Interview 11.04.2025, 14:30 Uhr

Wie man sich mit Bewerbungsvideos von der Masse abhebt

Ein Bewerbungsvideo bietet die Chance, sich potenziellen Arbeitgebern persönlich und authentisch zu präsentieren. Anders als bei klassischen Bewerbungsunterlagen lassen sich hier nicht nur fachliche Qualifikationen, sondern auch Persönlichkeit, Motivation und kommunikative Stärken wirkungsvoll vermitteln. Doch wie gelingt ein überzeugendes Video?

Alexandra Siering und Julia Kuschel-Maricek

Mehr als nur ein Video – wie Alexandra Siering und Julia Kuschel-Maricek mit authentischem Storytelling Bewerbungen in bewegte Botschaften verwandeln.

Foto: Wissenswald

Wir haben im Rahmen des Karrierekongresses Femworx auf der Hannover Messe mit zwei Gründerinnen gesprochen, die sich auf genau solche Formate spezialisiert haben: Alexandra Siering und Julia Kuschel-Maricek wissen, worauf es ankommt, wenn es darum geht, mit einem Bewerbungsvideo nachhaltig Eindruck zu hinterlassen.

Sie haben ein Unternehmen gegründet, das unter anderem Menschen unterstützt, Wissen mit Videos sichtbar zu machen. Wie kam es dazu?

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Alexandra Siering: Die Idee entstand aus meiner Selbstständigkeit heraus. Als gelernte Kamerafrau habe ich mich zunehmend mit Erklärvideos und Tutorials beschäftigt – zunächst angestellt, später freiberuflich. Dabei merkte ich, wie sehr es mich begeistert, Menschen dabei zu unterstützen, eigene Videos zu erstellen. Gleichzeitig wurde mir klar, dass ich ein echter Teamplayer bin und nicht dauerhaft allein arbeiten möchte. Durch ein Start-up-Förderprogramm der Stadt Braunschweig lernte ich Julia kennen – ein echter Glücksfall. Mit ihrer Expertise ergänzt sie meine medienpraktische Erfahrung perfekt, und gemeinsam konnten wir unsere Idee weiterentwickeln und professionalisieren.

Julia Kuschel-Maricek: Ich habe Medien- und Kommunikationspsychologie studiert und ich komme beruflich aus dem Personalbereich. Gemeinsam mit Alexandra habe ich die Idee entwickelt, Wissen sichtbar zu machen. Besonders vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, bei dem wertvolles Know-how mit der Babyboomer-Generation verloren geht, haben wir das Unternehmen Wissenswald gegründet, das den Wissenstransfer in Unternehmen fördert. Dabei stellten wir schnell fest, dass Experten- und Bewerbungsvideos viele Gemeinsamkeiten haben – in beiden Fällen geht es darum, als Expert*in wahrgenommen zu werden.

Ich habe zuletzt im Recruiting gearbeitet. Gerade im Zeitalter von KI fällt mir auf, wie oft die Persönlichkeit in Bewerbungen verloren geht. Genau deshalb halte ich Video für ein starkes Medium – es schafft direkte Verbindung, transportiert Emotionen und wirkt authentisch.

Mit einem Bewerbungsvideo den Unterschied machen

Julia, wie wird es bei den Arbeitgebern wahrgenommen, wenn in einer Bewerbung ein Link zu einem Video beigefügt wird? Wird das als wertvolle Ergänzung betrachtet oder führt es eher dazu, dass mehr Zeit für die Sichtung der Unterlagen eingeplant werden muss?

Julia Kuschel-Maricek: Ein Bewerbungsvideo ist aus meiner Sicht eine wertvolle Ergänzung – vor allem, weil viele Unternehmen inzwischen KI nutzen, um Bewerbungen zu sichten. Dies machen bisher viele Unternehmen im Ausland, in Deutschland ist das noch nicht ganz so weit verbreitet. ABER dies kann durch die Entwicklung immer wieder voranschreiten. Keyword-Filterung passiert aber auch durch die Rekrutierer*innen selber. Denn die Herausforderung besteht darin, dass Rekrutierer*innen die Stellen häufig gar nicht so genau kennen und Abweichungen in den Keywords nicht erkennen können. Besonders in großen Firmen wird häufig nach bestimmten Keywords gefiltert, sodass eine Bewerbung mit abweichender Wortwahl leicht übersehen werden kann.

