Forschung und Lehre 07.08.2019, 10:09 Uhr

Wie wird man eigentlich Professor?

Ingenieure und Informatiker, die eine Karriere in der Forschung, an einer Universität oder Fachhochschule anstreben, haben nicht selten auch Interesse an einer Professur. Doch wie wird man eigentlich Professor? Voraussetzung ist in vielen Fällen auch heute noch die universitäre Lehrbefähigung, die durch eine Habilitation erreicht wird.

Frau in dunklem Anzug und Brille in einem Hörsaal

Foto: panthermedia.net/VitalikRadko

Was ist ein Professor?

Der Titel Professor ist eine Amts- oder Berufsbezeichnung. Es handelt sich dabei also nicht um einen akademischen Grad, wie es beim Doktor der Fall ist. Im allgemeinen Sprachgebrauch steht der Professor heutzutage für eine Lehrkraft an einer Universität oder Fachhochschule. Das ist jedoch so nicht korrekt. Denn nicht jede Lehrkraft an Hochschulen hat gleichzeitig eine Professur. Umgekehrt sind auch Professur und Lehrstuhl nicht zwingend miteinander verbunden. Jeder Lehrstuhlinhaber ist Professor, aber nicht jeder Professor muss einen Lehrstuhl innehaben. Neben dem Professor gibt es an Universitäten auch noch (Privat-)Dozenten, Assistenten mit Lehrverpflichtung, Lehrbeauftragte und wissenschaftliche Mitarbeiter, von denen ebenfalls viele unterrichten. Der Titel des Professors ist jedoch der höchste von allen. Und nicht jeder ist berechtigt, ihn zu tragen.

Was macht ein Professor?

Professoren sind an Universitäten und Fachhochschulen mit der Durchführung von wissenschaftlicher Forschung und Lehre betraut. Üblicherweise hat der Professor dafür ein Lehrstuhl inne. Der Lehrstuhl ist eine planmäßige Stelle in der Hochschullehre, die zum Tragen der Bezeichnung ordentlicher Professor berechtigt. Solche Professorenstellen bekommen zur Wahrnehmung ihrer wissenschaftlichen Aufgaben finanzielle und personelle Mittel zur Verfügung gestellt. Übernimmt eine neue Lehrkraft einen Lehrstuhl oder eine Professur, spricht man von der Berufung.

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Die Aufgaben eines Professors gehen weit über wissenschaftliche Forschung und Lehre hinaus. Neben der Betreuung des wissenschaftlichen Nachwuchses sind Professoren verpflichtet, studienrelevante Prüfungen abzunehmen, egal ob Bachelor- oder Masterprüfungen. Auch die Betreuung von Doktorarbeiten gehört zu den Aufgaben eines Professors. Zu welchen Themen und auf welchem Weg der Professor neues Wissen vermittelt, ist ihm im Großen und Ganzen selbst überlassen. Je nach Studiengang gehört eine gewisse Zahl an Seminaren und Vorlesungen zum Pflichtprogramm. Wie viele Semesterwochenstunden ein Professor für die Lehre aufwenden muss, ist im Hochschulgesetz des jeweiligen Bundeslandes verankert.

Zu den weniger beliebten Aufgaben von Professoren gehört die Gremientätigkeit. Sie wird nicht zusätzlich vergütet. Weil sich Hochschulen selbst verwalten, sind hochschulinterne Gremien jedoch nötig. Es gibt Instituts- und Fakultätsräte sowie Kommissionen mit fachspezifischen Tätigkeitsfeldern. Da wichtige Entscheidungen verschiedener Gremien auch die Lehrstühle direkt betreffen, sollten Professoren sich nicht um ihr Mitspracherecht bringen. Auch die Mitarbeiter des eigenen Lehrstuhls müssen verwaltet werden, ebenso wie die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschungen. Sach- und Finanzberichte oder Anträge auf Fördermittel können ebenfalls auf dem Schreibtisch eines Professors landen – denn nicht jede Aufgabe kann vom Sekretariat übernommen werden.

Wie viele Professoren und Professorinnen gibt es in Deutschland?

Die Zahl der Professoren ist deutschlandweit in den vergangenen 20 Jahren nahezu stabil geblieben. Sie stieg von rund 34.000 im Jahr 1999 auf lediglich gut 36.000 im Jahr 2017. Wesentlich deutlicher hat sich die Zahl der Professorinnen verändert. Gab es 1999 nur etwas über 3.700 Professorinnen, so waren es im Jahr 2017 knapp 11.500. Rund ein Viertel aller Professuren ist demnach heute mit Frauen besetzt.

