TUM-Präsident Herrmann: „Forschung ohne nationale Grenzen“
Die Technische Universität München (TUM) bildet mit drei namhaften Universitäten aus der Schweiz, Dänemark und den Niederlanden die „EuroTech Universities“. Jetzt eröffnete der Verbund ein gemeinsames Büro in Brüssel. Das neue Tenure-Track-Karrieresystem der TUM soll die personellen Brücken zwischen den Partnern ausbauen, wie TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann schildert.
VDI nachrichten/INGENIEUR.de:
Herrmann: Gemeinsam mit meinem Kollegen von der Technischen Universität Dänemark in Kopenhagen (DTU) wollte ich schon vor einigen Jahren eine kleine, aber hochkarätige Gruppe von technischen Universitäten ins Leben rufen, die über nationale Grenzen hinweg exzellente Forschung und Lehre in Naturwissenschaften, Technik und Medizin betreibt. Wir hatten uns zunächst auf das große Thema Energieforschung mit Schwerpunkt Grüne Technologien verständigt. Mittlerweile haben sich die TU in Eindhoven, die im Bereich der Nanotechnologie hervorragend aufgestellt ist, und die École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPF) dazugesellt letztere zeichnet sich durch eine besondere Entwicklungsdynamik mit einem konsequenten Tenure-Track-System aus.
Herrmann: Wir wollen mit unserem neuen Büro in Brüssel, unmittelbar im Umfeld der EU-Administration und des EU-Parlamentes, sichtbarer werden. Der gemeinsame Auftritt ergibt die kritische Masse, die man in Brüssel braucht, um wahrgenommen zu werden.
Herrmann: Nein, dieser Aspekt spielt keine Rolle. Wir planen derzeit die Aufnahme eines fünften Mitglieds, das aus Großbritannien kommen könnte: Wir stehen in Gesprächen mit dem Imperial College London und der University of Edinburgh.
Herrmann: Lausanne hat ein funktionstüchtiges Tenure-Track-System. Die Universität wirbt zudem eine – gemessen an ihrer Größe – weit überdurchschnittliche Zahl von ERC-Grants (herausragende Forscher in Europa, Red.) ein. Lausanne geht gezielt auf die Suche nach jungen Toptalenten, um ihnen Entfaltungsmöglichkeiten zu geben. Das gefällt uns.
Herrmann: Ich könnte mir sehr wohl einen personellen Austausch vorstellen. An deutschen Hochschulen gibt es noch kein konsequentes Tenure-Track-System, das als Karriereaufstieg vom Assistant- über den Associate- bis zum Full Professor angelegt ist. Daher bietet sich für uns der innereuropäische Austausch in einem Tenure-Track-System, einem durchgehenden Aufstiegssystem, an. Jede Professorenberufung auf dem Eingangslevel hat bei uns künftig die Chance, zum Full Professor zu werden. Nur über diese Option sind wir für den internationalen Spitzennachwuchs attraktiv.
Herrmann: Sie wird sich differenzieren nach Leistung und Fächerspektren. Es wird Universitäten geben, die sich durch exzellente Ausbildung auszeichnen und Fachhochschulen mit stärkerem Fokus auf anwendungsnaher Forschung. Dass die FH Ingolstadt als erste Fachhochschule in Deutschland vom Wissenschaftsrat eine Empfehlung für einen Forschungsbau im Bereich Automobiltechnologie erhielt, ist ein Indiz für diese Entwicklung.
Herrmann: Wenn es Hochschulen an der Peripherie gibt, sind das politische Entscheidungen, auf die wir keinen Einfluss haben. Es macht sicherlich keinen Sinn, in allen Regionen Hochschulen zu haben. Aber wir müssen uns auch um die regionalen Standorte kümmern, so wie es die TUM in Süd- und Ostbayern macht.
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