Für Brüche im Lebenslauf brauchen Sie gute Argumente
Ungereimtheiten in der eigenen Biografie? Sie lassen Bewerberinnen und Bewerber schon mal weniger zielorientiert und planvoll aussehen! Besonders wichtig ist es, solche Brüche im Bewerbungsgespräch oder im vorgeschalteten Telefonat sachlich und überzeugend erklären zu können.
Mit Brüchen im Lebenslauf sind Auszeiten oder Ungereimtheiten in der Biografie von Jobbewerbern und -bewerberinnen gemeint. Das können Lücken im Lebenslauf sein, häufige Jobwechsel, Kündigungen oder Abbrüche – etwa von Studium oder Probezeit. Viele Bewerber empfinden einen solchen Bruch im Lebenslauf als Stigma, als Knacks in der Stromlinie, den sie am liebsten verschweigen würden.
Die gute Nachricht aber ist: Lücken in Lebensläufen werden normaler. In Zeiten von Fachkräfteengpässen, Quereinstiegen und lebenslangem Lernen muss solch ein Bruch nicht zwangsläufig ein Hindernis für eine berufliche Karriere bedeuten.
Auch die Digitalisierung und das Entstehen neuer Berufsbilder erleichtern heute den Wechsel zwischen verschiedenen Branchen und Berufen. Die sogenannte Kaminkarriere – also der stetige Aufstieg bei einem Arbeitgeber – ist längst ein Auslaufmodell. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wechseln heute schneller die Jobs, ebenso ihre Profession. Mal sind sie angestellt, mal selbstständig oder auch projektweise beschäftigt.
Schon umgangssprachlich wird Karriere „gemacht“ und nicht von langer Hand „geplant“. Neben Talent, Leistung und Entschlossenheit gehört meist auch eine gute Portion Glück zu einer erfolgreichen Biografie. Abteilungen verschmelzen und Unternehmen richten sich neu aus. All das erfordert Flexibilität.
Wie erkläre ich Brüche im Lebenslauf?
Normalerweise sollten Sie im Anschreiben nicht explizit auf die Lücken in Ihrem Lebenslauf eingehen. Es sei denn, der Bruch oder die Brüche waren absolut prägend für Ihr bisheriges Berufsleben. Andernfalls bleibt sowohl im Lebenslauf als auch im Vorstellungsgespräch genügend Raum, die Lücken zu erklären.
Wer etwa eine Ausbildung abgebrochen hat, um sich um die eigenen Großeltern zu kümmern und sie zu pflegen, demonstriert damit Pflichtbewusstsein. Wer ein halbes Jahr im Ausland gereist ist, legt Neugierde an den Tag. Positive Eigenschaften, die von vielen Arbeitgebern geschätzt werden.
Von anderen wiederum werden Brüche mit negativen Charaktereigenschaften wie mangelndem Ehrgeiz, Unzuverlässigkeit und Sprunghaftigkeit, assoziiert, ebenso mit ungenügender Disziplin und zu wenig Durchhaltevermögen.
Positive Konnotation
Da Sie als Bewerberin oder Bewerber nun einmal nicht wissen, zu welcher „Fraktion“ Ihr Adressat oder Ihre Adressatin zählt, sollten Sie vor allem darauf achten, sämtliche positiven Aspekte, die mit vermeintlichen Brüchen in Ihrem Lebenslauf verbunden sind, herauszustellen.
Dann kann es gut sein, dass diese Lücken in Ihrem Lebenslauf als wichtiger Teil der Persönlichkeitsentwicklung angesehen werden. Das können internationale Erfahrungen ebenso sein wie ein vertieftes Interesse an einem Spezialthema. Derartige Erfahrungen und Kompetenzen werden vor allem von international aufgestellten Unternehmen sehr wohl wertgeschätzt – oder oft sogar formellen Qualifikationen vorgezogen.
Brüche im Lebenslauf sprechen meist auch für eine bewegte und außergewöhnliche Vita. Hier und da fallen solche Lebenslauf-Individualisten und Karriere-Exoten gleich durchs Raster. Doch immer mehr Arbeitgeber legen auch Wert auf eine möglichst große Vielfalt in der Belegschaft, auf „Diversity“ und versprechen sich davon kreative Impulse mit hohem Innovationspotenzial. Denn: Wer viel gesehen und erlebt hat, ist oft widerstandsfähiger und lässt sich von Krisen nicht so schnell aus der Ruhe bringen.
Daher lohnt es sich immer, in Ihrem Lebenslauf den Wechselgrund und die Begründung für etwaige Lücken im Lebenslauf anzugeben. Und auch für ein Telefonat mit der Personalabteilung oder fürs Bewerbungsgespräch vor Ort sollten Sie sich die richtigen Argumente so zurechtlegen, dass Sie sie überzeugend und geradlinig wiedergeben können.
Welche Argumente helfen im Bewerbungsgespräch bei Lücken?
Sind etwa wirtschaftliche Probleme oder Umstrukturierungen des früheren Arbeitgebers erkennbar, lässt sich eine Kündigung nachvollziehen und im Bewerbungsgespräch entsprechend argumentieren. Auch Lücken von bis zu drei Monaten lassen sich durchaus mit einer kleinen Verschnaufpause zwischen zwei beruflichen Stationen rechtfertigen.
Gern gesehen: Verweilzeiten von etwa zwei Jahren
Im Allgemeinen gilt eine Verweilzeit pro Position von zwei Jahren als gute Regel. Doch gerade am Anfang der Karriere, etwa nach dem Studium, ist auch eine Orientierungsphase völlig normal. So können sich manchmal bis zu drei kurze berufliche Stationen aneinander reihen, ohne dass Sie sich im Bewerbungsgespräch hierzu von den Personalern in die Defensive drängen lassen sollten. Wenn nicht zu Beginn beruflich „experimentieren“, wann dann? Personaler wissen das meist, dennoch sind ihre Nachfragen legitim.
Wie erkläre ich, dass ich nur kurz bei einer Firma gearbeitet habe?
Sinnvoll argumentieren lassen sich kurze Verweilzeiten am besten durch weiterführende Stationen, etwa dass sich eine höherwertige Position anschloss und Sie von einem Unternehmen oder Headhuntern abgeworben wurden. Bei kurzen Episoden sind gute Arbeitszeugnisse die besten Argumente. Dies gilt allerdings nur dann, wenn sich unmittelbar nach der kurzen Beschäftigung bei einem Unternehmen direkt eine weitere ohne Lücke im Lebenslauf anschließt. Ansonsten müssen wichtige Fakten auf den Tisch, weshalb Sie ohne Anschlussbeschäftigung auf eigenen Wunsch gekündigt haben.
Wie groß darf eine Lücke im Lebenslauf sein?
Stationen mit Verweilzeiten, die genau drei oder sechs Monate Probezeitlänge ausmachen, sind höchst verdächtig und im Bewerbungsgespräch nur schwer positiv darzustellen, sofern man überhaupt eingeladen wird. Hier empfiehlt sich die Flucht nach vorne: Die Chemie stimmte einfach nicht. Dabei sollte tunlichst vermieden werden, eine einseitige Schuldzuweisung an den Arbeitgeber auszusprechen. Der Versuch, die Station als Erfolg darzustellen, was möglicherweise noch mit einem glänzenden Arbeitszeugnis belegt werden soll, wirkt meist sehr unglaubwürdig. Eine kurze Station ist natürlich trotzdem kein wirklicher Bruch im Lebenslauf.
Verweilzeiten, die einige Wochen über oder unter der Probezeit liegen, machen sich am Ende besser. Sie zeigen zumindest, dass Sie schnell die fehlende Passgenauigkeit der Position aufspürten. Gerade bei Ingenieurinnen und Ingenieuren lassen sich kurze Stationen im Bewerbungsgespräch häufig von der Sache her erklären. So ist es durchaus möglich, dass Sie sich als Hochschulabsolvent der Konstruktionstechnik bei Vertragsunterzeichnung vom großen Namen eines Unternehmens blenden ließen, dann aber schnell feststellen mussten, dass Sie sich technisch in der Abteilung nicht weiterentwickeln konnten, weil in erster Linie organisatorische Arbeit gefragt war.
Welche Brüche im Lebenslauf gibt es?