Ein Video oder Link sticht da sofort heraus und kann den Unterschied machen. Natürlich lassen sich automatisierte Prozesse nicht komplett umgehen, und manchmal entscheidet auch einfach das Timing oder Glück. Wenn die Bewerbung raugefiltert wird, dann bringt auch der Link nichts. Deshalb empfehle ich, andere Wege zu nutzen, zum Beispiel soziale Netzwerke. Wenn man die Gelegenheit bekommt, sich persönlich zu zeigen, entsteht eine ganz andere Verbindung. Und genau das kann im Bewerbungsprozess entscheidend sein.
Ein weiterer Vorteil: Man muss das Video nicht zwingend über die Plattform einreichen. Gerade über Netzwerke wie LinkedIn kann man es gezielt teilen und dadurch schon vorab Beziehungen aufbauen. Schließlich werden viele Jobs über persönliche Kontakte vergeben.

Redakteurin Alexandra Ilina im Gespräch mit den Expertinnen Alexandra Siering und Julia Kuschel-Maricek beim Femworx-Workshop auf der Hannover Messe. Foto: <span class=Mara Saenger" width="520" height="693">

Redakteurin Alexandra Ilina im Gespräch mit den Expertinnen Alexandra Siering und Julia Kuschel-Maricek beim Femworx-Workshop auf der Hannover Messe.

Foto: Mara Saenger

„Authentizität zählt mehr als Perfektion“

Glauben Sie, dass Bewerbungsvideos in fünf Jahren genauso selbstverständlich sein werden wie LinkedIn und Xing heute?

Alexandra Siering: Ich denke schon, dass ein Generationswechsel stattfindet. Wenn man sich die jüngeren Generationen anschaut, haben sie einen viel leichteren Zugang zu diesen Medien, weil sie einfach viel präsenter sind. Als ich noch jung war, hatte man ein Klapphandy – Videos von sich selbst waren einfach keine Option. Aber es ist definitiv eine stetige Veränderung, die sich da vollzieht.
Trotzdem bleiben die grundlegenden menschlichen Mechanismen die gleichen. Die Angst, sich zu präsentieren, ist nach wie vor da, weil wir uns damit verletzlich machen. Wenn wir uns zeigen, setzen wir uns der Möglichkeit aus, bewertet zu werden, und das fühlt sich einfach nicht immer gut an.

Hinter einem professionellen Bewerbungsvideo  steckt mehr als nur die Technik. Klar, heute haben wir alle Kameras in unseren Handys oder Laptops, die Videos aufnehmen können. Aber um ein wirklich gelungenes Video zu produzieren, braucht es mehr: zum Beispiel das Wissen, wie man das Bild richtig gestaltet, wie der Hintergrund wirken sollte, wie man sich positioniert – ob gerade oder schräg – und welche Wirkung das auf den Zuschauer hat. Solche Feinheiten wie der „goldene Schnitt“ spielen dabei eine Rolle.

Das Problem ist, dass viele Menschen dieses Wissen nicht haben, weil Medienkompetenz in vielen Schulen noch immer nicht ausreichend vermittelt wird. Es geht also nicht nur darum, ein Video zu drehen, sondern auch darum, wie man es gestaltet, damit es professionell wirkt. Erst wenn dieses Wissen breit verfügbar ist, könnte diese Art der Bewerbung wirklich zum Trend werden.

Julia Kuschel-Maricek: Bewerbungsvideos spielen in bestimmten Kontexten bereits eine Rolle – insbesondere bei strukturierten, asynchronen Video-Interviews, wie sie in größeren Unternehmen oder im Rahmen von Trainee-Programmen zum Einsatz kommen. Dabei erhalten Bewerbende über ein Online-Tool vorab definierte Fragen und zeichnen ihre Antworten per Video auf. Dieses Format ersetzt in vielen Fällen das erste persönliche Interview. Freie, selbst produzierte Bewerbungsvideos – also kurze Selbstpräsentationen, die Bewerbende initiativ als Ergänzung zu ihren Unterlagen einreichen – sind bislang vor allem in kreativen oder kommunikativen Berufsfeldern verbreitet. Sie stellen derzeit noch die Ausnahme dar, können aber als individuelles Stilmittel Aufmerksamkeit erzeugen, sofern sie professionell und authentisch umgesetzt sind.

