OECD-Studie 16.09.2011, 12:07 Uhr

Zu wenig Hochschulabsolventen in Deutschland

Die Zahl der Studierenden in Deutschland steigt kontinuierlich. Davon profitieren auch die Ingenieurwissenschaften. Der Zuwachs hält aber mit der Entwicklung in anderen Industrieländern nicht mit. Und er reicht nicht aus, um den Bedarf der Wirtschaft an Fachkräften zu decken. Für Ingenieure bedeutet das laut jüngster OECD-Studie

Der Anteil der hoch Qualifizierten in Deutschland stagniert. Und das trotz aller politischen Bekenntnisse zur „Bildungsrepublik“ (Bundeskanzlerin Angela Merkel im Spätfrühling 2008). Vor 50 Jahren erwarb knapp jeder fünfte junge Erwachsene einen Hochschulabschluss oder einen Meisterbrief. Heute ist es etwa jeder Vierte. Mit diesem verhaltenen Anstieg ist Deutschland unter den Industrieländern von einem Mittelfeldplatz auf einen hinteren Rang gerutscht.

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Deutschland verzeichnet im tertiären Bereich, also bei der Hochschulbildung, den geringsten Zuwachs an Studierenden innerhalb dieser 34 Länder. Das ergab die Studie „Bildung auf einen Blick“, die die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag vorstellte.

Anteil an Hochschulabsolventen liegt deutlich unter dem OECD-Durchschnitt

„Deutschland steht gemessen am Anteil der Hochschulabsolventen, der mit 29 % deutlich unter dem OECD-Durchschnitt (39 %) liegt, unter den OECD-Ländern auf Platz 23“ – von insgesamt 34, bemängelt die Studie. Mühsam versucht die Politik, aus diesem Bildungsloch herauszukommen. Mit bescheidenem Erfolg. Immerhin gab das Statistische Bundesamt in dieser Woche bekannt, dass im Wintersemester 2010/11 mit rund 2,2 Mio. jungen Menschen so viele Studierende wie nie an deutschen Hochschulen eingeschrieben waren.

Damit setze sich der Trend zur Höherqualifizierung fort: „Seit dem Wintersemester 2008/09 lassen sich Steigerungsraten von jeweils über 4 % bei den Studierendenzahlen beobachten.“

Im Ranking der beliebtesten Studienfächer habe die Betriebswirtschaftslehre ihren führenden Rang mit 185 000 Studierenden behauptet, mit weitem Abstand folge der Maschinenbau (98 300).

Eine „wachsende Lust aufs Studium“ in Deutschland beobachtet auch das HIS – Institut für Hochschulforschung. Laut einer Umfrage im Dezember 2009 waren 55 % Schüler des Abgangsjahres 2010 der festen Absicht zu studieren 22 % konnten sich die Aufnahme eines Studiums vorstellen. Im ingenieur- und naturwissenschaftlichen Bereich strebten die angehenden Studienberechtigten insbesondere das Maschinenbaustudium an (5 %), während die Bereiche Mathematik/Informatik, Architektur/Bauwesen (2 %) und Elektrotechnik (1 %) seltener zur Debatte stünden. Obwohl die Zahlen nicht wesentlich von denen des Jahres 2008 abwichen, dürfe man auf dem Arbeitsmarkt zuversichtlich sein, meint man beim HIS: Aufgrund der insgesamt gestiegenen Studienberechtigtenquote stünden künftig mehr Ingenieur- und Naturwissenschaftler zur Verfügung.

Mit gedämpftem Optimismus reagiert die OECD auf ihre jüngsten Zahlen: „In den letzten Jahren hat sich das Wachstum des Angebots an Arbeitskräften mit Tertiärabschluss in Deutschland zu beschleunigen begonnen, die Nachfrage wächst aber offenbar immer noch stärker als das Angebot.“

Dass es in einigen anderen Ländern nicht viel besser aussieht, dürfte nur ein kleiner Trost sein. Nur in Finnland entschieden sich 2009 die meisten Studienanfänger für die Ingenieurwissenschaften (24,3 %), Deutschland liegt mit rund 15 % im OECD-Durchschnitt.

Zu wenig Hochschulabsolventen in den Natur-und Ingenieurwissenschaften

Der geringe Anteil der natur- und ingenieurwissenschaftlich orientierten Studienanfänger an allen Studiengängen sei auf die starke Unterrepräsentanz der Frauen in diesen Fächergruppen zurückzuführen, bilanziert die OECD. Ein Zustand, der den Regierungen in den Industrieländern große Sorgen bereite.

Aus deutscher und ingenieurwissenschaftlicher Sicht sehr erfreulich: Das Technikstudium hierzulande gewinnt für Ausländer an Anziehungskraft. Der Anteil international Studierender in den Agrarwissenschaften, in den Natur- sowie in den Ingenieurwissenschaften liegt mit 39 % im internationalen Vergleich besonders hoch. Die große Zahl ausländischer Studierender in Deutschland könnte das Ergebnis der „traditionellen Stärke des Landes in diesen Bereichen“ sein, mutmaßt die OECD. Mit großer Sicherheit wirke sich auch das breite Studienangebot in englischer Sprache positiv aus.

Auf finanzieller Ebene bewegt sich in der „Bildungsrepublik“ noch zu wenig. Darüber sind sich die meisten Kommentare zur OECD-Studie einig. 1995 gab Deutschland 5,1 % seines Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Bildung aus, 2008 waren es dann nur noch 4,9 %, um ein Jahr später wieder auf 5,2 % anzuwachsen. Der OECD-Durchschnitt aber beträgt 5,9 %. Dabei werde in Deutschland besonders der Grundschulbereich vernachlässigt, die jährlichen Ausgaben für jeden Studierenden liegen im Tertiärbereich sogar um 1700 Dollar höher als im OECD-Durchschnitt.

„Die Finanzanteile für die Bildung müssen sehr viel deutlicher wachsen als bislang“, kommentiert Margret Wintermantel, Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). „Mit den im internationalen Vergleich immer noch kleinen Schritten kann Deutschland in dem sich weltweit dynamisch entwickelnden Bildungssektor nicht dauerhaft Schritt halten.“

Ziel von Bund und Ländern müsse es bleiben, die Ausgaben für Bildung und Forschung bis zum Jahr 2015 auf 10 % des Bruttoinlandsproduktes zu erhöhen, fordert die niedersächsische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka.

OECD: Nie waren die Chancen für Hochschulabsolventen in Deutschland so gut wie heute

So positiv die Meldung auch für Akademiker ist, dass es keine bessere soziale Versicherung gibt als ein abgeschlossenes Studium, so verkrustet sind die Schattenseiten. „Nie zuvor waren die Chancen hoch qualifizierter Arbeitskräfte in Deutschland so gut wie in den letzten Jahren“, schreibt die OECD – während sich die Zukunft für junge Menschen ohne einen höheren Abschluss verdüstert habe. An diesem wunden, für Deutschland charakteristischen Punkt setzt die Kritik des Deutschen Gewerkschaftsbundes an: „Der Anteil der hoch Qualifizierten ist in den vergangenen Jahrzehnten kaum gestiegen, die soziale Herkunft bestimmt noch immer den Bildungserfolg. Wenn wir den Fachkräftebedarf künftig decken wollen, müssen wir endlich die sozialen Barrieren in unserem Bildungssystem aus dem Weg räumen“, sagt die stellvertretende Vorsitzende Ingrid Sehrbrock.

Bildungsinvestitionen gingen nicht verloren, sie würden in die Allgemeinheit zurückfließen und sich vermehren. Ingrid Sehrbrock: „Unter dem Strich profitiert gerade der Staat durch höhere Steuereinnahmen und geringere Transferleistungen in erheblichem Umfang finanziell von den guten Bildungsabschlüssen der Menschen.“

Einer von mehreren strategischen Hebeln seien mehr berufsbegleitende Studiengänge. 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Schmitz

    Wolfgang Schmitz

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Bildung, Karriere, Management, Gesellschaft

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