Motivationsschreiben bereichern jede Bewerbung
Die sogenannte Dritte Seite einer Bewerbung wirkt oft Wunder. Doch zu wenige Ingenieure trauen sich, eines aufzusetzen. Wie es gelingt.
Lebenslauf und Bewerbungsanschreiben sind getextet. Dann noch ein Motivationsschreiben? Wozu? Manche Unternehmen fordern ein solches, dann ist klar, was zu tun ist. Ist dies nicht so, wird es knifflig. Christine Werner, Berliner Beruf- und Bewerbungscoach, meint, dann sollten sich Jobsuchende die Mühe getrost sparen: „In Zeiten der Informationsüberflutung könnte eine weitere Seite in den Bewerbungsunterlagen schon zu viel sein.“ Doch die Meinungen gehen auseinander. Denn wenn das Anschreiben für eine Ansprache, die Lust aufs Kennenlernen macht, nicht ausreicht, ist es durchaus sinnvoll, ein paar zugkräftige Extrazeilen aufs Papier zu bringen.
Wofür die Dritte Seite gut ist: Match und Lücken erklären
Davon ist Bewerbungscoach Christina Panhoff überzeugt. Denn mehr noch als mit Anschreiben und Lebenslauf kann man so vermitteln, warum man sich ausgerechnet bei diesem Unternehmen um exakt diese Stelle bewirbt. Die sogenannte „dritte Seite“ (weil sie in der Bewerbungsmappe nach dem Anschreiben und dem Lebenslauf folgt) soll vor allem eine Botschaft vermitteln, sagt Panhoff: „Ich will zu Ihnen und bin bestens für die ausgeschriebene Aufgabe geeignet.“ Weil es inhaltlich, fachlich und persönlich passt. Damit wird der Unterschied zum Anschreiben deutlich.
Grundsätzlich soll das Motivationsschreiben der Bewerbung eine persönliche Note verleihen. „Ein Motivationsschreiben ist sinnvoll, wenn es Besonderheiten oder Brüche in der Karriere gibt, die sich nicht durch das Anschreiben und den Lebenslauf erklären lassen“, ergänzt Coach und Trainer Michael Gruner, selbst Ingenieur. „Manchmal gibt es auch sehr viele Anforderungen an eine Stelle, dass man auf diese mit einer dritten Seite eingeht.“
Auch wenn Ingenieure gesucht sind, werden sie oft genug kaum um diese Übung herumkommen. „Große, als Arbeitgeber beliebte Unternehmen, picken sich die Rosinen aus dem Bewerbermarkt heraus“, weiß Panhoff. Deshalb sollte man bei der Bewerbung besser nicht patzen. Ein gut durchdachtes und formuliertes Motivationsschreiben kann daher Wunder wirken. „Es muss immer auf drei wesentliche Dinge eingegangen werden: das Unternehmen, die angestrebte Stelle und die eigene Persönlichkeit“, erklärt Panhoff. Wichtig ist deshalb, sich eingehend mit dem Unternehmen auseinanderzusetzen und sich bei allem immer auf die ausgeschriebene Aufgabe zu beziehen: „Damit holt man schon den Pott!“, meint die Karriereberaterin.
Inhalte eines Motivationsschreibens
Nach der persönlichen Anrede, wie im Bewerbungsanschreiben, geht es mit der Motivationsbegründung gleich los. Idealerweise wird der Hauptteil durch Stichpunkte bzw. Zwischenüberschriften wie „Soft Skills“ oder „Ziele“ strukturiert. Kernfragen, die dabei beantwortet werden sollten, sind: Was sind meine besonderen Stärken? Wo kommen meine Fähigkeiten besonders gut im Unternehmen zum Tragen? Was fasziniert mich an diesem Unternehmen? „Etwa, dass es Technologieführer in einem Segment ist, sich durch eine besondere Kultur oder bestimmte Werte auszeichnet“, sagt Gruner. Ein Fehler: Bitte nicht schleimen und lobhudeln! Wie überhaupt das Motivationsschreiben kein Ort für unterwürfige Anbiederei ist.
Selbstcheck: Mit diesen Fragen ermitteln Sie Ihre Motivation
- Was sind meine besonderen Stärken?
- Wo kommen meine Fähigkeiten besonders gut im Unternehmen zum Tragen?
- Was fasziniert mich an diesem Unternehmen?
- Welche Erfahrungen bringe ich mit?
- Was sind meine beruflichen und persönlichen Ziele und wie trägt der anvisierte Job dazu bei, diese zu erreichen?
Bei den Erfahrungen sollten Sie vor allem jene aufzählen, die punktgenau auf die ausgeschriebene Stelle passen. Nur so wird deutlich, welchen Mehrwert man für die Firma mitbringt. Kein Mehrwert bringt eine floskelhafte Aufzählung à la „Ich bin hoch motiviert, flexibel und belastbar.“ Gut macht sich immer, Signalwörter aus der Stellenausschreibung aufzugreifen. Etwa, „Relevante Kenntnisse im Projektmanagement konnte ich durch … gewinnen.“ Wobei alles mit konkreten Beispielen aus der beruflichen Vergangenheit, dem Studium, Praktika oder dergleichen untermauert werden sollte. Steht das Schreiben, sollte es dringend Korrektur gelesen werden, da Personaler für Rechtschreib- und Tippfehler in den Bewerbungsunterlagen wenig Verständnis aufbringen.
Häufige Fehler in Motivationsschreiben
All das sollte in einem nicht allzu sachlichen Ton aufgeschrieben werden. Panhoff: „Ingenieure neigen zu einer fast schon wissenschaftlichen Sprache und Schachtelsätzen. Das erinnert eher an eine Abschlussarbeit.“ Ein Grundfehler ist, im Motivationsschreiben den Lebenslauf nachzuerzählen, bemerkt Panhoff und berichtet von Ingenieuren, die auf die famose Idee kamen, eine Excel-Tabelle mit ihren Eigenschaften und Fähigkeiten anzulegen. Das dürfte den Personaler eher demotiviert haben, sich überhaupt mit dem Bewerber auseinanderzusetzen.
Ungut ist auch, sich allzu sehr über sich und die Welt auszulassen: „Das Motivationsschreiben sollte nicht länger als eine DIN-A4-Seite sein“, sagt Gruner. Umgekehrt gehen zwei dürre Absätze nicht. Mitunter komme ein schräger Zungenschlag in das Schreiben, dann klingt es nach einer einzigen Rechtfertigung, was eher schaden als nützen würde. Besonders schlimm ist ein bloßes Umkopieren und Anpassen der zahlreichen im Internet kursierenden Vorlagen – das merkt jeder Personaler. Dann sollte man es lieber ganz lassen.
Dieser Artikel erschien im Magazin Ingenieurkarriere, einer Sonderpublikation der VDI nachrichten. Laden Sie sich das komplette Magazin kostenfrei herunter.
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