Vorstellungsgespräch: Machen Sie es wie ein Gorilla
Ein guter Eindruck beim Vorstellungsgespräch kann die halbe Miete sein. Stilberaterin Renate Sperber verrät uns im Interview interessante Aspekte aus der Körpersprache und was Sie sich von Gorillas abschauen können.
Ingenieure und Ingenieurinnen punkten beim Vorstellungsgespräch mit Fachwissen, herausfordernden Projekten und einem selbstsicheren Auftreten. Nicht jeder Mensch verfügt über großes Selbstbewusstsein. Das nötige Selbstwertgefühl kann man sich ganz leicht in der Natur abschauen – an einem Gorilla zum Beispiel. Expertin Renate Sperber verrät, was hinter diesem Tipp steckt. Sie berät Besucher und Besucherinnen regelmäßig auf den VDI nachrichten Recruiting Tagen – im November in Ludwigsburg und München.
ingenieur.de: Der erste Eindruck zählt. Was ist beim Vorstellungsgespräch absolut entscheidend?
Renate Sperber: Eine gute Vorbereitung, pünktliches Erscheinen und ein überzeugendes Auftreten. Zur Vorbereitung gehört, sich gründlich über die Firma zu informieren. Zum überzeugenden Auftreten kann ich hier einige Tipps geben.
Das professionelle Bewerbungsfoto
Der Bewerber sollte sich primen. Das bedeutet, er sollte selbst sicher sein, dass er die beste Wahl für die Stelle ist. Dazu ist es wichtig, sich seine bisherigen Erfolge noch einmal in Ruhe anzuschauen und auch aufzuschreiben. Was habe ich schon erreicht? Was fällt mir leicht? Welche Schwierigkeiten habe ich schon überwunden? Welche Probleme gelöst? Warum sollte man Ihnen diese Stelle anvertrauen? Alleine dieses Wissen lässt den Bewerber selbstsicherer Auftreten. Er kann dadurch auch besser auf Beispiele zugreifen um seine Kompetenz zu unterstreichen. Bescheidenheit wird nicht belohnt. Personalentscheider haben Angst eine Fehlentscheidung zu treffen. Deshalb ist Ihre Zuversicht was die Erfüllung der Aufgaben betrifft essentiell. Überlegen Sie auch, was gegen Sie sprechen könnte und entkräften Sie diese Bedenken aktiv mit Gegenargumenten. Je optimistischer die Prognose, desto höher ist die wahrgenommene Kompetenz. Das zeigt auch eine Studie der Psychologen Barry Schlenker und Mark Leary: Schätzt sich der Teilnehmer vor einer Aufgabe als erfolgreich ein und hat dann nur mittelmäßige Ergebnisse, wird er trotzdem als kompetenter wahrgenommen als ein Teilnehmer der sich mittelmäßig eingeschätzt und dann auch diese Ergebnisse liefert.
Sind Sie ein Naturtalent? Sind Sie für dieses Fach geboren? Haben Sie sich schon immer für diese Aufgaben interessiert und können sie einen linearen Werdegang in diese Richtung vorweisen? Dann tun Sie das. Sie wirken dadurch sehr überzeugend.
Lesen Sie auch: Viele weitere Tipps rund um das Vorstellungsgespräch erhalten Sie auf unserer Themenseite
Wie drücken Sie sich aus? Unser Sprechverhalten sagt sehr viel über uns aus. In einem Bewerbungsgespräch können Sie auch viele Fachbegriffe verwenden. Vermeiden Sie Wiederholungen, Füllworte und auch ein Stocken in Ihrer Rede. Setzen Sie vor wichtigen Aussagen eine kurze Pause. Unterbrechen Sie Ihr Gegenüber nicht. Es sollte eine Unterhaltung werden. Reden Sie nicht zu viel.
Noch ein Tipp: Vermeiden Sie das Wort „muss“ . Sie „mussten“ in der bisherigen Firma nicht bestimmte Projekte durchführen. Sie führten Sie durch. „Muss“ ist ein Wort, welches Sie deutlich weniger selbstbestimmt und eigenverantwortlich wirken lässt.
Halten Sie Blickkontakt, lächeln Sie gerne aber nicht ständig. Das würde Ihre wahrgenommene Kompetenz verringern.
