Ingenieure sollten sich auf Fragen zum Werdegang vorbereiten
Fragen zum Werdegang können bei Ingenieuren im Vorstellungsgespräch ein Problem werden. Denn die meisten Kandidaten konzentrieren sich in der Vorbereitung auf taktische Fragen – von den Gehaltsvorstellungen bis zu Persönlichkeitsmerkmalen. Viele reden sich dann um Kopf und Kragen, wenn sie nach ihrem Lebenslauf gefragt werden.
Im Grunde ist es für einen Ingenieur einfach, Fakten im Werdegang vorteilhaft zu verkaufen. Fragen hierzu entstehen aufgrund erklärungsbedürftiger oder interessanter Fakten, die zum Nachhaken auffordern, etwa außergewöhnlichen Arbeitsstationen oder den berüchtigten „Lücken im Lebenslauf“. Wenn Sie eine kritische Selbstanalyse vornehmen, können Sie leicht ausmachen, mit welchen Fragen Sie rechnen müssen und sich gute Antworten zurechtlegen und einprägen.
Meist gibt es ja nur wenige biographische Knackpunkte im Werdegang. Geschickte Ingenieure bauen sogar absichtlich den einen oder anderen „fragwürdigen“ Sachverhalt in den Lebenslauf ein. Kommt dann die entsprechende Frage, können sie mit einer gut vorbereiteten Antwort glänzen.
Den Werdegang sollten Ingenieure mit der anvisierten Stelle im Kopf betrachten
Eine Entscheidung für den Kandidaten wird dem Einsteller erleichtert, wenn Fragen zum Werdegang von dem Ingenieur sicher, positiv und glaubwürdig beantwortet werden. Der Bewerber erscheint zudem umso wertvoller, je stärker der Interviewer aus den Antworten einen hohen Nutzen für die offene Position ableiten kann. Die Praxis zeigt aber immer wieder, dass Bewerber ihre Lebenslaufdaten häufig unsicher, unglaubwürdig und negativ darstellen.
Unglaubwürdigkeit entsteht durch widersprüchliche Argumentation oder den Gebrauch von Vorwänden und Ausreden. Je mehr dies der Einsteller registriert, desto stärker hakt er nach. Der Bewerber wird dann zusehends unsicher oder aggressiver und verliert. Negativ kommt es an, wenn der Bewerber seine Arbeitgeber, Ausbildungsstätten, Vorgesetzte, Mitarbeiter oder Kollegen anschwärzt, um offensichtliche Schwachstellen in seinem Lebenslauf zu rechtfertigen. Es gibt sogar Ingenieure, die zur Erläuterung von negativen Aspekten im Werdegang weit ausholen und so zum Nachhaken einladen. Wie soll ein guter Eindruck entstehen, wenn der Inhalt des Vorstellungsgesprächs hoch depressiv ist?
Gute Ingenieure verkaufen ihren Werdegang als passend für den Arbeitgeber
Gute Ingenieure nutzen die Chance, ihren Werdegang im Sinne des Arbeitgebers zu verkaufen: Ein promovierter Diplom-Ingenieur (Allgemeiner Maschinenbau) bewirbt sich nach drei Jahren in der Unternehmensberatung um eine Führungsposition im technischen Einkauf eines Automobilherstellers. Er wird im Vorstellungsgespräch gefragt, weshalb er nach der Promotion neun Monate ohne Anstellung war. Der Ingenieur bringt ein nachvollziehbares Argument: „Da ich meine berufliche Zukunft in der Automobilbranche sah, habe ich freiwillig noch einige Vorlesungen im Bereich Betriebswirtschaft an der Hochschule absolviert und bei einem Freund in der KfZ-Werkstatt mitgearbeitet.“
Auf diese Weise habe er sich neben theoretischen Kenntnissen auch viel technisches Know-how angeeignet. Dies sei auch vorteilhaft für den Einsteller: „Wie ich Ihrer Anzeige entnehme, suchen Sie den Ingenieur mit betriebswirtschaftlichem Verständnis. Aufgrund der Vorlesungen und der Praxis in der Werkstatt kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich dieses ganz klar mitbringe.“ Die Nutzenaussage für den Einsteller ist das Sahnehäubchen der Antwort. Diesen Nerv treffen Ingenieure mit ihrem Werdegang aber nur, wenn sie sich intensiv über die zu besetzende Position, die Branche und die geforderten Schlüsselqualifikationen informiert haben.
Schwachpunkte im Werdegang sollten Ingenieure zugeben
Nicht bei jedem fragwürdigen Tatbestand im Werdegang können Ingenieure die Dinge derart ins Positive wenden. Dann gilt: Betreiben Sie keine Schönfärberei, sondern geben Sie Schwachpunkte ganz einfach zu. Der promovierte Ingenieur könnte antworten: „Ich war neun Monate nach meiner Promotion auf Stellensuche.“ Aber er hat aus seinen Fehlern gelernt: „Ich habe mich damals auf die Promotion konzentriert und erst nach deren Abschluss Bewerbungen versendet. Dadurch habe ich neun Monate verloren. Würde ich nochmals vor der gleichen Situation stehen, würde ich mich parallel zur Promotion bewerben.“
Idealerweise gelingt jetzt noch ein Nutzenargument für den Einsteller: „Dennoch, ich war in der Zeit nicht tatenlos und habe einige Zeit bei VW in der PKW- Produktion gearbeitet. Diese Erfahrungen können mir in der Position im technischen Einkauf sicherlich nicht schaden.“ So können Schwachpunkte im Werdegang dem Ingenieur am Ende nutzen.
Das Wichtigste für Ingenieure: In Bezug auf den Werdegang positiv denken
Eine nahezu wortwörtliche Vorbereitung biographischer Knackpunkte bringt Ihnen als Bewerber viele Vorteile: Sie verhalten sich professionell! Als vorbereiteter Ingenieur erläutern Sie alle Fakten aus dem Werdegang sicher. Auf Fragen der Neugierde, unzulässige oder provokante Fragen antworten Sie pfiffig statt pikiert, konstruktiv statt destruktiv. Sie zeigen Ihren Nutzen für das Unternehmen auf! Sie haben genau die Anforderungen des Einstellers recherchiert.
Daher können Sie den Nutzen einzelner biographischer Fakten für das Unternehmen in Ihren Antworten darlegen. Bedenken werden so entkräftet. Sie stellen als Ingenieur die Daten aus Ihrem Werdegang logisch dar. Schlechte Ausreden und Vorwände vermeiden Sie. Nicht widerlegbare Schwachpunkte geben Sie zu. Für einzelne Fakten Ihrer Biographie haben Sie allgemein akzeptierbare Begründungen parat. Sie zeigen eine positive Denkhaltung! In Ihren Antworten vermeiden Sie tiefgreifende Schicksalsschilderungen.
Ein Beitrag von: