Nervosität im Vorstellungsgespräch besiegen
Vorstellungsgespräche machen die meisten Bewerber nervös. Kein Wunder, immerhin geht es um die eigene berufliche Zukunft und nicht selten auch um eine persönliche Bestätigung. Doch Nervosität und Stress helfen nicht weiter. Wir sagen Ihnen, wie Sie die Aufregung in den Griff bekommen.
Meistens fängt der Gedanke an ein Bewerbungsgespräch schon damit an, dass man sich vorstellt, wie einen die Fragen überraschen. Und dann sagt man ein falsches Wort und man wird hochkant hinausbefördert. Kein Vorstellungsgespräch wird je so ablaufen, doch unser Verstand fängt an, sich Horrorszenarien auszumalen. An sich ist das nichts Schlechtes. Unser Gehirn will uns auf mögliche Situationen vorbereiten. Nur hindert es uns daran, das Vorstellungsgespräch selbstbewusst zu bestreiten. Denn aus diesem Selbsterhaltungstrieb entwickelt sich oft eine Nervosität, die dem Bewerber im Wege steht und sich in vielen Fällen von Gespräch zu Gespräch potenziert.
Woher kommt die Nervosität?
Ein Vorstellungsgespräch ist und bleibt eine Belastungssituation, egal, ob es das erste oder das (hoffentlich) letzte ist. In beiden Fällen fährt der Körper alle Schutzmechanismen auf: Adrenalin wird ausgeschüttet, dementsprechend beschleunigt sich der Herzschlag. Der Körper bereitet sich darauf vor, den Fluchtinstinkt in die Tat umzusetzen. Das führt oft dazu, dass so mancher Bewerber kein Wort über die Lippen bringt, und wenn, dann nicht mehr zu reden aufhört. Kein Wunder, seit den Anfängen der Evolution hat die Natur den Menschen darauf vorbereitet, in unbekannten Situationen vermehrt aufnahmefähig zu sein. Das bedeutet, die Pupillen weiten sich, die Muskeln spannen sich an. Kommen dann allerdings noch die eigenen Gedanken dazu, nimmt dieser „Ausnahmezustand“ überhand, die Stimme wird zittrig, Angstschweiß bricht aus. Viele Kandidaten vermeiden dann den direkten Blickkontakt mit dem Gegenüber und verringern dadurch die Aussicht auf die Anstellung.
Erwartungen tragen dann auch nicht zur Beruhigung bei. Hat man selbst zu große Erwartungen an sich, schwingen oft Selbstzweifel mit, die sich als zusätzliche Hürde erweisen. Nicht wenige Bewerber geraten so unter einen enormen Eigendruck. Bevor Sie in das nächste Vorstellungsgespräch gehen, sollten Sie sich bewusst machen, welche Ängste und Schwierigkeiten Sie in vorhergehenden Bewerbungsgesprächen oder vergleichbaren Situationen hatten. Dann können Sie gezielt auf diese eingehen.
Wie kann man mit der Nervosität umgehen?
Um die Nervosität im Vorstellungsgespräch zu minimieren, kann man Vorkehrungen treffen. Wer weiß, wie er selbst auf Stresssituationen reagiert, kann in der Situation besser darauf eingehen und die Habachtstellung des Körpers in einen Vorteil umwandeln. Diese strukturierte Herangehensweise kann dabei hilfreich sein.
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Sich selbst kennenlernen
Weiß man, in welchen Situationen man schon immer nervös gewesen ist, kann man dagegen arbeiten. Versteht man sich selbst, ist man geerdeter. Um dorthin zu kommen, kann es helfen, sich vor dem Gespräch folgende Fragen zu stellen – und ehrlich zu beantworten: Wie wichtig ist es mir, diese Stelle zu bekommen? Denke ich überhaupt, dass ich für die ausgeschriebenen Aufgaben geeignet bin? Habe ich ein großes Problem damit, nicht zu wissen, was mein Gegenüber von mir denkt?
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Sich gut vorbereiten
Der Großteil der Vorstellungsgespräche zielt darauf ab, den zukünftigen Angestellten auf die eine oder andere Weise nervös zu machen, damit dieser seine „wahre“ Seite zeigt. Stellen Sie sich also darauf ein, unbequeme Fragen zu erhalten. Der Personaler könnte auch mit einer sehr gelangweilten Miene auftreten oder Ihnen sogar mit Stressfragen entgegen treten. Die meisten Unternehmensvertreter wollen auch wissen, wie gut Sie sich über das Unternehmen informiert haben. Nutzen Sie also die Zeit und gehen Sie Ihre Informationen noch einmal durch, bevor Sie in den Raum gebeten werden. So können Sie mit dem guten Gefühl hinein gehen, dass Sie nicht nur wissen, was Sie herausgesucht haben, sondern, dass Sie sogar eine Zusammenstellung der Informationen bei sich tragen und präsentieren können.