Die Zahlen zeigen auch, dass sich die Gesamtzahl der Lehrstühle in 2 Jahrzehnten deutlich erhöht hat: von etwas weniger als 38.000 (1999) auf 47.500 (2017). Die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften hatten zuletzt die meisten Professuren. Von den 13.300 Lehrstühlen in dieser Fächergruppe waren 3.800 mit Frauen besetzt. Direkt dahinter folgen die Ingenieurwissenschaften auf Platz 2 – mit 12.200 Lehrstühlen. Der Frauenanteil ist allerdings, wie in den Ingenieurwissenschaften bis heute üblich, mit 1.400 Professorinnen deutlich geringer. Im Durchschnitt sind Professoren in Deutschland bei der ersten Berufung 41 Jahre alt.

1. Schritt zur Professur: Promotion

Ob und wie man Professor wird, ist in jedem Bundesland anders geregelt. Die Lehrstühle werden nach den Vorgaben der Hochschulgesetze der Bundesländer vergeben. Ein abgeschlossenes Hochschulstudium ist für die Übernahme eines Lehrstuhls Pflicht. In fast allen Fällen auch die Promotion, also das Verfassen einer Doktorarbeit. Nur in Ausnahmefällen kommt es vor, dass ein Lehrstuhl an einen Kandidaten ohne Doktortitel vergeben wird (bei Künstlern und Designern ist der Doktortitel als Voraussetzung für die Professur tatsächlich eher unüblich). Denn die Promotion ist nicht nur der Weg zum Doktortitel, sondern zeigt auch, dass der Kandidat eine entsprechende Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit hat. In einigen Ländern müssen Interessenten für Lehrstühle zusätzliche wissenschaftliche Leistungen nachweisen. Dazu können die Arbeit in einer außeruniversitären Forschungseinrichtung oder auch eine Juniorprofessur gehören.

Wer schon früh im Studium weiß, dass er später in Forschung und Lehre arbeiten will, sollte sein Studium entsprechend ausrichten. Ist der Doktortitel für Ingenieure oder Informatiker für eine Karriere in der freien Wirtschaft nicht unbedingt nötig, kann er für eine Karriere an der Universität Tür und Tor öffnen. Der Dr.-Ing., so die offizielle Abkürzung für den Doktor-Ingenieur, wurde als Titel im Jahr 1899 eingeführt. Die Promotionsquote liegt bei den Ingenieurwissenschaften derzeit (Stand 2019) bei etwa 20 %, die Dauer der Promotion ist mit durchschnittlich 5 Jahren relativ hoch. Nur etwa 10 % der Doktoranden in den Ingenieurwissenschaften bleiben am Ende jedoch an der Universität, die anderen nutzen den Titel, um ihre Karriere außerhalb der Hochschullandschaft voranzutreiben.

2. Schritt zur Professur: Habilitation

Der Weg zu einer Professur führt nach der Promotion über die Lehre. Mit dem Doktortitel können sich Ingenieure und Informatiker auf Dozentenstellen bewerben und Lehrtätigkeiten übernehmen. An Fachhochschulen ist eine Dozententätigkeit mitunter auch ohne Doktortitel möglich. Die Dozentenzeit sollte genutzt werden, um ein stabiles Netzwerk an einer Universität oder Fachhochschule aufzubauen. Auch ein Forschungsaufenthalt im Ausland kann für diese Phase eingeplant werden. Die Dauer dieser Postdoktorandenphase beträgt durchschnittlich 2 bis 4 Jahre. Interessenten für eine Professur sollten in dieser Phase auch eigene Publikationen veröffentlichen. In die Zeit, in der Ingenieure und Informatiker als Dozent arbeiten, fällt gegen Ende auch das Verfassen der Habilitationsschrift.

Die Habilitation ist die höchste Hochschulprüfung. Wer das akademische Prüfungsverfahren erfolgreich durchläuft, dem wird im Anschluss die Lehrbefähigung für sein Fach bescheinigt. Ohne die Anerkennung der Lehrbefähigung bekommen Dozenten keine Lehrberechtigung. Die Habilitation soll sicherstellen, dass Ingenieure und Informatiker in der Lage sind, ihr Fachgebiet in der kompletten Bandbreite in Forschung und Lehre zu vertreten. Der Titel, den man nach der Habilitation verliehen bekommt, variiert von Hochschule zu Hochschule. Die gängigsten Titel sind:

  • Privatdozent (PD oder Priv.-Doz.)
  • habilitierter Professor (Prof. habil.)

