Bei einem Bewerbungsanschreiben ist auch die Sprache entscheidend
In einem Bewerbungsanschreiben für Ingenieure zählte jedes einzelne Wort. Vermeintliche Standard-Floskeln müssen überprüft und kämpferische Begriffe vermieden werden. Denn das Anschreiben ist entscheidend für den ersten Eindruck, den ein Personalchef vom Bewerber erhält. Umso wichtiger ist ein Bewusstsein für die exakte Bedeutung der verwendeten Begriffe.
Jürgen wundert sich, warum er trotz einer professionell gestalteten Bewerbung keine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch als Ingenieur erhält und schickt mir seine Unterlagen inklusive Bewerbungsanschreiben zur Prüfung. Er hat ein Begleitschreiben mit folgenden Worten beigefügt: „Bei uns in der Firma ist alles im Umbruch und dadurch gibt es viele Probleme. Manches habe ich bei der letzten Konferenz angeschnitten, aber mein Chef hat mich abgewürgt. Die Situation verursacht mir seit langem Kopfzerbrechen, weil ich fürchte, dass uns mittelfristig unsere Kunden von der Fahne gehen. Jetzt möchte ich unbedingt eine neue Aufgabe in Angriff nehmen und stehe für interessante Angebote Gewehr bei Fuß.“
Würden Sie Jürgen bei diesem Bewerbungsanschreiben zu einem Gespräch einladen? Ich nicht, denn ich möchte mir doch keinen Mitarbeiter ins Haus holen, der sich im Krieg befindet! Schauen wir uns seine Wortwahl einmal genauer an: Es ist alles im „Umbruch“, das klingt nach Chaos, nach etwas, das gerade kaputt geht. Natürlich gibt es „Probleme“ anstelle von Veränderungen oder gar Chancen. Jürgen hat die Situation auch nicht einfach angesprochen, nein, er hat sie „angeschnitten“, darin liegt tatsächlich eine erhebliche Schärfe.
Kampfsprache in Bewerbungsanschreiben als Ingenieur vermeiden
Sein Chef hat ihn nicht unterbrochen, sondern „abgewürgt“, womit auch wieder durch die Rohheit der Sprache Jürgens Frustration und sein negatives Verhältnis zum Chef zum Ausdruck gebracht werden. Wen wundert es da, dass er sich nicht einfach weiterführende Gedanken macht, sondern sich gleich den „Kopf zerbricht“? Ein Ingenieur mit einem zerbrochenen Kopf in seinem Bewerbungsanschreiben ist aber für ein neues Unternehmen kein interessanter Mitarbeiter.
Und mit den letzten Sätzen in seinem Bewerbungsanschreiben als Ingenieur macht Jürgen dann deutlich, dass er sich regelrecht im Krieg befindet: Ihm gehen die Kunden „von der Fahne“, er möchte eine neue Aufgabe „in Angriff nehmen“ und steht für Angebote „Gewehr bei Fuß“. Vielleicht ist Jürgen damit ein idealer Mitarbeiter für die Bundeswehr, für ein Wirtschaftsunternehmen ist er eher ein Unruheherd. Die Sprache, die wir sprechen, ist immer ein Ausdruck der Zeit, in der wir leben und so gibt es Wörter, die früher zum alltäglichen Sprachgebrauch gehörten, die wir heute kaum noch kennen.
