Lebenslauf reicht – Was heutzutage wirklich wichtig ist bei einer Bewerbung
Der Bewerbungsprozess hat sich in den letzten Jahren stark vereinfacht: Anstatt umfangreicher Unterlagen wie Anschreiben und Zeugnissen genügt oft schon ein Lebenslauf. Doch was braucht man wirklich für eine Bewerbung im digitalen Zeitalter – und was kann man getrost weglassen?
In den letzten Jahren hat sich der Bewerbungsprozess deutlich vereinfacht. Immer häufiger liest man in Stellenanzeigen den Hinweis: „Lebenslauf reicht.“ Dies bedeutet, dass Unternehmen auf aufwendige Bewerbungsmappen mit umfangreichen Unterlagen verzichten und statt langer Motivationsschreiben oder detaillierter Zeugnisse lediglich einen Lebenslauf anfordern.
Eine Untersuchung der Gisma University of Applied Sciences, die den Bewerbungsprozess der DAX-40-Unternehmen sowie von 28 deutschen Unicorns analysiert hat, zeigt beispielsweise, dass das Anschreiben und die Zeugnisse immer weniger Bedeutung haben.
Lebenslauf bleibt wichtig
Der Lebenslauf bleibt das zentrale Dokument im Bewerbungsprozess. Von den 68 analysierten Unternehmen verlangen 56 den Lebenslauf zwingend, während er bei nur 12 Unternehmen freiwillig eingereicht werden kann. Dabei gibt es keinen Unterschied zwischen den etablierten DAX-Unternehmen und den wachstumsstarken Unicorns: In beiden Gruppen ist der Lebenslauf bei jeweils sechs Unternehmen optional, bleibt jedoch insgesamt das wichtigste Kriterium bei der Bewerbungsbewertung.
Wandel zu schlankeren Bewerbungsprozessen
Das klassische Anschreiben verliert stark an Bedeutung. Nur drei DAX-Unternehmen – Symrise, Heidelberg Materials und Sartorius – verlangen es noch verpflichtend; bei den anderen 65 Unternehmen, einschließlich aller Unicorns, ist es optional. Dieser Trend zeigt den Wandel hin zu schlankeren Bewerbungsprozessen, bei denen zunehmend auf weniger wichtige Dokumente verzichtet wird. Auch bei Zeugnissen und Referenzen ist ein ähnlicher Rückgang zu beobachten: Lediglich Mercedes-Benz, Heidelberg Materials und Sartorius fordern diese verbindlich an, während sie bei den übrigen 65 Unternehmen optional sind.
Im Vergleich zum Vorjahr verlangten zwar ebenfalls drei DAX-Unternehmen diese Unterlagen, jedoch zählten Commerzbank, Rheinmetall und Siemens Health damals noch nicht zu den DAX 40 und wurden daher nicht in die Untersuchung einbezogen. Bei den Unicorns forderten im Vorjahr noch drei Unternehmen Referenzen und Zeugnisse – mittlerweile ist dies jedoch bei keinem mehr erforderlich.
Bewerbungen über LinkedIn
Insgesamt bieten 18 der analysierten Unternehmen eine One-Click-Bewerbung (z B über LinkedIn) an, davon jeweils neun Unicorns und neun DAX-Unternehmen. Die restlichen 50 Unternehmen stellen diese Option nicht zur Verfügung. Bewerbungen über LinkedIn sind bei elf Unternehmen möglich, bei vier über XING und bei sechs über Indeed. Die Commerzbank ist das einzige Unternehmen, das zusätzlich Bewerbungen über Facebook erlaubt.
Ein deutlicher Trend zeigt sich bei der Bewerbungssprache: Von den 68 untersuchten Unternehmen setzen 44 vorwiegend auf Englisch – darunter 27 Unicorns und 17 DAX-Unternehmen. Deutsch wird in 29 Unternehmen genutzt, wobei es sich meist um DAX-Konzerne (28) und nur ein Unicorn handelt. Sechs Unternehmen bieten ihre Bewerbungsprozesse in beiden Sprachen an, während nur Rheinmetall und Siemens Health noch zusätzliche Sprachen zur Auswahl stellen.
Gehaltsvorstellungen angeben
In 28 Unternehmen, darunter zwölf Unicorns, müssen Bewerber ihre Gehaltsvorstellungen verpflichtend angeben. 32 Unternehmen, darunter 15 Unicorns und 17 DAX-Konzerne, verzichten vollständig auf diese Angabe. Für acht Unternehmen ist die Gehaltsangabe optional, darunter ein Unicorn. Volkswagen ist das einzige Unternehmen, das in seinen Stellenanzeigen selbst Gehaltsinformationen bereitstellt.
Bewerbungsprozess im digitalen Zeitalter
„Unsere Analyse hebt die bedeutenden Veränderungen in den Bewerbungsprozessen im Kontext des digitalen Zeitalters hervor. Die Vorherrschaft des Englischen, besonders bei Unicorns, unterstreicht die zunehmend internationale und vielfältige Natur der Technologiebranche“, kommentiert Prof. Dr. Sara Ravan Ramzani, Professorin für Forschung und Quantitative Methoden und Expertin für HR und Unternehmensführung an der Gisma University of Applied Sciences.
Sie wies darauf hin, dass eine fortschreitende Verlagerung hin zu flexibleren und optimierten Bewerbungsverfahren stattfindet, bei denen traditionelle Dokumente wie Anschreiben und Zertifikate an Bedeutung verlieren. Der Lebenslauf bleibe zwar weiterhin unerlässlich, doch diese Entwicklung spiegle eine größere Offenheit für innovative und effizientere Einstellungsverfahren wider, insbesondere in dynamischen, schnell wachsenden Sektoren.
Für die Untersuchung wurden die Bewerbungsprozesse der 40 DAX-Unternehmen sowie 28 ausgewählter Unicorns analysiert. Im Mittelpunkt standen Stellenausschreibungen im Tech-Bereich für Positionen, die Berufserfahrung erfordern. Untersucht wurden die geforderten Bewerbungsunterlagen, deren Verpflichtung und die verfügbaren Optionen zur digitalen Einreichung.
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