Lücke im Lebenslauf positiv darstellen
Der ideale Lebenslauf zeigt keine Lücken. Doch wie so oft lässt das wirkliche Leben den Idealzustand nicht immer zu. Neben rein persönlichen Faktoren beeinflussen Wirtschafts-, Branchen- und Unternehmensentwicklungen die beruflichen Werdegänge. Eine Lücke im Lebenslauf sind oft nicht zu verhindern.
Die Lücke im Lebenslauf muss nicht sein. Der ideale Lebenslauf zeigt keine Lücken. Das Studium wurde mit guten bis sehr guten Noten in kurzer Zeit abgeschlossen. Im Anschluss startete die berufliche Laufbahn mit einer Position, die bestens zu den Studienschwerpunkten passt. Jetzt folgen berufliche Stationen mit Verweilzeiten zwischen zwei und fünf Jahren, wobei von Station zu Station der berufliche Fortschritt klar erkennbar wird.
Zum Ende des Lebenslaufes werden die Verweilzeiten tendenziell eher länger. Parallel zur Arbeit laufen gezielte Weiterbildungen, die den Kandidaten auf dem aktuellen Stand der Dinge halten. Was Branchen, Funktionsbereiche und Unternehmensgrößen angeht, wurde wenig experimentiert. Es verläuft ein klarer Roter Faden durch den gesamten Werdegang. Der stromlinienförmige Kandidat tut sich bei Bewerbungen und Interviews leicht. Er trifft den Geschmack der Einsteller und Personaler in sehr hohem Maße. Und hat keine Lücke im Lebenslauf.
Im realen Leben gibt es immer die Lücke im Lebenslauf
Doch wie so oft lässt das wirkliche Leben den Idealzustand nicht immer zu. Neben rein persönlichen Faktoren beeinflussen Wirtschafts-, Branchen- und Unternehmensentwicklungen die beruflichen Werdegänge. So hinterließen Internetblase und Finanzkrise oft eine Lücke im Lebenslauf. Zudem verleitete der lange Zeit hervorragende Ingenieurarbeitsmarkt zu unüberlegten Stellenwechseln. Ein Teil der Ingenieure agiert dabei glücklich, der andere begeht erhebliche Fehler.
Ganz aus dem Ruder läuft der Werdegang eines Maschinenbau-Ingenieurs. Er hat nun die berüchtigte Lücke im Lebenslauf. Über zwei sehr gute Berufsstationen arbeitete sich der Ingenieur zum Betriebsleiter in einem mittelgroßen Unternehmen hoch. Alles schien ideal. Das kreditfinanzierte Haus, Familiengründung mit Kindern komplettierten das allgemeine Lebensglück. Doch dann kam es aufgrund einer schwachen Branchenkonjunktur zu Umstrukturierungen und Personalabbau beim Arbeitgeber. Viel zu spät erkannte der Ingenieur, dass sein Betrieb viel Potenzial für Kostenjäger bot.
Letztlich wurde seine Organisationseinheit mit einer anderen verschmolzen und er auf eine Stabsfunktion abgeschoben. Aufgrund der privaten Randbedingungen und damit verbundener Immobilität brachte der Ingenieur rund vier Jahre in dieser dennoch verantwortlichen Position zu, bevor er mit Nachdruck von seinem Arbeitgeber gebeten wurde, sich nach beruflichen Alternativen umzusehen. In Argumentationsnot gerät der Ingenieur trotz Lücke im Lebenslauf beim Stellenwechsel zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Er kann die Karten zu dieser Station offen auf den Tisch legen. Wer will es ihm verdenken, dass er in einer allgemeinen Branchenkrise nicht leichtfertig zum nächsten „Sanierungsfall“ wechselt.
Lücke im Lebenslauf gut erklären
Schwieriger wird es schon mit der folgenden Berufsstation. Weil vor der Haustüre, tritt der Ingenieur bei einem kleinen, inhabergeführten Mittelständler die Stelle des Technischen Leiters an. Die kleine Lücke im Lebenslauf interessierten dort nicht. Die hierarchischen Strukturen und der autoritäre, ins Alter gekommene Inhaber liegen ihm nicht. Zudem hält er einige Dinge, die im Unternehmen laufen, für persönlich und rechtlich nicht vertretbar. Es kommt zu Friktionen und es wird eng für den technischen Leiter. Letztlich endet das Arbeitsverhältnis nach wenigen Monaten.
Somit gibt es nun noch eine problematische Lücke im Lebenslauf, die er zwar nachvollziehbar erklären kann, aber große Erfolgsgeschichten sollte er hierzu allerdings nicht erfinden. Er muss einfach zugeben, sich getäuscht zu haben. Allerdings bleibt der Vorwurf, vor Antritt des Beschäftigungsverhältnisses nicht ausreichend zum neuen Arbeitgeber recherchiert zu haben. Er hatte in der vorherigen Stabstelle alle Zeit der Welt, sich am Arbeitsmarkt umzusehen! Der Lebenslauf erhält für eine Führungskraft eine bedenkliche Delle.
Lücke im Lebenslauf durch „Höhere Gewalt“
Glück im Unglück hat der Kandidat dennoch. Nahtlos kann er ein weiteres Beschäftigungsverhältnis in Wohnortnähe als Produktionsleiter aufnehmen. Er macht seine Arbeit gut, die Lücke im Lebenslauf scheinen sich zu stabilisieren. Die Finanzkrise schüttelt das Unternehmen allerdings durch und nach lediglich zwei Jahren Verweilzeit endet das Engagement. Der Kandidat hat Pech. Bei diesem namhaften Arbeitgeber konnte er nicht ahnen, dass der eher gut laufende Produktbereich abgestoßen werden würde. Immerhin gilt die zweijährige Berufsstation als vollwertig und die Umstände des Ausscheidens entlasten den Kandidaten. Das Arbeitszeugnis bestätigt ihm „stets volle Zufriedenheit“. Der Lebenslauf bleibt verkaufbar.
Nach vielem Suchen erhält der Kandidat zeitnah in Wohnortnähe ein Angebot als Projektleiter ohne Personalverantwortung bei deutlich reduziertem Gehalt. Er akzeptiert zähneknirschend mit der Idee im Hinterkopf, sich weiter zu bewerben und noch eine Lücke im Lebenslauf zu verhindern. Nach wenigen Monaten kündigt er und nimmt ein Angebot eines kleinen Unternehmens mit interessanter Position und fast unseriös hohem Gehalt an. Er kann dies zwar so im Vorstellungsgespräch erläutern (was auch sonst), es bleibt aber doch ein fader Beigeschmack, wie hier der Kandidat mit Arbeitgebern umspringt. Nachvollziehbar bliebt, dass beim vorherigen Gehaltscut der Wunsch bestand, wieder in eine sehr viel höhere Gehaltsklasse aufzusteigen.
Lücke im Lebenslauf führen immer zu Einwänden
Der Griff des Ingenieurs erwies sich aber als voller Griff daneben. Schon nach wenigen Wochen wurde er fristlos in die Arbeitslosigkeit entlassen. Zurück bleibt ein Lebenslauf, der toll anfing, durch Immobilität und persönliche Fehleinschätzungen jedoch völlig aus dem Ruder läuft. Die berufliche Zukunft des Endvierzigers steht in den Sternen. Mit einer Anschlussbeschäftigung wird aufgrund der großen Lücke im Lebenslauf nun sehr schwer. Der Kandidat muss mit vielen Einwänden rechnen. Realitätsverluste entstehen unter Druck.
Möglicherweise oder mit Sicherheit hat er sich bei der Suche nach beruflichen Alternativen zu sehr an seinem Wohnort orientiert. Daher verweilte er wahrscheinlich zu lange in der Stabsfunktion. Aus gleichem Grunde hat er wahrscheinlich bei den anschließenden Berufsstationen nicht ausreichend auf die Qualität der Unternehmen geachtet. Die Lebenserfahrung eines Endvierzigers hätte zudem bei dem unrealistischen Gehaltsangebot alle Alarmglocken schrillen lassen müssen. Da er bereits vorher in einem kleinen Unternehmen ein Fiasko erlebte, spricht alles gegen eine hohe Lernfähigkeit. Zudem kommen Bedenken in Richtung Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Weitblick, Menschenkenntnisse etc. auf. Es ist ihm bei allen Möglichkeiten nicht gelungen, die Lücke im Lebenslauf zu stabilisieren – ganz im Gegenteil.
Lücke im Lebenslauf wegen nicht bestandener Probezeit
Ein anderes Bild spiegelt der Lebenslauf eines Wirtschaftsingenieurs. Er tritt gleichfalls ideal ins Berufsleben ein. Bei seinem ersten Arbeitgeber verweilt er sieben Jahre und steigt schnell bis zum Projektleiter mit ordentlichen Verantwortlichkeiten auf. Obwohl er vom Unternehmen weiter gefördert wird, geht er einem verlockenden Angebot im jugendlichen Leichtsinn auf den Leim. Genau nur so lässt sich die Station, die mit der Probezeit endet, erklären. Man muss da nicht viel hin und her reden und kann sicherlich nur reuevoll die Fehlentscheidung eingestehen. Immerhin erhält er ein gutes Arbeitszeugnis und die Kündigung erfolgte, zumindest auf dem Papier, auf eigenen Wunsch. Das spricht trotz Lücke im Lebenslauf wiederum für den Kandidaten, der sich nicht einfach zum Schluss mit schlechten Bewertungen abspeisen lässt.
Im Anschluss daran geht es in der gleichen Branche „nur noch“ als Projektingenieur weiter. Die Verweilzeit bleibt deutlich unter zwei Jahren – die Begründung ist leicht und nachvollziehbar: Finanzkrise und branchenweiter Personalabbau. Die zeitlichen Lücke im Lebenslauf zur nächsten Berufsstation wird allerdings sehr schön durch eine hochkarätige Weiterbildung geschlossen. Es folgt bis heute eine mehr als dreijährige, anhaltende Berufsstation in einem anderen Bundesland als Projektingenieur, mittlerweile mit sehr komplexen Projekten und fachlicher Führung.
Trotz einiger unglücklicher Stellenwechsel ist es dem Ingenieur gelungen, die Lücke im Lebenslauf über die letzte Station zu stabilisieren. Je länger diese andauert, umso besser. Zwar brennt es ihm unter den Fingernägeln, wieder eine Projektmanager-Position auszuüben, er fasst sich jedoch in Geduld und möchte den nächsten Stellenwechsel nur nach sehr gründlicher Überlegung vollziehen. Klar, er hat es als Lediger einfacher und hat sich keine Mobilitätsschranken auferlegt. Dennoch: Immobilität darf nicht so weit führen, das zunächst die Karriere, dann die Finanzen und zum Schluss die Familie auf dem Spiel steht.
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