Das sind die 11 größten Fehler im Vorstellungsgespräch
Das Vorstellungsgespräch entscheidet in hohem Maße über Erfolg oder Scheitern einer Bewerbung. Ingenieure und andere Bewerber überzeugen dort als Persönlichkeit, stellen die eigenen Kompetenzen heraus und hinterlassen einen rundherum guten Eindruck, so die Idealvorstellung. Stattdessen scheitern viele an diesen 11 Fehlern.
Die 11 größten Fehler im Bewerbungsgespräch
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Sie bereiten sich nicht vor
Eine fundierte Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch ist die Grundlage für den Bewerbungserfolg — speziell für Ingenieure. Zum einen sollten sie sich umfassend über den potenziellen Arbeitgeber informieren, sich zum anderen mit den fachlichen Anforderungen der angebotenen Stelle auseinandersetzen. Im Vergleich zu anderen Berufszweigen können die inhaltliche Schwerpunkte der verschiedenen Unternehmen stark voneinander abweichen.
Schon ein genauer Blick auf die Stellenanzeige hilft Bewerbern dabei, die richtigen Schwerpunkte zu setzen. Darüber hinaus ist das Internet eine Fundgrube für wertvolle Informationen, angefangen vom Unternehmensporträt auf der Firmenhomepage über Bewertungsportale bis hin zu Gehaltsreports wie der VDI-Gehaltsstudie. Sogar der Bundesanzeiger und die dort auffindbaren Geschäftsberichte könnten herangezogen werden. Aktuelle Neuigkeiten über das Unternehmen oder die Branche lesen Sie in der Tagespresse, für Ingenieure sind die VDI Nachrichten das Medium der Wahl. Bei der Recherche sollten Sie sich wichtige Fakten merken und zudem Fragen notieren, die Sie im Vorstellungsgespräch anbringen und somit Ihr Interesse zeigen können.
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Sie vermasseln den ersten Eindruck
Studien legen nahe: Der erste Eindruck ist entscheidend dafür, ob Menschen Vertrauen zu einem Fremden aufbauen — oder eben nicht. Einem Menschen, den Sie bei Ihrer ersten Begegnung intuitiv für vertrauenswürdig halten, verzeihen Sie sogar eher, wenn er dieses Vertrauen kurz danach missbraucht. Grund: Der positive erste Eindruck wirke nach. Zu diesem erstaunlichen Schluss kamen Wissenschaftler der Universität New Hampshire in einer Studie, die im Fachmagazin Human Relations veröffentlicht wurde.
Aber wie stellen Bewerber sicher, dass der gewünschte Effekt eintritt? Viel hängt von den Äußerlichkeiten ab. Die äußere Erscheinung stützt den positiven ersten Eindruck — oder unterminiert ihn. Wer sympathisch, integer und vertrauenswürdig wirken will, der erscheint gepflegt zum Jobinterview, bietet einen kräftigen Händedruck an, stellt sich höflich vor, blickt dem Gesprächspartner in die Augen — und lächelt dabei. Ein banaler Ansatz, aber zweifellos die Basis für ein gelungenes Bewerbungsgespräch.
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Sie können die Lücken im Lebenslauf nicht erklären
Einen makellosen Lebenslauf kann längst nicht jeder Bewerber vorlegen. Das muss kein großes Drama sein. Ein großer Fehler im Vorstellungsgespräch wäre es jedoch, auf entsprechendes Nachhaken durch den Gesprächspartner mit einem Schulterzucken zu reagieren. Überlegen Sie sich vorab, wie Sie im Vorstellungsgespräch mögliche Lücken im Lebenslauf erklären wollen, um glaubwürdig zu bleiben. Lässt sich ein ungewöhnlich langes Studium beispielsweise durch einen Nebenjob begründen? Das ließe sich durch den Hinweis ergänzen, dass Sie gelernt haben, verschiedene Anforderungen unter einen Hut zu bringen.
Prinzipiell hat die Bedeutung einer lückenlosen Vita in den vergangenen Jahren eindeutig abgenommen. Kurze oder gar längere Auszeiten sind längst kein Ausschlusskriterium im Bewerbungsprozess mehr — erst recht nicht für stark nachgefragte Experten wie Ingenieure oder IT-Fachkräfte. Zweifellos aber kann eine lückenlose Vita Vorteile bringen, etwa in Bezug auf die Einstiegsposition, Führungsverantwortung oder das Einstiegsgehalt. Elementar bleibt in jedem Fall, dass sich die Erzählungen, die Sie im Vorstellungsgespräch zum Besten geben, nicht in irgendeiner Weise mit den Angaben widersprechen, die Sie in Ihren Bewerbungsunterlagen gemacht haben.
