Warum Bewerbende keine Rückmeldung nach der Bewerbung erhalten
Keine Rückmeldung nach der Bewerbung erhalten? Die Auswirkungen von HR-Ghosting auf Bewerbende und Unternehmen sind erheblich.
Die Rückmeldung auf eine Bewerbung ist für viele Bewerbende ein Moment der Klarheit – eine Antwort, die wochenlanges Warten beendet. Sie kann Hoffnung erfüllen oder neue Wege öffnen, doch sie signalisiert vor allem Wertschätzung für die investierte Zeit und Mühe. Bleibt die Rückmeldung aus, hinterlässt das nicht nur Unsicherheit, sondern oft auch Frustration.
Man schickt die Bewerbung ab, sorgfältig formuliert, jedes Wort bedacht, jedes Dokument auf Hochglanz poliert. Das Herz pocht, die Hoffnung keimt: Wird es diesmal klappen? Es passt doch alles – die Qualifikationen, die Erfahrung, die Motivation. Am ersten Tag nach dem Abschicken schaut man ständig auf das Handy, auf die E-Mails. Nichts. „Gut, sie haben bestimmt viel zu tun“, denkt man. Am zweiten Tag – immer noch nichts.
Vielleicht ist jemand krank, vielleicht ist gerade Bewerbungsflut. Eine Woche vergeht, dann noch eine. Das Herzklopfen weicht einer dumpfen Leere. Und irgendwann, ohne dass man es wirklich bemerkt, gibt man auf. Kein Bescheid, keine Absage, kein Zeichen. Nur Stille. Die Hoffnung? Verblasst.
Rückmeldungen bleiben immer häufiger aus
Das Ausbleiben von Rückmeldungen auf Bewerbungen hat sich in den letzten Jahren zu einem besorgniserregenden Phänomen entwickelt. Was einst vor allem in der zwischenmenschlichen Kommunikation kritisch betrachtet wurde, zeigt sich zunehmend auch auf dem Arbeitsmarkt und in Bewerbungsprozessen. Eine aktuelle Umfrage von UniNow unter Studierenden und Absolventen deutscher Hochschulen zeigt: Mehr als drei Viertel der Befragten haben die Erfahrung gemacht, nach einer Bewerbung keine Rückmeldung vom Unternehmen zu erhalten. Diese mangelnde Kommunikation scheint leider immer mehr zur Norm zu werden.
Die Umfrageergebnisse zeigen eine wachsende Unzufriedenheit unter Studierenden, die sich auf Einstiegsstellen, Praktika oder Werkstudententätigkeiten bewerben. Während 2023 bereits 67 % der Studierenden fehlende Rückmeldungen von Unternehmen bemängelten, ist dieser Anteil 2024 auf beunruhigende 77 % gestiegen. Das vermehrte Ausbleiben von Rückmeldungen im Bewerbungsprozess ist ein deutliches Warnsignal. Der Anstieg um zehn Prozentpunkte innerhalb eines Jahres verdeutlicht, dass sich das Problem weiter verschärft. Junge Talente fühlen sich zunehmend übergangen und ignoriert.
Wie fehlende Rückmeldungen das Employer Branding und den Unternehmenserfolg gefährden
„Unternehmen wollen qualifizierte Fachkräfte anziehen“, sagt Christian Flesch, Marketingleiter bei der Stellenbörse Jobware. „Schon mit wenig HR-Ghosting kann das Employer Branding ganz schnell massiv beschädigt werden. Investitionen in die Arbeitgebermarke werden ruckzuck vernichtet.“
Für Unternehmen im Konsumgüterbereich ist jede Bewerberin oder jeder Bewerber auch ein potenzieller Kunde. Im B2B-Bereich könnten Bewerbende morgen sogar über wichtige Einkäufe entscheiden. Fehlende Rückmeldungen können daher langfristig das Kaufverhalten und den Umsatz negativ beeinflussen.
Die Bewerbenden von heute sind die dringend benötigten Fachkräfte von morgen. Wer einmal ignoriert wurde, wird kaum ein zweites Mal anklopfen. Das Ausbleiben von Rückmeldungen gefährdet somit nicht nur das Image, sondern auch die Personalgewinnung der Zukunft.
Bewerbende erwarten eine Rückmeldung – sei es auch nur eine freundliche Absage. Wer schnell, klar und transparent kommuniziert, steht als Arbeitgeber ganz oben. Eine rasche Bestätigung, ein zügiger Entscheidungsprozess und eine respektvolle Absage hinterlassen einen bleibenden, positiven Eindruck. So bleibt das Unternehmen nicht nur in Erinnerung, sondern ermutigt Bewerbende sogar, es in Zukunft erneut zu versuchen.
Im Rahmen einer aktuellen Umfrage (07/2024) wurden über den UniNow-Feed mehr als eine halbe Million Studierende aus ganz Deutschland zu ihrer Einstellung befragt. Dabei wurden 2712 Antworten zu der oben genannten Fragestellung gesammelt. Dank ihrer großen Reichweite unter Studierenden aller Fachrichtungen kann die Campus-App UniNow (www.uninow.de) ein detailliertes Stimmungsbild liefern.
Warum gibt es oft keine Rückmeldung nach einer Bewerbung?
Wenn auf eine Bewerbung keine Rückmeldung erfolgt, können verschiedene Ursachen dahinterstecken. Häufig ist Überlastung der Personalabteilung ein Grund: Viele Unternehmen erhalten eine Flut von Bewerbungen und haben nicht genügend Kapazitäten, auf alle individuell zu antworten.
Manchmal mangelt es auch an klaren Prozessen oder digitalen Systemen, die eine strukturierte Kommunikation ermöglichen würden. In anderen Fällen kann eine Bewerbung einfach nicht den gewünschten Anforderungen entsprechen, und die Unternehmen verzichten auf eine Absage, um Zeit zu sparen.
Warum gibt es oft keine Rückmeldung nach dem Vorstellungsgespräch?
Dass nach einem Vorstellungsgespräch keine Rückmeldung erfolgt, kann ebenso verschiedene (auch ähnliche) Gründe haben. Unternehmen sind oft mit einer hohen Zahl von Bewerbungen und Auswahlprozessen überfordert, was Verzögerungen in der Kommunikation zur Folge haben kann. Manchmal wird eine Entscheidung hinausgezögert, weil interne Abstimmungen oder weitere Gespräche stattfinden müssen. Auch organisatorische Missstände wie fehlende klare Verantwortlichkeiten oder schlechte Planung können dazu führen, dass Bewerber vergessen werden. In einigen Fällen fehlt es schlicht an professioneller Kommunikation oder Wertschätzung für die Kandidaten. Für die Bewerbenden bleibt die ausbleibende Rückmeldung jedoch vor allem eins: enttäuschend und respektlos.
Keine Rückmeldung nach der Bewerbung erhalten: Was tun?
Wenn man nach einer Bewerbung keine Rückmeldung erhält, gibt es mehrere Schritte, die man unternehmen kann:
- Geduld bewahren: Man sollte in der Regel mindestens zwei Wochen warten, da Unternehmen oft Zeit benötigen, um Bewerbungen zu sichten und Entscheidungen zu treffen.
- Nachhaken: Wenn nach dieser Zeit keine Rückmeldung erfolgt, kann man höflich nach dem Stand der Bewerbung fragen. Eine freundliche E-Mail oder ein Anruf zeigt Interesse und verschafft Klarheit.
- Überprüfen: Es ist sinnvoll, noch einmal zu kontrollieren, ob die Bewerbung korrekt eingegangen ist, besonders bei einer E-Mail-Bewerbung. Vielleicht ist sie verloren gegangen oder im Spam-Ordner gelandet.
- Reflektieren: Wenn man auf mehrere Bewerbungen keine Antwort erhält, kann es hilfreich sein, die eigenen Bewerbungsunterlagen (z. B. Lebenslauf, Anschreiben) zu überprüfen oder sie gegebenenfalls anpassen zu lassen, um die Chancen zu erhöhen.
- Nicht entmutigen lassen: Das Ausbleiben einer Rückmeldung bedeutet nicht zwangsläufig, dass man nicht qualifiziert ist. Oft liegt es an internen Prozessen oder einer hohen Zahl von Bewerbungen. Man sollte dranbleiben und weiter bewerben.
Was bedeutet Job-Ghosting oder HR-Ghosting?
Job-Ghosting bezeichnet die Situation, in der ein Unternehmen plötzlich den Kontakt zu einem Bewerber abbricht, ohne eine Erklärung oder Rückmeldung zu geben. Der Begriff leitet sich vom englischen „ghosting“ ab, das ursprünglich aus dem Dating-Bereich kommt und beschreibt, wenn eine Person ohne Vorwarnung jede Kommunikation einstellt.
Beim Job-Ghosting passiert dies typischerweise in folgenden Situationen:
- Nach der Bewerbung: Der Bewerber hört nach dem Einreichen der Unterlagen nie wieder etwas vom Unternehmen.
- Nach einem Vorstellungsgespräch: Trotz eines persönlichen Treffens oder Gespräches erfolgt keine Rückmeldung.
- Nach einer Jobzusage: In seltenen Fällen wird sogar ein zugesagter Arbeitsvertrag nicht mehr verschickt oder Kontaktanfragen bleiben unbeantwortet.
Für Bewerber ist Job-Ghosting besonders frustrierend, da es Unsicherheit und das Gefühl von Respektlosigkeit hinterlässt. Es kann auf organisatorische Schwächen des Unternehmens, aber auch auf mangelnde Wertschätzung im Umgang mit Kandidaten hinweisen.
Ausführlich dazu können Sie in diesem Beitrag lesen.
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