Bewerbung 01.09.2016, 00:00 Uhr

Die Sprache zählt, wenn Ingenieure eine Bewerbung schreiben

Denken Sie daran, wenn Sie eine Bewerbung schreiben: Sätze leben durch Verben, der Nominalstil wirkt dagegen steif und passiv. Auch auf Standardformulierungen und Bandwurmsätze sollten Sie unbedingt vermeiden, wenn Sie erreichen möchten, dass der Personaler bei Ihrer Bewerbung hängen bleibt.

Bewerbung schreiben: Es fehlt oft schwer die richtigen Worte zu finden.

Bewerbung schreiben: Es fehlt oft schwer die richtigen Worte zu finden.

Foto: panthermedia.net/gpointstudio

Sätze leben durch Verben! Das ist Punkt eins, wenn Sie als Ingenieur eine Bewerbung schreiben. Sie gewinnen an Vitalität, Bildhaftigkeit, Plastizität. Killer sind dagegen Phrasen wie: „konnte unter Beweis stellen“, „möchte weitere Erfahrungen sammeln“, oder „war verantwortlich für“. Statt „unter Beweis stellen“ reicht „beweisen“, statt „Erfahrungen sammeln“ genügt „kennenlernen“, statt „war verantwortlich“ klingt „verantworten“ dynamischer. Zudem signalisieren „möchten“, „wollen“, „können“ zögerndes Verhalten und Unsicherheit: „Ich würde mich freuen, wenn Sie mich zu einem Vorstellungsgespräch einladen würden“.

Ganz oben in den Formulierungsfehlern steht der Nominalstil. Das ist die Substantivierung von Verben. Das „Bürokratendeutsch“ wird oft benutzt und wenig verstanden. Nichts anderes produzieren Bewerber, die sich solcher Künste bedienen. Beispiele sind „Mitarbeiterführung“, „Mitarbeitermotivation“, „Verantwortung“, „Realisierung“, „Umsetzung“. Warum führen Führungskräfte heute ihre Mitarbeiter nicht mehr? Warum motivieren sie nicht? Wenn ihnen die „Realisierung“ obliegt – setzen sie dann beispielsweise Pläne um oder nicht? Wenn Sie beachten, sich so klar wie möglich mit Verben ausdrücken desto authentischer und überzeugender wirkt Ihre Bewerbung.

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Muster-Bewerbungsschreiben für Ingenieure

Ingenieure sollten auch die Satzlänge beachten, wenn sie eine Bewerbung schreiben

Das Abstrahieren kennt keine Grenzen, ebenfalls der Hang zu Fremdwörtern. Abstrakte Formulierungen killen jede Vitalität. Arbeitgeber schließen beim Lesen der Bewerbung  – bewusst oder unbewusst – vom Sprachstil auf die persönlichen Fähigkeiten des Bewerbers, und gefragt sind da doch eher die Dynamiker. Um stilistisch gute Bewerbungen zu schreiben, sollten Ingenieure ihre Anschreiben mehrmals überarbeiten. Auch erfahrene Texter brüten über ihren Entwürfen. Der erste Entwurf enthält alle wesentlichen Informationen. Man stellt sich beim Schreiben einer Bewerbung einfach die Person oder den Ingenieur vor, dem man etwas über seine Aufgaben und Fähigkeiten erzählen will.

Ist der Entwurf fertig, heißt der folgende Schritt kürzen, kürzen, kürzen: Füllwörter, Wiederholungen, umständliche Phrasen – alles streichen, ohne den Sinn dabei zu verändern. Im dritten Schritt werden Satzlänge und Satzbau geprüft. Das bedeutet: Sätze kürzen und aus einem langen drei oder vier kurze bauen; Passivkonstruktionen und Nominalstil sollten sie beim schreiben der Bewerbung auf „aktiv“ umformulieren; Wörter mit mehr als drei Silben durch kürzere ersetzen. Und nicht den Mut verlieren: Spätestens nach dem dritten Entwurf macht sich Routine bemerkbar – und auf einmal ist das Anschreiben perfekt!

Wie steht es mit Fremdwörtern, wenn Ingenieure eine Bewerbung schreiben?

Noch eine kleine Bemerkung zu den Fremdwörtern, meist angelsächsischen Ursprungs. Der Siegeszug dieser Wörter in die deutsche Sprachwelt ist nicht zu stoppen. Es gilt als besonders modern, englischsprachige Begriffe entweder 1:1 zu übernehmen oder einzudeutschen. Und in der Tat liest sich mancher Satz mit den englischen Begriffen moderner und zutreffender. Dennoch sollten Ingenieure nicht krampfhaft versuchen, beim Bewerbung schreiben einen modischen Anstrich zu erreichen. Zugkräftige Vokabeln dezent im Text verteilt, erreichen meist eine höhere Wirkung.

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Ein Beitrag von:

  • Bernd Andersch

    Bernd Andersch ist Karriere-Coach, Sachbuchautor und Spezialist für Bewerbungsstrategien.

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