Die ältesten Universitäten Deutschlands und ihre Erben
Seit Jahrhunderten schlagen die ältesten Universitäten Deutschlands eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. Mit ihrem Fokus auf Wissenschaft und Forschung prägen sie Innovation und Fortschritt – damals wie heute.
Die akademische Landschaft Deutschlands zeichnet sich durch eine beeindruckende Tradition aus, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Im Laufe der Zeit entwickelten sich die deutschen Universitäten zu Zentren der Forschung und Innovation. Sie brachten nicht nur bedeutende Denker, Wissenschaftler und Künstler hervor, sondern leisteten auch wesentliche Beiträge zur Entwicklung verschiedener Fachgebiete – von den Geisteswissenschaften über die Naturwissenschaften bis hin zur Medizin und Technik.
Die Stärke des deutschen Universitätssystems liegt in seiner Fähigkeit, Tradition mit Fortschritt zu verbinden und dabei gleichzeitig die Grenzen des Wissens stets voranzutreiben – stets einhergehend mit neuen gesellschaftlichen Herausforderungen und modernen technologischen Standards. Begleiten Sie uns auf einen virtuellen Rundgang durch die 10 ältesten Universitäten Deutschlands und schließen Sie Bekanntschaft mit den großen Wissenschaftlern, die sie hervorbrachten.
Inhaltsverzeichnis
- 10. Philipps-Universität Marburg (1527)
- 9. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (1502)
- 8. Johannes Gutenberg-Universität Mainz (1477)
- 7. Eberhard-Karls-Universität Tübingen (1477)
- 6. Universität Trier (1473)
- 5. Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (1457)
- 4. Universität Greifswald (1456)
- 3. Universität Rostock (1419)
- 2. Universität Leipzig (1409)
- 1. Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (1386)
- Zeitlose Weisheit: Das Geheimnis der Langlebigkeit akademischer Institutionen
10. Philipps-Universität Marburg (1527)
Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen gründete im Jahr 1527 die Philipps-Universität Marburg als erste protestantische Universität der Welt. Die Institution sollte ursprünglich als Ausbildungsstätte für hessische Pfarrer und Beamte dienen und trug ihrerzeit erheblich zur Umsetzung der Reformation in Hessen bei. Mit 11 Professoren und etwa 90 Studenten nahm die Universität ihren Betrieb auf und umfasste die klassischen Fakultäten wie Theologie, Jura, Medizin und Philosophie.
Im 18. Jahrhundert erlebte die Philipps-Universität ihre erste Blütezeit, insbesondere durch den Einfluss des Philosophen Christian Wolff, der zahlreiche Studenten nach Marburg zog. Die Übernahme durch Preußen im Jahr 1866 kennzeichnete einen weiteren signifikanten Aufschwung: Die Anzahl der Lehrstühle verdoppelte sich und die Studentenzahlen stiegen bis 1914 auf nahezu 4.000. In dieser Epoche prägten herausragende Persönlichkeiten wie Hermann Cohen, Begründer der „Marburger Schule“ der Philosophie, und Emil von Behring, der 1901 den ersten Nobelpreis für Medizin für seine Entwicklung der Serumtherapie gegen Diphtherie erhielt, die Universität.
Die beiden Weltkriege und die Zeit des Nationalsozialismus hinterließen deutliche Spuren in der Geschichte der Universität. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurden jüdische und politisch unerwünschte Wissenschaftler vertrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg erholte sich die Philipps-Universität jedoch schnell und entwickelte sich zu einer modernen Massenuniversität, die in den 1960er und 1970er-Jahren erheblich wuchs. Heute umfasst die Philipps-Universität Marburg 16 Fachbereiche und zählt rund 22.000 Studierende.
9. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (1502)
Die Wurzeln der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg reichen bis ins Jahr 1502 zurück, als Kurfürst Friedrich III. von Sachsen die Leucorea in Wittenberg gründete. Diese Universität, deren Name sich vom griechischen „leukos oros“ (zu Deutsch: weißer Berg) ableitet, sollte bald zu einem Zentrum der Reformation werden.
Im 18. Jahrhundert erlebte die Universität unter der Leitung von Persönlichkeiten wie Christian Thomasius und August Hermann Francke einen steilen Aufschwung. Thomasius führte bahnbrechend den deutschen Unterricht – denn vorher wurde auf Latein gelehrt – an Universitäten ein und befreite die akademische Lehre von kirchlicher Kontrolle. Francke gründete die bis heute bedeutenden Franckeschen Stiftungen. Nach Herausforderungen im 19. Jahrhundert (wie etwa die Napoleonkriege, Geldmangel und ideologische Konflikte) und einer Modernisierungsphase nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 präsentiert sich die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg heute als moderne Bildungseinrichtung mit 10 Fakultäten und rund 19.000 Studierenden.
Ein bekanntes Symbol der Universität sind die beiden Löwen, die bereits 1822 aufgestellt wurden und seither das Hauptgebäude in Halle als symbolische Wächter flankieren. Der Überlieferung nach soll das Berühren der Löwen Glück in Prüfungen bringen, weshalb ihre Nasen im Laufe der Zeit blank poliert wurden.
8. Johannes Gutenberg-Universität Mainz (1477)
Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz wurde 1477 vom Mainzer Erzbischof und Kurfürsten Diether von Isenburg gegründet. Sie zählte zu den ersten Universitäten im Heiligen Römischen Reich und wurde mit päpstlicher Genehmigung ins Leben gerufen. Die Universität begann mit 14 Professuren und bot Studiengänge in Theologie, Jura, Medizin und den freien Künsten an.
Nach der Reformation berief die Universität ab 1561 Jesuiten, welche eine prägende Rolle in der akademischen und religiösen Ausrichtung spielten. Unter ihrer Führung erlebte die Universität eine Phase des Aufschwungs. Die Aufhebung des Jesuitenordens 1773 und die Reformen von 1784 ermöglichten es Protestanten und Juden, an der Universität zu lehren und zu promovieren. Im Zuge der Französischen Revolution und der Angliederung des linken Rheinufers an Frankreich wurde die Universität 1798 formell aufgelöst und durch französische Bildungseinrichtungen ersetzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beschloss die französische Militärverwaltung, die Universität neu zu gründen. Am 22. Mai 1946 wurde die Johannes Gutenberg-Universität mit 89 Dozenten und etwa 2.000 Studierenden wiedereröffnet. Die 1960er und 1970er-Jahre brachten dann einen umfassenden Ausbau der Universität mit sich. Die Studentenzahlen stiegen rapide, und die Universität wandelte sich zu einer modernen Institution. Heute besteht die Universität aus 10 Fachbereichen und zwei weiteren Hochschulen, der Hochschule für Musik und der Kunsthochschule Mainz. Insgesamt liegt die Anzahl der Studierenden bei rund 31.000.
Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz betreibt außerdem Einrichtungen wie den Forschungsreaktor TRIGA, den Teilchenbeschleuniger MAMI und den Hochleistungsrechner MOGON.
7. Eberhard-Karls-Universität Tübingen (1477)
Mit der Gründung im Jahr 1477 durch Graf Eberhard im Bart legte die Eberhard-Karls-Universität Tübingen den Grundstein für eine breit gefächerte akademische Ausbildung. Die Institution entwickelte sich schnell zu einem bedeutenden Bildungszentrum und spielte eine wesentliche Rolle in der Reformation.
Zu den herausragenden Persönlichkeiten der Universität gehört Philipp Melanchthon, ein führender Reformator und enger Mitarbeiter Martin Luthers, der im 16. Jahrhundert in Tübingen lehrte. Melanchthon trug wesentlich zur Verbreitung der lutherischen Lehre bei und prägte die akademische Ausrichtung der Universität nachhaltig. Auch Johannes Kepler, der Anfang des 17. Jahrhunderts in Tübingen studierte, ist eng mit der Universität verbunden. Kepler erlangte als Astronom und Mathematiker Weltruhm und ist besonders für seine Gesetze der Planetenbewegung bekannt.
Im 19. Jahrhundert prägten bedeutende Gelehrte wie der Theologe Ferdinand Christian Baur und der Philosoph Friedrich Schelling das intellektuelle Profil der Universität. Baur war ein zentraler Vertreter der Tübinger Schule der Theologie, die durch ihre kritische Auseinandersetzung mit biblischen Texten Bekanntheit erlangte. Schelling, einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Idealismus, beeinflusste mit seinen Lehren zahlreiche Denker seiner Zeit.
Heute umfasst die Eberhard-Karls-Universität Tübingen 7 Fakultäten und bietet ein breites Spektrum an Studiengängen. Mit rund 28.000 Studierenden zählt sie zu den forschungsstärksten Hochschulen Deutschlands.
6. Universität Trier (1473)
Die Universität Trier ist heute vor allem für ihre maßgebende Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften bekannt, hat jedoch eine überaus bewegte Geschichte hinter sich. Ursprünglich wurde sie 1473 von Erzbischof Jakob I. von Sierck gegründet. Eine der prägenden Persönlichkeiten der frühen Universität war Nikolaus von Kues, ein einflussreicher Philosoph, Theologe und Mathematiker, der nicht unwesentlich zu ihrem akademischen Ansehen beitrug.
Im Zuge der französischen Besatzung wurde die Universität im Jahr 1798 geschlossen. Diese Schließung kennzeichnete einen Wendepunkt, doch die traditionsreiche Institution erlebte 1970 ihre Wiedereröffnung im Zuge der Bildungsreformen in Rheinland-Pfalz. Die moderne Universität Trier knüpft nun an ihre historische Bedeutung an und verbindet sie mit zeitgemäßer akademischer Ausbildung.
Heute umfasst die Universität Trier 6 Fakultäten. Mit rund 13.000 Studierenden legt die Universität besonderen Wert auf interdisziplinäre Forschung und Lehre. Ihre malerische Lage auf einem hoch gelegenen Campus mit Blick auf die Mosel bietet eine inspirierende Lernumgebung.
5. Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (1457)
Zu Beginn vorwiegend für die Ausbildung von Fachkräften für die Verwaltung der Kirche ins Leben gerufen, entwickelte sich die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zu einer der renommiertesten Bildungseinrichtungen Deutschlands. Gegründet 1457 durch Erzherzog Albrecht VI. von Österreich und mit päpstlichem Segen ausgestattet, legte sie mit ihren 4 Gründungsfakultäten – Theologie, Jura, Medizin und Philosophie – den Grundstein für eine breit gefächerte akademische Tradition.
Im 16. Jahrhundert erfuhr die Universität durch die Etablierung eines Jesuitenkollegs einen bedeutenden Aufschwung. Die Jesuiten prägten nicht nur das intellektuelle Klima, sondern trugen auch maßgeblich zur Erweiterung des Lehrangebots und zur Stärkung des universitären Einflusses bei. In dieser Ära trat Johannes Eck hervor, ein brillanter Theologe und Gelehrter, der sich als eloquenter Kontrahent Martin Luthers einen Namen machte.
Das 19. Jahrhundert markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der Universität. Freiburg entwickelte sich zu einem Epizentrum liberaler Theologie und avancierte gleichzeitig zu einer Hochburg moderner Naturwissenschaften. Besonders hervorzuheben ist Hermann von Helmholtz, dessen bahnbrechende Forschungen in Elektrodynamik und Thermodynamik die wissenschaftliche Reputation der Universität nachhaltig festigten.
Heute umfasst die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 11 Fakultäten und bietet rund 240 Studiengänge an. Mit etwa 24.500 Studierenden und zahlreichen internationalen Kooperationen belegt die Universität Freiburg regelmäßig Spitzenplätze in diversen Rankings. Besonders hervorzuheben sind ihre Forschungseinrichtungen wie das Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) und das Bernstein Center Freiburg – beide leisten bedeutende Beiträge in den Bereichen Neurowissenschaften und Biologie.
4. Universität Greifswald (1456)
Im Herzen der historischen Hansestadt Greifswald gelegen, erzählt die Universität Greifswald eine reiche und bewegte Geschichte. Die Institution wurde 1456 vom damaligen Bürgermeister Heinrich Rubenow mit Unterstützung von Herzog Wartislaw IX. von Pommern und Papst Callixtus III. gegründet und entwickelte sich rasch zu einem wichtigen Zentrum der Bildung im Norden Deutschlands.
Während des Dreißigjährigen Krieges erlitt die Universität schwere Schäden, konnte sich jedoch nach dem Westfälischen Frieden 1648 rasch erholen. Die Eingliederung Pommerns in den preußischen Staat im 19. Jahrhundert brachte der Universität einen weiteren Aufschwung und führte zur Gründung neuer Fakultäten und Forschungseinrichtungen. In der Zeit der DDR spielte die Universität eine zentrale Rolle in der sozialistischen Bildungspolitik, wobei die Universität nach der Wiedervereinigung umfassend modernisiert und an westdeutsche Bildungsstandards angepasst wurde. Heute umfasst die Universität Greifswald 5 Fakultäten und bietet eine breite Palette an Studiengängen für rund 10.000 Studierende.
Eine der prägenden Persönlichkeiten war Carl von Linné, der im 18. Jahrhundert hier studierte und durch seine bahnbrechende Arbeit in der Taxonomie die Grundlage der modernen biologischen Nomenklatur legte. Auch Caspar David Friedrich, einer der bekanntesten Maler der Romantik, verbrachte seine Studienzeit in Greifswald. Es ist anzunehmen, dass die malerische Kulisse an der Ostsee ihn zu seinem berühmten Gemälde „Der Mönch am Meer“, das als Inbegriff eines modernen Bildes gilt, inspirierte.
3. Universität Rostock (1419)
Als älteste Hochschule im Ostseeraum spielt die Universität Rostock eine bedeutende Rolle in der Geschichte der europäischen Bildung. Gegründet im Jahr 1419 durch den Rostocker Stadtrat mit Unterstützung von Herzog Johann IV. von Mecklenburg und Papst Martin V., begann die Universität, wie für ihre Zeit üblich, mit den Fakultäten für Theologie, Jura, Medizin und Philosophie.
Im 15. und 16. Jahrhundert wandelte sich die Universität zu einem Zentrum humanistischen Denkens und reformatorischer Bewegungen. Johannes Bugenhagen, ein enger Vertrauter Martin Luthers, prägte diese Epoche maßgeblich und trieb die Verbreitung der Reformation in Norddeutschland und Skandinavien voran. Das 19. Jahrhundert bezeichnete eine Ära des wissenschaftlichen Fortschritts an der Universität Rostock. Einer der prominentesten Absolventen dieser Zeit: Chemiker und Physiker Gustav Robert Kirchhoff, bekannt für seine Beiträge zur Elektrodynamik und, gemeinsam mit Robert Bunsen auch für die Entwicklung der Spektralanalyse.
Die Universität Rostock ist für ihre interdisziplinäre Forschung und internationale Vernetzung bekannt. Moderne Forschungszentren wie das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde tragen zur wissenschaftlichen Exzellenz der Universität bei. Die historische Architektur des Universitätscampus, kombiniert mit modernen Gebäuden und Einrichtungen, spiegelt die lange Geschichte der Universität wider. Heute umfasst die Institution 9 Fakultäten und bietet rund 14.000 Studierenden ein breites Spektrum an Studienmöglichkeiten.
2. Universität Leipzig (1409)
Mitten im kulturellen und historischen Herzen der ältesten Messestadt der Welt liegt die zweitälteste Universität der Bundesrepublik – die Universität Leipzig. Ihre Gründung geht auf einen bemerkenswerten historischen Kontext zurück: Nach dem Kuttenberger Dekret von 1409, das die Stimmrechte an der Karls-Universität Prag neu regelte, verließen etwa 1.000 deutsche Professoren und Studenten Prag und gründeten mit Unterstützung von Friedrich I., Kurfürst von Sachsen, und seinem Bruder Wilhelm II. die Universität Leipzig.
Ihrer Blütezeit im 18. Und 19. Jahrhundert entsprangen Persönlichkeiten wie Gottfried Wilhelm Leibniz, Johann Wolfgang von Goethe und Richard Wagner. Wilhelm Wundt gründete 1879 das weltweit erste Institut für experimentelle Psychologie an der Universität Leipzig, was die Entwicklung der Psychologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin maßgeblich beeinflusste.
