MINT-Berufe: Warum es die Branche schwer hat – und wie die Regierung das ändern will
In vielen Branchen, die mit MINT-Fächern zu tun haben, fehlt es an qualifizierten Fachkräften. Das Bildungsministerium will das mit einem völlig neuen Konzept ändern.
MINT wird bei uns groß geschrieben, also im wahrsten Sinne. Zwar tendieren wir dazu, Akronyme, die ein Wort ergeben, nicht in Versalien zu schreiben. Aber hier machen wir eine Ausnahme, weil das Wort als Mint sonst eine zu große Verwechslungsgefahr mit erfrischenden Minzdrops in sich birgt – und dafür ist MINT einfach zu wichtig.
Was ist ein MINT-Beruf?
MINT steht für „Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft und Technik“. Der Bedarf an Experten aus diesen Fächern ist groß, die Zahl der qualifizierten Fachkräfte hingegen ist nach wie vor in manchen Bereichen relativ gering.
Es gibt dabei einerseits klassische Studienfächer:
- Mathematik
- Informatik
- Biologie
- Chemie
- Physik
- Astronomie
- Geografie
- Ingenieurwesen verschiedener Fachrichtungen
Andererseits gibt es auch eine große Bandbreite an Ausbildungsberufen, die zum Teil wiederum mit Studiengängen kombiniert werden können, z.B.:
- Industriemechaniker
- Mechatroniker
- Kraftfahrzeugmechatroniker
- Zerspanungsmechaniker
- Maschinen- und Anlagenführer
MINT-Berufe: Frauenquote ist überschaubar
Vor allem auch die Frauenquote ist sehr überschaubar: Nur knapp 15 Prozent der Beschäftigten in den Berufen sind Frauen – in manchen Branchen mehr als in anderen. Vor allem in den klassischen Ingenieursdisziplinen sind nach wie vor Männer deutlich in der Überzahl.
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Derweil werden zurzeit zahlreiche Stellen in den entsprechenden Branchen frei, Grund ist schlicht der demografische Wandel. Viele Babyboomer werden bald in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig ändern sich wegen der technologischen Fortschritte der letzten Jahre und der digitalen Transformation die Anforderungsprofile für die Nachrückenden. Das macht die Stellenbesetzung in vielen Unternehmen bisweilen schwierig. Gut für Nachwuchskräfte in manchen Branchen, etwa in der IT: Sie können sich ihre Stellen aussuchen, viele Arbeitgeber buhlen um die Besten.
Regierung will Bildung deutlich fördern
Ein handfester Fachkräftemangel droht zwar nicht, dennoch will die Bundesregierung vorbereitet sein. Das Bundesbildungsministerium (BMBF) hat jetzt die bundesweite Vernetzungsstelle „MINT vernetzt“ gestartet. Darüber sollen Forschungsergebnisse und Branchen-Akteure gebündelt und vernetzt werden.
„Wer sich für die Energiewende, für Medikamentenentwicklung oder auch für den gesellschaftlichen Einfluss von Künstlicher Intelligenz interessiert, der braucht MINT. Und Deutschland als Innovationsland braucht die MINT-Begeisterten“, so Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU).
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„Nur dann bleiben wir Spitze in Wissenschaft und Forschung. Deshalb kümmern wir uns um die MINT-Bildung: Ab sofort schaffen wir eine zentrale Anlaufstelle rund um das Thema MINT“, so Karliczek weiter. Die zentrale Anlaufstelle wird ihren Sitz in Hamburg haben und von dort aus bundesweit den Austausch und die Beratung in der Bildung organisieren. „Sie sorgt für den Transfer von guten Beispielen und Forschungsergebnissen in die Praxis. Sie soll innovative und nachhaltige MINT-Bildungsangebote anregen. Mit ihr wird eine zentrale Anlaufstelle und eine IT-gestützte Infrastruktur entstehen. Etablierte und neue MINT-Bildungsanbieter können hier mit Akteuren aus Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft, Politik und Schule zusammenfinden“, so die Ministerin.
Verbundprojekt mit Sitz in Hamburg
Geleitet wird das Verbundprojekt von der Historikerin Stephanie Kowitz-Harms von der Hamburger Körber-Stiftung. Sie sagt: „’MINT vernetzt‘ unterstützt MINT-Akteure dabei, noch bessere Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche zu machen. Ein Fokus liegt auf Mädchen und jungen Frauen, die sich weiterhin zu selten für MINT-Studiengänge oder -Ausbildungsgänge entscheiden. Das Wissen und die Ideen, wie Mädchen und junge Frauen jenseits von Klischees und Geschlechterstereotypen gezielt angesprochen und für MINT-Themen begeistert werden können, ist da. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass diese Erkenntnisse auch in der Bildungspraxis umgesetzt werden.“
Die zentrale Stelle ist ein Verbundprojekt der Körber-Stiftung, dem Nationalem MINT Forum, dem Stifterverband, der matrix gGmbH und dem Lehrstuhl für Schulpädagogik der Uni Regensburg. Eines der ersten Ziele wird eine E-Plattform sein, um eine IT-gestützte Vernetzung von Akteurinnen und -Akteuren zu ermöglichen. Ein eigenes Data-Lab innerhalb der Plattform soll statistische Daten, Studien und Forschungsergebnisse bereitstellen.
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DieVernetzungsstelle richtet sich vor allem an Anbieterinnen und Anbieter von Programmierkursen oder Experimentierangeboten für Kinder und Jugendliche, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Schülerlaboren oder Forscherwerkstätten, Koordinatorinnen und Koordinatoren von regionalen Netzwerken und Clustern sowie an ehrenamtlich Engagierte, die Einblicke in die Berufspraxis organisieren.
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