Forschung ungleich finanziert
Fachhochschulen leisten zunehmend wichtige Beiträge zur Forschung – doch bei der Finanzierung zeigen sich große Unterschiede.

Forschung mit Ungleichgewicht: Kaum Fördermittel für HAW.
Foto: PantherMedia / Olivier Le Moal
In den letzten Jahren haben Fachhochschulen – auch Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) genannt – ihre Forschungsaktivitäten deutlich ausgebaut. Bei der finanziellen Förderung hinken sie jedoch den Universitäten hinterher. Von allen Drittmitteln, die zwischen 2021 und 2023 vergeben wurden, erhielten HAW nur rund 10 %. Die wichtigsten Geldgeber für HAW waren neben dem Bund auch Unternehmen und die Europäische Union.
Diese Ergebnisse stammen aus dem Projekt TDR4HAW, das sich mit transdisziplinärer Forschung an HAW beschäftigt. Das Projekt TDR4HAW wirft erstmals einen genaueren Blick auf die Drittmittelverteilung und die besonderen Bedingungen für Forschung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Es wird vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) zusammen mit der FH Potsdam und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde durchgeführt.
Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) in Deutschland erhalten weiterhin nur wenig Geld für ihre Forschung aus Drittmitteln.
Finanzierung der Forschung
Forschung ist die Grundlage für Fortschritt – in der Medizin, Technik, Bildung, Umwelt und vielen anderen Bereichen. Um neue Erkenntnisse zu gewinnen und Innovationen zu ermöglichen, brauchen Forschende Geld, Zeit und die passende Infrastruktur. Deshalb wird Forschung oft mit sogenannten Fördermitteln unterstützt. Diese kommen zum Beispiel vom Staat, von der EU, von Unternehmen oder Stiftungen.
Die Fördermittel helfen dabei, Projekte zu starten, Labore auszustatten oder Forscherinnen und Forscher zu bezahlen. Besonders wichtig ist die Förderung für Hochschulen und Forschungseinrichtungen, weil sie neue Ideen entwickeln, die langfristig der Gesellschaft nutzen – sei es durch neue Medikamente, bessere Technologien oder nachhaltige Lösungen für globale Herausforderungen.
Große Unterschiede bei Drittmitteln pro Studierende
Auch im Vergleich zur Zahl der Studierenden gibt es große Unterschiede zwischen HAW und Universitäten: HAW erhalten im Schnitt 88.000 € an Drittmitteln pro 100 Studierende und Jahr, Universitäten dagegen 540.000 €. Ein Grund dafür sind Fächer wie Medizin, die viele Drittmittel anziehen, aber nur an Universitäten angeboten werden.
Einige staatliche HAW schaffen es jedoch, ähnlich hohe Drittmittel wie Universitäten einzuwerben. Andererseits erhielten 16 % der HAW im untersuchten Zeitraum gar keine Drittmittel. Das zeigt eine Auswertung des CHE auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes.
Drittmittel sind zusätzliche Gelder, die Hochschulen für Forschungsprojekte einwerben, zum Beispiel vom Staat, Unternehmen oder Stiftungen. Sie zeigen, wie intensiv an einer Hochschule geforscht wird.
„Für die Forschung an Fachhochschulen bzw. HAW spielen Drittmittel eine zentrale Rolle“, kommentiert Cort-Denis Hachmeister. „Gerade wegen des weitgehend fehlenden Mittelbaus und des höheren Lehrdeputats der Professor*innen sind HAW im Vergleich zu Universitäten noch stärker auf externe Geldgeber angewiesen, wenn sie auch Forschung betreiben wollen“, erklärt der Experte für Datenanalyse beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung.
Wer fördert HAW? Drittmittelquellen im Überblick
Der größte Teil der aktuellen Drittmittel an HAW, nämlich 47 %, kommt vom Bund. Weitere 13 % stammen aus der Privatwirtschaft, 12 % aus der EU und anderen internationalen Organisationen.
Obwohl Gemeinden nur einen kleinen Anteil am Drittmittelmix der Hochschulen haben, spielen sie eine besondere Rolle, wie der Autor des DatenCHECKs, Cort-Denis Hachmeister, erklärt. Er führt aus, dass 60 % der Drittmittel, die Gemeinden an Hochschulen vergeben, an HAW gehen. Daher hätten Gemeinden, wenn sie Forschungsförderung betreiben, in HAW offenbar einen besonderen Partner. Weiterhin betont Hachmeister, dass anwendungsorientierte Forschungsprojekte, die gemeinsam mit Partnern wie Gemeinden oder der Privatwirtschaft durchgeführt werden, auch durch Bundes- und EU-Gelder finanziert werden.
Projekt TDR4HAW
Der DatenCHECK „Drittmittel an HAW“ bietet eine erste Analyse zur transdisziplinären Forschung an HAW und dient als Grundlage für weiterführende Studien. Die Auswertung ist Teil des Projekts „TDR4HAW“, das vom CHE zusammen mit der Fachhochschule Potsdam (FHP) und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) durchgeführt wird. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Im BMBF-geförderten Projekt „TDR4HAW“ untersucht das CHE zusammen mit der Fachhochschule Potsdam (FHP) und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FHNEE) transdisziplinäre Forschung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW). Transdisziplinäre Forschung ist praxisorientiert, interdisziplinär und bezieht auch Akteure außerhalb der Wissenschaft ein. Die Ausgangshypothese des Projekts ist, dass dieser Forschungsansatz besonders gut zu HAW passt oder großes Potenzial hat. Der erste Schritt des Projekts ist eine umfassende Analyse dieser Forschung an HAW, wobei die vorliegende Auswertung der Drittmittel ein wichtiger Teil dieser Untersuchung ist.
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