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Sie stellen keine Rückfragen
Für Ingenieure hat sich der Arbeitsmarkt vielerorts zu einem Bewerbermarkt entwickelt. Trotzdem: Auch Arbeitgeber wollen sich begehrt fühlen, am liebsten Bewerber einstellen, die sich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt und echtes Interesse an der Stelle haben. Ist nämlich keine genuine Motivation vorhanden, dann droht der Neuzugang beim nächstbesten Angebot weiterzuziehen.
Daher der Rat an Bewerber: Stellen Sie unbedingt Rückfragen, wenn der Arbeitgeber Ihnen die Gelegenheit dazu gibt. Keine zu stellen wäre im Vorstellungsgespräch ein großer Fehler. Zum Beispiel Fragen zu der Geschäftsentwicklung, den größten Herausforderungen in der Zukunft, zu Unternehmenskultur, Anforderungen, Aufgaben und Erwartungen an neue Mitarbeitende. Oder fachliche Fragen, die ihre Erfahrung in dem ausgeschriebenen Bereich verdeutlichen oder auf vertieftes Wissen, etwa durch einen Studienschwerpunkt, hinweisen. Auf dümmliche bis dreiste Fragen jedoch sollten Sie verzichten. In die Kategorie dümmlich gehören Fragestellungen wie „Was stellt Ihr Unternehmen eigentlich her?“ oder „Wie nett sind die Kollegen?“. In die Kategorie dreist kann man solche einsortieren wie: „Kann ich direkt Urlaub einreichen, wenn ich angefangen habe?“ oder „Wann gibt es normalerweise eine Gehaltserhöhung?“.
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Sie haben keine Antworten parat
Gewisse Fragen des Personalmitarbeiters können Bewerber antizipieren — zum Beispiel die nach den Stärken und Schwächen. Vermeiden Sie dabei eine Antwort wie: „Ich bin zu perfektionistisch“ oder „Meine Hilfebereitschaft Kollegen gegenüber raubt mit viel Arbeitszeit“. Es sind Phrasen, die zu viele Personaler schon zu oft gehört haben. Wer gar keine Schwächen angibt, begeht ebenfalls einen großen Fauxpas im Vorstellungsgespräch. Denn das zeugt von einer falschen Selbsteinschätzung. Die Antwort auf diese Frage sollte vielmehr authentisch sein und dem möglichen Arbeitgeber keine allzu großen Kopfschmerzen bereiten.
Welche ihn abschrecken können? Das können Bewerber üblicherweise aus der Stellenanzeige herauslesen. Dort sind meist persönliche Charaktereigenschaften aufgeführt, die Kandidaten für die Stelle zwingend mitbringen sollten. Auch auf andere häufige Standard-Fragen im Vorstellungsgespräch sollten Sie sich vorab passende Antworten überlegen.
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Sie kritisieren frühere Arbeitgeber
Wer im Vorstellungsgespräch auf Fragen nach einem ehemaligen Arbeitgeber abfällig reagiert oder ihn sogar konkret kritisiert, begeht einen groben strategischen Fehler. Unternehmen suchen loyale Mitarbeiter — keine Quertreiber und Lästermäuler. Das gilt für Ingenieure in besonderem Maße, da sie häufig in sensiblen Bereichen wie Entwicklung oder Qualitätskontrolle eingesetzt sind. Noch ruinöser wäre es, im Vorstellungsgespräch Betriebsgeheimnisse der alten Firma auszuplaudern. Das würde sie zu einem potenziellen Betriebsrisiko machen.
Wer verbal über andere herfällt, entlarvt sich in erster Linie selbst. Der bessere Weg ist es, Äußerungen im Vorstellungsgespräch nur auf sich selbst als Arbeitnehmer zu beziehen: „Ich hatte den Eindruck, dass ich mich im letzten Unternehmen nicht ausreichend weiterentwickeln konnte, da mein Arbeitsbereich sehr festgelegt war.“
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Sie gehen ans Handy
Selbst am Küchentisch darf der Blick aufs Handy als Respektlosigkeit ausgelegt werden. Im Bewerbungsgespräch ist er ein Tabu-Bruch. Denken Sie daran, Ihr Mobiltelefon vor Beginn des Gesprächs auf lautlos zu stellen oder ganz auszuschalten und in der Umhänge- oder Jackentasche stecken zu lassen, um nicht während des Gesprächs Richtung Handy zu schielen, und sei es nur aus Gewohnheit.