Sicherlich sind die Gründe für einen „Knick“ in der Vita vielfältig. Elternzeit etwa ist ein Grund, der mittlerweile allgemein anerkannt ist und zu keinen Rückfragen führen sollte. Eine Auszeit in Form eines Sabbaticals hingegen sollte von Ihnen schon dezidiert erklärt und auch ergänzt werden, zu welchen Aktivitäten Sie diese Zeit genutzt haben.
Lücke durch Krankheit
Wer längere Zeit wegen einer schweren Krankheit ausfällt, muss das dem neuen Arbeitgeber nicht mitteilen, denn dies ist Privatsache. Es reicht, wenn Sie den Zeitraum eingrenzen und schreiben, was war, zum Beispiel „Auszeit aus gesundheitlichen Gründen“. Eine Formulierung im Lebenslauf könnte lauten: „Auszeit aus gesundheitlichen Gründen, inzwischen vollständige Genesung und Einsatzbereitschaft“.
Bruch im Lebenslauf durch Arbeitslosigkeit
Wer bis zu drei Monate arbeitslos ist, muss das nicht zwingend erwähnen. Die Umschreibung hierfür lautet „Berufliche Neuorientierung“ oder „Berufliche Umorientierung“. Problematisch wird es erst, wenn die Arbeitslosigkeit länger als ein halbes Jahr oder zwölf Monate dauerte. In solchen Fällen ist es wichtig, dass Sie nicht nur Bewerbungen geschrieben, sondern sich irgendwie weitergebildet und ein berufliches Ziel verfolgt haben. Dann lässt sich das immer mit der geringen Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt erklären.
Lücken durch Kündigungen
Auch Kündigungen gehören zum Berufsleben dazu. Erklärungsbedürftig werden diese nur bei einer Kündigung durch den Arbeitgeber. Erklären sollten Sie dann möglichst solche Hintergründe, die nicht in Ihrem Verhalten oder in Ihrer Arbeitsweise zu finden sind. Also zum Beispiel eine Insolvenz des Unternehmens, einen privat bedingten Umzug in eine andere Stadt oder zum Beispiel den Stellenabbau durch die Corona-Krise (siehe unten).
Pandemie: die „Corona-Lücke“
Die sogenannte „Corona-Lücke“ ist bekannt und wird toleriert. So dies auf Sie zutrifft, sollten Sie es ruhig auch so als Ursache benennen. Wie für alle längeren Auszeiten gilt aber auch hier: Sie sollten nachweisen können, dass Sie die längere Suchzeit sinnvoll genutzt haben, etwa durch Onlinekurse und Weiterbildungen.
Entwicklung betonen
Wer im Vorstellungsgespräch auf den Bruch angesprochen wird, sollte nicht versuchen, vom Thema abzulenken. Das weckt nur den Verdacht, Sie hätten etwas zu verbergen. Und auch die – schlüssige – Erklärung sollten Sie nur kurz vorbringen und nicht ins Detail gehen. Das könnte sogar schädlich sein, weil es nach schlechtem Gewissen klingt. Betonen Sie lieber die positiven Aspekte, beispielsweise Ihre neue Motivation und Entschlossenheit.
Verbindung schaffen
Wichtig ist es, dass Sie zeigen, was Sie aus dieser Zeit für sich mitgenommen, was Sie gelernt haben – dass Sie Ihre Fähigkeiten und Kompetenzen erweitert haben. So beweisen Sie, dass Sie Herausforderungen erfolgreich meistern können. Noch überzeugender wirkt, wenn Sie erklären, warum die Erfahrungen Ihnen helfen, den angestrebten Job zu meistern.
Ehrlich bleiben bei Brüchen im Lebenslauf
Egal, wie Sie Ihren Patchwork-Lebenslauf argumentieren – versuchen Sie auf keinen Fall die Lücke oder die Lücken zu verschleiern. Personaler erkennen das sofort. Wer beispielsweise nur die Jahreszahlen statt der Monate im Lebenslauf angibt, macht sich verdächtig. Auch sollten Sie nichts erfinden – etwa Sprachkurse, Fortbildungen oder Auslandsaufenthalte, die es nicht gab. Fliegt der Bluff auf, droht eine Kündigung. Die Reputation wäre dann ruiniert. Wie immer gilt: Ehrlich währt am längsten!
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