Studie am MIT 10.05.2020, 09:00 Uhr

Die wahren Gründe für den geringen Frauenanteil im Maschinenbau

Wie es das MIT schafft, ebenso viele Mädchen wie Jungen für ein Maschinenbaustudium zu begeistern. Und warum das einen starken Willen voraussetzt.

Der direkte Draht zu Professorinnen und weiblichen Mitarbeitern scheint Studentinnen wichtig zu sein. Hier im Bild spricht MIT-Maschinenbauprofessorin Anette Hosoi mit einer Studentin.

Der direkte Draht zu Professorinnen und weiblichen Mitarbeitern scheint Studentinnen wichtig zu sein. Hier im Bild spricht MIT-Maschinenbauprofessorin Anette Hosoi mit einer Studentin.

Foto: MIT/John Freidah

Kaum eine Disziplin scheitert so offensichtlich an dem Versuch, mehr Frauen für sich zu begeistern, wie der Maschinenbau. Zwar gibt es immer mehr Frauen im Ingenieurberuf, In Deutschland ist unter den Maschinenbaustudierenden nur jede Zehnte eine Frau. In den USA sieht es ähnlich aus: Gerade einmal 13% der Bachelorstudierenden im Jahr 2015 waren Frauen.

Dabei kann es ganz anders gehen: Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) verkündete gerade, dass knapp die Hälfte ihrer Maschinenbaustudierenden Frauen seien. Genau genommen waren es zuletzt 49,5% aller Maschinenbaustudenten. Und das ist kein Zufall.

Das Interesse an Maschinenbau ist da

Drei Wissenschaftler des MIT wollten herausfinden, warum das Maschinenbauinstitut so ungewöhnlich erfolgreich im Recruiting von Studentinnen ist. Dazu haben Kath Xu, Dawn Wendell und Andrea Walsh Mitarbeiter des Instituts und des Zulassungsbüros befragt. Ihre Studie zeigt, dass der hohe Anteil von Maschinenbaustudentinnen das Ergebnis von tiefgreifenden strukturellen Veränderungen ist.

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Die Studie zeigt: Es gibt mindestens so viele junge Frauen, die sich für ein Maschinenbaustudium interessieren würden, wie es junge Männer gibt. Aber sie werden auf unterschiedlichste Arten von ihrem Berufswunsch abgebracht.

Dem Makel Männerdomäne entgegenwirken

Eine Erkenntnis der Wissenschaftler war, dass die Genderungleichheit bereits vor dem Einschreiben beginnt. Deshalb hat die Zulassungsbehörde begonnen, ihr eigenes Image aufzupolieren und Frauen direkt anzusprechen. Die landläufige Meinung war nämlich klar: Der Maschinenbau und das entsprechende MIT-Institut galt als Männerdomäne, obwohl dort schon um das Jahr 2000 ein Drittel der Eingeschriebenen Frauen waren.

Die Mitarbeiter nutzten Blogs, um darauf aufmerksam zu machen, dass die öffentliche Meinung täuschte und es sehr wohl Frauen auf dem Campus gab. Studentinnen begannen über das Campusleben und ihre Lerninhalte zu berichten. Außerdem luden die Mitarbeiter verstärkt junge Highschool-Absolventinnen auf das Campus Weekend ein, eine Art Tag der Offenen Tür der Hochschule.

Einen Einblick in die Maschinenbauwelt gewähren

Zusätzlich hat das MIT ein regelrechtes Recruitingprogramm gestartet. Schülerinnen ab der 11. Klasse können auf dem Campus vier Wochen Probewohnen und Probelernen. In einer Sommerakademie besuchen die potentiellen Maschinenbaustudentinnen Vorlesungen, lernen die Labore des Instituts kennen und arbeiten in Gruppen an eigenen Projekten.

Weil das Maschinenbauinstitut nicht alleine an weiblichem Nachwuchsmangel leidet, wird das Programm gemeinsam mit dem Institut für Elektrotechnik und Informatik angeboten.

Professorinnen und Studentinnen ziehen weiblichen Nachwuchs an

Mittlerweile kann das MIT-Maschinenbauinstitut die Früchte der jahrelangen Arbeit ernten. Die Mitarbeiter nutzen das ausgewogene Geschlechterverhältnis als Recruiting Tool. Wie der Zulassungsleiter Stuart Schmill sagt, fördern viele Frauen auf dem Campus nämlich das positive Image der Hochschule unter jungen Frauen. Und umgekehrt: Wer kaum weibliche Studierende und Professoren am Campus hat, wird es schwer haben, junge Studentinnen für sich zu gewinnen.

Der frühere Institutsleiter Rohan Abeyaratne erinnert sich an die Reaktionen der Studierenden, nachdem Anette Hosoi, Professorin für Maschinenbau am MIT, in die Institutsleitung berufen wurde. „Ich erinnere mich an die große Zahl weiblicher Studierender, die kurz nach ihrer (Frau Hosois) Einstellung in ihre Sprechstunde kamen.“ Damals sei ihm bewusst geworden, dass er mehr weibliche Mitarbeiter am Institut einstellen musste, wollte er mehr Studentinnen für sein Fach begeistern.

Hosoi selbst wies die Wissenschaftler darauf hin, dass es dabei nicht nur um eine Vorbildfunktion gehe. Viel eher wollten die Studentinnen wissen, wie ihre Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sein werden. In den USA wie in Deutschland sind die Perspektiven in Mint-Berufen gut, die Gehälter im Maschinenbau sind seit Jahren auf einem hohen Niveau. Hosoi selbst kam in den 1990ern übrigens über eine große Fraueninitiative zum MIT. Damals bekam sie wie viele Kolleginnen einen Anruf mit der Bitte, sich als Mitarbeiterin beim MIT zu bewerben.

Zwanzig Jahre währender Aufholprozess

Seit der ersten großen Werbeaktion für mehr Frauen am MIT sind zwanzig Jahre vergangen. So lange brauchte die Hochschule, um den Anteil von Frauen und Männern unter den Maschinenbaustudenten auszugleichen. „Um Gednergleichheit zu erreichen, braucht man nachhaltigen Einsatz und bewusste Strategien“, erklärt Mitautorin Walsh. Ohne die Unterstützung der anderen Institute, ohne kontinuierliche Bewusstseinskampagnen an der eigenen Hochschule und öffentlichkeitswirksame Projekte, wäre die Anzahl der Studentinnen im Maschinenbau heute nicht annähernd auf dem Niveau, auf dem er ist.

Es wird Zeit, dass sich Hochschulen überall auf der Welt darüber Gedanken machen, welche verdeckten Diskriminierungen in ihren Systemen lauern. Das Potenzial für mehr Frauen in Mint-Studiengängen ist jedenfalls da.

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Ein Beitrag von:

  • Lisa Diez-Holz

    Die Autorin war von 2017 bis Ende 2019 Content Managerin für das TechnikKarriere-News-Portal des VDI Verlags. Zuvor schrieb sie als Redakteurin für die VDI nachrichten.

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