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Fragen stellen und gefragt werden
Viele Personaler wollen, dass der zukünftige Mitarbeiter auch selbst Fragen stellt. Damit signalisieren Sie Ihrem Gesprächspartner ehrliches Interesse an den künftigen Aufgaben, dem Unternehmen und dem kollegialen Miteinander. Das setzt natürlich voraus, dass Ihnen während des Gesprächs auch wirklich Fragen einfallen.
Ein Tipp: Schreiben Sie sich eine Liste von etwa zehn Fragen und nehmen Sie diese auf einem ordentlichen Zettel mit. Vermeiden Sie, die Informationen auf einem elektronischen Gerät zu speichern. Das könnte nicht nur den negativen Eindruck hinterlassen, dass Sie leicht ablenkbar sind. Sie werden auch schnell durch die diversen Funktionen abgelenkt.
Zunächst einmal sind aber in aller Regel die Unternehmensvertreter an der Reihe, Fragen zu stellen. Alleine die Stressfragen sorgen dafür, dass oft nur noch gestammelt wird. Informieren Sie sich also über die möglichen Fragen, die Ihnen gestellt werden könnten, und legen Sie sich Antworten parat. Wenn Sie Lücken im Lebenslauf haben, werden Sie danach gefragt werden. Seien Sie darauf vorbereitet und überlegen Sie sich am besten schon vorher, was Sie darauf antworten wollen. Denn spontane Antworten sind nicht immer klug, immerhin wollen Sie eine aussagekräftige Antwort liefern und auch als Person keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Denken Sie dabei immer daran: Sie kennen Ihren beruflichen Werdegang besser als Ihr Gegenüber, dementsprechend wissen Sie auch, was Sie antworten müssen.
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Sich nicht verstellen
Wer nervös ist, sollte das nicht verstecken. Jeder Personalchef ist auch nur ein Mensch und das sind Sie auch. Wenn Sie die Worte durcheinander bringen oder im ersten Moment nicht gleich antworten können, dann erwähnen Sie, dass Sie etwas nervös sind. Es ist nicht deren erstes Vorstellungsgespräch und sie wissen genau, dass man manchmal eine kurze Auszeit brauchen kann. Trinken Sie einen Schluck Wasser und bitten Sie, wenn es gar nicht mehr geht, um eine kurze Unterbrechung oder darum, das Fenster öffnen zu dürfen. Lieber stehen Sie selbstbewusst zu Ihrer Nervosität und meistern damit souverän den Moment, als dass Sie schon bei der nächsten Frage nicht mehr weiter wissen.
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Sich vorher bewegen
Sport setzt Glückshormone frei und verbrennt Energie. Der zu Beginn einer Stresssituation einsetzende Fluchtinstinkt im Menschen setzt zusätzliche Energie frei, die genutzt werden kann, wenn der Moment der Flucht eintreten sollte. Wer also in angemessenem Zeitraum vor dem Vorstellungsgespräch etwas Sport treibt, kann das Gefühlshoch ausnutzen und gestärkt hineingehen.
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Augen auf bei der Getränkewahl
Die Wirkung des Kaffees setzt bekanntlich immer nur dann ein, wenn es schon zu spät ist oder man das gar nicht brauchen kann. Das Gleiche gilt für Energydrinks und andere Wachmacher. In Verbindung mit dem ausgeschütteten Adrenalin vor bzw. während eines Vorstellungsgesprächs wird man nur zittrig und noch unruhiger.
Zu Beginn des Gesprächs werden oft Getränke präsentiert, aus denen der sich Vorstellenden dann wählen kann. Oft ist dies aber bereits Teil des Auswahlverfahrens. Wenn Sie also zum Kaffee greifen, kann man Sie als entweder nicht wach genug oder als auf der Suche nach Aufputschmittel einschätzen. Wird Ihnen allerdings nichts anderes als Kaffee angeboten, dann fragen Sie nicht aus lauter Nervosität nach Milch und Zucker, wenn diese nicht serviert werden. Der Griff zum kleinen Bier ist so oder so tabu, er zeugt von mangelndem Respekt vor dem Arbeitsverhältnis. Bleiben Sie also am besten bei einem Glas Wasser, das ist unkompliziert und es hilft sehr gut gegen die nervöse Trockenheit im Mundraum. Achten Sie darauf, ob Sie Sprudel- oder stilles Wasser angeboten bekommen, die Kohlensäure könnte Ihnen unangenehm aufstoßen und zu peinlichen Situationen führen.
