden meist mindestens fünf Jahre Berufserfahrung vorausgesetzt.
Step 5: Senior Projektmanager/-in/Projektdirektor/-in
Als Senior Projektmanager/Projektdirektor hat man die höchste Karrierestufe erreicht. Hier ist man für besonders wichtige Projekte und Kunden zuständig.
Welche Projektphasen gibt es?
Klassischerweise gliedert sich das Projektmanagement in vier Phasen:
1. Konzeption
Dazu zählen die Projektanalyse, Zieldefinition, Definition der Termin- und, Kostenziele, Risikoanalyse, Projektorganisation, Analyse der Ressourcen und bereits eine Grobplanung.
2. Planung
To do: Bestimmung von Projektleitung und Team, Feinplanung, Unterteilung in Teilprojekte, Festlegen der Verantwortungsbereiche, genaue Planung der Ressourcen und genauer Kostenplan.
3. Realisierung
To do: Projektcontrolling, Risikomanagement, Dokumentation, Teamentwicklung.
4. Abschluss
To do: Endabnahme, Analyse des Projektablaufs und abschließend die Optimierung des Ablaufs für kommende Projekte.
Projektmanagement studieren
Reine Studiengänge gibt es bislang kaum. Doch das ändert sich. Ab nächstem Jahr wird die Jade Hochschule – Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth erstmals den Studiengang „Projektingenieurwesen“ anbieten. Allerdings können sich Ingenieurinnen und Ingenieure bereits jetzt während ihres Studiums durch entsprechende Vertiefungen auf den Job vorbereiten. Besonders im Wirtschaftsingenieurwesen, der Elektrotechnik oder im Bauingenieurwesen gibt es solche Angebote. „Einige Fachhochschulen und Duale Hochschulen bieten ein Projektmanagement Studium mit möglicher Branchenspezialisierung an“, weiß Expertin Sarah Walter. „Das Projektmanagement Studium beinhaltet sowohl wirtschaftliche als auch technische Schwerpunkte und behandelt die Bereiche Technik, Mathematik, Physik und BWL.“ Solche Studiengänge gelten als sehr anspruchsvoll, so Walter, und sind meist mit einem Numerus Clausus belegt: „Einige Hochschulen fordern auch ein Vorpraktikum oder führen sogar einen Eignungstest durch.“
Welche Tools nutzen Projektmanagerinnen und Projektmanager?
Als Projektmanagerin und -manager sollte man gängige Office-Programme sicher beherrschen. „Bei manchen Arbeitgebern werden zusätzlich Kenntnisse bestimmter Projektmanagementsoftware wie MS-Project verlangt“, berichtet Walter.
„Als Ingenieur im Projektmanagement werden einem auch oft gewünschte CAD-Kenntnisse in Stellenausschreibungen begegnen.“
Am Rande bemerkt: Je größer die Kenntnisse auf diesem Gebiet sind, desto mehr Gehalt ist drin.
Diese Soft Skills sind wichtig
Ohne Soft Skills geht es auch hier nicht. Wer sein Team zum Erfolg führen möchte, wird mit reinem Fachwissen nicht weit kommen. Zu zwingend erforderlichen sozialen und persönlichen Kompetenzen zählt Walter unter anderem:
- Kommunikative Kompetenzen
- Problemlösefähigkeit
- Führungskompetenz
- Eigeninitiative
- Unternehmerisches Denken
- Teamfähigkeit
- Empathie
- Kritikfähigkeit
- Leistungsbereitschaft
- Selbstsicheres Auftreten
- Flexibilität
Welche Qualifizierung braucht man?
Zertifikate und Weiterbildungen seien im Projektmanagement nicht zu unterschätzen und würden sogar teilweise als Voraussetzungen für einige ausgeschriebene Positionen gelten, sagt Walter. So bietet unter anderem das Project-Management-Institute (PMI) als ein Anbieter auf dem Markt hierfür drei Zertifikate an:
- Certified Associate in Project Management (CAPM) für Projektmitarbeiter
- Project Management Professional (PMP) für Projektmanager mit Berufserfahrung
- Programm Management Professional (PgMP) für Projektmanager im Multiprojektumfeld
Welche Ziele hat gutes Projektmanagement?
Walter umreißt den Zweck eines guten Projektmanagements so: „Ziel ist es, Risiken zu begrenzen und Projektziele qualitativ, innerhalb der geplanten Zeit und des geplanten Budgets, zu erreichen.“
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