Relativitätstheorie des Datenschutzes 25.04.2025, 10:00 Uhr

Einstein, Relativität und Datenschutz: Wie sind sie miteinander verbunden?

Laut Prof. Tawfiq Alashoor von der IESE Business School könnte eine neue „allgemeine Relativitätstheorie des Datenschutzes“ uns dabei helfen, die digitale Welt und die Art, wie wir mit persönlichen Daten umgehen, völlig neu zu verstehen.

Datenschutz

Einsteins Relativität und die digitale Privatsphäre: Ein neues Verständnis von Datenschutz.

Foto: PantherMedia / Chris Schäfer

Datenschutz und die Relativitätstheorie auf den ersten Blick miteinander zu verbinden, scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich, aber bei genauerer Betrachtung kann man durchaus Parallelen finden. Beide Konzepte befassen sich mit der Wahrnehmung und dem Umgang von Informationen, allerdings auf sehr unterschiedlichen Ebenen.

Tawfiq Alashoor, Professor an der IESE Business School, fordert einen echten „Paradigmenwechsel in der Datenschutzforschung“. Er plädiert für eine allgemeine Relativitätstheorie des Datenschutzes.

Daten durch die Linse der „Kontextzeit“ betrachten

„Wir müssen personenbezogene Daten durch die Linse der `Kontextzeit` neu betrachten“, sagt Alashoor. „Ich mache vielleicht heute Dinge von mir öffentlich, die mich gut dastehen lassen – die mir aber in einigen Jahre unangenehm sind, weil sich die gesellschaftliche Sicht darauf verändert hat“. Alashoor, Professor für Operations, Information und Technology an der IESE Business School, kann auf zwei Jahrzehnten Forschung im Bereich Datenschutz zurückblicken.

„Die Kontextzeit prägt unsere digitale Identität. Diese Makroperspektive hilft uns, Bedrohungen der Cybersicherheit zu begegnen und ein grundlegendes Menschenrecht zu schützen: den Datenschutz“, erklärt der Professor und spricht von einem Paradox. Es handelt sich um die Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach Datenschutz und dem tatsächlichen Online-Freigabeverhalten von Einzelpersonen. „Diese Divergenz entsteht in erster Linie durch das nuancierte Zusammenspiel von Kontext und Zeit“, erklärt er. „In der allgemeinen Relativitätstheorie sind Raum und Zeit untrennbar miteinander verwoben, in der Privatsphäre Kontext und Zeit“.

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Daten als digitale Währung

IESE-Professor Alashoor ist überzeugt, dass die Betrachtung der Kontextzeit wie die Raumzeit in der Physik den Weg für eine „neue wirtschaftliche Weltordnung“ ebnen wird, in der persönliche Daten als digitale Währung im Mittelpunkt stehen.

Einstein veränderte unser Verständnis der Schwerkraft mit der Allgemeinen Relativitätstheorie, indem er sie als Krümmung der Raumzeit statt als einfache Kraft erklärte. In ähnlicher Weise, so Tawfiq Alashoor, prägt nicht nur die Geolokalisierung unseren Standort, sondern vor allem der Kontext beeinflusst unsere Lebenserfahrungen. Alashoor spricht von einer „allgemeinen Relativität der Privatsphäre“ und erklärt, dass der Wert und die Bedeutung personenbezogener Daten durch den Kontext bestimmt werden.

Mit digitalen Fußabdrücken in der Zeit zurückreisen

Der IESE-Professor erklärte, dass kommende Generationen durch ihre umfangreichen digitalen Fußabdrücke in der Online-Welt quasi in der Zeit zurückreisen könnten. Er wies darauf hin, dass Künstliche Intelligenz zwar historische Daten mit bisher unerreichter Geschwindigkeit analysieren könne, aber nur begrenzt den Kontext dieser Daten verstehe. Dies führe dazu, dass die Vorhersagekraft und der Nutzen für den Menschen eingeschränkt seien.

Datenschutz betrifft alle Lebensbereiche und ist allgegenwärtig. Nicht zuletzt versuchen über 160 Länder, mit verschiedenen Vorschriften auf diese Herausforderung zu reagieren. Um die immer komplexer werdende Datenwelt zu beherrschen, sollte man laut Alashoor Erkenntnisse aus vielen Fachbereichen wie Informationssystemen, Verhaltensökonomie, Recht und Neurowissenschaften einbeziehen. Sein Ziel sei es dabei, eine Theorie zu entwickeln, die die Datenschutzpraktiken von Einzelpersonen und Unternehmen verbessert.

Die allgemeine Relativität der Privatsphäre. Tawfiq Alashoor ist Professor für Department of Operations, Information and Technology an der IESE Business School, die auch einen Campus München unterhält. Foto: IESE Business School

Die allgemeine Relativität der Privatsphäre. Tawfiq Alashoor ist Professor für Department of Operations, Information and Technology an der IESE Business School, die auch einen Campus München unterhält.

Foto: IESE Business School

Private Daten haben zu bestimmten Zeiten einen bestimmten Wert

Prof. Tawfiq Alashoor erklärte, dass Verzerrungen in Algorithmen nur durch eine tiefere, interdisziplinäre Erforschung der „allgemeinen Relativität der Privatsphäre“ entgegengewirkt werden könne. Private Daten hätten zu bestimmten Zeiten einen bestimmten Wert. Die Entscheidung, persönliche Daten weiterzugeben, hänge von den erwarteten Vorteilen und Kosten ab. Wenn diese Entscheidung nicht sorgfältig getroffen wird, können Nachteile entstehen, wie etwa die Weitergabe eines Passworts an eine unzuverlässige Person. Zu viel Vorsicht könne hingegen dazu führen, dass Chancen zur Zusammenarbeit verpasst werden. Das Datenschutzkalkül sei anfällig für Verzerrungen. Alashoor ist überzeugt, dass nur durch die Berücksichtigung von Kontext und Zeit die richtigen Entscheidungen zum Schutz der Privatsphäre getroffen werden können.

„So wie sich Licht weder als Teilchen noch als Welle verhalte, bis es beobachtet wird, können auch nicht offengelegte Informationen unsere Wahrnehmung der Welt verändern“, erklärt der Professor der IESE Business School. „Das wahre Wesen und der Wert der Privatsphäre bleiben so lange unbestimmt, bis sie innerhalb der Grenzen der Kontextzeit neu konzeptualisiert werden“.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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