Videobewerbungen bieten neue Chancen – sind aber für viele Bewerbende noch ungewohnt. Gerade deshalb ist es wichtig, technische Hürden zu minimieren und Bewerbenden Sicherheit im Umgang mit dem Format zu geben. Authentizität zählt mehr als Perfektion.

Das vorverlagerte Vorstellungsgespräch

Kann man damit das Vorstellungsgespräch ein Stück weit vorverlagern?

Alexandra Siering: Das ist eine spannende Frage, und wie Julia schon gesagt hat, könnte man ein Expertenvideo theoretisch auch direkt auf LinkedIn hochladen. Man stellt sich einfach vor, sagt, dass man offen für neue Jobmöglichkeiten ist, beschreibt die eigenen Kompetenzen und fragt, wer an diesen Fähigkeiten interessiert ist. Auf diese Weise könnte man den traditionellen Bewerbungsprozess sogar umgehen.
Natürlich passt das nicht für jedes Unternehmen, aber es ist definitiv eine alternative Herangehensweise, die den Bewerbungsprozess auf eine ganz neue Weise öffnen könnte.

Julia Kuschel-Maricek: Es ist definitiv ein Weg, sich von anderen Bewerbungen abzuheben, – fast wie ein vorgezogenes Bewerbungsgespräch. Ein Video schafft sofort eine persönliche Verbindung, weil die Person einen bereits gesehen hat. Es erhöht die Vertrautheit, da man bereits die Mimik, Gestik und Sprechweise der Person kennt. Das hebt einen im Bewerbungsgespräch auf ein anderes Level, weil man nicht bei null anfangen muss, sondern schon mit einer gewissen Verbindung startet.

Bewerbungsvideo drehen

Beim Femworx-Workshop auf der Hannover Messe lernen die Teilnehmerinnen, wie sie sich vor der Kamera richtig in Szene setzen.

Foto: Julia Kuschel-Maricek

Am Anfang steht der Inhalt

Kann man so ein Video selbst drehen?

Alexandra Siering: Ich denke, es kommt darauf an, wie gut man bereits in den nötigen Bereichen aufgestellt ist, denn ein gutes Bewerbungsvideo besteht aus vielen Bausteinen. Am Anfang steht der Inhalt – und davor die grundlegende Reflexion: Wer bin ich, was kann ich, was zeichnet mich aus? Erst wenn das klar ist, kann man eine authentische Botschaft formulieren.
Dann geht es an die technische Umsetzung. Moderne Smartphones bieten gute Kameras, aber trotzdem spielen Tonqualität, Licht, Bildausschnitt und Hintergrund eine wichtige Rolle. Auch der Schnitt ist entscheidend.

Das klingt nach viel, und ja, es kann herausfordernd sein. Aber wenn man sich mit einzelnen Aspekten schon beschäftigt hat, lässt sich vieles auch gut selbst umsetzen. Man kann Kurse machen oder sich Unterstützung holen – das ist hilfreich, aber kein Muss. Wichtig ist, einfach anzufangen: erste Videos drehen, Feedback einholen, reflektieren – und mit jeder Version besser werden. Es ist ein Prozess, bei dem man wächst.

Julia Kuschel-Maricek: Feedback ist unglaublich wertvoll – einfach, weil wir im Alltag ständig mit Videos konfrontiert sind und intuitiv spüren, ob etwas stimmig wirkt oder nicht. Andere können dir oft hilfreiche Hinweise geben wie: „Positionier dich anders“ oder „Das kommt nicht ganz authentisch rüber“. Solche Rückmeldungen helfen enorm bei der Verbesserung.

Dabei muss das Video nicht perfekt sein – viel wichtiger ist, dass es dich authentisch widerspiegelt. Natürlich lohnt es sich, auf ein paar technische Basics zu achten und eventuell Tipps von Profis einzuholen, damit es nicht zu amateurhaft wirkt.
Feedback stärkt nicht nur die Videoqualität, sondern auch dein Selbstvertrauen. Gerade wenn man in der Selbstpräsentation noch unsicher ist, hilft es, zu hören, was andere darin sehen – und das kann im gesamten Bewerbungsprozess ein echter Vorteil sein.

Was sollte man bei der Erstellung eines Bewerbungsvideos beachten, um einen guten Eindruck zu hinterlassen?

Alexandra Siering: Ein gutes Bewerbungsvideo setzt sich aus drei wichtigen Facetten zusammen: dem Inhalt, der Wirkung und der Technik.
Der Inhalt ist natürlich entscheidend, aber auch die Wirkung, die man bei den Zuschauern erzielt, und die technische Umsetzung spielen eine große Rolle. Was das Video so besonders macht, ist, dass es den Bewerber oder die Bewerberin auf eine authentische Weise zeigt – und das kann manchmal eine Herausforderung sein. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, sich vor der Kamera authentisch zu zeigen, vor allem wenn sie keine professionellen Moderatoren oder Schauspieler sind. In solchen Momenten zeigt sich die wahre Persönlichkeit, was das Video einzigartig und echt macht.

Natürlich gibt es bestimmte Techniken, die helfen, das Video zu optimieren, etwa der direkte Blick in die Kamera, um eine Verbindung zum Zuschauer aufzubauen. So wirkt das Video persönlicher und hebt sich von anderen ab. Es gibt viele Tricks, um technische Fehler zu vermeiden, aber das Wichtigste an einem Bewerbungsvideo ist, dass es die Möglichkeit gibt, die wahre Persönlichkeit und Leidenschaft zu zeigen – Dinge, die in einem klassischen Bewerbungsschreiben nur schwer zum Ausdruck kommen.

Jenseits von Namen und Papierform

Was muss man technisch noch beachten, zum Beispiel in Bezug auf die Länge des Videos?

Julia Kuschel-Maricek: Bei Bewerbungsvideos spielen psychologische Mechanismen eine große Rolle: Innerhalb von ein paar Sekunden fällt oft die erste Entscheidung – ob eine Bewerbung überhaupt weiter betrachtet wird. 38 % der Recruiter*innen schauen bis zu einer Minute, 36 % zwischen einer und vier Minuten. Das bedeutet ein Video sollte um die eine Minute lang sein.

Alexandra Siering: Das Schöne an einem Video ist, dass du in den ersten 7 bis 8 Sekunden besonders stark wirken kannst. Das kennen wir auch aus den sozialen Medien: Wir entscheiden blitzschnell, ob wir den Content ansehen wollen oder nicht.

Wie können Menschen trotz der Herausforderung authentisch wirken?

Alexandra Siering: Es hat natürlich viel mit Selbstbewusstsein zu tun, und das ist nicht immer einfach – das sollte man vorab klar sagen. Es ist nicht etwas, das man einfach mal eben aus dem Ärmel schüttelt. Aber die meisten, die es dann tatsächlich ausprobieren, sind oft erstaunt, wie gut es wirkt.

Was hilft? Zunächst einmal ist es hilfreich, das Ganze gemeinsam anzugehen, vielleicht mit jemandem, dem man vertraut. So fühlt man sich nicht ganz so allein. Viele entscheiden sich jedoch auch dafür, es zuerst alleine zu testen, um sich selbst ein wenig auszuprobieren.

Ganz einfache körperliche Mechanismen können ebenfalls helfen: Atemübungen und ein gutes Standing. Sich gerade hinzustellen und bewusst auf die Körpersprache zu achten, hat einen großen Einfluss auf unsere Psyche. Denn die Art, wie wir uns hinstellen und wie wir uns präsentieren, beeinflusst, wie wir uns selbst fühlen.

Julia Kuschel-Maricek: Power Posing ist ein klassisches Stichwort dafür. Du machst dich groß, stellst dich selbstbewusst hin, und plötzlich fühlst du dich stärker und selbstsicherer. Es ist faszinierend, wie sehr die Körperhaltung unsere Wahrnehmung von uns selbst beeinflussen kann. Auch wenn die Forschung sich uneins ist, ob bestimmte Körperhaltungen unsere Hormonwerte beeinflussen – es gibt Hinweise darauf, dass aufrechte Haltung, Blickkontakt und bewusste Körpersprache das Selbstbewusstsein stärken und die Wirkung auf andere verbessern können. Diese Effekte nutzen viele Menschen gezielt zur Vorbereitung auf Auftritte oder Bewerbungssituationen.