Im Bewerbungsanschreiben als Ingenieur auf neue Wortbedeutungen achten
Wer von den nach 1980 Geborenen weiß noch, dass „Pilofix“ für die schnelle Reinigung der Schuhe einmal „Schuhwichse“ hieß. Wer weiß noch, dass einem ganz schön „plümerant“ werden konnte und man deshalb einmal hinaus aufs „Trottoir“ trat oder sich aufs „Chaiselongue“ plumpsen ließ? Auch dass der „Schlüpfer“ kein frisch geschlüpftes Küken war, ist heute nicht mehr allen klar, die an ihrem Bewerbungsanschreiben sitzen. Spräche man mit unseren Großeltern und würde ihnen vom „Zickenalarm“ in der Firma berichten, würden sie sich fragen, was Ziegen wohl dort zu suchen
Bei den Worten „performen“ oder „downloaden“ wären sie ebenso ahnungslos wie beim „Vollpfosten“, um dann beim „Komasaufen“ oder dem „Auflaufkind“ zumindest wieder einen Teil des Wortes zu verstehen, ohne aber unsere heutige Bedeutung zu erahnen. Andere Worte verändern über die Jahrzehnte komplett ihre Bedeutung, wie das Wort „toll“, das früher schlicht „irre/verrückt“ hieß. Auch das müssen Ingenieure für ein Bewerbungsanschreiben bedenken. Wie das „Boxenluder“ zu seinem Namen kommt, lässt sich zumindest noch nachvollziehen, denn das Luder war in der Jagd ein totes Tier, das als Köder verwendet wurde.
Sprache im Bewerbungsanschreiben zeigt auch die Persönlichkeit
Beim Wort „ficken“, das früher nichts anderes hieß als hin- und herlaufen, sieht man gut, wie Bedeutungen sich verändern. Denn aus dem vulgär sexuellen Bereich herauskommend, heißt es heute auch „jemanden zur Schnecke machen, fertig machen oder betrügen“. Erstaunlich ist, dass eine Reihe von Wörtern sich über Jahrzehnte hinweg halten, und trotzdem passen sie nicht unbedingt ins Bewerbungsanschreiben. Wie häufig sprechen wir noch heute vom „Bombenwetter“ (gute Sicht, ideales Wetter zum Bombardieren).
Wir üben vor einer Klassenarbeit „bis zur Vergasung“ oder sind nicht nur schadenfroh, sondern es ist uns ein „innerer Reichsparteitag“. Wir haben mit unseren Problemen „schwer zu kämpfen“ bevor wir uns dann „herausmanövrieren“ und im „Eifer des Gefechts“ völlig übersehen, dass wir durch unsere Sprache „gesehen“ im Sinne von wahrgenommen werden, auch im Bewerbungsanschreiben für Ingenieure, denn Sprache ist eben nicht nur Ausdruck einer Epoche, sondern auch Ausdruck unserer Persönlichkeit. In dem Moment, in dem wir den Mund öffnen, um zu sprechen und in die Taste hauen, um zu schreiben, machen wir uns für andere erkennbar.
Im Bewerbungsanschreiben als Ingenieur zählt jedes Wort
„Das ist doch Wortklauberei, als wenn es im Bewerbungsanschreiben für Ingenieure auf die Bedeutung eines einzelnen Wortes so sehr ankäme!“, höre ich an dieser Stelle schon einmal vorausahnend. Aber nicht nur auf die Bedeutung eines Wortes kommt es an, manchmal ist es nur ein winziges Zeichen, das schon dazu führt, dass wir uns gründlich missverstehen. Vor kurzem hatte ich mich mit einem Freund, der 200 km entfernt lebt, für den darauf folgenden Mittwoch verabredet. Am Sonntag davor erhielt ich eine SMS mit folgendem Wortlaut: „Ich mache heute ab 12 Uhr mit meinem Sohn und seinem Cousin, der hier ist bis Donnerstag eine Radtour durch den Taunus.“
Ich gebe zu, ich war schwer beleidigt und fand es ausgesprochen unhöflich, mir auf diese Art den Mittwoch-Termin abzusagen. Später darauf angesprochen, wusste der Freund gar nicht, was ich meinte und des Rätsels Lösung war ein einziges Komma, das vergessen worden war und damit den Sinn der Aussage verfälscht hatte. So etwas kann auch im Bewerbungsanschreiben für Ingenieure passieren. Richtig wäre gewesen: „Ich mache heute mit meinem Sohn und seinem Cousin, der hier ist bis Donnerstag, (Komma!) eine Radtour durch den Taunus.“ Der Ausflug bezog sich nur auf den Sonntag und der verabredete Termin war zu keiner Zeit gefährdet.