Die Universität Leipzig zeichnet sich durch ihre Forschungsstärke in verschiedenen Bereichen aus, darunter die Lebenswissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie interdisziplinäre Forschungsfelder. Das 2009 gegründete Research Academy Leipzig fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs und stärkt die internationale Vernetzung der Universität. Heute zählt die Universität Leipzig mit 14 Fakultäten und etwa 30.000 Studierenden nicht nur zu den ältesten Hochschulen Deutschlands, sondern auch zu den größten.
1. Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (1386)
Als erste Universität auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands begann die Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg mit den vier klassischen Fakultäten. Ihre Gründung geht auf Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz zurück, der mit päpstlicher Genehmigung die Universität ins Leben rief, um Gelehrte und Studenten für sein Territorium zu gewinnen. Schon früh entwickelte sich die Institution zu einem wichtigen Zentrum des Humanismus nördlich der Alpen. Gelehrte wie Philipp Melanchthon prägten im 16. Jahrhundert das akademische Profil der Universität.
Im Laufe ihrer Geschichte erlebte 1386 gegründete Ruprecht-Karls-Universität Höhen und Tiefen. Der Dreißigjährige Krieg und die Pfälzischen Erbfolgekriege im 17. Jahrhundert führten zu schweren Rückschlägen. Im 19. Jahrhundert erlebte die Universität jedoch eine Renaissance und wurde zu einem Zentrum der Romantik und des deutschen Idealismus. Denker wie Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Max Weber lehrten hier und trugen zum Ruf Heidelbergs als philosophische Metropole bei.
Im 20. Jahrhundert brachte die Universität zahlreiche Nobelpreisträger hervor, insbesondere in den Naturwissenschaften. Heute umfasst die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 12 Fakultäten mit einer großen Auswahl an Studiengängen. Mit rund 30.000 Studierenden und 5.000 Wissenschaftlern zählt sie ferner zu den größten und renommiertesten Universitäten Deutschlands.
Ein besonderes Merkmal der Universität Heidelberg ist ihre starke internationale Ausrichtung. Sie unterhält Partnerschaften mit zahlreichen Universitäten weltweit und zieht Studierende und Forscher aus aller Welt an. Das Heidelberg Center for Latin America in Santiago de Chile und das Südasien-Institut in Neu-Delhi verdeutlichen die globale Präsenz der Universität.
Zeitlose Weisheit: Das Geheimnis der Langlebigkeit akademischer Institutionen
Universitäten haben sich über Jahrhunderte hinweg weltweit als erstaunlich beständige Institutionen erwiesen. Ihre Langlebigkeit basiert auf einer Kombination verschiedener Faktoren. Zunächst zeichnen sich erfolgreiche Universitäten durch ihre Anpassungsfähigkeit aus, indem sie sich kontinuierlich an gesellschaftliche, technologische und wissenschaftliche Veränderungen anpassen, ohne ihre Kernmission aufzugeben. Ihre anhaltende gesellschaftliche Relevanz, begründet in der zentralen Rolle von Bildung und Forschung für die gesellschaftliche Entwicklung, sichert ihre Bedeutung.
Die relative Autonomie vieler Universitäten ermöglicht es ihnen, politische und soziale Umwälzungen in der Regel relativ gut zu überstehen. Darüber hinaus spielen Tradition und Prestige, die oftmals über Jahrhunderte aufgebaut wurden, eine tragende Rolle bezüglich Attraktivität. Doch auch als Arbeitgeber und Zentren der Innovation sind Universitäten von großer Bedeutung – auch wirtschaftlich.
Zudem werden sie als Bewahrer kulturellen Wissens und Erbes geschätzt. Trotz ihrer Größe können Universitäten dank flexibler Strukturen oft schnell auf neue Herausforderungen reagieren. Der ständige Zufluss neuer Studierender und Forscher sorgt für kontinuierliche Erneuerung und Dynamik. Nicht zuletzt trägt ein breiter gesellschaftlicher Konsens über den Wert höherer Bildung dazu bei, dass Universitäten als Institutionen oft Jahrhunderte überdauern und sich dabei stetig weiterentwickeln können.
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