Kündigung: Wenn Sie diese Fehler begehen, schaden Sie Ihrer Karriere
Karriereberater Christoph Burger sagt, welche Fallen bei der eigenen Kündigung drohen und wie man formvollendet den Abgang macht. Damit Scheiden nicht weh tut… und der weiteren Karriere nicht schadet.
Eine Kündigung endet oftmals in einem unschönen Abgang. Unzufriedenheit beim Arbeitnehmer oder Zwist mit dem Vorgesetzten sorgen für getrübte letzte Arbeitstage. Doch das muss nicht sein, wenn Sie diese Tipps beherzigen.
ingenieur.de: Was sollte man grundsätzlich beachten, wenn man kündigt (um woanders einen besseren Job anzutreten). Welche Fallen lauern?
Christoph Burger: Unbedingt vermeiden: Die Kündigung als Flucht. Wer nur „weg von“ etwas will, reizt weder beim aktuellen Arbeitgeber aus, was möglich ist, noch wird die zukünftige Stelle richtig durchleuchtet, ob sie wirklich für die nächste Zeit passt.
Umgekehrt ist die zu späte Kündigung zu vermeiden. Wenn beim Arbeitgeber vieles im Argen liegt und der/die Chef/in einen immer wieder auf später vertröstet, bis endlich die Arbeitslast schwindet, das Gehalt steigt oder die Beförderung realisiert wird… Oder auch: Man ist selbst so ausgelaugt, dass man kaum noch die Energie für einen Wechsel aufbringt oder die Einarbeitung in eine neue Stelle bewältigen kann.
Kündigungsschreiben Arbeitnehmer: Muster, Vorlagen und Tipps – das sollten Sie unbedingt beachten
Kündigung: Nachlassendes Engagement ist ein No-Go
Wenn steigende Unzufriedenheit zu nachlassendem Engagement führt, wird es schwierig. Man verabschiedet sich indirekt vorzeitig, macht alle um sich herum und sich selbst unzufrieden. Ob man dann im Ergebnis irgendwann doch noch selbst kündigt, die Kündigung per Ausfälligkeit provoziert oder aus willkommenen betrieblichen Gründen gekündigt wird, ist fast egal: Der Abtritt wird unvorteilhaft.
Kündigung in der Coronakrise genau abwägen
Ihre Tipps, damit eine Trennung gut gelingt?
Burger: Zunächst die eigenen Bedürfnisse durchleuchten, mit den Möglichkeiten des Arbeitgebers abgleichen und dann dort freundlich aber beharrlich einfordern, was man sich wünscht. Parallel kann nach anderen Stellen Ausschau gehalten werden. Aber erst, wenn im eigenen Umfeld definitiv keine der gewünschten Verbesserungen eintreten, sollte die Kündigung vollzogen werden.
Auf der Basis der Analyse sollte sehr klar die Vorstellung des nächsten Jobs ausgearbeitet werden. Und beruhend auf den eigenen persönlichen und fachlichen Stärken und Schwächen, dem gewünschten Arbeitsumfeld, Merkmalen wie Arbeitsweg, Gehalt, Arbeitszeiten und -formen (Homeoffice), der privaten Lebensplanung sowie der gewünschten Weiterentwicklung.
Dabei ist es wichtig, sich nicht von der Unzufriedenheit mit dem Alten leiten zu lassen, sondern den Entwurf der Zukunft frei davon zu entfalten. Bedacht werden sollte auch, was an der alten Stelle richtig und gut war – ein Punkt, der leicht außer Acht gerät, wenn Störendes zum Wechsel motiviert.
„Chefs werden es wohl nie gut heißen, dass man selbst kündigt“
Welches Timing ist gut?
Burger: Der Zeitpunkt der Kündigung sollte, wenn möglich, an einer guten Übergabe orientiert sein und diese mitgeplant werden. Dabei darf man sich freimachen von den Wünschen des/der alten Chefs/in: Sie werden es vermutlich nie begrüßen und gutheißen, dass man selbst kündigt. Aber eine solide Chance, durch den eigenen Wechsel kein komplettes Chaos beim zukünftigen Ex zu hinterlassen, sollte schon gegeben sein.
Selbstverständlich geht es darum, bis zum letzten Tag beim alten Arbeitgeber mit ausreichendem Engagement alle Anforderungen zu erfüllen, fachlich, wie auch im Sozialen.
Der Abschied darf dann gerne auch persönlich geplant werden: Mit wem will ich später welche Beziehung aufrechterhalten? Wie stelle ich sicher, dass dies so kommt? Hier sind die richtigen Medien und Worte gefragt – mit der richtigen Mischung aus Diskretion und Verbindlichkeit. Je nach Unternehmen kann man sich auch auf ein Abschiedsgespräch mit dem/der früheren Chef/in einlassen.
Das sollten Sie bei der Kündigung lassen
Was sollte man tunlichst unterlassen?
Burger: Nach der Devise „Man sieht sich immer zweimal im Leben“ sollte man sich alles, was man später bereuen könnte, verkneifen. Keine Aussprache, bei der „Alles auf den Tisch kommt“. Keine Generalabrechnung. Alles, was man ohne Kündigung nicht sagen würde, sollte man auch mit Kündigung bei sich behalten. Außerdem sollte das Engagement nicht nachlassen – weder fachlich noch im Team. Weder in der Verantwortlichkeit, noch in der Gründlichkeit oder in sonst irgendeiner Hinsicht. Mein dringender Rat folgt dem Motto: „Seriös bis zum Schluss.“
Wie Sie Ihren Job richtig kündigen
Böse Falle: Kritik am bisherigen Job äußern. Oder?
Burger: Man kann und darf alles im Leben – ob das klug ist, ist eine andere Frage. Moderate Kritik, die einräumt, dass eigene Schwächen zum Ergebnis beigetragen haben und das Einräumen eigener Fehler sowie das offene Interesse an der Sicht der anderen Seite können zum eigenen Vorteil gereichen. Voraussetzung ist aber, dass die andere Seite offen dafür ist. Dies sollte im Vorhinein bedacht und gegebenenfalls vorsichtig angetestet werden. Insgesamt geht es also nicht darum, die eigene Kritik loszuwerden, sondern um einen Austausch der Perspektiven.
Diplom-Psychologe Christoph Burger arbeitet als Karriereberater im Raum Stuttgart. Zuletzt erschien von ihm „Traumjob für dummies“ im Wiley-Verlag.
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