Wie funktioniert so ein Video?

Julia Kuschel-Maricek: Ein Video funktioniert anders als ein Anschreiben: Es ermöglicht, auf emotionaler Ebene zu punkten und sich positiv abzuheben – besonders, wenn Gemeinsamkeiten mit dem Gegenüber bestehen. Gleichzeitig kann ein authentisches Video auch Barrieren abbauen. Menschen erleben im Bewerbungsprozess häufig Diskriminierung beispielsweise durch einen ungewöhnlichen Namen oder durch die Herkunft. Ein Video kann helfen, die eigene Persönlichkeit sichtbarer zu machen – allerdings ist Diskriminierung damit nicht automatisch ausgeschlossen. Ein Video gibt aber die Chance, als Persönlichkeit wahrgenommen zu werden – jenseits von Namen und Papierform.

Alexandra Siering: Es geht auch ein bisschen um den Überraschungseffekt. Ein Bewerbungsvideo sollte bewusst anders sein, weil es eben anders ist – und genau das kann man für sich nutzen.

Das macht die Herausforderung bei Videos aus – vor der Kamera zu stehen, ist für viele unangenehm, die meisten mögen es nicht, es sei denn, sie sind Entertainer. Deshalb kommt es besonders auf die ersten Sätze an – eigentlich sogar auf den ersten Satz. Diese erste Reaktion, der sogenannte „Hook“, ist entscheidend, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das kommt ursprünglich aus dem Marketing und bedeutet, dass du den Zuschauer mit etwas Besonderem oder Einzigartigem sofort aus der Reserve lockst.

Ein häufiger Fehler, den viele machen, ist, mit den Worten „Mein Name ist Julia“ oder „Mein Name ist Alexandra“ zu beginnen – das hört man ständig und es hebt uns nicht ab. Es gibt viele „Alexandras“ und „Julias“ da draußen, aber das, was uns einzigartig macht, ist nicht unser Name, sondern das, was wir tun, wofür wir stehen und was wir bewegen wollen. Deshalb sollte man vielleicht einfach anders anfangen.

Es kommt auf eine Geschichte an!

Haben Sie ein Beispiel für einen guten ersten Satz, mit dem man direkt Aufmerksamkeit erregen kann?

Alexandra Siering: Ich kann es nur aus meiner Perspektive sagen: Statt mit „Mein Name ist Alexandra“ zu beginnen, könnte ich zum Beispiel sagen: „Was haben eine Kamerafrau und eine Organisationsentwicklerin gemeinsam?“ Das weckt direkt Interesse, weil diese beiden Bereiche auf den ersten Blick so gar nicht zusammenpassen. Doch genau das ist ein Teil meines Werdegangs, und es gibt eine spannende Geschichte dahinter, wie ich dorthin gekommen bin. Ein solcher Satz regt die Neugier an und lädt dazu ein, mehr über den Weg und die Verbindung zwischen diesen scheinbar unterschiedlichen Bereichen zu erfahren.

Ich sollte also auch nicht mit „Ich heiße Alexandra“ anfangen. Wir sind jetzt schon zwei Alexandras in einem Interview …

Alexandra Siering: Genau, das ist ein perfektes Beispiel. Zwei Alexandras in einem Interview, und doch sind wir völlig unterschiedlich, mit ganz unterschiedlichen Lebensläufen. Auf dem Papier sind wir zunächst einmal die „Alexandra“, aber hinter diesem Namen steckt viel mehr.

Hier kommt der Punkt ins Spiel, dass wir in dieser Minute tatsächlich eine Geschichte erzählen müssen. Geschichten bleiben im Gedächtnis, weil unser Gehirn sie besser speichern kann – leider merken wir uns oft weniger gut trockene Fakten, zum Beispiel aus dem Matheunterricht. Aber Geschichten sind persönlich und emotional, und das ist der Schlüssel. Märchen beispielsweise haben sich über Jahrhunderte weitergetragen, weil sie uns Menschen bewegen. Emotionen lassen sich wunderbar durch Geschichten vermitteln, und genau das macht sie so wirkungsvoll.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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