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Sich Atemübungen überlegen
Wenn Sie vor dem Gespräch merken, dass der Angstschweiß kommt und Sie werden gebeten, noch etwas zu warten, dann versuchen Sie, mit gezieltem Atmen die Herzfrequenz wieder runterzufahren. Wer betont ruhig ein- und vor allem ausatmet, kann einen Entspannungszustand hervorrufen. Durch die Konzentration auf die eigene Atmung beruhigt man sich und die Anspannung im Körper wird reduziert. Der Kopf wird so wieder frei und man kann sich wieder auf das bevorstehende Gespräch besinnen.
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Früh genug anreisen
Wer kennt es nicht, der Stau entsteht immer dann, wenn man bereits zu spät losgefahren ist. Grundsätzlich gilt, die Anreise zu einem wichtigen Termin früh genug zu planen. Sofern möglich, sollte man einige Tage vorher die Strecke abfahren und bereits wissen, wo Parkplätze zu finden sind. Ist das nicht möglich, bietet es sich an, bei seinem Ansprechpartner nach geeigneten Parkmöglichkeiten vor Ort zu fragen. Auch sollte man die Staumeldungen im Blick haben und wissen, auf welche Strecke man ausweichen kann. Immer gut ist es, ein Zeitpolster einzukalkulieren.
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Optimistisch sein
Wer optimistisch an die Sache rangeht, ist weniger nervös. Wer sich gleich von Anfang an einen ganzen Horrorfilm im Kopf vorstellt, der manövriert sich nur selbst in eben jenen hinein. Belohnen Sie sich dafür, zu diesem Vorstellungsgespräch eingeladen worden zu sein. Wer sich schon allein darüber freut, ist umso erleichterter, wenn er endlich auf dem Stuhl sitzt.
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Sich richtig setzen
Apropos sitzen. Nur weil Sie locker sitzen, wirken Sie nicht unbedingt entspannt. Je mehr Ihre Brust einsackt, umso eingeengter werden Sie sich fühlen. Halten Sie also den Rücken gerade, platzieren Sie beide Beine auf dem Boden, damit sie nicht nur wacher wirken, sondern sich auch so fühlen. Dies sorgt nicht nur für eine gute Haltung, sondern hilft auch dabei, die Nervosität zu reduzieren. Wenn Ihnen auffällt, dass Sie wieder nervöser werden, dann spannen Sie gezielt die Muskulatur an, idealerweise machen Sie das mit den Füßen. Wenn sie krampfhaft Ihre Oberarmmuskeln spielen lassen, könnte das Ihr Gegenüber irritieren.
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Lächeln
Wenn Sie sich selbst im Spiegel lächeln sehen, produziert der Körper Glückshormone. Versuchen Sie, so gut zu lächeln, dass Sie sich selbst überzeugen und Sie werden merken, wie Ihre Nervosität schwindet. Netter Nebeneffekt: Je mehr sie lächeln, umso freundlicher wird Ihre Stimme und umso einfacher wird es, auf Ihr Gegenüber zuzugehen – der Sympathiefaktor steigt.
Wer seine Mimik im Griff hat, überzeugt deshalb eher. Das Gleiche gilt für Gesten. Wer nervös ist, spielt oft mit den Haaren oder den Fingern. Platzieren Sie die Hände auf dem Schoß oder auf dem Tisch, dann können Sie Ihre Ausführungen mit Gesten unterstreichen und haben gleichzeitig Ihre Hände im Blick, damit sie nicht unbemerkt wandern können.
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Sich selbstbewusst kleiden
Zuletzt ein Wort zur Fragen aller Fragen, wenn es um die Vorbereitung zu einem Vorstellungsgespräch geht: Was ziehe ich an? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Wenn Sie Kleidung tragen, in der Sie sich nicht wohlfühlen, wird die Nervosität umso größer und man sieht Ihnen Ihr Unbehagen leicht an. Also achten Sie darauf, was Sie tragen und wie Sie sich dabei fühlen. Werden Sie sich vorher bewusst, ob Sie den Rock mögen oder ob die Hose richtig sitzt. Es fällt nicht nur Ihnen auf, wenn Ihnen die Farbe nicht gefällt oder Sie sich unwohl fühlen. Kleiden Sie sich also so, dass Sie selbstbewusst auftreten können, ohne ständig an Ihr Aussehen denken zu müssen. Wie haben nachgefragt, was beim Vorstellungsgespräch modisch angesagt ist.
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