Floskeln im Bewerbungsanschreiben als Ingenieur überprüfen
Nun haben wir alle auf eine bestimmte Art sprechen gelernt und vieles sagen wir, ohne uns der Bedeutung bewusst zu sein, auch wenn wir als Ingenieur ein Bewerbungsanschreiben verfassen. Das können wir nicht von heute auf morgen komplett ändern, sonst wären wir gar nicht mehr frei in unserer Ausdrucksweise und jegliche Kommunikation wäre ein einziger Krampf. Was wir aber tun können, ist eine etwas höhere Sensibilität für unsere Sprache zu entwickeln. Wenn wir in unserer Bewerbung schreiben: „Die ausgeschriebene Position scheint mir recht interessant zu sein“, dann sollte uns bewusst sein, dass wir damit nicht gerade Begeisterung zum Ausdruck bringen.
Wenn wir im Bewerbungsanschreiben formulieren, dass wir „mit MS Office eigentlich ganz gut vertraut sind“, so ist das sicher keine überzeugende Aussage für unser Gegenüber. Sprechen wir von unseren Führungsqualitäten, von unserer Durchsetzungsfähigkeit und unserem guten Projektmanagement, während in der Ausschreibung Qualitäten wie „Teamfähigkeit“, „Flexibilität“ und „Kommunikationsfähigkeit“ erbeten werden, so heißt das für den Leser nicht nur, dass wir die Anzeige nicht intensiv gelesen haben, sondern auch, dass wir sehr ichbezogen zu sein scheinen.
Was soll im Bewerbungsanschreiben als Ingenieur zum Ausdruck kommen?
Wir stehen für ein persönliches Gespräch auch nicht wirklich „zur Verfügung“ (wer will schon, dass über ihn „verfügt“ wird), sondern wir freuen uns über eine Einladung dazu oder hoffen auf eine Einladung – so sollte ein Ingenieur es im Bewerbungsanschreiben formulieren. Ein Unternehmen möchte auch keinen Mitarbeiter, dem es völlig egal ist, für welches Unternehmen er arbeitet, sondern einen, der genau für dieses Unternehmen tätig werden möchte, weil er sich mit dem Produkt, der Mentalität oder der Idee absolut identifizieren kann.
Ein Mann, der zu einer Frau, die er neu kennenlernt, sagt: „Ich möchte gern irgendeine Frau an meiner Seite haben“, fällt ja auch durchs Rost und da er das weiß, sagt er: „Du bist die Eine, auf die ich immer gewartet habe“ – oder so ähnlich jedenfalls. Hören Sie sich selbst einmal beim Sprechen zu oder prüfen Sie Ihr Bewerbungsanschreiben als Ingenieur noch einmal: Ist es wirklich das, was Sie über sich aussagen möchten? Und wenn Sie mir jetzt entgegenhalten: „Ja, aber ich habe schon immer so gesprochen“, dann heißt das, dass Sie nicht zur Veränderung bereit sind, während der Satz: „ Ja, bisher habe ich so gesprochen“, bedeutet, dass Sie durchaus bereit sind, darüber nachzudenken, ob das in Zukunft so bleiben muss.
Im Bewerbungsanschreiben Mut zeigen, die Sprache zu verändern
Der Spruch „Es muss sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist“, gilt auch für unseren Umgang mit Sprache, ganz besonders im Bewerbungsanschreiben als Ingenieur. Wenn wir nicht bereit sind, unsere Sprache zu verändern, werden wir unseren aktuellen Status nicht halten können. Ein Stillstand ist nicht möglich. Entweder wir entwickeln uns nach vorne oder zurück. Das gilt für alle Lebensbereiche und wir selbst entscheiden über die Richtung. Wünschen wir Jürgen also, dass er die Macht der Worte erkennt und seine kämpferische Energie in dynamische Worte zu kleiden lernt! Dann hat er auch kein „Attentat“ mehr auf mich vor, sondern einfach ein Anliegen.
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