Vergessen kann man das freilich schon mal. Sollte es während des Bewerbungsgesprächs bimmeln, ist dies die einzig richtige Handlungsabfolge: Entschuldigen Sie sich, drücken das Gespräch schnell weg, stellen das Handy auf lautlos und lassen es zügig wieder in der Tasche verschwinden. Übrigens auch, wenn das Jobinterview digital geführt werden sollte.
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Sie zeigen kein Interesse
Es stimmt: Arbeit ist ein Broterwerb, der nicht permanent mit Sinn überfrachtet werden muss. Gerade von Ingenieuren aber dürfen potenzielle Arbeitgeber durchaus ein wenig Neugier und Interesse für das jeweilige Fachgebiet erwarten — und vielleicht sogar Begeisterung für die Aufgaben, die sie erwarten oder für das Produkt, das sie entwickeln sollen.
Sind Sie als Bewerber Feuer und Flamme für den Job, dann bringen Sie dies auch zum Ausdruck. Das muss gar nicht in Form von überdrehten Begeisterungsstürmen erfolgen. Interesse signalisiert schon, wer aufmerksam zuhört, fachbezogene Rückfragen stellt und offen ausspricht, dass ihn die Aufgabe reizt. Und wer nicht mitten im Jobinterview auf die Uhr schaut, womöglich sogar mehr als einmal. Motto: „Ich will hier eigentlich so schnell wie möglich wieder weg“.
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Sie erscheinen zu spät oder zu früh
Speziell in Deutschland gilt es weiterhin als Todsünde, zum Vorstellungsgespräch zu spät zu erscheinen. Die gute Arbeitsmarktsituation für Ingenieurinnen und Ingenieure lässt da keine Sonderregel zu. Immerhin muss die Frage erlaubt sein: Wenn er oder sie schon zum Jobinterview zu spät kommt, mit wie vielen Verspätungen müssen wir dann erst im Arbeitsalltag rechnen?
Beugen Sie Situationen wie einem Stau oder verspäteten Zügen vor, indem Sie die Anreise vorab planen und sich sehr rechtzeitig auf den Weg machen. Doch Vorsicht: Es gilt auch als zumindest ungeschickt, bei einem Vorstellungsgespräch zu früh einzutreffen. Dadurch werten Sie sich erstens selbst ab und setzen zweitens die gastgebende Partei unter Druck. Nutzen Sie besser die Zeit, indem Sie in einem Café in der Nähe die Unterlagen noch einmal durchgehen. Klopfen Sie maximal zehn Minuten vor dem avisierten Termin an die Tür bzw. melden sich am Empfang.
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Sie lassen die Schultern hängen
Eine aufrechte Körperhaltung kann dazu beitragen, dass sich Menschen sicherer fühlen — und sich auch entsprechend verhalten. Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Universität Bamberg und der Ohio State University von 2022. Ähnliche Effekte sind im Sport zu beobachten. Wer Köpfe und Schultern hängen lässt, baut den Gegner mental auf.
Auf ihre Körpersprache sollten auch Bewerber bewusst achten. Immerhin geht es darum, Selbstvertrauen und Professionalität auszustrahlen, die Eignung für eine möglicherweise stressige und fordernde Position unter Beweis zu stellen. Konkret heißt das: Nicht nervös mit Fingern und Händen herumspielen oder gar an den Fingernägeln kauen, nicht mit den Füßen auf den Boden tippen, aufrecht hinsetzen und Spannung halten, Blickkontakt halten — und zwischendurch gerne lächeln. Das erzeugt Sympathie und mit Sympathie gewinnt man Jobs.
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Sie bringen unrealistische Gehaltsvorstellungen vor
Im Vorstellungsgespräch werden Ingenieure und andere Bewerber in der Regel auch nach ihren Gehaltsvorstellungen gefragt. Sowohl zu hohe als auch zu niedrige Zahlen vermitteln den Eindruck, Sie seien schlecht informiert – oder wertschätzen die eigene Kompetenz nicht. Die Angaben sollten daher der Ausbildung und Berufserfahrung angemessen sein.
Orientierung bieten unsere aktuellen Infos zu Ingenieurgehältern oder Einstiegsgehältern, die VDI Gehaltsstudie oder der VDI Gehaltstest.
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