Die Absolventen haben damit einen Professorentitel, ohne ein Lehrstuhl inne zu haben. Hat die Habilitation in den Geisteswissenschaften und einigen Naturwissenschaften noch einen sehr hohen Stellenwert, können sich Ingenieure bisweilen auch über eine mehrjährige Tätigkeit in der Industrie für einen Professorentitel qualifizieren.

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Juniorprofessur als Alternative zur Habilitation

Mit der Habilitation endet die Qualifizierung für eine Anstellung in Forschung und Lehre. Wer nicht sofort ein Lehrstuhl ergattert, sollte die Zeit danach nutzen, sein akademisches Profil zu verbessern und sich regelmäßig auf Professuren zu bewerben. Seit 2002 das Hochschulrahmengesetz geändert wurde, ist die Habilitation nicht mehr der einzige Weg, einen Lehrstuhl zu erlangen. Die Alternative ist die Ernennung zum Juniorprofessor direkt nach der Promotion. Häufig teilen sich Professor und Juniorprofessor einen Lehrstuhl und der Juniorprofessor rückt nach, wenn der Professor in den Ruhestand geht. Auch Wissenschaftler mit vergleichbaren eigenständigen Leistungen haben seitdem die Möglichkeit, Professor zu werden. Letztlich erhält jedoch nur jeder Dritte, der für einen Lehrstuhl qualifiziert ist – egal auf welchem Weg – tatsächlich eine Anstellung.

Übrigens: Ein klassisches Vorstellungsgespräch gibt es für einen Lehrstuhl nicht. Stattdessen durchläuft der Kandidat ein sogenanntes Berufungsverfahren. Dazu gehört eine Probevorlesung vor der Berufungskommission – umgangssprachlich auch „Vorsingen“ genannt.

Professur an Fachhochschulen (FH)

Der Werdegang über Hochschulstudium, Promotion, Dozentenphase und Habilitation ist für Ingenieure und Informatiker an der Universität üblich. Die Ingenieurwissenschaften werden jedoch auch an Fachhochschulen gelehrt, weshalb Ingenieure und Informatiker auch dort eine Professur anstreben können. Bis auf ein paar Ausnahmen sind die Voraussetzungen für einen Lehrstuhl an der FH dieselben wie für den an der Universität. Für Fachhochschulen ist jedoch Berufserfahrung Pflicht. Bei einer Bewerbung als Professor an einer Fachhochschule werden mindestens 5 Jahre Berufserfahrung erwartet, 3 davon sollten außerhalb einer Hochschule absolviert worden sein.

Gerade Fachhochschulprofessoren sollten zudem pädagogische Erfahrung mitbringen. Denn ihre Arbeit ist stärker als die der Universitätskollegen von der Lehre geprägt. Wer einen Lehrauftrag an einer Hochschule vorweisen kann, der verbessert seine Chancen auf den Lehrstuhl ungemein. Dennoch ist es auch mit den besten Voraussetzungen nicht einfach, einen Lehrstuhl zu bekommen. Nur selten werden neue Professuren eingerichtet. Das bedeutet, dass immer nur dann eine Stelle als Professor frei wird, wenn ein altgedienter Professor emeritiert, also in den Ruhestand versetzt wird.

Warum ein Plan B Sinn macht

Ingenieure und Informatiker sollten deshalb immer einen Plan B in der Tasche haben, wenn Sie eine Professur anstreben. Da im Ingenieurberuf tendenziell Fachkräftemangel herrscht, dürfte es für sie nicht schwer sein, in der Industrie oder bei renommierten Unternehmen unterzukommen. Wer auf jeden Fall den Weg der Habilitation wählen will, sollte bedenken, dass man bei Abschluss im Schnitt 40 Jahre alt ist. Wer bis dahin nur an der Universität geforscht hat, hat es auch als Ingenieur schwer eine Stelle in der freien Wirtschaft zu bekommen.

Ingenieure und Informatiker, die eine Karriere in Forschung und Lehre anstreben, sollten sich daher überlegen, als Qualifikation eine mehrjährige Tätigkeit in der Industrie zu wählen. Sollte Plan B notwendig sein, ist es mit diesem Vorwissen einfacher, außerhalb der Universität einen Job zu bekommen.
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Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

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