Podcast-Tipp: Selbstpräsentation bei der Bewerbung
Ein guter Eindruck beim Vorstellungsgespräch kann die halbe Miete sein. Stilberaterin Renate Sperber verrät im Podcast „Technik aufs Ohr“ interessante Aspekte aus der Körpersprache und was Ihr Euch von Gorillas abschauen könnt.
Hier wird Ihnen ein externer Inhalt von Podigee angezeigt.
Mit der Nutzung des Inhalts stimmen Sie der Datenschutzerklärung
von youtube.com zu.
Tipps zum Vorstellungsgespräch können schlechten Eindruck wett machen
Kann man einen ersten schlechten Eindruck im Laufe des Gesprächs wieder korrigieren?
Das geht, aber es ist nicht so leicht. Denken Sie nicht drüber nach und setzen Sie oben genannte Tipps ein.
Wie kann ich Unsicherheit überspielen?
Amy Cuddy hat dazu eine Studie gemacht. Sie war selbst nach einem schweren Unfall sehr unsicher und bekam den Tipp, einfach so zu tun als ob. Das hat wunderbar funktioniert. Schauspielern Sie zuerst, nach kurzer Zeit werden Sie merken, dass es nicht mehr nötig ist, weil Sie nun in Ihrer Sicherheit angekommen sind.
Perfekte Anleitung für das Vorstellungsgespräch
Sie hat auch erforscht, dass nach zwei Minuten in einer Siegerpose deutlich mehr Testosteron im Blut nachgewiesen werden kann. Dieses Hormon macht uns mutig. Es hilft tatsächlich, sich in den Waschräumen mit erhobenen Armen, wie nach einem Sieg oder mit den Händen in den Hüften wie ein Gorilla hinzustellen, um diese Körperreaktion auszulösen. Es funktioniert. Probieren Sie es ruhig einmal aus.
Körpersprache verrät uns oft – was sind die No Gos beim Vorstellungsgespräch?
Entscheidend ist ein aufgerichteter Körper. Machen Sie Ihre Schultern auf, halten Sie Ihren Kopf gerade. Gehen Sie mit dynamischen Schritten und offenem Blick und einem Lächeln auf den Gesprächspartner zu. Setzen Sie sich auf den ganzen Stuhl, neigen Sie sich etwa 10 % nach vorne. Das wirkt sehr offen und interessiert. No Go wäre eine lasche Körperhaltung, runder Rücken, wenig Blickkontakt und unsicheres oder eingeschüchtertes Verhalten.
Das sind die größten Fehler im Vorstellungsgespräch
Kleidung im Vorstellungsgespräch: Ein Teil der nonverbalen Kommunikation
Hat sich bei der Kleiderfrage etwas geändert in den letzten Jahren?
Die Kleidung ist legerer geworden. Es wird kaum noch ein Anzug mit Krawatte erwartet. Trotzdem ist die Kleidung ein Teil der nonverbalen Kommunikation. Sie sollte Wertschätzung ausdrücken und auch zur Aufgabe passen. Dazu gehören eine ordentliche Kleidung und geputzte Schuhe. Nie verkehrt ist, je nach Stelle und Position, ein Anzug, eine Kombination oder auch ein Hemd mit Pullover. Für Damen gilt das Gleiche. Sachlich klassische Kleidung lenkt nicht von der Person ab.
Vorstellungsgespräche werden immer öfter digital abgehalten: Was muss ich da beachten?
Setzen Sie sich in gutes Licht. Tragen Sie Kleidung, die nicht ablenkt. Lassen Sie den Gesprächspartner ausreden. Sorgen Sie dafür, dass keine Störfaktoren auftreten. Dazu gehört es, das Handy stumm zu schalten und die Umgebung ruhig zu halten. Wenn der Postbote klingelt, gehen Sie nicht an die Tür. Ein virtueller Hintergrund muss sehr gut sein um nicht ständig Schatten zu werfen. Um das zu vermeiden, kann eine grüne Folie hinter der Wand angebracht werden. Dann verschwinden sie. Ansonsten gelten die gleichen Regeln wie im persönlichen Gespräch.
Das richtige Outfit für das Bewerbungsgespräch
Weitere Tipps für kommende Vorstellungsgespräche können sich Teilnehmende von Renate Sperber und anderen Karriereberaterin auf den kommenden VDI nachrichten Recruiting Tagen abholen.
- 9.11. Köln
- 12.11. Ludwigsburg
- 18.11. München
Weitere Tipps und Muster zum Download für Ihre perfekte Bewerbung:
Ein Beitrag von: