Mathematik: Kompetenzen bei Schülern während der Pandemie nicht gesunken
Haben Schülerinnen und Mathematik weniger gelernt, weil sie von Schulschließungen während der Corona-Pandemie betroffen waren? Diese Frage können Forschende des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi) nun beantworten.
Befürchtungen einer lebenslangen Benachteiligung der „Generation Corona“, also Schülerinnen und Schüler, die von den Schulschließungen betroffen waren, wurden schon während der Pandemie in drastischen Bildern geschildert. Dass die Einschränkungen tatsächlich deutliche Folgen auf das Lernen hatten, wurde mittlerweile in zahlreichen Studien beschrieben. Auch Ergebnisse aus dem Nationalen Bildungspanel (NEPS) zeigten bereits 2021, dass Schülerinnen und Schüler beim Distanzunterricht weniger Zeit in das Lernen investierten. Die Resultate lassen sich aber „nicht zuverlässig als Effekte der Corona-Pandemie interpretieren“, so das LIfBi.
Schulschließungen während der Pandemie haben kaum Einfluss auf Kompetenzen in Mathematik
Für die aktuelle Auswertung wurden die Kompetenzdaten von 6048 Jugendlichen aus dem NEPS verwendet, die zwischen 2012 und 2015 bzw. zwischen 2018 und 2021 in der Sekundarstufe verschiedener Schulformen waren. Die Kompetenzzuwächse von der 7. bis zur 9. Klasse fallen in Mathematik bei beiden Alterskohorten demnach nahezu identisch aus. In beiden Kohorten gibt es in fast gleichen Anteilen Schülerinnen und Schüler mit überdurchschnittlichen bzw. unterdurchschnittlichen Kompetenzwerten. Die Kompetenzen sind in beiden Kohorten im Mittel gleich stark ausgeprägt, unabhängig davon, ob die Kinder Schulschließungen erlebt haben oder nicht.
„Die Vermutung, dass es durch die Pandemie zu Einbrüchen in den Mathematikkompetenzen der betroffenen Jugendlichen gekommen ist, lässt sich mit den Daten des Nationalen Bildungspanels nicht bestätigen“, fasst Autorin Lena Nusser die Ergebnisse zusammen. Obwohl das Lernen in der Pandemie weniger strukturiert gewesen sei, die Schülerinnen und Schüler weniger Kontakt zu Lehrkräften gehabt hätten, mehr auf sich gestellt gewesen seien und weniger Zeit in das Lernen investiert hätten, sei der Kompetenzzuwachs in der Sekundarstufe vergleichbar mit dem von Jugendlichen, die ihre Schulzeit normal durchlaufen haben. Diese vergleichsweise positiven Ergebnisse gelten laut Studie für den Bereich Mathematik, oder genauer für mathematische Kompetenzen, wie sie im Rahmen der NEPS-Studie erfasst wurden.
Mathematik: Schüler und Schülerinnen der Sekundarstufe lernten oft selbstgesteuert
Die Studienautoren vermuten, ein Grund für die kaum vorhandenen negativen Effekte auf die Leistungsentwicklung könnte darin liegen, dass bei Jugendlichen in der Sekundarstufe die Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen deutlich stärker ausgeprägt ist als beispielsweise bei Grundschülerinnen und -schülern. „Die Jugendlichen konnten die Einbußen durch Corona womöglich selbst recht gut kompensieren – zumindest im Bereich Mathematik. Ob die Pandemie in anderen Bereichen, insbesondere emotional und motivational, längerfristige Folgen für die Jugendlichen hat, lässt sich aus den Befunden nicht ableiten“, heißt es. Offen bleibe auch, welche Auswirkungen die Corona-Einschränkungen auf die Kompetenzentwicklung von jüngeren Schülerinnen und Schüler unterhalb der 7. Klasse hatte.
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